Die bioidentische Hormontherapie hat mehrere Anwendungsgebiete. Am häufigsten kommt sie bei Wechseljahresbeschwerden zum Einsatz. In den Wechseljahren macht der Körper der Frau starke Umstellungen durch. Die Eierstöcke stellen die Produktion von Progesteron und Östrogen ein. Diese Veränderungen führen zu Beschwerden wie:
- Hitzewallungen
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen
Bis zu 85 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren leiden unter Hitzewallungen @ fizkes /AdobeStock
Die Hormonersatztherapie gibt es seit den 1960er-Jahren. Die Behandlung geht auf den amerikanischen Arzt John R. Lee zurück. Zu Beginn der Wechseljahre verändert sich das Gleichgewicht aus Östrogen und Progesteron. Der Progesteronspiegel sinkt schneller.
Hormone sind bioidentisch, wenn sie dieselbe Struktur haben, wie die vom menschlichen Körper. Bioidentische Hormone fügen sich nahtlos in den Hormonkreislauf ein. Bei Beschwerden in den Wechseljahren können sie somit den Hormonhaushalt ins Lot bringen.
Zwar sind Pflanzen das Ausgangsmaterial für bioidentische Hormone. Jedoch lassen sich die Hormone nicht gänzlich aus der Natur gewinnen. Um bioidentische Hormone herzustellen, müssen Experten zunächst einen Rohstoff aus Pflanzen (Soja, mexikanische Yamswurzel) extrahieren. Diesen Rohstoff wandeln sie anschließend im Labor in entsprechende Hormone um.
Die Behandlung mit bioidentischen Hormonen kann auf verschiedene Weisen erfolgen.
- Oral: Wenn Sie die Hormone oral einnehmen, gelangen sie schnell in die Leber. Die Leber baut die Hormone größtenteils wieder ab. Dieser Vorgang nennt sich First-Pass-Effekt. Deshalb sind die Einzeldosen bei dieser Therapieform relativ hoch.
- Rektal- oder Vaginal: In diesem Fall erfolgt die Hormongabe über die Haut (Creme oder Gel) oder über die Schleimhaut (Rektal- oder Vaginalzäpfchen). Bei dieser Anwendungsweise ist die Dosis geringer als bei der oralen Einnahme.
Östrogen hemmt den Knochenabbau und ist an dem Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beteiligt.
Bei einem Östrogenmangel kommt es zu:
- Hitzewallungen
- trockener Haut
- trockenen Augen
- Osteoporose (Knochenschwund)
Progesteron ist auch als "Wohlfühlhormon" bekannt. Es wirkt beruhigend und sorgt für einen gesunden Schlaf. Heute nimmt man an, dass rund 90 Prozent der Wechseljahresbeschwerden auf einen Progesteronmangel zurückzuführen sind.
Ein Defizit an Progesteron kann sich auf folgende Weise äußern:
Bei Frauen in den Wechseljahren wirkt sich der verringerte Östrogenspiegel auf die Qualität des Schlafs aus @ dark_blade /AdobeStock
Das PCO-Syndrom ist eine hormonelle Störung, bei der die Frau zu viele männliche Hormone (Androgene) bildet. PCO steht für polyzystische Ovarien. Rund vier bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter dem PCO-Syndrom.
Bleibt das Syndrom unbehandelt, treten folgende Komplikationen auf:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- psychische Störungen und
- Unfruchtbarkeit
Heute kommen bei der Behandlung des PCO-Syndroms bioidentische Hormone zum Einsatz. Die Hormone sind niedrig dosiert und individuell auf die Patientin abgestimmt.
Die bioidentische Hormontherapie ist keine kurzfristige Behandlung. Wenn sich Patientin und Arzt auf eine solche Therapie einigen, tritt die erwünschte Besserung nach wenigen Tagen ein.
Eine Hormontherapie dauert in der Regel zwei bis fünf Jahre. Der Arzt verringert die verschriebene Dosis über einen längeren Zeitraum hinweg. Es empfiehlt sich nicht, die Therapie abrupt abzubrechen.
Die meisten Frauen vertragen eine Therapie mit bioidentischen Hormonen sehr gut. Es kann zu Blutungen kommen, die der Menstruation ähneln.
Manche Frauen empfinden diese Blutungen als lästig und setzen die Hormontherapie wieder ab. Studien haben gezeigt, dass eine bioidentische Hormontherapie keine altersbedingten Krankheiten vorbeugen kann.
Außerdem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit folgender Erkrankungen:
Aufgrund dieser Risiken müssen Sie sich die Hormontherapie gut überlegen. Ob sich eine Frau für oder gegen die bioidentische Hormontherapie entscheidet, ist eine äußerst persönliche Angelegenheit.
Der Arzt kann die Hormone so niedrig dosieren, dass sowohl Beschwerden als auch Risiken für Nebenwirkungen minimal sind.
Bioidentische Hormone entsprechen in ihrer Struktur körpereigenen Hormonen und fügen sich in den Hormonkreislauf ein. Sie werden vor allem zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt. Sie sind aber auch bei anderen Beschwerden hilfreich.
Frauen können bioidentische Hormone oral, als Creme, Gel oder über die Haut aufnehmen. Bei der oralen Einnahme ist die Dosis höher, da die Leber einen Großteil der Hormone sofort abbaut.
Bioidentische Hormone sind verträglicher als synthetische. Sie sollten aber auf die Nebenwirkungen achten.