Endoskopische Tränenwegs-OP | Ärzte & Behandlungsinfos

Eine Tränenwegsoperation erfolgt bei gestörtem Abfluss der Tränenflüssigkeit. Durch den Eingriff stellen Ärzte den Abfluss wieder her. Die endoskopische Tränenwegs-OP bezeichnet eine minimal-invasive Methode der Tränenwegsoperation. Dabei ist es nicht nötig, das Gewebe mit einem größeren Schnitt zu eröffnen. Stattdessen führen Ärzte sehr kleine Instrumente in den Körper des Patienten ein. Die Operation erfolgt innerhalb des Körpers.

Diese Methode kommt dann zum Einsatz, wenn Ärzte Verstopfungen oder kleinere Verwachsungen entfernen. Für einen ganz neuen Zugang greifen sie auf die Tränenwegsoperation von außen (Toti-Operation) zurück.

Hier finden Sie weitere Informationen und Spezialisten.

Artikelübersicht

Endoskopische Tränenwegs-OP - Weitere Informationen

Hintergrund zur Befeuchtung des Auges

Die Tränenflüssigkeit schützt das Auge vor dem Austrocknen und erleichtert den Lidschlag durch eine verbesserte Gleitfunktion. Die Produktion der Tränenflüssigkeit findet in der Tränendrüse seitlich oberhalb der Augenhöhle statt. Mehrere Drüsenöffnungen geben die Flüssigkeit auf die Hornhaut des Auges ab. Jedes Blinzeln verteilt die Flüssigkeit auf der Augenoberfläche.

Im unteren Bereich sammeln sich die Tränen erst zur Mitte hin und fließen dann im Bereich der Tränenpünktchen ab. Diese befinden sich im inneren Augenwinkel am oberen und unteren Lid. Sie stellen die Eingänge in die Tränenkanäle dar. Durch die dunklen Punkte können auch Laien sie gut erkennen.

Die ableitenden Tränenkanäle führen die Tränenflüssigkeit weiter in den Tränen-Nasen-Kanal ab. Von dort fließt sie vollständig über die Nase ab.

Tränendrüse und TränenwegeTränendrüse (a) und Tränenwege: b = oberes Tränenpünktchen. c = oberes Tränenröhrchen. d = Tränensack. e = unteres Tränenpünktchen. f = unteres Tränenröhrchen. g = Tränennasengang

Symptome eines gestörten Tränenabflusses

Das Hauptsymptom bei gestörtem Tränenabfluss ist ein dauerhaft tränendes und überlaufendes Auge (Epiphora). Die Flüssigkeit des Auges läuft aus dem Auge heraus, der Betroffene nimmt die Umwelt verschwommen wahr. Gerade beim Lesen und Autofahren fühlen sich Betroffene stark eingeschränkt, ähnlich wie beim „Blick durch ein Aquarium“.

Weitere Symptome sind:

Die Schleimabsonderungen werden häufig als Bindehautentzündung gedeutet, gehen aber auf die Tränenabflussstörung zurück @ 

Möglicherweise erschlafft durch das ständige “Augentrocknen” und “Tränenwegwischen” das Unterlid im Laufe der Zeit. Eine Verlagerung des Tränenpünktchens vom Auge weg ist die Folge.

Das Tränenpünktchen liegt dann nicht eng genug am Auge an, um die Tränenflüssigkeit aufzunehmen. Eine Straffung des Unterlides ist notwendig, damit der Tränenabfluss möglich ist.

Indikation zur endoskopischen Tränenwegs-OP

Abflussstörungen am Auge können unterschiedliche Ursachen haben.

In einigen Fällen besteht von Geburt an keine durchlässige Verbindung innerhalb des Tränenwegkanals. Diese punktartigen Verschlüsse können Ärzte mit Hilfe der endoskopischen Tränenwegs-OP eröffnen.

Auch Entzündungen des Auges können die feinen Strukturen verkleben. Bei starken Entzündungen kann es zusätzlich zu Verwachsungen innerhalb der Tränenkanäle kommen.

Einige Betroffene neigen zur Steinbildung innerhalb der Tränenkanäle. Diese Tränensteine verhindern den physiologischen Tränenabfluss. Auch bei diesem Befund kann eine endoskopische Tränenwegs-OP helfen.

Für eine erfolgreiche endoskopische Tränenwegs-OP müssen die anatomischen Voraussetzungen der Nase und des ableitenden Tränenwegssystems stimmen.

Anwendungsgebiete der endoskopischen Tränenwegs-OP

Ob eine endoskopische Tränenwegs-OP sinnvoll ist, entscheidet der Arzt nach einer augenärztlichen Untersuchung.

Dabei muss er bestimmte Erkrankungen ausschließen, die für eine endoskopische Tränenwegs-OP nicht in Frage kommen, wie die Hypersekretion.

Bei der Hypersekretion funktioniert der Abfluss korrekt, die Tränendrüse hingegen produziert zu viel Tränenflüssigkeit.

Eine Verengung des Abflusses durch die Fehlstellung eines Augenlides

Zur Untersuchung gehört eine Inspektion der:

  • Lider
  • Tränenpünktchen
  • Bindehaut und
  • Hornhaut

Auch ein Funktionstest mit Farbstoffen kann aufschlussreich sein.

Häufig gibt eine Tränenkanalspülung Auskunft über die genaue Lage der Verengung bzw. Verstopfung.

Mit indirekten bildgebenden Verfahren (Ultraschalluntersuchung, Röntgenuntersuchung) und dem Einsatz von Kontrastmittel begutachtet der Arzt die Abflussverhältnisse des Patienten.

Direkte bildgebende Verfahren sind dann sinnvoll, wenn das Problem im Bereich der Nase liegt. Eine Nasenspiegelung beispielsweise gibt Aufschluss darüber, ob der Abfluss der Tränen im Bereich der Nase in Ordnung ist.

Als großer Fortschritt in der Medizin gilt die endoskopische Begutachtung der Tränenkanäle (Dakryo-Endoskopie). Dabei kann der Arzt die Tränenkanäle von innen betrachten.

Seit den 1990er Jahren steht diese Methode zur Verfügung. Kurz nach Einführung der endoskopischen Untersuchung in den 1990 er Jahren kam die endoskopische Tränenwegs-OP hinzu.

Die Tränenwegsendoskopie ermöglicht die direkte und stark vergrößerte Darstellung krankhafter Veränderungen der Tränenkanal-Schleimhaut.

So erkennt der Arzt, ob Entzündungen, Polypen, Tränen-Sacksteine oder andere krankhafte Veränderungen vorliegen, die den Tränenabfluss beeinträchtigen.

Kontraindikation einer endoskopischen Tränenwegs-OP

In seltenen Fällen kann die Operation nicht endoskopisch über die Tränenwege erfolgen. Hierbei spielen vor allem die Zugänglichkeit der Tränenkanäle und die knöcherne Situation der Nase eine Rolle.

Möglicherweise sind dann größere Operationsschritte notwendig.

Die endoskopische Tränenwegs-OP ist nicht bei Abflussstörungen anwendbar, die durch eine Gesichts-Schädelfrakturen entstanden sind.

Bei diesen Störungen ist ein größerer operativer Aufwand notwendig.

Auch bei größeren Vernarbungen, hervorgerufen durch eine Herpesinfektion, ist die endoskopische Tränenwegs-OP nicht ausreichend.

Bei stark entzündeten Geweben (Tränensackentzündung) sind die kleinen Strukturen des Tränen-Abflusssystems geschwollen. Daher ist die endoskopische Tränenwegs-OP hier ebenfalls nicht angebracht.

Um einer Keimverschleppung vorzubeugen, ist vor einer endoskopischen Tränenwegs-OP eine Antibiotikatherapie ratsam. Auch bei Mukozelen (Schleimansammlung in einer Höhle) führen Ärzte keine endoskopische Tränenwegs-OP durch.

Durchführung des Eingriffs

Der Arzt verschafft sich vor dem Eingriff ein genaues Bild über die Beschaffenheit des Operationsgebietes. Somit ist er in der Lage, den Verlauf des Eingriffs optimal zu planen.

Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. 

Ziele der endoskopischen Tränenwegs-OP sind:

  • Entfernung der punktförmiger Stenosen 
  • Wiederherstellung des Abflusskanals im bestehenden Tränen-Abflusssystem

Durch die Erweiterung des Augenpünktchens mit Hilfe einer Sonde ist das Einbringen einer Spüllösung einfacher. Die Spüllösung verhindert Einblutungen.

Kleinste Verletzungen der Schleimhaut führen zu Blutungen, die ein erneutes Verkleben bzw. Verwachsen der Schleimhaut innerhalb des Tränenkanalsystems verursachen.

Die Spüllösung verhindert außerdem größere Einblutungen innerhalb des Tränenkanals, die bei der Einführung des optischen Instruments entstehen können.

Häufig reicht die Spülung aus, um die Tränenwegsstenose zu beheben. Durch langsames Zurückziehen des optischen Instruments und vorsichtiges Spülen überträgt der Monitor ein klares Bild des Tränenkanals.

Kann der Chirurg die Verengung nicht erweitern, schiebt er einen kleinen Laser oder Miniaturbohrer zu der Engstelle vor.

Um das Tränen-Kanalsystem offen zu halten, legt er am Ende der endoskopischen Tränenwegsoperation kleine Silikonsonden ein. Diese verbleiben 3 bis 6 Monate im Kanal. Sie haben die Aufgabe, den Tränenkanal vor erneuter Vernarbung zu schützen und offen zu halten.

Laserdakryoplastik: Endoskopischer Eingriff mittels Laser

Ein Operationsverfahren bei der endoskopischen Tränenwegs-OP ist die Laserdakryoplastik (LDP/Plastik zur Wiederherstellung des Tränenkanals).

Das bewährte Instrument ist der Diodenlasers. Er hat eine Wellenlänge von 980 nm und eine Leistung von 7 bis 9 Watt. Der Laser kann punktförmige Verstopfungen häufig auflösen.

Mikrodrillplastik: Verwendung eines Miniaturbohrers

Eine weitere Methode der endoskopischen Tränenwegs-OP ist der Einsatz eines Miniaturbohrers (Mikrodrillplastik, MDP). Der Miniaturbohrer hat einen Durchmesser von 0,3 mm. Er schafft 600 Umdrehungen/Minute. Damit ist es möglich, die Engstelle zu erweitern.

Der Miniaturbohrer kommt in folgenden Fällen zum Einsatz:

  • Eröffnung von Verengungen
  • Entfernung von Schleimhaut-Fältchen, Membranen und Polypen
  • Zerkleinerung von Tränenkanalsteinen

Komplikationen und Risiken

Komplikationen und Risiken treten bei der endoskopischen Tränenwegs-OP nur selten auf. Dennoch sind Komplikationen möglich.

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Blutungen
  • Schwellungen
  • Blutergüsse

Sehr selten treten Verletzungen an Lider oder der Hornhaut auf. Fast immer führt der Eingriff zu einer Besserung der Symptome.

Die Komplikationen der Vollnarkose müssen Sie zusätzlich mit einbeziehen.

Nachbehandlung einer endoskopischen Tränenwegs-OP

Wie nach allen Operationen unter Narkose dürfen sie auch nach der endoskopischen Tränenwegsoperation kein Auto oder schwere Maschinen lenken.

Die Einnahme von Schmerzmitteln beeinträchtigt ebenfalls das Reaktionsvermögen. Sollten Auffälligkeiten und besorgniserregende Komplikationen auftreten, sollten Sie rasch einen Arzt aufsuchen.

Nach der Tränenwegs-OP sollten Sie nicht Ihre Nase schnäuzen. Das würde das Operationsgebiet zu stark belasten und könnte dazu führen, dass die Silikonsonden herausrutschen. Stattdessen sollten Sie sich die Nase nur abtupfen.

Um Blutungen und Nachblutungen zu verhindern, vermeiden Sie körperliche Anstrengungen und starke Hitze.

Die Silikonsonden verbleiben in der Regel 3 bis 6 Monate im Körper. Danach entfernt Ihr Arzt diese vollständig. In manchen Fällen verbleiben sie auch bis zu einem Jahr im Tränenwegsystem.

Endoskopische Tränenwegs-OP: Prognose

Die Beseitigung einer Tränenwegsstenose durch eine endoskopische Tränenwegsoperation zeigt häufig Erfolg. Bei vielen Patienten ist der Abfluss der Tränenflüssigkeit im Anschluss wieder beschwerdefrei möglich. Bei manchen Betroffenen verbessern sich zumindest die Symptome.

Es kann aber nach Jahren dazu kommen, dass die Tränenwege erneut verwachsen oder verstopfen.

Alternative Methoden zur endoskopischen Tränenwegs-OP

Vor einer endoskopischen Tränenwegs-OP können nicht-operative Maßnahmen zum Einsatz kommen. 

Dazu zählen:

  • Spülungen
  • Augentropfen
  • Medikamente 

Allerdings helfen diese meist nicht, eine Stenose aufzulösen und dienen lediglich der Entzündungsbehandlung.

Sollte die endoskopische Tränenwegs-OP nicht den gewünschten Erfolg haben, können im Anschluss weitere chirurgische Maßnahmen erfolgen. Dazu gehört beispielsweise die Tränenwegsoperation von außen (Toti-OP).

Wichtig ist, dass Sie die Tränenwegs-OP an einem dafür spezialisierten Zentrum vornehmen lassen.

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