Die Schambeinentzündung heißt auch Osteitis pubis oder Pubalgie. Es handelt sich dabei um eine Überlastungsreaktion der Symphyse. Für eine bessere Vorstellung ist es sinnvoll, zunächst einmal einen Blick auf unsere Anatomie zu werfen.
Das Schambein liegt in unserem Becken. Es handelt sich dabei um den vorderen Teil, der aus zwei aufeinander zulaufenden Knochen besteht, den Schambeinästen.
Dazwischen liegt die Schambeinfuge, die Mediziner Symphyse nennen. Umgeben ist die Symphyse von festem Bindegewebe. Übermäßige Belastung entsteht in diesem Bindegewebe und im Kapsel-/Bandapparat feinste Risse. Diese lösen letztendlich eine Schambeinentzündung aus.
Es gibt ein linkes und ein rechtes Schambein, die Schambeinfuge verbindet beide miteinander @ Henrie /AdobeStock
Typische Symptome bei einer Schambeinentzündung sind Schambeinschmerzen. Die Diagnose ist für Mediziner häufig schwer, da die Schmerzen ausstrahlen. Daher können Ärzte sie oft nicht eindeutig zuordnen.
Außerdem nimmt die Intensität der Schmerzen schleichend zu. Was Sie momentan nur als unangenehm empfinden, kann in einigen Wochen oder Monaten schmerzhaft sein.
Zunächst geht es oft mit einem unangenehmen Ziehen in den Oberschenkeln los, ähnlich wie bei einem Muskelkater. Selten erfolgt bereits in diesem Stadium eine Behandlung, weshalb die nächste Stufe meist diffuse Hüftschmerzen sind.
Diese können die Leisten betreffen oder die Adduktoren (das sind Teile der Hüftmuskulatur). Genauso möglich ist es, dass die Schmerzen im unteren Rücken oder Bauch ausstrahlen.
Charakteristisch ist auch, dass bestimmte Bewegungen die Schmerzen verstärken. Dazu gehört eine einseitige Belastung der Hüfte, beispielsweise wenn Sie im Stand das Knie anheben.
Auch Treppensteigen, das Aufstehen nach längerem Sitzen oder Sit-ups lösen bei einer Schambeinentzündung stechende Schmerzen im Unterleib aus.
Hinzu kommt, dass das Schambein und die Symphyse zunehmend druckempfindlich sind. Grund dafür sind Wassereinlagerungen (Ödeme), die mit der Entzündung im Knochen einhergehen.
Ursache für eine Schambeinentzündung ist meist eine Überbeanspruchung @ georgpfluegl /AdobeStock
Die häufigste Ursache einer Schambeinentzündung ist eine anhaltende Überbeanspruchung. Diese führen zu Mikrorissen im Gewebe rund um die Symphyse und letztendlich zur Entzündung.
Die Belastung kommt vor allem von muskulären Zugspannungen, die auf das Becken wirken. An der Schambeinfuge verlaufen sowohl die Bauch- als auch die Adduktorenmuskeln.
Deshalb glaubten Sportmediziner lange, dass eine Schambeinentzündung hauptsächlich Sportler betrifft. Vor allem bei Fußballern, Hockey- oder Rugbyspielern, Hürdenläufern oder Tennisspielern tritt die Erkrankung besonders häufig auf. Das liegt daran, dass bei diesen Sportarten ruckartige Bewegungen im Hüftbereich dazugehören.
Mittlerweile weiß man jedoch: Auch langes Sitzen führt zu einem einseitigen Zug auf die Bauchmuskeln. Dieser Zug kann ebenfalls eine Schambeinentzündung hervorrufen.
Eine weitere, deutlich seltenere Ursache ist der Schambeinbruch. Dies entsteht durch heftige Tritte oder Stöße. In diesem Fall treten jedoch gravierendere Symptome wie Nervenschmerzen und Bewegungseinschränkungen auf.
Bei Frauen tritt die Erkrankung manchmal auch während der Schwangerschaft oder nach der Geburt auf. Grund dafür ist die hormonelle Umstellung, die zu einer Lockerung der Bänder und einer Erweiterung der Symphyse führt. Das zunehmende Gewicht des Embryos kann schließlich zur Überlastung des Schambeins führen.
Da die Schmerzen häufig ausstrahlen, ist es für Sportmediziner und Orthopäden manchmal schwierig, die richtige Diagnose zu stellen. Auf jeden Fall gehört eine ausführliche Anamnese, also ein Gespräch über die Lebensumstände des Patienten, zur Untersuchung. Dadurch kann der Arzt Risikofaktoren entdecken.
Ergänzt wird dieses Gespräch durch eine körperliche Untersuchung. Bei dieser Untersuchung sollte der Patient bestimmte Bewegungen durchführen. Wie beispielsweise auf einem Bein zu stehen.
Währenddessen sollte der Patient die Schmerzintensität beschreiben. Der Symphysen-Klaff-Test gehört ebenfalls zu den gängigen Untersuchungsmethoden. Beim Symphysen-Klaff-Test übt der Arzt Druck auf die Schambeinfuge aus und überprüft die Schmerzhaftigkeit.
Für ein besseres Bild der Strukturen im Beckenbereich ordnet der Mediziner häufig noch eine Röntgenaufnahme oder ein MRT an. Dabei kann er den Zustand der Symphyse, beispielsweise eine Erweiterung, des Knochens sowie mögliche Wassereinlagerungen (Knochenmarködeme) erkennen.
Die Behandlung einer Schambeinentzündung ist häufig langwierig. Selten heilt die Erkrankung von alleine aus. Deshalb gehen Orthopäden in der Regel zunächst konservativ vor.
Eine Physiotherapie und Übungen zu Hause sollen der Entzündung entgegenwirken. Schmerzmittel und Kortison unterstützen die Behandlung. Eine Sportpause ist am hilfreichsten.
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Sie Injektionen mit Kortison oder einer lokalen Betäubung ausprobieren. Die meisten Patienten verspüren danach eine deutliche Besserung. Außerdem ist eine Stoßwellentherapie zur Verbesserung des Knochenmarködems und zur Heilung der Sehnenansätze sinnvoll.
In letzter Instanz kann eine Operation erfolgen, um die Schambeinentzündung zu behandeln. Dabei schaben Ärzte entweder das Gewebe rund um die Symphyse aus. In besonders hartnäckigen Fällen kommt eine Stabilisierung der Schambeinfuge zusammen mit einer Leistenstabilisierung zum Einsatz.
Die Schambeinentzündung heilt selten von alleine aus und wenn, dann in Verbindung mit Schonung. Unbehandelt können die Schmerzen chronisch werden und die Lebensqualität des Patienten zunehmend beeinträchtigen. Alltagsbewegungen sind dann nur noch eingeschränkt möglich.
Je früher der Arzt eine Schambeinentzündung feststellt, desto schneller heilt sie normalerweise aus. Zögern Sie daher nicht, bei Schmerzen einen Sportmediziner oder Orthopäden aufzusuchen!
Wenn Sie an einer Schambeinentzündung leiden, helfen Ihnen konservative oder minimal-invasive operative Therapien dabei, bald schmerzfrei zu sein.