Nutcracker-Syndrom: Informationen und Spezialisten

26.05.2025

Das Nutcracker-Syndrom (auch Nussknacker-Syndrom) ist eine seltene Gefäßerkrankung, bei der es zu einer Einengung der linken Nierenvene kommt. Diese Vene transportiert Blut von der linken Niere zurück zum Herzen. Wird sie – ähnlich wie eine Nuss in einem Nussknacker – zwischen der Hauptschlagader (Aorta) und einer angrenzenden Arterie, der Arteria mesenterica superior (oberer Eingeweidearterie), eingeklemmt, kann das zu unangenehmen und teils belastenden Beschwerden führen. Betroffene leiden oft über Jahre an unspezifischen Symptomen, ohne eine eindeutige Diagnose zu erhalten.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung des Nutcracker-Syndroms.

ICD-Codes für diese Krankheit: I87.1

Empfohlene Spezialisten für das Nutcracker-Syndrom

Artikelübersicht

Was ist das Nutcracker-Syndrom?

Beim Nutcracker-Syndrom handelt es sich um eine Gefäßkompression, also eine Quetschung der linken Nierenvene. Diese Vene liegt anatomisch zwischen zwei großen Arterien – der Aorta und der Arteria mesenterica superior. Ist der Winkel zwischen diesen beiden Gefäßen zu eng, wird die Nierenvene dazwischen eingeklemmt. Dadurch staut sich das Blut in der Niere zurück, was zu verschiedenen Symptomen führen kann.

Es gibt zwei Formen:

  • Anteriore Form (häufiger): Die Vene wird zwischen Aorta und Arteria mesenterica superior eingeklemmt.
  • Posteriore Form (seltener): Die Vene verläuft hinter der Aorta und wird dort zwischen dieser und der Wirbelsäule komprimiert.

Diese Stauung kann den Druck in der Vene erhöhen und sich auf umliegende Gefäße auswirken – etwa auf die Venen im Hoden- oder Beckenbereich.

Welche Symptome treten beim Nutcracker-Syndrom auf?

Die Beschwerden sind sehr unterschiedlich und hängen vom Schweregrad der Kompression ab. Manche Betroffene haben gar keine Symptome, während andere stark eingeschränkt sind. Häufige Anzeichen sind:

  • Blut im Urin (Hämaturie) – oft schmerzlos, aber wiederkehrend
  • Flankenschmerzen – meist auf der linken Seite
  • Druckgefühl oder Schmerzen im Unterbauch
  • Müdigkeit und Leistungsabfall
  • Bei Männern: Krampfaderbildung im Hodenbereich (Varikozele) linksseitig
  • Bei Frauen: Erweiterte Beckenvenen, die zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder während der Menstruation führen können

Diese Beschwerden können besonders belastend sein, da sie oft unspezifisch sind und nicht sofort auf das Nutcracker-Syndrom hindeuten.

Wie entsteht das Nutcracker-Syndrom?

Die genaue Ursache ist nicht immer eindeutig. Bei vielen Betroffenen liegt eine anatomische Besonderheit vor: Ein zu enger Winkel zwischen der Aorta und der Arteria mesenterica superior. Dieser Winkel kann durch verschiedene Faktoren noch verstärkt werden:

  • Starkes Untergewicht, besonders bei Jugendlichen
  • Schnelles Körperwachstum, z. B. während der Pubertät
  • angeborene anatomische Varianten
  • Verletzungen oder Operationen, die die Gefäßstruktur verändern

Diese Risikofaktoren führen dazu, dass das Fettpolster, das normalerweise die Nierenvene schützt, schrumpft – und die Vene so leichter eingeklemmt wird.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die Diagnose des Nutcracker-Syndroms ist nicht einfach. Viele Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bevor die Ursache erkannt wird. Folgende Methoden helfen bei der sicheren Diagnose:

  • Ultraschalluntersuchung (Doppler-Sonografie): Zeigt den Blutfluss in der Nierenvene und mögliche Engstellen.
  • Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT): Detaillierte Bilder der Gefäße und ihrer Lage im Körper.
  • Venografie: Kontrastmitteluntersuchung der Venen – oft zur Bestätigung der Diagnose.
  • Blutdruckmessung in der Vene: Misst den Druckunterschied vor und nach der Engstelle.

Wichtig ist, dass die Untersuchungen durch erfahrene Fachärzte durchgeführt werden – meist in einer urologischen oder gefäßmedizinischen Fachklinik.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie hängt davon ab, wie stark die Symptome ausgeprägt sind. Nicht jede Kompression muss behandelt werden – bei milden Fällen reicht oft eine Beobachtung aus.

Sollte doch eine Behandlung notwendig werden, stehen konservative und operative Verfahren zur Verfügung:

Konservative Maßnahmen:

  • Gewichtszunahme bei Untergewicht
  • Körperliche Schonung, wenn starke Schmerzen auftreten
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

Interventionelle oder operative Verfahren:

  • Stenteinlage: Ein kleines Röhrchen wird in die Vene eingesetzt, um sie offen zu halten.
  • Gefäßverlagerung (Transposition): Die Vene wird chirurgisch neu positioniert.
  • Bypass-Operation: Blut wird über ein künstliches Gefäß umgeleitet – nur bei sehr schweren Verläufen.

Spezialisten für diese Eingriffe sind Gefäßchirurgen, Urologen und Radiologen, die sich auf minimalinvasive Verfahren spezialisiert haben.

Wie verläuft das Nutcracker-Syndrom?

Der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Einige Patienten erleben eine spontane Besserung, vor allem junge Menschen mit Untergewicht, wenn sie an Gewicht zunehmen. Bei anderen bleiben die Beschwerden über Jahre bestehen oder nehmen zu.

Eine frühe Diagnose und individuell abgestimmte Therapie können helfen, die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Bleibende Schäden an der Niere sind selten, solange die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

Fazit: Früh erkannt, gut behandelbar

Das Nutcracker-Syndrom ist selten, aber real. Es zeigt, wie wichtig es ist, bei ungeklärten Blutungen im Urin oder wiederkehrenden Flankenschmerzen auch an seltene Ursachen zu denken. Wenn Sie solche Beschwerden haben und bislang keine Diagnose gestellt wurde, sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt gezielt auf das Nutcracker-Syndrom an.

Eine genaue Diagnostik und Betreuung durch spezialisierte Fachärzte können Ihnen helfen, Klarheit zu gewinnen – und die Beschwerden wirksam zu lindern.

Glossar

  • Nierenvene: Vene, die Blut aus der Niere zum Herzen transportiert
  • Aorta: Hauptschlagader des Körpers
  • Mesenterica superior: Oberer Abschnitt der Eingeweidearterie, versorgt große Teile des Darms
  • Kompression: Druck auf ein Gewebe oder Gefäß
  • Hämaturie: Blut im Urin
  • Varikozele: Erweiterung der Venen im Hodenbereich
  • Cava (Vena cava): Große Hohlvene, in die das Blut aus der Nierenvene mündet

Quellen

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