Aufgabe der bioidentischen Hormontherapie ist es, ein hormonelles Ungleichgewicht mit Hormonen auszugleichen, die den körpereigenen Hormonen entsprechen. Bioidentische Hormone werden aus Pflanzen gewonnen und weisen dieselbe Struktur wie körpereigene Hormone auf. Im Vergleich zu synthetischen Hormonen haben bioidentische Hormone weniger Nebenwirkungen. Im Folgenden finden Sie weiterführende Informationen sowie Spezialisten für die bioidentische Hormontherapie.
Artikelübersicht
- Wann kommt die bioidentische Hormontherapie zum Einsatz?
- Die Geschichte der Hormonersatztherapie
- Wie wirken bioidentische Hormone?
- Die Herstellung bioidentischer Hormone
- Wie ist der Ablauf der Behandlung?
- Welche Wirkung hat Östrogen auf den Körper?
- Welche Wirkung hat Progesteron auf den Körper?
- Bioidentische Hormontherapie bei PCO-Syndrom
- Worauf müssen Patientinnen nach der Behandlung achten?
- Was sind häufige Behandlungsrisiken?
- Fazit
Bioidentische Hormontherapie - Weitere Informationen
Wann kommt die bioidentische Hormontherapie zum Einsatz?
Die bioidentische Hormontherapie hat mehrere Anwendungsgebiete. Am häufigsten kommt sie bei Wechseljahresbeschwerden zum Einsatz. In den Wechseljahren erfährt der Körper der Frau starke Umstellungen. Die Eierstöcke stellen die Produktion von Progesteron und Östrogen ein. Diese Veränderungen führen zu Beschwerden wie
- Hitzewallungen,
- Schlafstörungen und
- Stimmungsschwankungen.
Auch psychische Symptome sind keine Seltenheit.
Die Geschichte der Hormonersatztherapie
Die Hormonersatztherapie gibt es seit den 1960er-Jahren. Die Behandlung geht auf den amerikanischen Arzt John R. Lee zurück, der bei Frauen in den Wechseljahren eine Östrogendominanz konstatierte. Zu Beginn der Wechseljahre verändert sich das Gleichgewicht aus Östrogen und Progesteron, wobei der Progesteronspiegel schneller sinkt.
Wie wirken bioidentische Hormone?
Man bezeichnet Hormone als bioidentisch, wenn sie genau dieselbe Struktur wie die vom menschlichen Körper gebildeten Hormone besitzen. Bioidentische Hormone fügen sich nahtlos in den Hormonkreislauf ein. Bei Beschwerden in den Wechseljahren können sie somit den Hormonhaushalt wieder ins Lot bringen.
Die Herstellung bioidentischer Hormone
Zwar sind Pflanzen das Ausgangsmaterial für bioidentische Hormone, doch kann man diese nicht gänzlich aus der Natur gewinnen. Um bioidentische Hormone herzustellen, muss man aus Pflanzen wie Soja oder der mexikanischen Yamswurzel zunächst einen Rohstoff extrahieren. Diesen wandelt man anschließend im Labor in die entsprechenden Hormone um.
Wie ist der Ablauf der Behandlung?
Die Behandlung mit bioidentischen Hormonen kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Wenn man die Hormone oral einnimmt, gelangen sie schnell in die Leber. Die Leber baut die Hormone größtenteils wieder ab. Dieser Vorgang nennt sich First-Pass-Effekt. Deshalb sind die Einzeldosen bei dieser Therapieform relativ hoch.
Den First-Pass-Effekt kann man umgehen. In diesem Fall erfolgt die Hormongabe über die Haut (Creme oder Gel) oder über die Schleimhaut (Rektal- oder Vaginalzäpfchen). Bei dieser Anwendungsweise ist die Dosis um einiges geringer als bei der oralen Einnahme.
Welche Wirkung hat Östrogen auf den Körper?
Östrogen hemmt den Knochenabbau und ist weitgehend am Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beteiligt. Bei einem Östrogenmangel kommt es zu
- Hitzewallungen,
- trockener Haut,
- trockenen Augen und
- Osteoporose (Knochenschwund).
Welche Wirkung hat Progesteron auf den Körper?
Progesteron ist auch als "Wohlfühlhormon" bekannt. Es wirkt beruhigend und sorgt für einen gesunden Schlaf. Heute nimmt man an, dass rund 90 Prozent aller Wechseljahresbeschwerden auf einen Progesteronmangel zurückzuführen sind. Ein Defizit an Progesteron kann sich auf folgende Weise äußern:
- Endometriose
- Migräne
- Schlaflosigkeit
- Depression
Bioidentische Hormontherapie bei PCO-Syndrom
Das PCO-Syndrom ist eine hormonelle Störung, die bei Frauen auftritt. PCO steht für polyzystische Ovarien. Rund vier bis zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden unter dem PCO-Syndrom. Bleibt das Syndrom unbehandelt, kann es Komplikationen wie
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
- psychische Störungen und
- Unfruchtbarkeit
zur Folge haben. Heute kommen bei der Behandlung des PCO-Syndroms bioidentische Hormone zum Einsatz. Die Hormone sind niedrig dosiert und auf die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Patientin abgestimmt.
Worauf müssen Patientinnen nach der Behandlung achten?
Die bioidentische Hormontherapie ist keine kurzfristige Behandlung. Wenn sich Patientin und Arzt auf eine solche Therapie einigen, tritt die erwünschte Besserung bereits nach wenigen Tagen ein. Eine Hormontherapie dauert in der Regel zwei bis fünf Jahre. Der Arzt verringert die verschriebene Dosis über einen längeren Zeitraum hinweg. Es empfiehlt sich nicht, die Therapie abrupt abzubrechen.
Was sind häufige Behandlungsrisiken?
Die meisten Frauen vertragen eine Therapie mit bioidentischen Hormonen sehr gut. Es kann zu Blutungen kommen, die der Menstruation ähneln. Manche Frauen empfinden diese Blutungen als dermaßen lästig, dass sie die Hormontherapie wieder absetzen. Studien haben belegt, dass die bioidentische Hormontherapie den meisten altersbedingten Krankheiten nicht vorbeugen kann. Außerdem erhöht sich die Wahrscheinlichkeit folgender Erkrankungen:
- Blutgerinnsel
- Schlaganfall
- Brustkrebs
Aufgrund dieser Risiken muss man sich die Entscheidung für eine Hormontherapie gut überlegen. Ob sich eine Frau für oder gegen die bioidentische Hormontherapie entscheidet, ist eine äußerst persönliche Angelegenheit. Der Arzt kann die Hormone so niedrig dosieren, dass die Beschwerden die Patientin nicht mehr belasten und die Risiken für Nebenwirkungen dabei minimal sind.
Fazit
Bioidentische Hormone entsprechen in ihrer Struktur körpereigenen Hormonen und fügen sich in den Hormonkreislauf ein. Sie werden vor allem zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt, sind aber auch bei anderen Beschwerden hilfreich. Man kann bioidentische Hormone oral oder als Creme beziehungsweise Gel über die Haut aufnehmen. Bei der oralen Einnahme ist die Dosis höher, da die Leber einen Großteil der Hormone sofort abbaut. Bioidentische Hormone sind viel besser verträglich als synthetische Hormone, doch muss man dennoch mit Nebenwirkungen rechnen. Die Behandlung kann das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen.
Quellen
https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/krebsrisiko-hormonersatztherapie-in-den-wechseljahren.php
https://www.apotheken.de/krankheiten/4760-wechseljahresbeschwerden