Priv.-Doz. Dr. Christopher Becker, ein renommierter Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, hat sich als Oberarzt im Bereich Wirbelsäulenchirurgie am Artemed Klinikum München Süd sowie als Facharzt im Muskuloskelettalen Universitätszentrum München (LMU Klinikum) einen erstklassigen Ruf erarbeitet. Seine Expertise liegt insbesondere in der minimal-invasiven Beckenring- und Wirbelsäulenchirurgie und bietet innovative Therapieoptionen an. Neben der Wirbelsäulenchirurgie konzentriert er sich intensiv auf die Behandlung von Beckenschmerzen, einschließlich Schambeinentzündung, Symphysenschmerzen und Iliosakralgelenkproblemen.
Dr. Becker verbindet umfassendes Fachwissen mit jahrelanger Erfahrung, um modernste Behandlungen anzubieten. Sein besonderes Interesse an Schmerzsyndromen rund um den Beckenring spiegelt sich in der Spezialsprechstunde am Muskuloskelettalen Universitätszentrum München wider. Darüber hinaus leitet er eine Sprechstunde für Schmerzchirurgie am Artemed Klinikum München Süd.
Als Mitglied führender medizinischer Fachgesellschaften, darunter der BVOU (Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie) und der DGOU (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie) bleibt Dr. Becker stets auf dem neuesten Stand der Forschung und Behandlungsmethoden. Sein Engagement in verschiedenen Fachgremien demonstriert sein Bestreben nach kontinuierlicher Verbesserung.
Dr. Becker zeichnet sich nicht nur durch sein medizinisches Fachwissen aus, sondern auch durch seine einfühlsame und engagierte Betreuung seiner Patienten. Er nimmt sich Zeit, um die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten zu verstehen und maßgeschneiderte Behandlungspläne zu entwickeln. Mit Dr. Becker erhalten Patienten eine erstklassige, patientenzentrierte Versorgung, die individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Mehr zum Thema Postpartale Beckenschmerzen erfuhr die Redaktion des Leading Medicine Guide in einem persönlichen Gespräch mit Dr. Christopher Becker.
Beckenschmerzen, Schambeinentzündung und Symphysenprobleme sind häufige Beschwerden, die Frauen nach einer Schwangerschaft erleben können. Besonders die Lockerung des Gelenks zwischen den Schambeinen, bekannt als Symphysenlockerung, kann zu anhaltenden Beschwerden führen. Eine genaue Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um Frauen, die unter diesen Beschwerden leiden, eine effektive Linderung zu bieten und ihnen zu ermöglichen, sich nach der Geburt optimal zu erholen.
Symphysenprobleme beziehen sich auf Beschwerden im Bereich der Symphyse, einer strukturellen Verbindung zwischen den Schambeinen an der Vorderseite des Beckens. Während der Schwangerschaft kann die Symphyse durch hormonelle Veränderungen und den wachsenden Druck auf das Becken überbeansprucht werden, was zu Schmerzen und Unbehagen führen kann. Dies wird manchmal als Symphysenlockerung oder Symphysendysfunktion bezeichnet und kann zu Beschwerden im Beckenbereich führen.
Beckenschmerzen nach einer Schwangerschaft sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen.
Einer der häufigsten Gründe ist die Symphysenlockerung, bei der das Gewebe um das Schambein gelockert wird, um Platz für die Geburt zu schaffen. Diese natürliche Veränderung kann Schmerzen im Schambeinbereich verursachen. „Beckenschmerzen sind grundsätzlich sehr vielfältig. Das kann von muskuloskelettaler Seite sein, nicht-entzündliche akute oder chronische Krankheiten des Bewegungsapparats, womit ich mich in erster Linie auseinandersetze. Sie können auch viszerale, urologische, gynäkologische oder nervliche Ursachen haben. Es gibt auch das sogenannte Pelvic Pain Syndrome, wo es dann ausschließlich um die Behandlung der Schmerzen geht, da eine Ursache nicht einfach mehr zu diagnostizieren ist. Bei Beckenschmerzen nach der Schwangerschaft ist es tückischer Weise so, dass der meist ausstrahlende Schmerz gewöhnlich mechanisch bedingt ist. Das heißt, der Schmerz macht sich erst bei Beginn einer Bewegung bemerkbar. Die Ursache ist hier meistens ein Ödem direkt im Knochenmark am Schambein selber. Während der Schwangerschaft kann etwa ein physikalischer Druck im Bauch durch das Kind selbst entstehen, und rein hormonell ist es so, dass die Symphyse und die Bänder am Becken sich lockern, um ein bisschen mehr Platz freizugeben. Wenn sich die Lockerung nach der Schwangerschaft nicht mehr zurückbildet, kann eine persistierende Instabilität bleiben. Auch am Iliosakralgelenk, der Verbindung zwischen dem Beckenknochen (Ilium) und dem Kreuzbein (Os sacrum), können Schmerzen entstehen. Es sind ca. 5-10 % der Frauen, die bei der Schwangerschaft solche Schmerzen entwickeln – allerdings ist das in der Literatur nicht genau definiert. Leider werden diese Leiden oftmals unterschätzt und werden unterdiagnostiziert, sodass manche Patienten chronische Schmerzen entwickeln. Frauen mit Beckenschmerzen kommen oft spät zum Arzt und erst dann, wenn sie den Alltag wirklich nicht mehr gut bewältigen können“, erklärt Dr. Becker.
Das Pelvic Pain Syndrome ist ein Zustand, der chronische Schmerzen im Beckenbereich verursacht. Dieses Syndrom betrifft Männer und Frauen und kann verschiedene Ursachen haben, darunter Muskelverspannungen, Entzündungen, Nervenreizungen oder strukturelle Probleme im Beckenbereich. Es kann zu Schmerzen im unteren Rücken, in der Leistengegend, den Hüften, im Bereich des Steißbeins oder im Genitalbereich führen. Die genaue Ursache kann vielfältig sein und erfordert manchmal eine umfassende Diagnose und Behandlung durch Fachleute wie Urologen, Gynäkologen oder Physiotherapeuten.
Die Überlastung der Beckenbodenmuskulatur während der Schwangerschaft ist ebenfalls eine mögliche Ursache, da diese Muskeln stark beansprucht werden. Kleinere Verletzungen oder Entzündungen im Beckenbereich während der Geburt können nach der Schwangerschaft ebenfalls zu Beschwerden führen. Zusätzlich können Veränderungen in der Wirbelsäule während der Schwangerschaft, wie Verschiebungen oder Bandscheibenprobleme, zu Beckenschmerzen beitragen. Symphysenschmerzen unterscheiden sich von anderen Arten von Beckenschmerzen, da sie spezifisch auf die Lockerung des Gelenks zwischen den Schambeinen zurückzuführen sind. Typischerweise äußern sich diese Schmerzen im Schambeinbereich oder im unteren Rücken und können besonders beim Gehen, Stehen oder Bewegen unangenehm sein. Im Gegensatz dazu können andere Arten von Beckenschmerzen verschiedene Ursachen haben, wie Muskelüberlastung, Verletzungen oder Wirbelsäulenprobleme. Diese Schmerzen können unterschiedliche Bereiche des Beckens betreffen und variieren in Intensität und Lokalisation.
Typische Symptome für Schambeinentzündungen oder Symphysenprobleme nach der Geburt:
Schmerzen im Schambeinbereich: Der Schmerz kann sich als dumpf, drückend oder stechend äußern und kann sich auf den unteren Bauch, die Leiste, den Rücken oder die Oberschenkel ausbreiten.
Beschwerden beim Gehen oder Stehen: Insbesondere beim Wechseln der Position, beim Treppensteigen oder beim Drehen im Bett können die Schmerzen verstärkt auftreten.
Schwierigkeiten beim Aufstehen: Das Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen kann aufgrund der Schmerzen im Beckenbereich unangenehm sein.
Schmerzen beim Druck auf das Schambein: Berührung oder Druck auf das Schambein kann zusätzliche Schmerzen verursachen.
Instabilität im Beckenbereich: Manche Frauen berichten über ein Gefühl der Instabilität oder Lockerheit im Becken, insbesondere beim Gehen.
Die Diagnose von Schambeinentzündungen oder Symphysenproblemen nach der Geburt erfordert oft eine gründliche Untersuchung durch einen Arzt oder Spezialisten.
„Die Diagnose von Schambeinentzündungen oder Symphysenproblemen nach der Geburt erfordert in der Regel eine eingehende körperliche Untersuchung durch einen Arzt oder Spezialisten. Im ersten Schritt wird eine umfassende Anamnese durchgeführt, bei der der Arzt Fragen zu den auftretenden Symptomen stellt. Dies wird von einer gründlichen körperlichen Untersuchung begleitet, bei der der betroffene Bereich überprüft wird, um die Schmerzempfindlichkeit zu lokalisieren und den Zustand zu beurteilen. Um eine genauere Einsicht in mögliche Symphysenprobleme zu erhalten, können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen und Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden. Hierbei werden sogenannte `Flamingo-Aufnahmen´ gemacht – das heißt, der Patient steht bei den Aufnahmen jeweils auf einem Bein, und man kann dann in der Aufnahme erkennen, ob die Symphyse sich vertikal verschiebt. Zu berücksichtigen ist in jedem Fall, dass eine leichte Verschiebung nach einer Schwangerschaft vollkommen normal ist“, erklärt Dr. Becker.
Parallel dazu schließt der Arzt andere potenzielle Ursachen für ähnliche Beschwerden aus. Hierbei werden mögliche Wirbelsäulenprobleme oder Muskelverspannungen im Beckenbereich in Betracht gezogen und durch gezielte Untersuchungen ausgeschlossen. Die Kombination von Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren ermöglicht in jedem Fall eine präzise Diagnose und legt den Grundstein für eine gezielte und effektive Behandlung.
Für Schwangere oder frischgebackene Mütter mit Beckenschmerzen oder Symphysenproblemen gibt es verschiedene nicht-chirurgische Behandlungsmethoden.
„Man kann relativ viele konservative Therapieoptionen wahrnehmen. Spezielle Beckengurte können die Belastung verringern und Symptome lindern, insbesondere beim Gehen oder Stehen. Allerdings adressiert ein solcher Beckengurt eher eine horizontale und nicht eine vertikale Instabilität. Physiotherapie spielt therapeutisch eine zentrale Rolle, da gezielte Übungen und Techniken dazu beitragen können, die Muskulatur im Beckenbereich zu stärken, Schmerzen zu reduzieren und die Stabilität des Beckens zu verbessern. Eine ergonomische Anpassung der Körperhaltung und die Verwendung spezieller Hilfsmittel wie Kissen können die Belastung des Beckens verringern und Schmerzen lindern. Akupunktur, die an bestimmten Punkten durchgeführt wird, kann bei einigen Frauen zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung beitragen und ist durchaus zu empfehlen, auch die Osteopathie bringt Linderung. Momentan erzielen wir mit der Stoßwellentherapie die größten Erfolge, insbesondere wenn ein Knochenmarködem vorliegt. Diese sollte in insgesamt 6-7 Sitzungen stattfinden, in Kombination von Physiotherapie jeweils einmal in der Woche“, empfiehlt Dr. Becker und ergänzt: „Nur ca. 5% der Patienten werden bei uns in der Klinik operiert. Bei einigen Befunden operiert man schneller, um die Patienten schneller mobil zu kriegen. Auch bei Sportlern geht man häufiger zur Operation als Therapie über, damit sie schneller wieder ihrem Beruf nachgehen können. Gerade bei Sportarten wie Fußball oder Handball finden viele Richtungswechsel statt, und es findet dabei viel Zug auf die Symphyse statt. Dadurch kann ein chronischer Reiz oder eine Schambeinentzündung entstehen, sodass diese Erkrankung bei Sportlern durchaus häufiger vorkommt“.
Schambeinentzündungen bei Sportlern können durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden:
Überlastung: Wiederholte Belastungen durch bestimmte Sportarten wie Fußball, Tennis, Leichtathletik oder Hockey können zu Schambeinentzündungen führen, insbesondere wenn die Belastung einseitig ist oder die Trainingsintensität plötzlich erhöht wird.
Fehlhaltungen oder biomechanische Probleme: Abweichungen in der Körperhaltung, wie beispielsweise eine unzureichende Rumpfstabilität oder Fußfehlstellungen, können das Risiko für Schambeinentzündungen erhöhen.
Muskelungleichgewichte: Ungleichgewichte oder Schwächen in den Muskelgruppen im Beckenbereich können zu einer übermäßigen Belastung des Schambeins führen und somit Entzündungen begünstigen.
Das Iliosakralgelenk (ISG) spielt eine wichtige Rolle im Beckenbereich von Sportlern.
„Das Iliosakralgelenk wird als Ursache für tieferen Rückenschmerz oft unterschätzt. Es verbindet das Kreuzbein mit dem Becken und trägt zur Stabilität und Beweglichkeit des Beckens bei. Probleme mit dem Iliosakralgelenk können zu Schmerzen im unteren Rücken oder im Becken führen, was insbesondere bei Sportlern zu Beschwerden führen kann. Prophylaktisch ist Aufwärmen und Dehnen definitiv immer sinnvoll und trägt dazu bei, die Muskeln aufzuwärmen und die Durchblutung zu fördern, was das Verletzungsrisiko insgesamt verringern kann. Protektiv ist in jedem Fall, wenn man eine gute Kernmuskulatur und einen guten Trainingszustand hat. Beschwerden sollten in keinem Fall verschleppt werden, und das Training sollte dann auch einmal pausiert werden. Das heißt, Sportler sollten auf Warnsignale wie anhaltende Schmerzen, Ungleichgewichte oder Beschwerden im Beckenbereich unbedingt achten und bei Bedarf rechtzeitig medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Auch die Anpassung der Körperhaltung und des Bewegungsverhaltens kann dazu beitragen, die Belastung des Iliosakralgelenks zu minimieren und Beschwerden zu reduzieren“, verdeutlicht Dr. Becker. Die Kombination dieser präventiven Maßnahmen hilft, das Risiko von Schambeinentzündungen und Iliosakralgelenkschmerzen zu reduzieren und die sportliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, indem potenzielle Verletzungen im Beckenbereich vermieden werden.
Blick in die Zukunft
„Es wäre wünschenswert, wenn dieser Erkrankung mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde, da sie viel häufiger auftritt als man denkt. Sehr oft wird sie fälschlicherweise als Adduktorenzerrung (Verletzung der inneren Oberschenkelmuskulatur) abgetan. Was die Behandlungsoptionen betrifft, haben wir uns hier in München eine eigene Operationsmethode ausgedacht, die vor allem bei Symphyseninstabilitäten angewandt werden kann. Wir können minimalinvasiv eine Bandaugmentation durchführen, statt wie früher mit Platten und Schrauben zu arbeiten, sobald die konservativen Methoden nichts bringen“, äußert Dr. Becker abschließend, und wir beenden unser Gespräch.
Sehr geehrter Herr Dr. Becker, vielen Dank für den Einblick in diese für viele sicherlich unbekannte Erkrankung!