Azoospermie - Spezialisten und Informationen

24.03.2017
Dr. med.  Christof  Börgermann
Medizinischer Fachautor

Der Begriff Azoospermie bezeichnet das vollständige Fehlen von Samenzellen in der Samenflüssigkeit. Die Azoospermie ist eine mögliche Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit. Aber es gibt Chancen auf eine erfolgreiche Therapie.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Azoospermie-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: N46

Empfohlene Azoospermie-Spezialisten

Azoospermie Fälle in Deutschland

982 Fälle im Jahr 2020
993 Fälle im Jahr 2023 ( Prognose )

Das prognostizierte Fallzahlwachstum basiert auf Angaben zur Bevölkerungsentwicklung der statistischen Bundes- & Landesämter. Die Berechnung erfolgt je Altersklasse, sodass demographische Effekte berücksichtigt werden. Die Fallzahlen basieren aus einer Vernetzung von unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Quellen. Mittels Datenanalyseverfahren werden diese Zahlen aufbereitet und unseren Usern zugänglich gemacht.

Artikelübersicht

Hintergrund zur Azoospermie: Ist der unerfüllte Kinderwunsch häufig?

Der Begriff Infertilität bedeutet eine Störung der Zeugungsfähigkeit, mit der Unfähigkeit, eine Schwangerschaft zu erreichen. In den Industrienationen beträgt die Quote der Infertilität oder Zeugungsunfähigkeit bis zu 15 Prozent. In Deutschland ist heute fast jede 6. Ehe ungewollt kinderlos. Die Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit sind vielfältig und liegen zu je etwa 30 Prozent bei der Frau alleine, beim Mann alleine oder bei beiden Partnern. Offensichtlich handelt es sich bei der Infertilität um ein Tabu-Thema: Nur 4 bis 17 Prozent der betroffenen Paare suchen ärztlichen Rat, obwohl der Leidensdruck für die Betroffenen immens ist.

Azoospermie und männliche Fertilitätsstörung

Die Weltgesundheitsorganisation definiert die männliche Fertilitätsstörung als Ausbleiben einer Schwangerschaft trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehrs über einen Zeitraum von einem Jahr bei organisch offensichtlich gesunder Partnerin.

Eine mögliche Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit, die beim Mann liegt, ist die sogenannte Azoospermie. Darunter versteht man das vollständige Fehlen von Samenzellen in der Samenflüssigkeit. Das bedeutet, dass trotz eines Samenergusses keine Samenzelle zur Eizelle der Frau gelangen kann und so eine Schwangerschaft ausbleibt.

Welche Ursachen sind für das Fehlen von Samenzellen (Azoospermie) denkbar?

Grundsätzlich müssen zwei Ursachen der Azoospermie unterschieden werden:

  • Störungen in der Entstehung der Samenzellen: Die Samenzellen werden vom sogenannten Keimepithel des Hodens gebildet. Liegt an dieser Stelle eine Störung vor, werden keine oder unzureichende Samenzellen gebildet, so dass diese der Samenflüssigkeit, die aus Sekreten der Prostata und der Samenbläschen besteht, fehlen.
  • Verschluss der Samenwege: Nachdem die Samenzellen im Keimepithel des Hodens gebildet wurden, gelangen diese in den Nebenhoden. Der Nebenhoden ist ein langer gewundener Schlauch, der die Samenzellen weiter in die Samenleiter transportiert. Die Samenleiter münden im Bereich der Prostata in der Harnröhre – diese Stelle heißt auch Samenhügel. Bei einem Orgasmus werden an dieser Stelle die Samenflüssigkeit und die Samenzellen in die Harnröhre gespritzt und vorne aus dem Penis ausgestoßen. Kommt es auf dieser Strecke zu einem Verschluss, können keine Samenzellen die Harnröhre erreichen und somit auch nicht ausgestoßen werden. Dies ist zum Beispiel das Prinzip der Sterilisation beim Mann: Indem beide Samenleiter unterbunden werden, können keine Samenzellen mehr die Harnröhre erreichen.

Lässt sich die Azoospermie behandeln?

Die Behandlung der Azoospermie richtet sich nach der Ursache. Liegt ein Verschluss der Samenwege vor, versucht der Arzt die Durchgängigkeit wiederherzustellen. Wenn ein Verschluss der Samenwege im Bereich des Samenhügels besteht, ist es möglich, die Samenwege durch Einschneiden des Samenhügels wieder zu eröffnen. Dieser Eingriff wird mit einem speziellen Instrument durch die Harnröhre ohne Hautschnitt durchgeführt.

Ist der Verschluss im Bereich der Samenleiter, wie zum Beispiel nach einer Sterilisationsoperation, ist es möglich die beiden Enden des Samenleiters wieder zu vereinigen. Dazu bedient sich der Arzt eines Operationsmikroskops, unter dem er die feinen Kanäle mit sehr dünnem Nahtmaterial verbindet. In erfahrener Hand lassen sich so Durchgängigkeitsraten von 90 Prozent erzielen. Sind die Samenwege erfolgreich wiederhergestellt, kann das Paar versuchen, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen.

Reproduktionsmedizinische Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch

Für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, bei denen eine Rekonstruktion der Samenwege nicht möglich ist oder eine irreversible Azoospermie mit einer Störung der Samenzellenbildung besteht, stellt sich die Frage nach der Möglichkeit, ein eigenes Kind zu zeugen. Inzwischen steht eine sogenannte reproduktionsmedizinische Behandlung zur Verfügung, bei der eine einzelne Samenzelle in eine Eizelle gespritzt wird. Dieses Verfahren heißt ICSI (Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion) und ist im Prinzip eine künstliche Befruchtung. Dazu muss mindestens eine Ei- und eine Samenzelle des Paares gewonnen werden.

Bei der Frau kann nach hormoneller Stimulation eine Eizellentnahme durch Punktion der Eierstöcke erfolgen. Beim Mann kann der Versuch erfolgen, direkt aus dem Hodengewebe Proben zu entnehmen und aus diesen Samenzellen zu isolieren (Testikuläre Spermatozoenextraktion oder TESE). Dies geschieht durch eine kleine Operation. Auch bei Männern, die an einer Störung der Samenzellproduktion leiden, werden in ca. 50 bis 60 Prozent der Fälle Samenzellen im Hodengewebe gefunden, die sich für eine künstliche Befruchtung nutzen lassen. Wird eine Eizelle erfolgreich befruchtet, setzt der Arzt diese anschließend in die Gebärmutter der Frau ein.

Fazit zur Azoospermie

Der unerfüllte Kinderwunsch ist ein Tabu-Thema. Die Ursachen sind vielfältig und komplex. An dem Beispiel der Azoospermie, also dem vollständigen Fehlen von Samenzellen, wird deutlich, dass die Chance für eine erfolgreiche Therapie besteht. Scheuen Sie sich nicht – sprechen Sie mit Ihrem Arzt!

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