Leistungsdiagnostik - Spezialisten und Informationen

02.12.2022
PD Dr. med. Susanne Regus
Medizinische Fachautorin

Die Leistungsdiagnostik wird insbesondere in der Sportmedizin angewandt, um den Trainingszustand von Athleten zu bestimmen und Trainingsfortschritte beziehungsweise auch -rückschritte frühzeitig erkennen und entsprechend gegensteuern zu können. Nur so kann eine optimale Anpassung der Trainingsintensität erfolgen und ein Über- sowie Untertraining verhindert werden.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Leistungsdiagnostik.

Empfohlene Spezialisten für Leistungsdiagnostik

Artikelübersicht

Was wird bei einer Leistungsdiagnostik untersucht?

Bei der Leistungsdiagnostik werden hauptsächlich folgende Organe genauer untersucht:

Hierfür stehen unterschiedliche Geräte beziehungsweise Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Wichtig sind

  • Untersuchungen des Herzens (Elektrokardiogramm = EKG, Ultraschalluntersuchung des Herzens = Herzechokardiographie, Pulsgurt für Herzfrequenz),
  • der Lunge (Spiroergometrie),
  • des Stoffwechsels unter Belastung (Laktattest) sowie
  • Körpermaße (Gewicht, Größe, Body mass index = BMI, Körperfettanteil).

Kraft und Reaktionsfähigkeit werden durch unterschiedliche Tests (z.B. Gewichtheben oder Liegestützen durchführen) untersucht.

Ist die Leistungsdiagnostik ausschließlich für Sportler geeignet?

Prinzipiell kann die Leistungsdiagnostik auch bei Freizeitsportlern beziehungsweise Nicht-Athleten durchgeführt werden. Beispiele für Letzteres sind zum Beispiel herzkranke Patienten nach einer Herzbypass-Operation oder einer Stentimplantation, bei denen langsam ein körperliches Belastungstraining erfolgen soll.

Das häufigste Anwendungsgebiet ist aber sicherlich der Sport, hier insbesondere der Leistungssport. Typische Beispiele für die Durchführung im Breitensport sind die Vorbereitung auf einen Marathon oder einen extremen Wettkampf (zum Beispiel Wüsten-Wettkampf oder Überquerung der Alpen). Hier geht es primär darum festzustellen, ob gesundheitliche Bedenken gegen die besondere Belastung sprechen.

Was sind die wichtigsten Untersuchungsbefunde bei der Leistungsdiagnostik?

Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse des Herzens (jeweils in Ruhe und bei Belastung) sind:

  • Anzahl der Herzschläge (Herzfrequenz: zwischen 50 und 200 Schläge/Minute)
  • Menge des ausgeworfenen Blutes (Herzschlagvolumen: 80-200ml/Schlag; Herzminutenvolumen: 4-36 l/Minute)
  • Muskelarbeit des Herzens (sichtbar im EKG und Herzechokardiographie)

Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse der Lunge (jeweils in Ruhe und bei Belastung) sind:

  • Anzahl Atemzüge (Atemfrequenz 10-50/Minute)
  • Menge ein- und ausgeatmete Luft (Atemzugvolumen: 500-3000ml/Minute)
  • Sauerstoffbedarf in Ruhe (150-300ml), bei Belastung (bis zu 6 Litern/Minute)

Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse von Muskelkraft und -stoffwechsel:

  • Milchsäure (Laktat 0,5-1,5mmol/l in Ruhe, Anstieg bis auf > 10mmol/l bei Höchstbelastung)
  • Maximalkraft beim Gewichtsheben (1RM = Einwiederholungsmaximum ist das Gewicht, das maximal 1x gehoben werden kann)

Wie läuft eine Leistungsdiagnostik ab?

Der Ablauf der Leistungsdiagnostik ist in aller Regel höchst standardisiert, um die einzelnen Meßergebnisse zwischen den Tests (die teilweise Monate bzw. Jahre auseinander liegen) vergleichen zu können. 

Zunächst werden Körpermaße wie Größe und Gewicht bestimmt sowie dokumentiert. Des Weiteren wird die Herzfrequenz unter Ruhebedingungen bestimmt, dies erfolgt in aller Regel mit einem Pulsgurt. Im Normalfall wird dieser bei der nachfolgenden Belastungsuntersuchung weiterhin getragen, um so den Herzfrequenzverlauf unter Belastung dokumentieren zu können.

Anschließend wird sportartspezifisch ein Belastungstest durchgeführt, meist auf dem Laufband oder dem Fahrrad-Ergometer. Die Belastungssteigerung ist ebenfalls standardisiert, weshalb man auch von einem Stufentest spricht. Hierbei wird in definierten Intervallen von meist 3 Minuten die Belastung kontinuierlich gesteigert. So wird in aller Regel nach 20 bis 30 Minuten die Leistungsgrenze des Athleten erreicht. Die Herzfrequenz steigt mit zunehmender Belastung bis zur maximalen Herzfrequenz, wobei diese unter anderem vom Trainingszustand und dem Lebensalter abhängt.

Um die Funktionsfähigkeit des Stoffwechsels und der Energieverwertung genauer zu untersuchen, erfolgt beim Laktattest zwischen den einzelnen Intervallen eine kurze Pause mit Blutabnahme aus dem Ohrläppchen, um den Laktatwert zu bestimmen. Alternativ kann die Stoffwechselaktivität auch durch die Spiroergometrie genauer untersucht werden, hier erfolgt über eine Atemmaske die kontinuierliche Messung der Atemgase (Sauerstoff und Kohlendioxid). Eine Pause zwischen den einzelnen Belastungsintervallen ist bei der Spiroergometrie nicht notwendig.

Was bringt einem Sportler die Leistungsdiagnostik?

Wichtig für den Athleten sind zum einen seine eigene aktuelle Leistungsfähigkeit, woraus sich die weitere Trainingsplanung ergibt. Anhand des Laktatwertes und seines Anstiegs im Verlaufe der Belastung kann die sogenannte anaerobe Schwelle bestimmt werden. Dies ist der Punkt, an dem der Stoffwechsel mit Sauerstoff (aerob) zu dem ohne Sauerstoff (anaerob) übergeht. In diesem Bereich liegt die Grenze der Ausdauerbelastbarkeit. Unterhalb dieser Schwelle kann der Athlet üblicherweise eine langdauernde Ausdauerleistung (z.B. Marathonlauf) vollbringen.

Der Großteil der Trainingsbelastung sollte beim Ausdauerathleten unterhalb der anaeroben Schwelle sein. Aber auch kürzere Trainingseinheiten mit Intensitäten im Bereich der anaeroben Schwelle sind wichtig, um die Leistungsfähigkeit zu steigern. Durch derartig hochintensive Trainingseinheiten kann der Sportler gezielte Trainingsreize setzen und seine anaerobe Schwelle verschieben. Dies ermöglicht es, höhere Geschwindigkeiten länger durchzuhalten.

Was ist ein „guter“ Laktatwert?

Laktat wurde früher immer als der Bösewicht im Ausdauersport betrachtet, da angenommen wurde, dass Laktat zu einer Leistungseinbuße führt. Mittlerweile sind allerdings auch die positiven Aspekte und Wirkungen von Laktat bekannt, insbesondere die kontinuierliche Leistungssteigerung durch Trainingsmethoden, welche zu einer Erhöhung der Laktat-Konzentration und letztlich auch der Laktat-Toleranz führen. Eine erhöhte Laktat-Toleranz bedeutet, dass der Sportler mit zunehmendem Training immer besser mit erhöhten Laktat-Konzentrationen zurechtkommt, ohne Leistungseinbußen zu riskieren. 

Der normale Laktatwert in Ruhe liegt bei 0,5 – 1mmol/l, er steigt bei zunehmender Belastung zunächst flach an, um dann (allerdings individuell unterschiedlich) ab einem Wert von 4 mmol/l steil anzusteigen. Dies sieht man in der Laktat-Kurve sehr gut und setzt hier die Schwelle zwischen den aeroben (mit Sauerstoff) und anaeroben (ohne Sauerstoff) Stoffwechsel. Hier spricht man von der anaeroben Schwelle. Mit zunehmendem Training wird diese Schwelle nach rechts (also hin zu einer stärkeren Belastung) verschoben. Diese Rechtsverschiebung ist zwischen verschiedenen Leistungstests sichtbar und ein Nachweis für einen positiven Trainingseffekt.

Was genau versteht man unter der VO2max?

Die VO2max ist eine Abkürzung für die maximale Sauerstoffmenge, welche der Athlet aufnehmen kann. Sie wird in ml/Kilogramm Körpergewicht/Minute (ml/kgKG/min) angegeben. Ein guter Wert für Frauen liegt bei > 45, bei Männern bei > 51. Professionelle Ausdauerathleten können bis zu 80 erreichen. Dies bedeutet, dass diesen Ausnahmeathleten eine Sauerstoffaufnahme von über 6 Litern/Minute möglich ist.

Welchen Nutzen hat der Nicht-Sportler von einer Leistungsdiagnostik?

Auch Nicht-Athleten können einen Leistungstest durchführen. In diesen Fällen dient er zur initialen Trainingsplanung, um eine Verbesserung der Kondition zu erreichen, ohne allerdings die Gesundheit zu gefährden oder den noch nicht trainierten Körper zu überfordern. Letzteres würde andernfalls mit einem deutlich erhöhten Verletzungsrisiko einhergehen.

Was kostet eine Leistungsdiagnostik?

Bei der Leistungsdiagnostik handelt es sich um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGel), die von der Krankenkasse in Ausnahmefällen übernommen wird. Eine Kostenübernahme sollte im Vorfeld geklärt werden. Die Kosten belaufen sich auf ca. 150-250 €.

Whatsapp Twitter Facebook Instagram YouTube E-Mail Print