Rückengesundheit Die "Klassiker": Ischias, Hexenschuss, eingeklemmte Nerven, Kreuzschmerzen - Experteninterview mit Dr. Richter

27.02.2025

Dr. med. Alexander Richter ist ein hochqualifizierter Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, dessen Spezialisierung auf der Wirbelsäulenchirurgie und der Schmerzmedizin liegt. Er ist als leitender Arzt in der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie und Neurochirurgie der Helios ENDO-Klinik Hamburg tätig und führt dort auf höchstem Niveau sowohl konservative als auch operative Therapien durch. Dr. Richter hat sich auf die Diagnose und Behandlung von akuten und chronischen Rückenschmerzen, Bandscheibenproblemen sowie Deformitäten wie Skoliosen und Kyphosen spezialisiert.

In seiner über 20-jährigen Karriere hat er mehr als 2.500 Wirbelsäuleneingriffe erfolgreich durchgeführt. Dies umfasst unter anderem mikrochirurgische und Verfahren bei Bandscheibenvorfällen und Spinalkanalstenosen, aber auch komplexe Eingriffe wie Wirbelsäulenstabilisierungen und -korrekturen sowie die Behandlung von Wirbelbrüchen, Tumoren und Metastasen der Wirbelsäule. Seine Expertise erstreckt sich auch auf die Revisionschirurgie, also die operative Korrektur von Fehlentwicklungen nach bereits durchgeführten Eingriffen. Darüber hinaus bietet er interventionelle Schmerztherapien, darunter Injektionen an der Wirbelsäule und an Nervenwurzeln, an. Dabei verfolgt er einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die operativen Maßnahmen stets als letzte Option in Betracht gezogen werden – bevor er mit seinen Patienten maßgeschneiderte konservative Therapien erarbeitet.

Neben seiner klinischen Tätigkeit hat Dr. Richter auch einen akademischen Hintergrund und war an der Technischen Universität Hamburg-Harburg auf dem Gebiet der Biomechanik der Wirbelsäule tätig. Seine wissenschaftlichen Beiträge wurden in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Auch als Referent und Ausbilder für die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft sowie die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie ist Dr. Richter ein anerkannter Experte und engagiert sich aktiv in der Ausbildung junger Ärzte. Dr. Richter behandelt eine breite Palette von Patienten, darunter sowohl Erwachsene als auch Jugendliche mit Wirbelsäulendeformitäten.

Die Redaktion des Leading Medicine Guide konnte mit Dr. Richter über das Thema Rückengesundheit sprechen und von interessanten Details erfahren.

Dr. med. Alexander Richter, HELIOS ENDO-Klinik Hamburg

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit und betreffen eine große Zahl von Menschen jeden Alters. Besonders die sogenannten „Klassiker“ wie Ischias, Hexenschuss, eingeklemmte Nerven und Kreuzschmerzen sind weit verbreitet und können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Diese Beschwerden entstehen oft durch eine Vielzahl von Ursachen – von Überlastung und Bewegungsmangel bis hin zu Fehlhaltungen und degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule. Insbesondere bei akuten Schmerzzuständen suchen viele Betroffene schnelle Linderung, während bei chronischen Beschwerden eine langfristige Behandlung und Prävention erforderlich ist. Die richtige Diagnose und individuelle Therapie sind entscheidend, um den Schmerz zu lindern und die Rückengesundheit langfristig zu stabilisieren.

Rückenschmerzen haben eine Vielzahl von Ursachen, die oft miteinander interagieren. 

Der Rückenschmerz ist ein riesiges Problem, das etwa 80 % der Menschen einmal im Jahr betrifft. Wenn Menschen Schmerzen haben, dann gehen sie immer davon aus, dass eine Struktur kaputt gegangen sein muss, was aber ganz selten der Fall ist. Nicht umsonst unterscheiden wir den spezifischen und den unspezifischen Rückenschmerz, wozu es auch nationale Leitlinien gibt. Und nur ca. 10-15 % der Rückenschmerzen gehören zu den spezifischen Rückenschmerzen für die man eine Struktur verantwortlich machen kann. So kann es sein, dass ein Patient über klassischen Kreuzschmerz klagt und sich fragt, ob vielleicht etwas verhoben hat – die Ursache lässt sich jedoch nicht eindeutig feststellen. Hier handelt es sich um einen Funktionsschmerz infolge einer Überlastung, der in der Regel nach ein bis zwei Tagen von selbst abklingt, wenn man sich etwas Ruhe gönnt. Anders ist es bei einem klassischen Bandscheibenvorfall. Hier reißt zum Beispiel der Bandscheibenring auf, der Gallertkern tritt aus der Bandscheibe in den Spinalkanal hinein und drückt dort auf einen Nerv, was Schmerzen wie den typischen Ischiasnerven Schmerz verursachen kann, kann aber eben auch zu Lähmungen verschiedener Muskelgruppen führen. Und hier hat man dann eine Struktur, die für die Beschwerdesymptomatik verantwortlich zu machen ist“, erklärt Dr. Richter zu den Unterschieden von spezifischen und unspezifischen Rückenschmerzen. 

Eine der häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen ist Bewegungsmangel, der zu einer geschwächten Rücken- und Rumpfmuskulatur führt, die aber die Wirbelsäule stabilisieren und sie vor Überlastungen schützen. Ohne ausreichende Bewegung und Kraft können alltägliche Belastungen, wie das Heben schwerer Gegenstände oder das Verweilen in ungünstigen Positionen, den Rücken überfordern und Schmerzen auslösen. Fehlhaltungen, die sich durch langes Sitzen, vor allem am Arbeitsplatz, einschleichen, verstärken das Risiko weiter. Eine schlecht ausgerichtete Sitzposition belastet die Bandscheiben ungleichmäßig, was langfristig zu Verschleiß führen kann. Gleichzeitig spielt Übergewicht eine Rolle, da es die Belastung auf die Wirbelsäule erhöht und die natürlichen Pufferfunktionen der Bandscheiben beeinträchtigen kann. Traumatische Ereignisse wie Stürze oder Unfälle können ebenfalls plötzliche Rückenschmerzen verursachen, die sich mitunter zu chronischen Beschwerden entwickeln, wenn keine angemessene Behandlung erfolgt. Ernährungsfaktoren und der allgemeine Lebensstil spielen ebenfalls eine Rolle. Eine mangelnde Versorgung mit wichtigen Nährstoffen, die für die Knochengesundheit entscheidend sind, kann den Zustand der Wirbelsäule beeinträchtigen. 

Die Beschwerden Ischias, Hexenschuss, Bandscheibenvorfall und Kreuzschmerzen hängen oft miteinander zusammen, da sie alle aus Problemen im Bereich der Wirbelsäule und der umgebenden Strukturen resultieren. 

Ischias entsteht durch eine Reizung des Ischiasnervs, meist durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose, und verursacht ausstrahlende Schmerzen bis ins Bein. Ein Hexenschuss tritt plötzlich auf, oft durch Fehlhaltungen oder ruckartige Bewegungen, und resultiert meist aus Muskelverspannungen oder Bandverletzungen. Kreuzschmerzen sind weit verbreitet und entstehen durch Verspannungen, Überlastung oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule. Sie können eigenständig auftreten oder bestehende Beschwerden verstärken.

Beim Bandscheibenvorfall ist es typisch, dass Bandscheibengewebe aus der Bandscheibe austritt und auf Nervenstrukturen drückt, was den klassischen Nervenschmerz verursacht. Dieser kann als Schmerz im Rücken beginnen, sich dort langsam verlagern oder in andere Körperbereiche ausstrahlen. Wenn die Lendenwirbelsäule betroffen ist, kann es zu ausstrahlenden Schmerzen im Gesäß und Bein kommen – bis in den hinteren Oberschenkel, den seitlichen Unterschenkel oder sogar bis in den Vorfuß. Zudem kann sich der Schmerz im Liegen verstärken, insbesondere wenn das Bein gestreckt angehoben wird. Dadurch gerät der Nerv zusätzlich unter Spannung, was ein typisches Merkmal in der neurologischen Untersuchung ist, wenn geprüft wird, ob eine Nervenreizung vorliegt. Zusätzlich kann es zu Missempfindungen in den von dem betroffenen Nerv versorgten Bereichen kommen. Im schlimmsten Fall treten Muskellähmungen auf. Ein Beispiel für eine Nervenbeteiligung wäre der L5-Nerv, der für die Fuß- und Großzehenhebung verantwortlich ist. Ist er beeinträchtigt, kann der Patient das Gefühl haben, über den Fuß zu stolpern, da sich dieser nicht richtig anheben lässt“, erläutert Dr. Richter und ergänzt:

Patienten suchen in der Regel schnell einen Arzt auf, da Schmerz oft mit Angst einhergeht und sie möglichst rasch eine Abklärung wünschen. Es liegt dann an uns, die Patienten umfassend zu beraten. Deshalb ist die Anamnese besonders wichtig: Wir erfragen, wie der Schmerz begonnen hat und wie er sich entwickelt. Anschließend prüfen wir in einer Untersuchung gezielt Alarmsymptome, um festzustellen, ob eine strukturelle Schädigung die Ursache ist oder ob es sich um einen unspezifischen Schmerz handelt. Erst danach können wir erste Empfehlungen aussprechen. Bei unspezifischen Schmerzen können Schmerzmedikamente und schonende Bewegung oft bereits helfen. Auch eine anschließende Physiotherapie kann unterstützend wirken. Ein MRT ist nicht immer sofort erforderlich – es wird erst empfohlen, wenn die Beschwerden nach sechs Wochen noch deutlich anhalten, wie es auch die Leitlinien vorsehen. Das ist für viele Patienten schwer nachzuvollziehen, da sie eine konkrete Ursache für ihren Schmerz finden möchten, idealerweise sichtbar auf einem Bild“.


Bildgebende Verfahren sind entscheidend, wenn es um die genaue Lokalisation und Bewertung von Rückenproblemen geht. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist hierbei das bevorzugte Verfahren, da sie detaillierte Darstellungen der Weichteile, Nerven und Bandscheiben liefert. Mit ihr lassen sich Bandscheibenvorfälle, Nervenkompressionen oder entzündliche Veränderungen sichtbar machen. Die Computertomographie (CT) wird ebenfalls eingesetzt, insbesondere wenn es um die Beurteilung knöcherner Strukturen oder komplizierter Frakturen geht. Ein Röntgenbild kann ebenfalls nützlich sein, um strukturelle Veränderungen wie Wirbelgleiten (Spondylolisthesis), Skoliosen oder Arthrosen in der Wirbelsäule zu erkennen. Funktionelle Röntgenaufnahmen helfen dabei, Instabilitäten oder Fehlbewegungen der Wirbelsäule festzustellen. Bei Verdacht auf systemische Ursachen wie Entzündungen oder Tumore können Laboruntersuchungen und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Anwendung kommen.


Um Rückenschmerzen präventiv zu vermeiden, ist ein ganzheitlicher Ansatz essenziell. 

Prinzipiell ist es wichtig, Patienten zu mehr Bewegung zu motivieren – ein ganz entscheidender Faktor. Wir alle unterliegen Alterungsprozessen, und auch die Bandscheiben verschleißen. So weisen über 90 % aller 80-Jährigen eine fortgeschrittene Degeneration der Bandscheiben auf – das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sie krank sind oder Schmerzen haben. Gegen diesen normalen Alterungsprozess der Wirbelsäule lässt sich nicht viel unternehmen, aber wir können versuchen, sie bestmöglich zu unterstützen. Dazu gehören regelmäßige körperliche Aktivität, die Vermeidung von Übergewicht und der Verzicht auf das Rauchen, da Nikotin die Mikrodurchblutung und damit die Ernährung der Bandscheiben verschlechtert. Muskuläres Training spielt eine entscheidende Rolle, und auch eine gesunde Ernährung ist stets empfehlenswert. All dies fällt unter den Begriff `Lifestyle´, den jeder Mensch individuell beeinflussen kann. Dieser hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert: In den 1950er-Jahren bewegten sich Menschen in Deutschland im Schnitt noch zehn Kilometer pro Tag, 2016 waren es nur noch 0,7 Kilometer. Dadurch haben wir heute sowohl ein Bewegungs- als auch ein Übergewichtsproblem. Der Rückgang der körperlichen Aktivität hat erhebliche Auswirkungen auf die Rückengesundheit. Daher spielt gezielte Bewegungstherapie eine zentrale Rolle in der Prävention und Behandlung von Rückenschmerzen“, konstatiert Dr. Richter.

Eine aufrechte Körperhaltung im Alltag ist ebenso wichtig. Beispielsweise sollten Schreibtischstühle ergonomisch angepasst und Monitore in Augenhöhe ausgerichtet werden, um eine Überlastung der Lenden- und Halswirbelsäule zu verhindern. Das richtige Heben schwerer Gegenstände, bei dem die Kraft aus den Beinen und nicht aus dem Rücken kommt, ist ein weiterer Schlüsselfaktor, um Verletzungen wie einen Hexenschuss zu vermeiden. Bewegung im Alltag, wie Spaziergänge, Schwimmen oder Yoga, hält die Wirbelsäule geschmeidig und verbessert die Durchblutung der Bandscheiben, was langfristig Verschleiß vorbeugt. 

In unserer Praxis versuchen wir, Patienten zu mehr Bewegung zu motivieren und Überzeugungsarbeit zu leisten. Das bedeutet, dass wir Zeit investieren müssen, um sie entsprechend zu beraten. Liegt ein MRT vor, kann dem Patienten anhand der Bilder erklärt werden, welche Veränderungen Teil des normalen Alterungsprozesses sind und nicht beeinflussbar, während andere Faktoren aktiv verbessert werden können, um Schmerzepisoden zu reduzieren. Der Patient muss verstehen, dass nur seine eigene Initiative den Schmerz verändern kann, sofern keine strukturelle Schädigung die Ursache ist. Er selbst muss aktiv etwas für seinen Körper tun, damit es ihm besser geht“, betont Dr. Richter.

Die Behandlung von Rückenschmerzen unterscheidet sich je nach Verlauf und Ursache erheblich, da akute und chronische Schmerzen unterschiedliche Ansätze erfordern.

Bei strukturellen Ursachen von Rückenschmerzen, wie zum Beispiel einem Bandscheibenvorfall, der hoch akut auftritt und mit Nervenschmerzen, Schwäche oder Lähmungen einhergehen kann, ist es sinnvoll, die Diagnose mithilfe bildgebender Verfahren zu sichern. Dies geschieht in der Regel durch ein MRT oder eine CT, um die genaue Ursache der Beschwerden zu identifizieren. Liegt keine schwerwiegende Lähmung vor, kann eine konservative Therapie mit entzündungshemmenden und abschwellenden Medikamenten erwogen werden. Diese Option muss mit dem Patienten besprochen werden, da sie Geduld erfordert. In einer akuten Phase kann zudem eine gezielte Kortison-Infiltration in den betroffenen Nervenbereich – die sogenannte PRT-Behandlung – in Erwägung gezogen werden. Diese hat eine stark abschwellende Wirkung, da Schmerz häufig durch Schwellungen und chemische Reaktionen entsteht. Wird Kortison direkt in das betroffene Areal gespritzt, kann ein positiver Effekt erzielt werden. Begleitend wird Physiotherapie empfohlen. Patienten mit einem Bandscheibenvorfall merken oft selbst, dass Bewegung besser ist, als lange zu sitzen oder im Bett zu liegen. Allerdings benötigt diese konservative Herangehensweise Zeit, bis eine Schmerzfreiheit erreicht ist. Ein Bandscheibenvorfall kann weder durch Spritzen noch durch Medikamente „aufgelöst“ werden – der Körper muss ihn über seine eigenen Reparaturmechanismen abbauen. Dabei trocknet das hervorgetretene Gewebe aus, wodurch der Druck auf die umliegenden Strukturen abnimmt, die Nerven abschwellen und die Schmerzen nachlassen“, erläutert Dr. Richter.

Zur Möglichkeit einer Operation ergänzt er: „Die Anzahl der Wirbelsäulenoperationen ist gestiegen – einerseits, weil sich die Wirbelsäulenchirurgie stark weiterentwickelt hat, andererseits, weil die Menschen immer älter werden und auch im hohen Alter noch hohe Ansprüche an ihre körperliche Leistungsfähigkeit haben. Ein häufiger Grund für eine Operation ist die Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose). Bei Bandscheibenvorfällen wissen wir heute jedoch, dass in 80 bis 90 % der Fälle keine Operation erforderlich ist. Die Beschwerden bessern sich in der Regel mit der Zeit von selbst. Unsere Aufgabe als Ärzte ist es, diesen Heilungsprozess zu begleiten – die Genesung erfolgt unabhängig von der gewählten Therapie. Operiert wird in der Regel nur bei hochgradigen Lähmungen oder wenn Blasen- oder Darmfunktionen gestört sind. Auch wenn starke Schmerzen trotz umfassender konservativer Maßnahmen über viele Wochen bestehen bleiben, kann eine chirurgische Therapie erwogen werden“.

Chirurgisch werden mikrochirurgische oder minimalinvasive Verfahren angewandt, bei denen die vorgefallene Bandscheibensubstanz entfernt wird, um den Druck auf die Nervenwurzel zu beseitigen. Techniken wie die Mikrodiskektomie oder endoskopische Bandscheibenoperation ermöglichen eine präzise Behandlung mit geringen Gewebetraumen. In komplexeren Fällen, etwa bei Instabilitäten der Wirbelsäule, kann eine Versteifung (Fusion) notwendig sein. Moderne Verfahren wie Bandscheibenprothesen kommen bei jüngeren Patienten mit bestimmten Indikationen in Betracht.


In der Helios Klinik in Hamburg, die größte Spezialklinik für Knochen-, Gelenk- und Wirbelsäulenchirurgie in Europa, werden jährlich rund 500 operative Eingriffe am Rücken durchgeführt.


Multimodale Therapieansätze bei chronischen Rückenschmerzen: Zusammenarbeit und Patientenbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg.

Patienten mit chronischen Rückenschmerzen stellen eine schwierige Patientengruppe dar. Hier muss man sich intensiv kümmern. Eine multimodale Therapie ist erforderlich, da viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen. Der Arzt muss gemeinsam mit dem Patienten ein strukturiertes Behandlungskonzept erarbeiten, an dem Ärzte, Physiotherapeuten, Sportwissenschaftler und auch Psychologen beteiligt sind. Ziel ist es, den Patienten im Umgang mit seinem chronischen Schmerz zu begleiten und zu versuchen, diesen zu reduzieren – vorausgesetzt, es wird keine klare Ursache gefunden, die den Schmerz erklärt. Es muss geprüft werden, ob psychosoziale Belastungsfaktoren, Ängste oder auch eine schwache Muskulatur als Ursachen vorliegen. Ein solches multimodales Konzept ist leider nicht überall verfügbar, und auch die Kostenträger übernehmen die Kosten nicht immer, da diese Therapieform langfristig angelegt ist“, konstatiert Dr. Richter.

Zum Ende unseres Gesprächs äußert er: „Der Patient sollte grundsätzlich stärker in die Verantwortung einbezogen werden, wenn es um Prävention, den Umgang mit Schmerz und seine Behandlung geht. Eine intensivere Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten sowie Physiotherapeuten und Psychologen, die Rückenschmerzpatienten behandeln, wäre als multimodales Assessment wünschenswert. Dadurch könnte Wissen besser geteilt werden, was in der Praxis jedoch oft schwierig umzusetzen ist“.

Herzlichen Dank, Herr Dr. Richter für dieses aufschlussreiche Gespräch zum Thema Rückengesundheit!

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