Der systemische Lupus erythematodes (SLE) gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Das sind Krankheiten, bei denen sich das Immunsystem gegen den eigenen Organismus richtet. Zum körpereigenen Abwehrsystem gehören Lymphozyten und Antikörper. Diese gegen sich selbst gerichteten Antikörper (Auto-Antikörper) reagieren vornehmlich mit den Kernen der Organzellen. Man bezeichnet sie daher auch als antinukleäre Antikörper (ANA).
Die Autoantikörper gelangen mit dem Blut in alle Bereiche des Körpers. So können sie praktisch in allen Organen zu Entzündungen und Schäden führen. In manchen Fällen beschränkt sich der SLE auf den Befall der Haut. Häufiger befällt er jedoch auch innere Organe (systemischer oder viszeraler LE).
Der SLE kann in jedem Alter auftreten. Besonders betroffen sind aber junge Frauen zwischen 16 und 40. In diesem Alter produziert der weibliche Körper besonders stark Geschlechtshormone. Offensichtlich erleichtern diese Hormone das Entstehen eines SLE.
Letztlich ist nicht bekannt, was einen SLE verursacht. Wahrscheinlich treffen verschiedene Faktoren aufeinander.
Als Wegbereiter gelten eine genetische Veranlagung und die weiblichen Hormone. Als Auslöser gelten
- körperliche und psychische Belastungen,
- Infektionskrankheiten,
- Sonnenlicht,
- Schwangerschaft und
- Medikamente.
Die im Körper ablaufende Entzündung führt zu allgemeinen Krankheitssymptomen wie
- Fieber,
- Mattheit und
- Abgeschlagenheit.
Dazu kommen Symptome, die durch den Befall spezieller Organe bedingt sind. Diese finden Sie nachfolgend aufgezählt.
Haut:
- Rötung und Brennen der Haut, oft im Gesicht über Wangen und Nase (Schmetterlingserythem),
- häufig Sonnenempfindlichkeit der Haut,
- öfter Haarausfall
Gelenke:
Muskulatur:
Nieren:
Leichte Nierenschmerzen, meist spürt der Patient die Nierenentzündung nicht! Eine Urinuntersuchung auf rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Eiweiß ist wichtig
Lunge:
Rippenfellentzündung (Schmerzen beim Atmen)
Herz:
Zentrales Nervensystem (ZNS):
Blutgefäße:
- Häufig ein plötzliches Abblassen der Finger (Raynaud),
- seltener auch Gefäßentzündungen (Vaskulitis), meist an den Fingern mit Hautblutungen
Blut: Verminderung
- der weißen Blutkörperchen (Leukozyten),
- der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und
- der Blutplättchen (Thrombozyten).
Diese Veränderungen bemerkt der Patient oft nicht. Sie zeigen sich aber bei der Untersuchung des Blutbildes durch Störungen der Blutgerinnung mit vermehrten Thrombosen.
Teilweise zeigt sich auch eine Entzündung der Speichel- und Tränendrüsen (Sjögren-Syndrom).
In der Regel weist ein Patient nur einen Teil dieser möglichen Krankheitszeichen auf (z.B. Haut und Gelenke).
Ein systemischer Lupus erythematodes zeigt häufig Entzündungsreaktionen der Haut © velimir | AdobeStock
Der SLE verläuft meist in Schüben, wobei ein Schub wenige Wochen bis Monate dauern kann. Zwischen den Schüben sind manche Patienten völlig beschwerdefrei. Andere haben noch geringe Krankheitszeichen, wie verminderte Leistungsfähigkeit und Gelenkschmerzen. Nur bei wenigen Patienten ist der SLE ständig aktiv.
Manche Betroffene haben stärkere Symptome. Hautentzündungen und Gelenkschmerzen sind zwar sehr unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich.
Andere haben zwar kaum Symptome, können aber stark gefährdet sein. Das betrifft etwa Patienten mit Nierenentzündung. Die Nieren sind lebenswichtige Organe, so dass in seltenen Fällen ein SLE auch lebensbedrohlich verlaufen kann.
Meistens besteht der SLE so weiter, wie der Betroffene ihn individuell erlebt hat. Er kann damit rechnen, dass bei einem erneuten Schub auch die gleichen Organe befallen werden.
Die Krankheit lässt in ihrer Intensität im Laufe der Jahre nach, die Schübe werden seltener und weniger stark.
Man unterscheidet zwischen zwei Behandlungsformen:
- die akute medikamentöse Therapie bei einem aktuellen Krankheitsschub, und
- die Prophylaxe (Vorbeugung), die einen erneuten Krankheitsschub verhindern soll.
Medikamentöse Therapie des systemischen Lupus erythematodes
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab,
- dem Patienten die Symptome zu erleichtern. z.B. mit einem Mittel gegen Gelenkschmerzen, und
- regulierend auf die Krankheit einzuwirken, so dass das ins Ungleichgewicht geratene immunologische System wieder ins Gleichgewicht kommt.
In sehr leichten Fällen genügt die Behandlung mit einem Antirheumatikum. Oft muss jedoch Cortison eingesetzt werden. Während des Schubs ist die Dosis höher, danach kann man sie reduzieren. Wenn möglich setzt man das Cortison irgendwann ganz ab. Profitiert der Patient davon, erhält er häufig auch eine geringe Dauerdosis.
Als weitere Medikamente kommen zum Einsatz:
- Antimalariamittel (z.B. Resochin®), das besonders bei Haut- und Gelenkentzündungen eingesetzt wird, sowie
- Immunsuppressiva, die das falsch programmierte Immunsystem dämpfen sollen.
Die bekanntesten sind Imurek® und Endoxan®. Ob sie eingesetzt werden, hängt von der Entzündungsaktivität des SLE und der Schwere des Organbefalls ab. Gold und Azulfidine®, die bei der chronischen Polyarthritis wirksam sind, dürfen beim SLE nicht eingenommen werden.
Maßnahmen zur Vorbeugung eines erneuten SLE-Krankheitsschubes
Durch entsprechende Verhaltensweisen kann der Krankheitsverlauf günstig beeinflusst werden.
1. Körperliche und psychische Belastungen
Patienten mit einem SLE haben ein sehr labiles Immunsystem, das extremen Belastungen nicht gewachsen ist. Dadurch können neue Krankheitsschübe ausgelöst werden. Daher ist eine gemäßigte Lebensführung oberstes Gebot.
Dies gilt für körperliche wie auch für psychische Belastungen. Leichte sportliche Betätigung ist erlaubt. Sport, der zur Erschöpfung führt, ist schlecht. Vermeiden Sie unnötige Konflikte und lassen Sie sich nicht von beruflichem Ehrgeiz zerfressen. Finden Sie das rechte Maß in allen Dingen.
2. Ernährung
Das „rechte Maß“ gilt genauso für die Ernährung. Essen Sie möglichst knapp. Übergewicht ist sehr ungünstig. Vermeiden Sie alle einseitigen Ernährungsformen, sondern ernähren Sie sich möglichst vielseitig.
Zu viel Obst und Salat können ebenfalls schaden - essen Sie in Maßen! Nehmen Sie nur so viel Eiweiß zu sich, wie der Körper braucht. Eine spezielle Diät, die die Krankheit heilt, gibt es allerdings nicht.
3. Infektionskrankheiten
Infektionen durch Viren oder Bakterien sind die häufigste Ursache für einen SLE-Schub. Meiden Sie soweit möglich alle Umstände, die mit einer erhöhten Infektionsgefahr verbunden sind. Gehen Sie bei Erkrankungen schnell zum Arzt, damit einer aufkeimenden Infektion entgegengewirkt werden kann.
Bestimmte Antibiotika können einen SLE-Schub auslösen, etwa dürfen nicht gegeben werden Sulfonamide. Daher dürfen Sie diese nicht einnehmen. Bei Cortison-Einnahme dürfen Sie diese während einer Infektionserkrankung nicht reduzieren. Oftmals ist es sogar angebracht, die Dosis zu erhöhen.
4. Sonnenlicht
Sonnenlicht, genauer das ultraviolette Licht, kann einen SLE-Schub aktivieren. Menschen mit sonnenempfindlicher Haut sind besonders anfällig dafür. Meiden Sie daher das Sonnenlicht und schützen Sie Ihre Haut mit speziellen Sonnenschutzcremes. Ihr Arzt kann Sie hierzu beraten.
Sonnenstudios sollten Sie entsprechend ebenfalls nicht aufsuchen.
5. Schwangerschaft
Während einer Schwangerschaft kann sich SLE verschlechtern. Frauen mit SLE haben auch häufiger Fehl- und Frühgeburten als gesunde Frauen. Das Risiko auf Missbildungen ist dagegen nicht höher.
Planen Sie erst dann eine Schwangerschaft, wenn die Krankheit über mindestens 6 Monate inaktiv war. Sie sollten auch nur eine geringe Cortisondosis einnehmen. Bei Patientinnen, die eine schwere Phase der Organbeteiligung, z.B. der Nieren hinter sich gebracht haben, sollte der SLE eher über 1 bis 2 Jahre zur Ruhe gekommen sein.
6. Schwangerschaftsverhütung
Bestimmte weibliche Geschlechtshormone (die Östrogene) können den SLE antreiben. Greifen Sie bei Anti-Baby-Pillen daher auf reine Gestagenpräparate ohne Östrogene zurück (s.g. „Minipille“).
Sie können auch andere Verhütungsmethoden einsetzen. Allerdings ist bei der Spirale zu bedenken, dass öfters Entzündungen auftreten können.
7. Operationen
Sollte eine Operation anstehen, müssen Sie den Chirurgen auf Ihre Erkrankung und die Therapie hinweisen. Er wird sich mit einem Internisten in Verbindung setzen, um mit ihm die medikamentöse Therapie zu beratschlagen.