Knieschmerzen? Verstehen Sie die Ursachen von Verschleißerkrankungen am Knie! - Experteninterview mit Prof. Petersen

25.04.2024

Prof. Dr. med. Wolf Petersen ist eine anerkannte Koryphäe auf dem Gebiet der Kniechirurgie und ein führender Experte im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin. Seit 2008 steht er an der Spitze der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Martin Luther Krankenhaus in Berlin-Charlottenburg und wurde für seine außergewöhnliche Expertise und Führungskompetenz mehrfach ausgezeichnet. Seine Karriere ist durch eine konsequente Spezialisierung und ein hohes Maß an fachlicher Kompetenz geprägt, was ihm internationale Anerkennung eingebracht hat.

Als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Sportmedizin bringt Prof. Dr. Petersen ein breites Spektrum an Wissen und Erfahrung mit. Seine Expertise erstreckt sich über die Behandlung von Verletzungen, Deformitäten bis zu Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates. In der renommierten Klinik des Martin Luther Krankenhauses behandelt er erfolgreich Sportverletzungen, Knochenbrüche, Gelenkverschleiß und weitere orthopädische Probleme. Sein herausragendes Leistungsspektrum umfasst insbesondere die Kniechirurgie, bei der er sich auf komplexe Eingriffe wie Knieprothesen, Meniskusoperationen und Kreuzband-Operationen spezialisiert hat. Prof. Dr. Petersen setzt auf innovative Verfahren wie die Meniskustransplantation, Knorpel-Knochen-Transplantationen und minimalinvasive Techniken, um optimale Behandlungsergebnisse zu erzielen.

Durch seine langjährige Erfahrung in der Kniechirurgie hat er sich als verlässlicher Experte etabliert. Dabei legt er großen Wert darauf, minimalinvasive Verfahren anzuwenden, um eine schnellere Genesung und bestmögliche Ergebnisse für seine Patienten zu erreichen. Prof. Dr. Petersen leitet eine hochmoderne Klinik, die nicht nur durch ihr breites Behandlungsspektrum, sondern auch durch ihre technologische Raffinesse besticht. Sein Engagement, innovative Techniken einzusetzen, spiegelt sich in der Verwendung minimalinvasiver Arthroskopie-Verfahren wider, die den Patienten eine schonende und effektive Therapie ermöglichen. Mit seinem umfassenden Wissen und seiner Behandlungskompetenz gewährleistet Prof. Dr. Petersen seinen Patienten eine erstklassige Versorgung und eine optimale Genesung.

Mit den Knien hat ca. jeder fünfte Mensch in Deutschland Probleme. Entzündungen, Überlastung sowie plötzliche Verletzungen an den Menisken oder Kreuzbändern oder einfacher Verschleiß – mit Prof. Dr. Petersen konnten wir über diese häufig vorkommenden Probleme sprechen.

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Verschleißerscheinungen am Kniegelenk, medizinisch als Kniearthrose bezeichnet, sind degenerative Veränderungen, die im Laufe der Zeit auftreten können. Sie betreffen die Knorpelschicht im Kniegelenk, die normalerweise als stoßdämpfende Schicht zwischen den Knochenoberflächen wirkt. Die Kniearthrose entsteht, wenn dieser Knorpel abnimmt und sich abnutzt, was zu Reibung und Schmerzen führt. Typische Anzeichen von Verschleißerscheinungen am Kniegelenk sind Schmerzen, Steifheit, Schwellungen und eingeschränkte Beweglichkeit des Knies. Patienten können auch ein Knirschen oder Knacken im Gelenk verspüren. Diese Symptome können im Verlauf der Erkrankung an Intensität zunehmen und die Mobilität der betroffenen Person einschränken. 

Die Hauptverschleißerkrankung des Knies ist die Kniearthrose. Dafür gibt verschiedene Ursachen, darunter Alterungsprozesse, Verletzungen des Kniegelenks, Übergewicht, genetische Veranlagung oder Überbeanspruchung des Gelenks durch bestimmte Sportarten oder Berufe. Es kann hierbei auch zum Beispiel der Meniskus alleine verschleißen. Das Hauptsymptom dabei ist der Schmerz. Eine Begleiterscheinung der Arthrose kann auch ein Gelenkerguss sein. Primär findet bei Verschleiß der Prozess im Knorpel statt. Sekundär können sich Entzündungen bilden, die Flüssigkeit produzieren, die in die Gelenkhöhle geraten, weswegen das Kniegelenk anschwillt. Und dann befindet sich der Patient in einem Teufelskreis, denn er kann das Knie nicht gut bewegen wodurch sich wiederum die Erkrankung manifestiert und die umliegenden Sehnen sich nach und nach verkürzen. Durch die mangelnde Bewegung kommt es zu einer Muskelatrophie, das heißt, die Muskulatur baut ab, und die Symptome verstärken sich weiter“, schildert Prof. Dr. Petersen zu Beginn unseres Gesprächs. Die Behandlung von Verschleißerscheinungen am Kniegelenk zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und die Funktionalität des Knies zu erhalten. Dies kann konservative Methoden wie Physiotherapie, Schmerzmedikamente, Injektionen oder auch operative Maßnahmen wie Gelenkersatz durch eine Knieprothese beinhalten.

Bei Verschleißerkrankungen des Kniegelenks, wie der Kniearthrose, stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung.

Zu den konservativen Ansätzen gehören Physiotherapie und Bewegungstherapie, die darauf abzielen, die Muskulatur rund um das Knie zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern. Medikamente wie Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente können ebenfalls eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu reduzieren. In einigen Fällen können auch Injektionen mit Hyaluronsäure oder Cortison hilfreich sein. Besonders wichtig ist auch die Gewichtsreduktion, um die Belastung des Kniegelenks zu verringern. Hilfsmittel wie Orthesen oder Gehhilfen können verwendet werden, um das Knie zu entlasten und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Es gilt grundsätzlich an erster Stelle, konservative Möglichkeiten der Therapieoptionen auszuschöpfen. Eine notwendige Gewichtsreduktion verbunden mit einer Ernährungsumstellung ist hierbei eine der ersten Maßnahmen. Denn Menschen mit einem BMI (Body Mass Index) von über 30 haben definitiv ein höheres Risiko an Arthrose zu erkranken, da durch das hohe Gewicht die Gelenke eine viel höhere Belastung haben. Unsere vielfach konsumierte westliche Fast-Food-Ernährung fordert ein hohes Entzündungspotenzial. Die Menschen essen viel zu viel Fleisch, wodurch sich verstärkt Harnsäure bildet, was wiederum zu Gicht in den Gelenken führen kann. Es finden sich auch zu viele Fertigprodukte in den deutschen Haushalten. Sehr zu empfehlen hingegen ist eine mediterrane Ernährung mit reichlich ungesättigten Fettsäuren, wenig Fleisch, mehr Fisch und Gemüse. Aber nicht nur die Ernährungsregulierung ist ein wichtiger Faktor, sondern auch der ganze Lifestyle. Das heißt: Man sollte in Bewegung bleiben! Natürlich sollten hierbei die Gelenke nicht überlastet werden, weswegen Sport wie Gymnastik oder auch Wassergymnastik sich gut eignet. Allein wer dann schon zehn Kilo weniger hat, wird weniger Arthrose Beschwerden haben“, empfiehlt Prof. Dr. Petersen.

Die Entscheidung zwischen konservativen Behandlungsmethoden und operativen Methoden wie etwa der Endoprothetik beim Kniegelenk hängt maßgeblich vom Grad des Knorpelverschleißes ab. Der Zustand des Knorpels im Kniegelenk spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl des geeigneten Behandlungspfades.

Bei geringfügigen oder anfänglichen Knorpelschäden können die konservativen Ansätze wie Physiotherapie, Medikation, Injektionen oder andere nicht-invasive Therapien zur Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung eingesetzt werden. Diese Methoden werden oft bevorzugt, insbesondere bei jüngeren Patienten oder solchen mit einem aktiven Lebensstil. Ziel ist es, die Lebensqualität zu verbessern und eine Operation so lange wie möglich hinauszuzögern. „Wenn die Bewegung sehr stark eingeschränkt ist, dann kann auch eine gezielte Physiotherapie helfen, und auch aus dem orthopädietechnischen Bereich können Einlagen, Orthesen oder bewegliche Knieschienen unterstützen“, erklärt Prof. Dr. Petersen und geht noch auf eine medikamentöse Option ein: 

Kurzzeitige Schmerzphasen können auch medikamentös behandelt werden mit Ibuprofen oder Diclophenac. Dies sollte aber nicht über einen längeren Zeitraum erfolgen. Eine weitere Möglichkeit der Schmerzlinderung sind Injektionen. Hierbei spielt Cortison eine eher untergeordnete Rolle und wird nur bei extrem stark entzündeten Gelenken eingesetzt. Hyaluronsäure ist wesentlich effektiver. Auch die plättchenreiche Eigeninjektion (PRP-Injektion; PRP= Platelet-Rich Plasma) ist eine gute Option. Hierbei wird dem Patienten eine Injektion mit einer Lösung verabreicht, die aus seinem eigenen Blut gewonnen wird. Die Wachstumsfaktoren in den Blutplättchen regen die natürlichen Heilungs- und Regenerationsprozesse im Gelenk an, reduzieren Entzündungen und fördern die Reparatur geschädigter Gewebe“.


Bewegliche Knieschienen, auch bekannt als dynamische oder funktionelle Knieschienen, sind orthopädische Hilfsmittel, die zur Stabilisierung und Unterstützung des Knies verwendet werden. Im Gegensatz zu starren Schienen erlauben bewegliche Knieschienen eine gewisse Bewegungsfreiheit im Kniegelenk, während sie gleichzeitig Schutz und Unterstützung bieten. Diese Schienen sind oft mit Gelenken oder Scharnieren ausgestattet, die es dem Knie ermöglichen, sich in einem bestimmten Bewegungsbereich zu bewegen, während gleichzeitig die notwendige Stabilität erhalten bleibt. Die Bewegungsfreiheit kann je nach Modell und individuellem Bedarf variieren.


Jedoch kann ein sehr fortgeschrittener Knorpelverschleiß, der zu erheblichen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und einem Funktionsverlust im Kniegelenk führt, die Wirksamkeit konservativer Ansätze einschränken. In solchen Fällen, in denen konservative Maßnahmen keine ausreichende Besserung bringen, gibt es verschiedene chirurgische Maßnahmen, die man in Betracht ziehen kann.

Bei lokalen Knorpelschäden oder einer Anfangsarthrose gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten bis hin zur Knorpelzelltransplantation, wobei hierfür eher jüngere Patienten in Frage kommen und eine Transplantation auch nur dann Sinn macht, wenn der Knorpelschaden lokal begrenzt ist. Die nächste größere Sache, die chirurgisch in Frage kommt, ist die sogenannte Umstellungsoperation, eine gelenkerhaltende Operation, die die Beinachse des Patienten korrigiert. Dies kommt aber nur für Patienten in Frage, die noch keinen kaputten Gelenkstamm haben und sich im Arthrose Stadium 1-3 befinden“, stellt Prof. Dr. Petersen fest.


Die Arthrose, eine degenerative Gelenkerkrankung, kann in vier Grade eingeteilt werden, die den Schweregrad der Erkrankung anzeigen.

Grad 1 (beginnende Arthrose): In diesem Stadium gibt es erste Anzeichen von Knorpelschäden. Der Knorpel ist leicht abgenutzt, was zu minimalen Beschwerden wie gelegentlichen Gelenkschmerzen oder Steifheit führen kann.

Grad 2 (leichte Arthrose): Hier ist der Knorpel bereits deutlich geschädigt. Es treten häufiger Schmerzen auf, besonders nach Belastung oder Bewegung. Die Gelenkfunktion kann beeinträchtigt sein, und es können Knirschen oder Knackgeräusche auftreten.

Grad 3 (mittelschwere Arthrose): In diesem Stadium ist der Knorpel stark abgenutzt, was zu erheblichen Schmerzen, Schwellungen und Steifheit führen kann. Die Beweglichkeit des Gelenks ist stark eingeschränkt, und es kann zu Deformitäten kommen.

Grad 4 (fortgeschrittene Arthrose): Dies ist das schwerste Stadium, in dem der Knorpel vollständig abgenutzt ist und die Knochen im Gelenk direkt aufeinander reiben. Es kommt zu starken Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Die Gelenkdeformität ist ausgeprägt, und es können Knochenwucherungen (Osteophyten) auftreten.


Ist der vierte Grad der Arthrose Erkrankung erreicht, hilft oft nur noch eine Endoprothetik.

Die Entscheidung für eine Endoprothetik wird oft getroffen, wenn der Knorpelschaden so fortgeschritten ist, dass er die Struktur des Kniegelenks stark beeinträchtigt oder Knochenverformungen verursacht hat. In solchen Fällen kann die Implantation einer Prothese notwendig sein, um die Funktion des Gelenks wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern. „Bei der Wahl zu einer Endoprothetik spielt bei der Entscheidung das Alter oftmals eine Rolle. Bei allen Patienten unter 55 Jahren bin ich sehr vorsichtig. Denn gerade jüngere Patienten haben eine hohe Erwartungshaltung an so ein Kunstgelenk, da viele weiterhin zum Beispiel auch ihren Sport ausüben möchten. Die derzeitigen Kunstgelenke sind zwar sehr gut und auch sehr gut entwickelt, aber es bleibt immer noch ein Kunstgelenk. Bei den Jüngeren müssen daher die Beschwerden sehr hoch sein, wenn ein Implantat gesetzt werden soll. Bei Älteren sieht das anders aus. Hier geht es darum, dass sie den Alltag wieder gut bewältigen können und ohne Schmerzen zurechtkommen“, so Prof. Dr. Petersen zu den Überlegungen eine Endoprothetik betreffend.

Letztlich basiert die Wahl zwischen konservativen Methoden und einer Endoprothetik auf einer umfassenden Beurteilung des individuellen Zustands des Patienten durch den behandelnden Arzt. Dabei werden Faktoren wie der Schweregrad des Knorpelverschleißes, die Symptomatik, der Lebensstil und die Präferenzen des Patienten berücksichtigt. Die Entscheidung ist daher stets eine individuelle Abwägung, die darauf abzielt, die bestmögliche Behandlung für den Patienten zu gewährleisten und seine Lebensqualität zu verbessern.

In der stetigen Weiterentwicklung der Endoprothetik des Kniegelenks werden verschiedene innovative Technologien und Materialien eingesetzt, um die Haltbarkeit und Funktionalität der Prothesen zu verbessern. 

Moderne Implantate bestehen oft aus widerstandsfähigen Materialien wie Keramik, Metalllegierungen oder speziellen Hochleistungskunststoffen, die dazu beitragen, die Abnutzung zu verringern und die Lebensdauer der Prothese zu verlängern. „Im Regelfall bestehen alle Endoprothesen aus Metall, meistens im Unterschenkelbereich aus Titan mit einem Inlay aus Polyethylen, und die Oberschenkelunterseite besteht immer aus einer Kobaltchrom-Legierung. In den letzten 30 Jahren kommen Revisionen aufgrund eines Prothesenverschleißes fast nicht mehr vor. Man kann in jedem Fall sagen, dass nach Ablauf von 20 Jahren ca. 80-85% der Prothesen noch immer halten, bzw. es ist so, dass die meisten Implantate den Patienten „überleben“. Das wird künftig sicherlich auch noch besser werden. Denn man darf nicht vergessen, dass wir jetzt eine Datenauswertung haben von Operationen, die 20-30 Jahre her sind. Alles, was in den letzten fünf Jahren bis heute geschehen ist, ist als Langzeitauswertung noch nicht dokumentierbar“, beschreibt Prof. Dr. Petersen.

Ein bedeutender Fortschritt heute liegt in der Anpassung der Implantate an die individuelle Anatomie des Patienten. Durch Fortschritte in der Bildgebung und 3D-Drucktechnologie können maßgeschneiderte Implantate hergestellt werden, die exakt auf die anatomischen Gegebenheiten zugeschnitten sind.

Nach einer Knieendoprothetik ist eine gründliche und strukturierte Rehabilitation von entscheidender Bedeutung, um eine schnellere Genesung und verbesserte Mobilität des Patienten zu erreichen. 

Das Ziel dieser Rehabilitationsmaßnahmen besteht darin, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit des Knies wiederherzustellen und die normale Funktion des Gelenks zu verbessern. Zu Beginn konzentriert sich die Rehabilitationsphase darauf, das operierte Knie sanft zu bewegen, Schwellungen zu reduzieren und die Muskeln um das Gelenk herum zu aktivieren. Frühzeitige Bewegungsübungen, die unter Anleitung eines Physiotherapeuten durchgeführt werden, helfen dabei, die Durchblutung zu fördern und die Muskelfunktion zu verbessern. „Die Nachbehandlung ist eigentlich ganz einfach. Der Patient kann nach dem Eingriff das Bein gleich voll belasten. Wir empfehlen für den Zeitraum von vier Wochen grundsätzlich die Unterstützung mittels Gehhilfen, aber diese sind lediglich dafür da, die Koordination zu verbessern und zu unterstützen. Auch dieser Zeitraum variiert. Einige können sie schon nach zwei Wochen weglassen, andere, die motorisch ein bisschen schwerfälliger sind oder auch schwerere Arthrose-Stadien hatten, benötigen mehr Zeit. Die Patienten sind zwischen 3-7 Tage bei uns im Krankenhaus und können dann nach Hause oder in die Rehabilitationsklinik entlassen werden“, so Prof. Dr. Petersen.

Physiotherapeuten entwickeln individuelle Übungsprogramme, die darauf abzielen, die volle Beweglichkeit des Knies wiederherzustellen, die Muskelkraft um das Gelenk herum zu verbessern und die Stabilität zu fördern. Die Kräftigung der Quadrizeps-, Hamstrings- und Wadenmuskulatur spielt eine wichtige Rolle, um das Knie zu schützen und die Funktionalität zu unterstützen. Gleichzeitig werden Balance- und Koordinationsübungen durchgeführt, um das Vertrauen des Patienten in das operierte Knie zu stärken und das Risiko von Stürzen zu minimieren. Neben den gezielten Übungen zur Rehabilitation ist auch die Anleitung für den Alltag von Bedeutung. Hierbei geht es um die korrekte Körperhaltung, die Vermeidung von Überlastung des Knies bei täglichen Aktivitäten sowie die richtige Nutzung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Knieorthesen. 

Sport ist auch nach dem Einsatz einer Prothese machbar. Hierzu kommentiert Prof. Dr. Petersen: „Was die Wiederaufnahme sportlicher Aktivitäten betrifft, so kommt es auch immer auf die Sportart und natürlich den Grad der Belastung und die Durchführung an. Perfekt sind natürlich alle gelenkschonenden Sportarten wie Fahrradfahren, Nordic Walking, Schwimmen, leichtes Fitnesstraining. Aber ich habe auch viele Patienten, die Skifahren gehen. Das ist durchaus machbar, aber die die schwarzen Pisten sollten dann doch gemieden werden. Es ist grundsätzlich aber eher gut, wenn die Patienten sich sportlich betätigen und sich bewegen, weil eine gute Muskulatur wichtig für das Gelenk ist“.

Schneller Genesungsweg: Weniger Komplikationen und Infektionen im Martin Luther Krankenhaus Berlin.

Hier im Martin Luther Krankenhaus in Berlin verfolgen wir die sogenannten `Fast-Track-Konzepte´, die der Komplikationsvermeidung und schnelleren Mobilisierung der Patienten dienen. Das bedeutet, dass der Patient am selben Tag der Operation abends schon auf den Füßen steht und ein paar Schritte geht. Es folgt dann zwei Mal am Tag eine Krankengymnastik. Wir erleben dadurch auch keine Thrombosen mehr. Ziel ist auch, den Patienten gar nicht lange im Krankenhaus zu behalten, um die Ansteckungsgefahr mit Keimen noch geringer zu halten. Durch die Gabe des Medikaments Tranexansäure wird der eventuelle Einsatz von Blutkonserven vermieden, und seit vier Jahren wird ein Antibiotikum direkt nach der Operation ins Gelenk gegeben, um Infektionen zu vermeiden. Durch all diese Maßnahmen ist es uns gelungen, die Infektionsrate fast auf null abzusenken, und die Patienten sind insgesamt schneller wieder fit“, erläutert Prof. Dr. Petersen zu den erfolgreichen Maßnahmen der Infektionsvermeidung und schnelleren Genesung der Patienten, die im Rahmen einer erfolgten Studie auch in ca. zwei Jahren veröffentlicht werden, um Nachahmer zu motivieren. 


Tranexansäure ist ein Medikament, das zur Behandlung von übermäßiger Blutung eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Bildung von Blutgerinnseln fördert und somit die Blutung stoppt.


Der Status quo ist gut, was die Endoprothetik betrifft, und wir sind schon relativ weit oben. Da gibt es nicht so viel zu optimieren. Ich vermute aber, dass es weitere Verbesserungen durch die zunehmende Digitalisierung geben wird. Gerade bei Sportlern, insbesondere bei Kreuzbandoperationen, hat man in den vergangenen Jahren gesehen, was sportlich nach einem operativen Eingriff wieder möglich ist. Hier könnte sich die Entwicklung im Bereich der Endoprothetik noch verbessern. Da sehe ich noch eine große Zukunft“, formuliert Prof. Dr. Petersen optimistisch, und damit enden wir unser Gespräch.

Vielen Dank, sehr geehrter Herr Professor Dr. Petersen für den Einblick in die Behandlungsmöglichkeiten bei Kniegelenksverschleißerkrankungen!

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