Ein nicht verheilender Trommelfelldefekt und beschädigte Gehörknöchelchen bedeuten eine verschlechterte Schallübertragung. Außerdem können immer wieder Mittelohrentzündungen auftreten.
Die Gehörknöchelchen bestehen aus
- Hammer,
- Amboss und
- Steigbügel.
Das sind die kleinsten Knochen im menschlichen Körper. Zusammen bilden sie die sogenannte Gehörknöchelchenkette.
Bei regelmäßigen Entzündungen können die Gehörknöchelchen dauerhaft beschädigt oder sogar komplett zerstört werden. Zudem kann das sogenannte Cholesteatom, ein Sonderfall der chronischen Mittelohrentzündung, zu erheblichen Komplikationen führen.
Um die entstandenen Probleme zu beheben, bedarf es eines operativen Verschlusses des Trommelfelldefektes. Im Zuge dessen wird die Gehörknöchelchenkette rekonstruiert. Diesen Eingriff bezeichnet man als Tympanoplastik.
Mediziner unterscheiden verschiedene Formen der Tympanoplastik. Sie reichen vom einfachen Trommelfellverschluss bis zum kompletten Ersatz der Gehörknöchelchen. Heute gehören die Tympanoplastik Typ I und Typ III zu den gebräuchlichsten Operationstechniken.

Die Anatomie der menschlichen Hörorgane mit den Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel © Henrie | AdobeStock
Der HNO-Arzt befragt bei der Diagnose den Patienten im Anamnesegespräch nach
- seinen Beschwerden,
- der Krankengeschichte und
- ob andere Grunderkrankungen vorliegen.
Dadurch kann er bereits Hinweise auf die Ursachen der Erkrankung erhalten und die Ausprägung der Beschwerden abschätzen. Es folgt eine orientierende Prüfung des Hörens mit einer Stimmgabel.
Die Untersuchung des betroffenen Ohres erfolgt in der Regel mit einem Mikroskop. Dabei kann der Arzt die Größe und Lage des Defektes beurteilen und aktuelle Entzündungen ausschließen. Als nächstes wird ein Hörtest durchgeführt, um den Hörverlust einzuschätzen.
Zur Bestimmung des Ausmaßes der Erkrankung kann eine Computertomographie (CT) erfolgen, zum Beispiel bei
- Verdacht auf eine Perlgeschwulst (Cholesteatom) oder
- einer Entzündung des Felsenbeines (Mastoiditis).
Die Tympanoplastik kann mit örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Der sollte Arzt die Wünsche des Patienten und dessen Schmerzempfinden in die Entscheidung mit einbeziehen. Bei einer örtlichen Betäubung muss der Patient in der Lage sein, während der Tympanoplastik längere Zeit ruhig zu liegen.
Der Hautschnitt für den Zugangsweg kann
- im Gehörgang,
- vor dem Ohr oder
- hinter der Ohrmuschel
erfolgen. Die Entscheidung ist im Wesentlichen von den anatomischen Begebenheiten des Patienten sowie von der Lage des Trommelfelldefektes abhängig.
Nach dem Hautschnitt wird die Gehörgangshaut Richtung Trommelfell vom Knochen abgehoben, bis der Rand des Trommelfells sichtbar wird. Diesen Rand löst der Chirurg nun vom Knochen und klappt das Trommelfell nach oben.
Die Ränder des Trommelfelldefektes werden umschnitten, um kein vitales Gewebe zu entfernen und die Heilungstendenz zu verbessern.
Verschluss des Trommelfelldefektes
Der Operateur kann für den Verschluss des Defektes aus verschiedenen körpereigenen Geweben wählen. Zur Verfügung stehen
- Bindegewebe vom Muskel (Faszie),
- Knorpelhaut (Perichondrium) und
- Knorpel.
Das Gewebe gewinnt der Chirurg ohne weitere Schnitte im freiliegenden Operationsgebiet. Bei sehr kleinen Defekten und ausreichend durchblutetem Trommelfell kann auch Fettgewebe genutzt werden.
Ersatz defekter Gehörknöchelchen
Die vorhandenen Gehörknöchelchen kann der Operateur entweder rekonstruieren, oder er setzt Prothesen (meist aus Titan) ein. Zum Verschluss des Trommelfells bringt er das Transplantat hinter das Trommelfell (Underlay-Technik). An der Rückseite des Trommelfells haftet es durch Adhäsionskräfte in der Regel selbstständig.
Zum Ende der Operation werden Silikonfolien in den Gehörgang eingelegt und an die Gehörgangshaut angelegt. Danach wird der Gehörgang mit einer Tamponade (Zellstoff oder Gel) ausgestopft. Die Tamponade drückt die Gehörgangshaut an den knöchernen Gehörgang und unterstützt so die Heilung.
Mit der Hautnaht und dem Wundverband wird die Operation beendet.
Neben der regelmäßigen Wundkontrolle sollte nach der Operation ein Hörtest zur Kontrolle der Hörleistung erfolgen.
Nach 8 bis 10 Tagen erfolgt der Fadenzug der Hautnähte.
Die Gehörgangstamponade und die Silikonfolien können je nach
- Tamponadematerial,
- Operation und
- Einschätzung des Operateurs
zwischen dem 5. und 21. Tag nach der Operation entfernt werden.
Zu den Komplikationen und Risiken der Tympanoplastik gehören
- die Abstoßung des Transplantates,
- das Wiederauftreten der Beschwerden,
- Entzündungen,
- starke Vernarbung,
- Schmerzen,
- Schwindel,
- Schmeckstörungen und
- Hörverlust bis hin zur Ertaubung.
Zudem kann es vorkommen, dass der Hörgewinn begrenzt ist. Eine sehr selten auftretende Komplikation stellt die Gesichtsnervenlähmung dar.
Die Tympanoplastik ist eine sichere Methode zum Verschluss eines Trommelfelldefektes und der Rekonstruktion der Gehörknöchelchenkette. Komplikationsrisiken des Eingriffs sind bei einem erfahrenen Operateur sehr überschaubar. Komplikationen treten nur in sehr seltenen Fällen auf.