Dr. Marcus Mumme ist eine herausragende Persönlichkeit in der Orthopädie, spezialisiert auf die Behandlung von Knieproblemen aller Altersklassen. Seit 1. Oktober 2024 arbeitet er als Kniespezialist und Sportorthopäde in der Sportclinic Zurich und ist ein führender Experte auf seinem Gebiet. Dr. Mumme konzentriert sich auf die Behandlung von Sportverletzungen, Knorpelschäden und komplexen Knieproblemen wie auch wachstumsbedingten Problemen. Sein Fachwissen reicht von konservativen Therapien über gelenkerhaltende Operationen bis hin zu modernen Knorpelzelltransplantationen und Biomaterial-basierten Knochenmarksstimulationen. Neben seiner exzellenten fachlichen Kompetenz zeichnet er sich durch Empathie und Sensibilität im Umgang mit seinen Patienten aus.
Dr. Mumme spielt eine entscheidende Rolle in diesem hochqualifizierten Umfeld, das eine Vielzahl orthopädischer Herausforderungen bei Kindern und Jugendlichen bewältigt. Insbesondere hat er sich auf die Kniechirurgie spezialisiert, um Patienten mit Sportverletzungen oder angeborenen Fehlbildungen zu helfen. Von Rotationskorrekturen bis hin zur Behandlung des Patellatrackings bietet er ein breites Spektrum an Lösungen an. Seine therapeutischen Optionen umfassen auch innovative Verfahren wie arthroskopische Eingriffe und regenerative Therapien.
Durch seine Mitgliedschaft in wissenschaftlichen Gesellschaften, seit 2022 leitet er das Komitee Knorpel und Meniskus der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA), trägt er maßgeblich zur Weiterentwicklung seines Fachgebiets bei. Dr. Mumme ist in internationalen Forschungsprojekten zur Behandlung von Knorpeldefekten und Arthrose aktiv involviert an der Universität Basel und der Sportclinic Zurich. Er ist bekannt für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der regenerativen Medizin und hat maßgeblich zur Entwicklung und Verfeinerung von Techniken zur Knorpelregeneration beigetragen.
Die Redaktion des Leading Medicine Guide führte ein Gespräch mit Dr. Mumme über innovative Ansätze in der Knorpeltherapie bei Sportverletzungen.
Sportverletzungen können erhebliche Schäden am Knorpel verursachen, was zu langfristigen Problemen wie Arthrose führen kann. Knorpeltherapien bei Sportverletzungen zielen darauf ab, den geschädigten Knorpel wiederherzustellen oder zu regenerieren, um die Gelenkfunktion zu erhalten und Schmerzen zu lindern. Diese Behandlungen werden oft in Kombination mit physiotherapeutischen Maßnahmen eingesetzt, um eine optimale Rehabilitation und Wiederherstellung der Gelenkfunktion zu erreichen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden und Sportler zurück auf das Spielfeld zu bringen.
Traumatische Gelenkverletzungen am Knie, wie sie beispielsweise bei Sportunfällen auftreten können, umfassen Verrenkungen (Luxationen) sowie Gelenkbrüche (Frakturen), die den Knorpel direkt beschädigen können. Auch Meniskusrisse und Bänderrisse gehören zu diesen Verletzungen, die eine Degeneration des Knorpels nach sich ziehen können.
Überlastungsverletzungen treten aufgrund wiederholter Belastung oder unsachgemäßer Bewegungen auf. Insbesondere Sportarten, die starke Belastungen auf die Gelenke ausüben, wie beispielsweise Laufen, Springen oder Tennis, können zu Mikrotraumata im Knorpel führen. Diese Mikrotraumata können sich im Laufe der Zeit zu Knorpelschäden entwickeln. Darüber hinaus können bestimmte chronische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis und Gicht zu Knorpelschäden führen. Diese Erkrankungen gehen oft mit einer Entzündung des Gelenks einher, die den Knorpel angreifen kann. Wenn diese Erkrankungen unbehandelt bleiben, kann dies zu einer fortschreitenden Degeneration des Knorpels führen.
„Bei der Ausübung von Sport, ob beim Skilaufen oder Fußballspielen, kann es natürlich immer mal wieder zu Verletzungen am Knie kommen, die ganz unterschiedlich sein können. Auch bei weiteren Freizeitaktivitäten und im Alltag besteht ein ganz normales Verletzungsrisiko. Der Betroffene sucht dann typischerweise einen Arzt auf, der zunächst den Hergang des Verletzungsunfalls, die Symptome erfragt und auch das Knie untersucht. Es folgt dann eine weitere Diagnostik, die immer ein Röntgenbild und MRT umfasst, um bestimmte Verletzungen auszuschließen oder zu bestätigen“, erklärt Dr. Mumme zu Beginn unseres Gesprächs.
In einigen Fällen kann auch eine arthroskopische Untersuchung erforderlich sein. Hierbei wird eine kleine Kamera in das Gelenk eingeführt, um den Knorpel direkt zu inspizieren. Diese minimal-invasive Technik ermöglicht es dem Arzt, den Grad einer Knorpelschädigung genau zu beurteilen und auch gleich Reparaturen vorzunehmen. Eine frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung von Knorpelschäden sind entscheidend, um langfristige Komplikationen wie Arthrose zu vermeiden und die Gelenkfunktion zu erhalten. Dies kann eine Kombination aus konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und entzündungshemmenden Medikamenten sowie in einigen Fällen auch operativen Eingriffen umfassen.
Knorpel spielt eine äußerst wichtige Rolle bei der Beweglichkeit und Stabilität von Gelenken, insbesondere im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten.
„Knorpel ist grundsätzlich wichtig für die Funktion des Gelenks und ist in erster Linie dort ein Stoßdämpfer, wo zwei Knochen sich aufeinander bewegen, zum Beispiel Ober- und Unterschenkelknochen. Hier schmiert der Knorpel durch die Gelenkflüssigkeit die Bewegung. Und wenn der Knorpel nicht mehr vorhanden ist, wie beispielsweise bei einer Arthrose, kann es zur Folge haben, dass Knochen auf Knochen trifft, was zu Entzündungen, Schwellungen und Schmerzen führt. Wird dies nicht behandelt, so bleiben und verstärken sich die Beschwerden, was fortschreitenden Verschleiß nach sich zieht“, schildert Dr. Mumme. Eine gute Knorpelgesundheit unterstützt nicht nur die Leistungsfähigkeit während sportlicher Aktivitäten, sondern trägt auch dazu bei, Verletzungen vorzubeugen und langfristige Schäden an den Gelenken zu vermeiden. Daher ist es wichtig, den Knorpel durch eine ausgewogene Ernährung, angemessenes Training und die Vermeidung übermäßiger Belastungen zu unterstützen. Die Pflege des Knorpels ist entscheidend, um die Gelenke gesund und funktionsfähig zu erhalten und Sportverletzungen vorzubeugen.
Bei Knorpelschäden durch Sportverletzungen stehen verschiedene nicht-chirurgische Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die je nach Schweregrad der Verletzung und individuellen Bedürfnissen des Patienten eingesetzt werden können.
„Es gibt natürlich Möglichkeiten, Knorpelschäden konservativ zu behandeln. Hierzu zählt vor allem die Physiotherapie, um die Muskulatur zu kräftigen und eine Stabilisierung zu erreichen. Auch verschiedene Faszientechniken können zu einer Schmerzerleichterung führen. Denn der Schmerz geht nicht ausschließlich vom eigentlichen Gelenk aus, sondern auch von der Muskulatur. Dann gilt es auch, Begleiterkrankungen im Blick zu haben. Hierzu gehört die Überwachung eines gesunden Körpergewichts, des Vitamin-D Haushalts, einer gesunden Ernährung und ausreichender Bewegung. Wobei man sich nicht überlasten und verletzungsträchtige Sportarten eher vermeiden sollte, weil das Verletzungsrisiko zu groß ist. Auch wenn man Kraftsport betreibt, sollte man es hier mit den Gewichten nicht übertreiben. Man muss da einen guten Zwischenweg finden“, empfiehlt Dr. Mumme.
Entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können Schmerzen und Entzündungen lindern, die mit Knorpelschäden einhergehen. Auch Injektionen von Hyaluronsäure oder Kortikosteroiden in das betroffene Gelenk können zur Schmerzlinderung beitragen. Spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die Glucosamin und Chondroitinsulfat enthalten, können auch dabei helfen, die Knorpelgesundheit zu unterstützen und die Regeneration des geschädigten Gewebes zu fördern.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Knorpelschäden können dazu beitragen, langfristige Folgen wie Arthrose zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.
Dr. Mumme weist noch auf einige Aspekte hin, die es bei sportlicher Betätigung zu beachten gilt: „Grundlegend geht es oft um eine gute Beratung. Auch wenn es um sportliche Aktivitäten geht. Am Ende entscheidet immer der Patient selbst, wieviel Risiko er eingehen möchte, wenn es dabei auch um die persönliche Lebensqualität geht, zum Beispiel bei Extremsportarten. Neben der Empfehlung, sich nicht zu überlasten, sollte auf Regenerationsphasen und eine gute Konstitution geachtet werden, je nach Sportart auch auf das entsprechende Schuhwerk, eine gute Ausrüstung, gute Platzverhältnisse bei gewissen Ballsportarten, um mögliche Verletzungen zu vermeiden“.
Es gibt verschiedene Arten von Knorpeltherapien, die bei der Behandlung von Knorpelschäden eingesetzt werden können.
„Hier gibt es einerseits einfache Therapien, bei denen man im Rahmen einer Arthroskopie kleine Löcher in einen Knorpeldefekt macht (Mikrofracturing), um die Bildung von Knorpel anzuregen, bis hin zu aufwendigen Therapien, wo man eine Gewebeprobe aus dem Knie entnimmt, um daraus die Zellen zu isolieren und im Labor zu züchten, um sie dann später wieder in den Defekt zu implementieren. Man muss sich hier fragen, welches Verfahren sich für welche Situation eignet. Denn es gibt ja auch kleine Knorpeldefekte, die nicht eine große Therapie brauchen, weil sie auch mit einer kleineren Form sehr gute Ergebnisse haben können. Andere Knorpelschäden benötigen dann mehr Aufwand. Diese Therapien reichen von minimal-invasiven Verfahren bis hin zu offenen Gelenk-Operationen“, erklärt Dr. Mumme zu den grundlegenden Möglichkeiten. Injektionstherapien können ebenfalls zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. Darüber hinaus gibt es spezielle Nahrungsergänzungsmittel, die dazu beitragen können, die Knorpelgesundheit zu unterstützen und die Regeneration des geschädigten Gewebes zu fördern.
Die Verwendung von Knorpel aus der Nasenscheidewand, auch als nasales Knorpeltransplantat bezeichnet, repräsentiert einen vielversprechenden Fortschritt in der Knorpeltherapie, insbesondere bei der Behandlung von Knorpelschäden älterer Patienten oder in schwierigen Revisionssituationen.
Dieser Ansatz stellt eine innovative Lösung dar, die darauf abzielt, den geschädigten Knorpel im Kniegelenk zu reparieren oder zu ersetzen, indem gesundes Knorpelgewebe aus der Nasenscheidewand des Patienten entnommen und in das betroffene Gelenk transplantiert wird. Der Knorpel in der Nasenscheidewand ähnelt strukturell dem Knorpelgewebe, das die Gelenke auskleidet. Dies macht ihn zu einem idealen Kandidaten für die Transplantation in das Kniegelenk, da das transplantierte Gewebe gut mit der Umgebung im Gelenk interagiert und sich in das vorhandene Knorpelgewebe integriert.
„Insbesonders Stammzellen aus dem Knochenmark, aber teilweise auch Gelenkknorpelzellen haben eine begrenzte Fähigkeit, guten Knorpel zu bilden, was umso schlechter wird, desto älter der Patient wird. Aus Laboruntersuchungen weiß man, dass der Knorpel in der Nase von der gleichen anatomischen Art ist, wie man ihn vom Kniegelenk kennt – ein sogenannter `hyaliner Knorpel´. Der Knorpel in der Nasenscheidewand hat auch bei höherem Alter, also 40 Jahre plus, eine immer noch ganz herausragende Fähigkeit, Knorpel zu bilden. Daher rührt die Idee, dass man diesen gut verwenden kann. Die Technik haben wir im Labor entwickelt und in einer Phase 1 und Phase 2 Studie aufzeigen können, dass es ein sicheres Vorgehen ist und auch geeignet ist, wenn man mit bisherigen Therapien an Grenzen kommt“, zeigt Dr. Mumme auf und geht dann noch ins Detail:
„Wir haben in verschiedenen Bereichen unseres Körpers Knorpel. So erhält zum Beispiel auch unsere Ohrmuschel durch Knorpel ihre stabile Form. Der Knorpel ist aber ein anderer, sogenannter `elastischer Knorpel´. Auch in den Rippen und in der Luftröhre haben wir Knorpel, der hier für die Stabilisation zuständig ist. Und so ist der Knorpel in der Nasenscheidewand dafür da, den Atemweg zu stabilisieren. Und da dieser von der gleichen anatomischen Art ist, kann dieser die Funktion im Kniegelenk ausüben. Was die direkte Knorpelentnahme aus der Nase betrifft, so kann man sich das wie beim Zahnarzt vorstellen. Unter lokaler Betäubung kann man eine kleine Probe entnehmen, was ca. 30 Minuten dauert, aus der man viele Knorpelzellen züchten und daraus ein Knorpelzelltransplantat herstellen kann. Im Labor werden die Zellen einen Monat lang weiterverarbeitet. Der Patient kommt dann nach einem Monat wieder, und im Rahmen einer Operation wird der Knorpel dann im Knie implantiert. Man kann sich den Knorpel wie einen kleinen Lappen vorstellen, der etwa 4 bis 5 cm groß ist und an der Stelle des Defekts im Knie eingelegt wird. Der Patient bleibt dann 3-5 Tage im Krankenhaus und macht dann nach sechs Wochen mit Gehhilfen eine einigermaßen aufwendige Rehabilitation mit Physiotherapie. Die Hauptaltersgruppe liegt zwischen 18-60 Jahren. Offiziell erlaubt ist das Verfahren im Rahmen einer aktuell laufenden Studie bis 65 Jahre, weil bestimmte Kriterien festgelegt sind und im Zweifelsfall Zusatzerkrankungen hinzukommen. Hier wollte man die Komplexität klein halten“, und ergänzt:
„Die Besonderheit jetzt ist, dass wir dieses Knorpel Verfahren auch bei einer arthrotischen Indikation verwenden, nämlich für die Arthrose hinter der Kniescheibe. Das ist ein großer Schritt vorwärts, denn hier kam man mit den Standard-Knorpel-Therapien nicht so gut hin. Ich selbst habe die erste Nasenknorpeltransplantation 2012 gemacht, und die erste Arthrose hinter der Kniescheibe habe ich erstmals 2022 mit Nasenknorpel behandelt und das dann kontinuierlich mit sehr positivem Verlauf. Anhand einer neuen Studie konnte jetzt festgestellt werden, dass die sogenannten Stammzellen-Injektionen die Erwartungen bisher nicht ganz erfüllen können. Diese hat offensichtlich mehr einen Placebo-Effekt und ist nicht wirksamer als eine Kochsalzlösung oder eine Kortison-Spritze. Da waren die Ergebnisse von hochwertigen Studien einigermaßen enttäuschend. Mit der Nasenknorpeltechnik haben wir hingegen schon über 100 Patienten erfolgreich behandelt!“. Und mit dieser positiven Aussage schließen wir unser Gespräch.
Herzlichen Dank, Dr. Mumme, für dieses so aufschlussreiche Gespräch!