Neurotraumatologie | Ärzte & Behandlungsinfos

Die Neurotraumatologie befasst sich mit traumatischen Verletzungen von Schädel, Gehirn, Wirbelsäule, Rückenmark und den peripheren Nerven. Traumatische Verletzungen entstehen beispielsweise durch Verkehrs-, Arbeits- und Sportunfälle. Bei der Versorgung der Patienten kommen unterschiedliche Untersuchungs- und Behandlungstechniken zum Einsatz.

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Neurotraumatologie - Weitere Informationen

Das Behandlungsspektrum der Neurotraumatologie

Die Neurotraumatologie beschäftigt sich mit traumatischen Verletzungen von Schädel, Gehirn, Wirbelsäule, Rückenmark und peripheren Nerven.

Knochenbrüche und Schädigungen des Gehirns und Rückenmarks, die neurologische Störungen verursachen, stehen im Mittelpunkt. Ärzte wenden als Behandlung konservative oder chirurgische Methoden an.

  • Das Schädel-Hirn-Trauma

Bei einem Schädel-Hirn-Trauma können Haut, Schädel, Hirnhäute, Gehirn und Gefäße betroffen sein. Etwa 50 % der Opfer von Verkehrsunfällen leiden an einem Schädel-Hirn-Trauma.

Bei 80 % handelt es sich um ein leichtes Trauma, 20 % haben ein mittelgradiges oder schweres Trauma. Dabei kommen meist Schädelfrakturen, Gehirnblutungen, Hirnschwellungen oder -quetschungen vor.

Um den Schweregrad der Verletzung einschätzen zu können, orientieren sich Ärzte an der Glasgow Skala (GS). Sie erfasst den Bewusstseinszustand des Patienten und die verbale und motorische Reaktion.

Die Symptome leichter Traumata (GS 13-15) lassen innerhalb von wenigen Tagen nach. Bei mittelschweren Traumata (GS 9-12) dauert die Symptomrückbildung bis zu einem Monat. Langzeitfolgen treten dabei selten auf. Schwere Traumata (GS 3-8), die mit Bewusstlosigkeit von über 30 Minuten einhergehen, können Spätfolgen verursachen.

Ärztin untersucht Schädel-Hirn-TraumaHäufige Ursachen für ein Schädel-Hirn-Trauma sind Stürze, Verkehrsunfälle und Sportverletzungen @ vladim_ka /AdobeStock

  • Das spinale Trauma

Ein spinales Trauma betrifft die Wirbelsäule und das Rückenmark. Wirbelkörper, Bandscheiben, Bänder und das Nervenmark können betroffen sein. Auch hier reicht das Spektrum der Verletzungen von vorübergehenden Funktionsstörungen bis hin zu Quetschungen mit Substanzschädigung.

Jährlich erleiden etwa 30 von einer Million Menschen eine traumatische Querschnittslähmung durch ein spinales Trauma. Je nachdem, ob die Schädigung im Hals-, Brust- oder Lendenbereich auftritt, kommt es zu Para- oder Tetraplegien.

Als Paraplegie bezeichnet man die vollständige Lähmung (Plegie) beider Beine.  Die Tetraplegie ist eine komplette Lähmung (Plegie) aller vier Extremitäten und gehört zu den Formen der Querschnittlähmung.

Komplette Lähmungen bedeuten einen Ausfall der Oberflächen- und Tiefensensibilität. Der Patient spürt seine Extremitäten nicht mehr. Zudem sind die Reflexe und die Blasen- und Darmfunktion gestört. Inkomplette Lähmungen zeigen unterschiedliche Ausfallmuster.

  • Traumatische Schädigung peripherer Neven

Auch periphere Nerven sind von traumatischen Schädigungen betroffen: Einblutungen, Schwellungen, Quetschungen oder Zerreißungen der Nerven kommen vor.

Neurologische Verletzungen führen zu einer eingeschränkten Funktion der betroffenen Organe. Die Unterteilung der Schädigung in Schweregrade macht eine Prognose über die Regenerationsfähigkeit und -dauer möglich.

Periphere Nerven können sich bei leichten Druckschäden innerhalb von 3-4 Wochen erholen. Bei einer vollständigen Durchtrennung braucht es eine operative Reparatur, da keine Selbstheilung erfolgt. Ist nur das Axon betroffen, dann ist die Prognose günstiger und der Nerv kann sich wieder regenerieren.

Ursachen und Risikofaktoren für traumatische Verletzungen am Nervensystem

Ursache ist meist eine Gewalteinwirkung. Dabei kann es sich um stumpfe Gewalt handeln, wie bei einem Sturz, Schlag oder Aufprall. Verkehrsunfälle sind zu 50-70 % für traumatische neurologische Verletzungen verantwortlich.

Folgende Ursachen sind ebenfalls für die Schädigung des Zentralnervensystem und den peripheren Nervenbahnen verantwortlich:

  • Häusliche Unfälle
  • Arbeitsunfälle
  • Sportunfälle
  • Oerforierende Verletzungen
  • Schussverletzungen

Traumatische Verletzungen können Menschen jeden Alters, egal ob Mann oder Frau treffen. Die Teilnahme am Straßenverkehr und einige Sportarten zählen zu den Hauptrisikofaktoren.

Junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren sind häufiger von Querschnittslähmungen betroffen. Jedoch ist die Gehfähigkeit in vielen Fällen ganz oder teilweise wiederherstellbar.

Nur 50 % der Patienten mit einem Rückenmarkstrauma sind nach der Neurorehabilitation auf einen Rollstuhl angewiesen.

Diagnose in der Neurotraumatologie

Mithilfe von diagnostischen Mitteln bestimmen Neurologen, welche Strukturen betroffen sind und welcher Schweregrad vorliegt.

An erster Stelle stehen die körperliche und die neurologische Untersuchung. Übelkeit, zunehmende Kopfschmerzen, Nackensteife, Schwindel, vermehrtes Schwitzen oder Reizbarkeit können Warnzeichen für eine Gehirnverletzung sein. Die Symptome können bis 48 Stunden nach dem Unfall auftreten. Stellen Sie nach einem Sturz solche Beschwerden fest, ist eine fachärztliche Abklärung zwingend notwendig.

Eine Röntgenuntersuchung in zwei Ebenen gibt Aufschluss über die Integrität der knöchernen Strukturen. Schädel- oder Wirbelbrüche werden so erkannt.

Computertomografien (CT) sind sehr sensitiv für die Darstellung von Gehirn und Rückenmark. Chirurgen nutzen sie oft zur Planung von Operationen.

Mit der Magnetresonanztomografie (MRT) ist eine Diagnose von Schwellungen, Blutungen, Weichteilbeteiligungen oder Liquorstauungen möglich.

Je nach beteiligten Strukturen sind Angiographien zur Darstellung von Blutgefäßen oder Dopplersonografien hilfreich.

Auch elektrophysiologische Neuromonitoring-Hilfsmittel kommen zum Einsatz. Zu den elektrophysiologischen Diagnoseverfahren gehören das EEG (elektroenzephalographische Messung) und die EMG (Elektromyografie).

Gehirn-CT bei einer jungen FrauDie CT des Gehirns wird dann eingesetzt, wenn eine schnelle Diagnose notwendig ist @ My Ocean studio /AdobeStock

Spezialisten für Neurotraumatologie

Neurochirurgen, die eine Spezialisierung in Neurotraumatologie und Wirbelsäulenchirurgie haben, finden Sie in großen Kliniken oder in spezialisierten Zentren. Diese sind mit den notwendigen Diagnosemöglichkeiten (CT, MRT) und mit modernen Geräten für mikrochirurgische Eingriffe ausgestattet.

Die Nachsorge übernehmen Rehabilitationskliniken, die Fachpersonal für neurologische Therapien haben. Die Deutsche Gesellschaft für Neurotraumatologie und klinische Neurorehabilitation vertritt das medizinische Fachgebiet.

Fazit

Die Prognose für Patienten mit traumatischen Schädigungen des Zentralnervensystems ist trotz langwieriger Therapien recht gut.

Hoch entwickelte diagnostische Methoden gewährleisten genauere Einschätzungen des Schweregrades und der Entwicklung der Erkrankung. Eine Hirnverletzung kann zu langfristigen neurologischen Störungen führen, die eine ambulante Pflege oder Unterstützung durch Angehörige notwendig machen.

Quellen

Quellen

  • https://www.dgnkn.de
  • https://www.dgn.org/leitlinien
  • https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schaedel-hirn-trauma/auswirkungen-und-folgeschaeden/
  • Wallesch, Claus-Werner; Unterberg, Andreas; Dietz, Volker: Neurotraumatologie, 2005, 1. Auflage, Georg Thieme Verlag.
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