Hyperhidrose | Ärzte & Infos zu übermäßigem Schwitzen

07.09.2024
Dr. med. Jochen Peter
Medizinischer Fachautor

Schwitzen ist für den Menschen lebenswichtig. Denn so reguliert der Körper unter anderem die Körpertemperatur. Übermäßige Wärme kommt so aus dem Inneren des Körpers nach außen. Das Schwitzen ist also grundsätzlich normal. Wer allerdings grundlos sehr viel schwitzt, könnte an einer Hyperhidrose leiden. Hyperhidrose bedeutet übermäßiges Schwitzen, das verschiedene Ursachen haben kann. Auch die Behandlungsmethoden sind unterschiedlich, sogar operative Eingriffe können im Extremfall nötig sein.

 

ICD-Codes für diese Krankheit: R61

Empfohlene Spezialisten für Hyperhidrose

Artikelübersicht

Hyperhidrose (ICD-Code: R61) ist das übermäßige Schwitzen, bei dem eine Fehlfunktion in der Schweißsekretion vorliegt. Wer viel Sport treibt oder sich anderweitig körperlich anstrengt, schwitzt währenddessen vermehrt – ein völlig normaler Vorgang.

Wenn dieses vermehrte Schwitzen nun aber ohne ersichtlichen Grund auftritt, dann sprechen Mediziner von einer Hyperhidrose. Beliebte Areale sind zum Beispiel die Achselhöhlen, die Hände oder die Füße.

Aber auch im Gesicht kann sich die Hyperhidrose bemerkbar machen. Für Betroffene ist das unangenehm, da sich deutlich sichtbare Schweißperlen im Gesicht oder große Schweißflecken auf der Kleidung bilden.

Hyperhidrose: Starkes SchwitzenVermehrtes Schwitzen im Gesicht ist typisch für eine Hyperhidrose @ werayuth/Fotolia

Unterscheidung der Erkrankung

Wie bei vielen anderen Erkrankungen auch, unterscheiden Mediziner verschiedene Formen:

Primäre Hyperhidrose

Die primäre Form ist angeboren, wobei die genauen Gründe hierfür noch nicht klar sind. In Einzelfällen kann es aber sein, dass das vermehrte Schwitzen durch bestimmte Reize an den Geschmacksnerven entsteht. Dieses Phänomen tritt auf, wenn Sie beispielsweise etwas sehr Scharfes essen. Hier sprechen Experten von den so genannten „gustatorischen Reizen“.

Sekundäre Hyperhidrose

Die sekundäre Variante ist in der Regel die Folge von anderen Faktoren, die die übermäßige Schweißproduktion hervorrufen können. Hier kann es sich auch um Nebenwirkungen von folgenden Einflüssen handeln:

  • Bestimmte Medikamente
  • Hormonstörungen oder
  • Krankheiten 

Diagnose einer Hyperhidrose

Nicht jede vermehrte Schweißabsonderung ist gleich krankhaft und ist eine Hyperhidrose. Daher macht der Mediziner hier einige Untersuchungen, um zu erkennen, ob es sich tatsächlich um dieses Beschwerdebild handelt.

Dafür gibt es beispielsweise den sogenannten Jod-Stärke-Test. Dieser Test grenzt stark betroffene Areale ein. Die aufgetragene Verbindung aus Jod-Lösung und Stärkepulver färbt sich braun, wenn dort eine vermehrte Schweißproduktion vorliegt.

Von einer Hyperhidrose sprechen Ärzte, wenn in einer gewissen Zeitspanne gewisse Richtwerte überschritten sind.

Um dies herauszufinden, gibt es den Gravimetrie-Test. Dabei bringt der Arzt ein Papier auf das betroffene Hautareal auf. Nach einer gewissen Zeit entfernt er es wieder. Der Arzt vergleicht das Gewicht des Papiers vor und nach der Messung und kann so den Wert ermitteln.

Schichten der Haut

Schichten der Haut @ bilderzwerg / Fotolia

Ursachen der Hyperhidrose

Bei der primären Hyperhidrose sind die Ursachen nicht klar. Die Mediziner gehen hierbei von einer gewissen Veranlagung aus.

Bei der sekundären Hyperhidrose können aber darüber hinaus auch noch andere Gründe eine Rolle spielen. Zum Beispiel können bei Frauen die Wechseljahre eine Ursache sein, da sich hier der Hormonhaushalt stark verändert.

Kreislaufstörungen oder chronisch verlaufende Infekte zählen ebenfalls zu den möglichen Gründen für eine Hyperhidrose.

In Extremfällen können aber auch bösartige Erkrankungen wie Lymphome oder Malignome an der Entstehung der Hyperhidrose beteiligt sein. Ebenfalls ein Grund: Übergewicht.

Behandlung einer Hyperhidrose

Es gibt verschiedene Mittel und Wege, um eine Hyperhidrose zu behandeln. Tritt die Hyperhidrose vermehrt im Bereich der Achseln auf, können Sie es zum Beispiel mit Präparaten wie Antitranspirantien versuchen.

Diese sind als Spray, Roller oder Creme erhältlich. In der Anfangszeit sollten Sie das Mittel täglich auftragen. Bei langfristiger Nutzung können Sie die Häufigkeit später dann auf ein- bis zweimal pro Woche reduzieren. Hierbei spricht man von einer topischen Therapie.

Darüber hinaus gibt es auch noch andere Varianten. Die Behandlung mit einem Nervengift kommt zum Einsatz, um die Schweißbildung zu reduzieren.

Das Gift spritzt der Arzt direkt in die Haut unter den Achseln. Allerdings können die Ergebnisse von Patient zu Patient unterschiedlich ausfallen. Diese Behandlung fällt unter die systemische Denervierung.

Die systemische Therapie wiederum setzt auf den Einsatz von Psychopharmaka. Allerdings gibt es hierfür noch keine gesicherten Studien.

Behandlung bei HyperhidroseBehandlung mit Nervengift @ Dimid / Fotolia

Operative Methoden können bei der Hyperhidrose ebenfalls zum Einsatz kommen. Die Entfernung von Hautarealen und Schweißdrüsen gehört heute nicht mehr zum Standard: Der Grund: Narbenbildung und Wundheilungsstörungen können hier die Folge sein.

Zu den weiteren OP-Methoden zählen die Absaugung der Schweißdrüsen (Subkutane Schweißdrüsensaugkürettage) sowie die endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS).

Diese Methode sollte allerdings erst zum Einsatz kommen, wenn die übrigen Behandlungsmethoden keinen Erfolg zeigten. Denn dabei können mögliche Komplikationen wie das kompensatorische Schwitzen anderer Areale auftreten.

Darüber hinaus sollten Ärzte bei einer sekundären Hyperhidrose die zugrundeliegende Krankheit behandeln. Wer aufgrund von starkem Übergewicht vermehrt schwitzt, kann mit einer Gewichtsreduktion unterstützend eingreifen.

Mögliche Behandlungsformen:

  • topische Therapie
  • Medikamente
  • Operationen
  • bei sekundärer Hyperhidrose: Behandlung der Grunderkrankungen,
  • Reduzierung von Übergewicht

Prognose bei einer Hyperhidrose

Für dieses Beschwerdebild gibt es keine allgemeingültige Prognose. Sie ist abhängig von der Art der Hyperhidrose sowie von der Behandlung. In seltenen Fällen kann es – etwa nach operativen Eingriffen – zu Komplikationen kommen.

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