Beckenvenenobstruktionen (Obstruktion = Verengung) gehören in das Fachgebiet Phlebologie, das sich mit der Erkennung und Behandlung von Venenerkrankungen befasst.
Die Beckenvenen (Vena iliaca) transportieren das venöse, sauerstoffarme Blut aus den Beinen und münden in die Hohlvene (Vena cava). Diese führt das Blut zur rechten Herzkammer.
Liegt in einer der Beckenvenen eine Engstelle vor, funktioniert der Transport des Blutes nicht mehr ausreichend.
Solche Engstellen entstehen durch:
Dadurch kommt es zu einem Rückstau in den Beinen. Dies verursacht verschiedene Beschwerden wie Schwellung oder Schmerzen in den Beinen.
Das Zentrum für Beckenvenenobstruktionen ist eine Klinik, die sich auf die Behandlung von Verengungen der Beckenvenen spezialisiert hat.
Da die Therapie häufig chirurgisch erfolgt, kann das Zentrum an eine gefäß-chirurgische Klinik angegliedert sein. Die Zentren verfügen über modernste technische Ausstattung für die Diagnose und Therapie von Beckenvenenverengungen.
Die teilweise komplexen Eingriffe erfordern ein hohes Maß an fachlicher Expertise, wie sie beispielsweise Angiologen und Gefäßchirurgen haben.
Angiologen sind Experten der Gefäßmedizin. Sie haben eine sechsjährige Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Angiologie absolviert.
Sie sind somit Spezialisten für die Diagnose und Behandlung von Krankheiten der Venen, Arterien, Kapillaren und Lymphgefäße. Die Behandlungen können konservativ oder chirurgisch sein.
Die Gefäßchirurgie gehört zur Chirurgie. Gefäßchirurgen haben normalerweise eine ebenfalls sechsjährige Weiterbildung zum Facharzt für Gefäßchirurgie durchlaufen.
Sie sind Spezialisten für alle interventionellen Eingriffe, die Erkrankungen, Verletzungen, Infektionen oder Fehlbildungen des Gefäßsystems betreffen.
Die Spezialisten im Zentrum für Beckenvenenobstruktionen beschäftigen sich mit erworbenen und angeborenen Verengungen sowie Verschlüssen der Beckenvenen.
Eine häufige angeborene Erkrankung ist das Beckenvenen-Kompressionssyndrom, auch das May-Thurner-Syndrom oder das Vena-iliaca-Kompressionssyndrom.
Hierbei drückt die überkreuz verlaufende Beckenarterie die linke Beckenvene ein(komprimiert). Dadurch entstehen Schäden an der Gefäßinnenwand und eine Art „Venensporn". Als Folge dieser Abflussbehinderung erhöht sich das Risiko für Thrombosen in den linken Becken- und Beinvenen deutlich.
Eine Verengung der Beckenvenen kann aber auch im Rahmen einer Thrombose entstehen. Bei einer Thrombose verschließt ein Blutgerinnsel die Vene komplett. Auch wenn Ärzte das Blutgerinnsel entfernen oder auflösen, kann eine Blockade bestehen bleiben.
Eine akute Verengung bzw. ein akuter Verschluss der Beckenvenen ist häufig die Folge einer Thrombose. Ein Blutgerinnsel entsteht durch Schäden der Gefäßwand und Veränderungen des Strömungsverhaltens des Blutes.
Auch eine Verlangsamung des Blutflusses oder Turbulenzen an bereits bestehenden Gefäßveränderungen können Ursachen sein. Langes Sitzen (zum Beispiel bei Langstreckenflügen) oder Liegen (zum Beispiel im Krankenhaus) kann die Entstehung einer Thrombose ebenfalls begünstigen.
Folgende Symptome können auf eine Beckenvenenobstruktion hindeuten:
- Krampfadern
- Schwellungen der Beine
- Wadenkrämpfe
- Braunfärbung der Beine
- Schnelle Ermüdung der Extremitäten
- Nicht heilende Geschwüre an den Beinen
Typische Beschwerden einer Beckenvenenverengung sind Wadenkrämpfe @ Oporty786 /AdobeStock
Neben der Patientenbefragung (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung (Schwellungen, Schmerzen, Farbveränderungen) ist der Gefäßultraschall die wichtigste bildgebende Untersuchungsmethode. Sie heißt auch Doppler-Duplexsonographie.
Das Ultraschallgerät macht durch spezielle Farbbilder den Blutfluss in den Venen sichtbar. So kann der Arzt Gefäßverläufe im Gewebe erkennen, Verengungen und Verkalkungen diagnostizieren und ihre Ausdehnung vermessen.
Gefäßultraschall @ Evgeniy Kalinovskiy /AdobeStock
Eine moderne Methode zur Beurteilung von Obstruktionen im Beckenvenenbereich ist der intravaskuläre Ultraschall. Dabei bringen Ärzte einen miniaturisierten Ultraschallkopf in das Gefäßsystem ein.
Nicht immer lassen sich aber alle Gefäßbereiche mittels Ultraschall ausreichend darstellen. In diesen Fällen kann eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll sein. Phlebographie ist die Röntgendarstellung der Venen mithilfe eines Kontrastmittels.
Besonders gut sind die Gefäße im CT und MRT unter Kontrastmittelgabe zu sehen. Dann sprechen Experten von der CT-Angiographie (CTA) beziehungsweise der MR-Angiographie (MRA).
Beim intravaskulären Ultraschall führen Ärzte eine Ultraschall-Sonde in ein Gefäß ein @ Microgen /AdobeStock
Nach der Diagnose einer Beckenvenenverengung erfolgt zunächst eine Antikoagulation (Hemmung der Blutgerinnung). Die regelmäßige Einnahme eines Medikaments reduziert das Risiko für die Entstehung eines Thrombus und die Gefahr einer Lungenembolie.
Wenn bereits ein Thrombus besteht, lösen Ärzte diese auf und entfernen sie.
Hierfür gibt es prinzipiell drei Möglichkeiten:
- Medikamentöses Auflösen des Thrombus (systemische Fibrinolyse)
- Entfernung des Thrombus über einen Katheter (kathetergesteuerte Fibrinolyse)
- Chirurgische Thrombusentfernung (Thrombektomie)#
Minimal-invasiver Eingriff in der Gefäßchirurgie @ Kaspars Grinvalds /AdobeStock
Eine Verengung bzw. ein Verschluss einer Beckenvene kann der Gefäßchirurg häufig in einem minimalinvasiven Eingriff beheben.
Dafür punktiert er die Leiste und führt einen Venenstent ein. Es handelt sich hierbei um ein kleines Röhrchen, das das Gefäß weitet und problemlos lebenslang im Körper verbleiben kann.
Mittels Röntgenkontrolle führt der Arzt den Katheter mit dem Stent bis zur Engstelle und setzt ihn dort frei (Angioplastie).
Je nach Ausprägung kann der Chirurg mehrere Stents hintereinander setzen, um eine längere Einengung der Beckenvene dauerhaft zu eröffnen.