Das Hüftgelenk ist bei sämtlichen Bewegungsabläufen zwischen Wirbelsäule, Rumpf und Beinen involviert. Es ist deshalb nur wenig verwunderlich, dass Fehl- und Überbelastungen zu den häufigsten Ursachen für Hüftschmerzen gehören.
So ziemlich jeder Mensch hat in seinem Leben schon einmal an mehr oder weniger ausgeprägte Schmerzen in der Hüfte gelitten. Wer zu den Personen zählt, bei denen die Schmerzen stark waren, weiß, wie sehr sie den Alltag beeinträchtigen können.
Bei der Suche nach den Ursachen ist eine differenzierte Abklärung wichtig, denn den Hüftschmerzen können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Auch die mögliche Therapieform richtet sich natürlich danach.
Im höheren Lebensalter sind Hüftschmerzen häufig Folge einer Verschleißerscheinung (Arthrose). Da das Hüftgelenk im Leben intensiv belastet wird, ist es in besonderem Maße vom Verschleiß betroffen. In der Regel zeigen sich Verschleißerscheinungen erst ab der Lebensmitte. Das ist allerdings nicht zwangsläufig der Fall. Je nach individueller Körperverfassung und Lebensweise kann sich Verschleiß im Hüftgelenk auch schon wesentlich früher bemerkbar machen, beispielsweise nach einem Unfall oder einer schweren Verletzung der Hüfte in jungen Jahren.
Manchmal können Hüftschmerzen auch ein Symptom für eine entzündliche Erkrankung, z.B. von Rheuma sein. Die Patienten leiden dabei zumeist auch unter Schmerzen an anderen Gelenken (z.B. der Finger) und berichten oftmals über Morgensteifigkeit in den Händen. Auch ein Gefühl von Abgeschlagenheit sowie Fieber sind manchmal Begleitsymptome.
Gelegentlich kann es aber auch sein, dass das Hüftgelenk durch eine andere Erkrankung „mitreagiert“, die nichts mit den Gelenken zu tun hat. Dies kann beispielsweise einige Wochen nach einem Infekt (Magen-Darm, grippal, viral o.ä) auftreten, nach dem Stand der medizinischen Erkenntnis spricht man dabei von einer reaktiven Arthritis.
Darüber hinaus können auch Stoffwechselerkrankungen oder Blutkrankheiten wie Gicht oder die Eisenspeicherkrankheit die Funktion des Hüftgelenks beeinflussen.
Auch Überlastungsschäden führen zu Schmerzen im Bereich der Hüfte, beispielsweise etwa dann, wenn ein Schleimbeutel entzündet ist.
Hüftschmerzen können den Alltag stark beeinträchtigen © freeograph | AdobeStock
Gerade bei Sportlern treten Schmerzen aber auch im Muskel-Sehnen-Bereich auf. Ist zum Beispiel der Hüftbeuger gezerrt, kommt es vor, dass die Schmerzen bis in die Hüfte ausstrahlen. Andersherum können aber auch krankhafte Hüften Schmerzen in den Beinen oder in der Leistengegend verursachen. Krankheiten wie eine Hüftkopfnekrose machen sich im fortgeschrittenen Stadium ebenfalls durch Hüftschmerzen bemerkbar. Auch angeborene Erkrankungen, wie die Hüftdysplasie können Schmerzen im Hüftgelenk verursachen.
Folgende Gründe können zu Schmerzen in der Hüfte führen:
Hüftschmerzen können ebenso vielfältig sein wie die Ursachen für diese Probleme. Grundsätzlich unterscheidet man belastungsabhängigen Schmerz und Schmerzen, die schon in Ruhe auftreten.
Machen sich die Schmerzen nur bei Aktivität bemerkbar, handelt es sich oft um einen stechenden, plötzlich einsetzenden oder schleichenden Schmerz.
Bei Schmerzen in der Ruhe können diese oft dumpf wirken.
Es gibt natürlich Diagnosen – zum Beispiel Unfälle mit Knochenbrüchen oder Luxationen – die sehr schnell stellen lassen.
Da Hüftschmerzen verschiedene Ursachen haben können, ist eine sorgfältige Diagnose ausgesprochen wichtig. Diese beginnt mit der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Hierfür berichtet der Patient ausführlich über derzeitige und vergangene Beschwerden. Außerdem wird der Schmerz lokalisiert und dessen Intensität festgestellt. Schon jetzt ist es für einen erfahrenen Orthopäden möglich, erste Verdachtsmomente zu bilden und potenzielle Ursachen auszuschließen.
Im Anschluss an die Anamnese folgt eine umfassende körperliche Untersuchung. Hierbei steht das Hüftgelenk naturgemäß im Fokus, aber auch die Wirbelsäule und die Knie werden mituntersucht.
Darüber hinaus können verschiedene Bewegungstests zur Diagnose hilfreich sein. Diese werden von Orthopäden und Sportmedizinern angewandt, um verschiedene Krankheitsbilder abzugrenzen.
Neben einem Gespräch und einer genauen Untersuchung ist auch die Verwendung bildgebender Verfahren in Abhängigkeit der Beschwerden sinnvoll. Wichtige Informationen über den Zustand des Hüftgelenks liefern etwa
Die Therapie hängt von der Ursache ab, die den Hüftschmerzen zugrunde liegt.
Handelt es sich zum Beispiel um muskuläre Probleme oder Fehlbelastungen, kann eine professionelle Physiotherapie helfen. Der Therapeut führt etwa eine Ganganalyse durch oder beseitigt mit einem gezielten Training eventuelle muskuläre Dysbalancen.
Nach Unfällen oder anderen Verletzungen mit Knorpelschäden oder knöcherner Beteiligung folgt oft eine operative Versorgung. Auch hier kann danach eine Physiotherapie helfen, die Schmerzen zu reduzieren oder dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Wenn Stoffwechselstörungen oder entzündliche Prozesse vorliegen, werden entsprechende Medikamente eingesetzt.
Leidet der Patient etwa an Gicht, kommen entzündungshemmende Präparate für die Therapie infrage. Ibuprofen oder Diclofenac werden hierbei besonders häufig verordnet. Kälteanwendungen können ebenfalls Linderung verschaffen. Darüber hinaus muss der Patient bei einer Gichterkrankung auch seine Ernährung anpassen, um Schübe und die damit verbundenen Schmerzen zu reduzieren.
Operative Eingriffe der Hüftchirurgie gelten als die Therapie, wenn konservative Behandlungen nicht mehr weiterhelfen. Durch die Fortschritte der modernen Medizin kann z.B. mit einer arthroskopische Hüftspiegelung (Arthroskopie) entzündete Gelenkschleimhaut entfernt werden oder überschüssiger Knochen, der zu Anschlagsphänomen führt (FAI), reduzierte werden.
Der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks sollte dabei erst nach Ausschöpfen der konservativen Therapie in Betracht gezogen werden. Nutzen Sie dazu auch die Option einer Zweitmeinung an einem Zentrum, dass auf derartige Eingriffe spezialisiert ist („Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung“, Datenbank unter: endoMap - Datenbank für zertifizierte EndoProthetikZentren nach EndoCert).
Besonders schonend sind dabei minimal-invasive Operationsverfahren, bei denen keine Muskelgruppen durchtrennt werden müssen („Micro-hip“). Hüftpfanne und Hüftschaft sollten beim künstlichen Hüftgelenk so zueinander ausgerichtet werden, das ein anschlagsfreier (impingementfreier) Bewegungsumfang im Alltag gewährleistet ist („Schlüssel-Schloss-OP Technik“). Eine exakte digitale OP-Planung und intraoperative Kontrolle der Probekomponenten mit der Fluoroskopie ermöglicht dabei eine genaue Rekonstuktion der Hüftanatomie.
Folgende Behandlungsmethoden können bei Hüftschmerzen zum Einsatz kommen:
- entzündungshemmende Medikamente
- bei Gicht: Ernährungsumstellung
- operative Versorgung von Knochen- und Knorpeldefekten
- Physiotherapie bei muskulären Problemen
- gelenkerhaltende Maßnahmen
- Hüftprothese als letztes Mittel der Wahl
Für die Therapie von Hüftschmerzen kommen Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen:
Bei Problemen an Knorpel, Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern ist der Orthopäde erster Ansprechpartner.
Bei Stoffwechselerkrankungen wie Gicht können sowohl Internisten als auch Rheumatologen hinzugezogen werden.
Gelegentlich sind auch Leistenbrüche die Ursachen von Schmerzen im Hüftbereich; dann sind Chirurgen die Ärzte der Wahl. Auch hier wird der Mediziner nach Studium der Bilder und klinischen Untersuchungen eine geeignete Therapie mit dem Patienten besprechen.