PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom): Infos & PCOS-Ärzte

24.06.2022
Prof. Dr. med. Markus Wallwiener
Medizinischer Fachautor

Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine Erkrankung der Eierstöcke mit Auswirkungen auf das Hormonsystem. Diese hormonellen Veränderungen können für betroffene Frauen psychisch extrem belastend sein. Es treten starke kosmetischen Sympome auf und unter Umständen sind sie unfruchtbar.

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ICD-Codes für diese Krankheit: E28.2

Empfohlene Ärzte bei PCOS

Kurzübersicht:

  • Was ist das PCOS? Es handelt sich um wassergefüllte Bläschen an den Eierstöcken, die das hormonelle Gleichgewicht stören und zu einer Überproduktion von Testosteron führen.
  • Ursachen: Eine genetische Komponente wird angenommen. Risikofaktoren sind außerdem: fettreiche und zuckerreiche Ernährung, Übergewicht und Adipositas, Bewegungsmangel sowie eine diabetische Stoffwechsellage.
  • Symptome: Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit, “männertypische” Körperbehaarung, vermehrter Kopfhaarausfall, Akne.
  • Diagnose: Treffen zwei der drei “Rotterdam-Kriterien” (unregelmäßige Zyklen ohne Eisprünge, Virilisierung, polyzystische Ovarien) zu, wird die Diagnose PCOS gestellt. Dazu kommen ggf. ein Ultraschall der Eierstöcke und ein Bluttest.
  • Behandlung: Die Symptome lassen sich deutlich lindern. Die Einnahme der Antibabypille stabilisiert den Zyklus und wirkt den Symptomen entgegen. Weitere Medikamente sind möglich. Gelegentlich ist eine OP notwendig.
  • Prognose: Sind die Medikamente gut eingestellt und durch eine gesunde Lebensweise können Betroffene ein normales Leben führen. Allerdings können häufiger Schwangerschaftskomplikationen auftreten.

Artikelübersicht

Was ist das PCOS?

Das PCOS bezeichnet eine Bildung von Ovarialzysten, das heißt wassergefüllte Bläschen (Zysten) an den Eierstöcken (Ovarien). Sie treten dort perlschnurartig angeordnet auf.

In der Folge kommt kommt es zu einer Störung des hormonellen Gleichgewichts. Dadurch werden übermäßig viele männliche Geschlechtshormone produziert, was die typischen Symptome verursacht. Bei den männlichen Geschlechtshormonen handelt es sich um Testosteron aus der Gruppe der Androgene.

Die Erkrankung kommt bei Frauen im gebärfähigen Alter vor. Weltweit wird die Häufigkeit in dieser Personengruppe mit fünf bis zwölf Prozent angegeben. Meist beginnen die Veränderungen an den Eierstöcken bereits während der Pubertät. Symptome treten jedoch oftmals erst im Alter von 20 bis 30 Jahren auf.

Ovarialzysten können sich während der Pubertät entwickeln und anschließend wieder zurückbilden. Sie führen zu einem sogenannten temporären multizystischen Ovarialsyndrom.

Das körpereigene Hormonsystem ist einem komplizierten Regelkreis unterworfen. Kleine Veränderungen führen zu massiven Störungen im hormonellen Gleichgewicht, die den gesamten Stoffwechsel durcheinanderbringen können.

Anatomie der Gebärmutter
Die Anatomie der Gebärmutter © bilderzwerg | AdobeStock

Ursachen für PCOS

Die genaue Ursache für die Entstehung des PCOS ist bisher nicht sicher geklärt. Da eine familiäre Häufung des Krankheitsbildes zu beobachten ist, vermuten Experten eine genetische Komponente.

Als Risikofaktoren, die das Auftreten des PCOS begünstigen, gelten:

  • fettreiche Ernährung
  • zuckerreiche Ernährung
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • diabetische Stoffwechsellage

Ein großer Teil der betroffenen Frauen leidet an Adipositas. Das PCOS fördert die Insulinausschüttung und somit die Entwicklung einer Insulinresistenz. Eine solche wiederum verstärkt die Ausschüttung männlicher Geschlechtshormone und somit die PCOS-bedingten Symptome zusätzlich.

Symptome bei PCOS

Folgende Symptome können infolge eines PCOS auftreten:

  • Zyklusstörungen
  • Unfruchtbarkeit
  • zunehmende, vermehrt "männertypische" Körperbehaarung (Hirsutismus / Virilisierung)
  • vermehrter Haarausfall am Kopf
  • Hautunreinheiten (Akne)

Bei Frauen mit PCOS ist der Zyklus beeinträchtigt: Es kann zu

  • unregelmäßigen oder ausbleibenden Monatsblutungen, oder
  • einem anovulatorischen Zyklus (Zyklus ohne Eisprung)

kommen. In letzterem Fall ist die Frau unfruchtbar.

Der Überschuss an männlichen Hormonen führt zu einer zunehmenden "Vermännlichung". Beim Hirsutismus entwickelt die Frau einen männertypischen Behaarungstyp, der beispielsweise mit

  • Bartwuchs,
  • Brusthaaren,
  • einer markanten Oberschenkel- und Rückenbehaarung sowie
  • einer erweiterten Schambehaarung bis zum Bauchnabel und zu den Oberschenkeln

einhergeht.

Der Virilismus umfasst unter anderem

  • eine tiefere Stimme,
  • eine zunehmende Glatzenbildung und
  • ein Wachstum der Klitoris,
  • in einigen Fällen auch eine Rückbildung des Brustgewebes.

Diagnostik: Wann ist eine Untersuchung auf PCOS empfehlenswert?

Trifft eines der oben genannten Symptome auf Sie zu, zögern Sie nicht, sich ärztlichen Rat einzuholen. Insbesondere, wenn in Ihrer Familie Fälle von PCOS bekannt sind, könnten Sie auch betriffen sein.

Nur durch geeignete Therapiemaßnahmen ist es möglich, die Hormonstörung in den Griff zu bekommen. Andernfalls drohen verschiedene Folgeerkrankungen und Komplikationen:

Eine medikamentöse Behandlung ist nicht nur für die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit betroffener Frauen wichtig. Insbesondere unter den optisch sichtbaren Veränderungen leiden die Patientinnen oft massiv.

Untersuchungsmethoden

Das PCOS fällt ins Fachgebiet der Allgemeinen Frauenheilkunde (Gynäkologie). Suchen Sie daher einen Frauenarzt auf.

Während Ihres Untersuchungstermins erhebt der Arzt zunächst einen ausführlichen Vorbericht, die Anamnese. Dazu gehört es, dass er verschiedene Fragen zu Ihren Symptomen und deren Entwicklung stellt. Auch wird er Sie nach eventuellen Fällen von PCOS in Ihrem Verwandtenkreis fragen.

Die Diagnose des PCOS unterliegt den drei “Rotterdam-Kriterien”: 

  • Oligo- und oder Anovulation (unregelmäßige Zyklen ohne Eisprünge)
  • Virilisierung durch Hyperandrogenismus
  • Polyzystische Ovarien.

Für die Diagnose des PCOS sind lediglich zwei der drei „Rotterdam-Kriterien“ erforderlich. Das bedeutet, dass sie auch ohne das Vorhandensein von Zysten in den Ovarien gestellt wird.

Die Diagnose PCOS ist aktuell noch eine Ausschlussdiagnose, d.h. sie wird gestellt, wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen wurden.

Symptome wie ein zunehmend männlicher Behaarungstyp sind mitunter bereits eindeutig. Meistens führt der Gynäkologe jedoch einige weitere, spezielle Untersuchungen durch, allen voran einen Ultraschall der Eierstöcke. Zysten an den Ovarien sind zwar häufig, aber nicht immer vorhanden und ermöglichen keine „sichere Diagnose“ des PCOS.

Im Zweifelsfall kommt ein Bluttest hinzu. Darin werden die Blutzucker- und Blutfettwerte sowie die Konzentration an Sexualhormonen kontrolliert. Ein Testosteron- bzw. ein Androgenüberschuss ist ein Anzeichen dafür, dass PCOS vorliegt.

Therapie bei PCOS

Das PCOS ist grundsätzlich nicht heilbar, aber behandelbar: Durch Medikamente und eine Optimierung der Ernährungs- und Lebensweise lassen sich die Symptome deutlich lindern.

Die Einnahme der Antibabypille ("Pille") wirkt sich stabilisierend auf den Zyklus aus. Die Pille hilft bei PCOS, weil sie eine antiandrogene Wirkung hat. Sie führt daher zu einer Zyklusregelmäßigkeit und wirkt der Oligomenorrhoe entgegen.

Falls bei Ihnen ein Kinderwunsch besteht, verschreibt der Gynäkologe Ihnen stattdessen Medikamente zur Stimulation der Eierstöcke. Dadurch erfolgt der zuvor ausgebliebene Eisprung. Achten Sie darauf, die Medikamente genau nach Anweisung einzunehmen. Es sind außerdem regelmäßige Ultraschallkontrollen notwendig. Eine Überdosierung führt mitunter zu Wassereinlagerungen oder einer Mehrlingsschwangerschaft.

Abhängig von Ihrer individuellen Symptomatik erhalten Sie weitere Medikamente, beispielsweise ein Antidiabetikum. Das durchbricht den insulinresistenzbedingten Teufelskreis.

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie ist im Falle einer Adipositas eine Reduktionsdiät dringend anzuraten. Allgemein tragen eine ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige Bewegung effektiv dazu bei, den Zyklus zu stabilisieren.

In einigen Fällen ist eine Operation sinnvoll. Diese erfolgt laparoskopisch, das heißt über eine Bauchspiegelung. Während des Eingriffs zerstört der Operateur die Zysten durch lokale Hitzeeinwirkung.

Prognose

Mit Hilfe einer gut eingestellten Medikation und einer gesunden Lebensweise ist es betroffenen Frauen möglich, ein normales Leben zu führen und sogar schwanger zu werden.

Das Risiko von Fehlgeburten und anderweitigen Schwangerschaftskomplikationen ist bei PCOS-Patientinnen allerdings höher als bei gesunden Frauen.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Gynäkologen sind bei PCOS besonders wichtig. So kann der Arzt beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes und Mehrlingsschwangerschaften rechtzeitig zu erkennen und entsprechend handeln zu können.

Quellen

  • https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/hormonstoerungen/
  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/40393/Polyzystisches-Ovarialsyndrom-und-Insulinresistenz
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