Als Instrument der Bewegungsanalyse konzentriert sich die Ganganalyse vor allem auf den menschlichen Gang. Bei der Ganganalyse wird eine Videokamera verwendet, die die spezifischen Gangmuster von Probanden und Patienten aufzeichnet. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Untersuchung von Ataxien (Störungen der Bewegungskoordination).
In schweren Fällen oder zur exakten Erhebung von Forschungsmaterial kann das Gangmuster darüber hinaus optoelektrisch bestimmt werden. Mittels auf dem Boden platzierter Kraftmessplatten erfassen Experten die Intensität des Auftritts und vergleichen die Ergebnisse mit Durchschnittswerten. Die Platten prüfen außerdem die Druckverteilung bei der Belastung der Füße, um die etwaige Überlastung eines Fußabschnitts festzustellen.
Oftmals findet sich der Auslöser für Bewegungsstörungen auch in einer Fehl- oder Überbeanspruchung der Muskulatur. Besteht der Verdacht auf eine muskuläre Ursache von Gangbeschwerden, kommt ein Elektromyograph zum Einsatz.
Der Elektromyograph misst mittels Saugnäpfen an neuromuskulären Knotenpunkten die Muskelleistung einzelner Muskelareale. Die Saugnäpfe sammeln Daten zur elektrischen Aktivität einzelner Muskeln oder Muskelgruppen.
Bei einer Elektromyographie steht vor allem das Gehirn im Zentrum der Aufmerksamkeit. Motorische Prozesse werden erst durch die Aktivität von zerebralen (also das Gehirn betreffenden) Nervenzellen ausgelöst.
Viele motorische Phänomene und Anomalien haben keine orthopädische, sondern eine neurologische Ursache.
Ganganalysen werden in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt. So verlassen sich Forschungsprojekte zum Thema Motorik oder Neurologie vielfach auf die präzisen Ergebnisse von Ganganalysen. Aber auch im Sport, vor allem im Leistungssport, werden Ganganalysen durchgeführt. Dadurch lassen sich die Bewegungen der Athleten optimieren und das Verletzungsrisiko senken.
Das wichtigste praktische Einsatzgebiet jedoch bildet die Medizin. Ganganalysen vereinfachen die Diagnose von orthopädischen oder neurologischen Beschwerden und liefern oftmals aufschlussreiche Hintergrundinformationen. Aufgrund der Genauigkeit der multimedialen Ergebnisse können Mediziner eine wesentlich bessere Behandlungstherapie für verschiedenste Beschwerden entwickeln.
Medizinische Ganganalysen ermöglichen beispielsweise
- eine effiziente Bestimmung der Gangwinkel,
- eine punktgenaue Bezifferung der Gangintensität und
- ein neuromuskuläres sowie orthopädisches Belastungsschema.
Die gesammelten Daten können mit eventuellen Voruntersuchungen verglichen und anschließend ausgewertet werden, um die richtige Diagnose zu stellen.
Von Jakarandatree - Eigenes Werk, CC0, Link
Die Bewegung des Körpers beruht auf einem komplexen Zusammenspiel von verschiedenen Kräften und Systemen. Der neuromuskuläre Aufbau des Körpers korrespondiert mit dem Skelett und anderen motorischen Einheiten wie Knorpeln oder Sehnen.
Im Laufe eines Menschenlebens wird dieser Apparat in Mitleidenschaft gezogen und meist stark beansprucht. Durch Fehlbelastungen und intensive Beanspruchung, zum Beispiel beim Sport, besteht das Risiko einer Abnutzung oder Verletzung von Körpersegmenten.
Hier kann eine Ganganalyse helfen, um die ursächliche Körperregion zu lokalisieren. Körperliche Besonderheiten, die mit einer Ganganalyse erkannt werden können:
Mit zeitgleicher Elektromyographie können nicht-orthopädisch bedingte Störungen im Gangbild auf neurologische Ursachen zurückgeführt werden.
Anhand der neurologischen Erkenntnisse ist es auch möglich, eine vor allem bei Kindern auftretende zerebrale Bewegungsstörung zu diagnostizieren und zu behandeln. Neurologische Ursachen für Gangstörungen sind:
Durch die Ganganalyse alleine vermögen Mediziner nicht alle genannten Krankheiten zweifelsfrei festzustellen. Sie liefert allerdings ein unentbehrliches Instrument zur Klärung motorischer Besonderheiten.
Um das neurologische Krankheitsbild verlässlich zu diagnostizieren, sind darüber hinaus spezifische neurologische Untersuchungen vonnöten.
Viele Beschwerden wie Beinschmerzen oder Probleme mit der Lendenwirbelsäule rühren von einer Fehlbelastung der Füße her. Bei einer Fehlbelastung der Füße wird ein bestimmter Bereich überanstrengt, während ein anderer kaum beansprucht wird. Somit gelingt keine gleichmäßige Kräfteverteilung.
Auch bei verkürzten Beinmuskeln oder unterschiedlich langen Beinen kommen Gelenk-, Knochen- und Muskelschmerzen auf. Sie bedeuten für den Betroffenen eine echte Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Hier verordnen Orthopäden gerne Einlagen, die das Kräfteverhältnis bei Belastung ausgleichen und den Gang normalisieren. Mit einem Gangbild können die Einlagen auf die Besonderheiten des jeweiligen Körpers abgestimmt werden, sodass sie zu einem ausbalancierten Gang beitragen.
Bahnbrechend ist die Ganganalyse jedoch auf dem Gebiet der Prothesenherstellung. Dadurch besteht Hoffnung für Menschen, denen ein Bein oder ein Abschnitt des Beins amputiert werden musste. Dank immer besserer Prothesen können Betroffene wieder laufen lernen.
Die Zusammenarbeit von Forschungsinstituten und Unternehmen mit Patienten und der Ganganalyse ermöglicht die Herstellung von Prothesen für verschiedene Belastungsarten. Manche Prothesen sind so leistungsstark, dass Sportler mit einer Amputation ihre Bestleistung aus der Zeit vor der Amputation erneut erreichen können.
Bewegung ist ein unschätzbares Gut, besonders für diejenigen, die in ihrer Motorik eingeschränkt sind. Die Ganganalyse ist ein effektives Verfahren zur Feststellung von Ursachen für motorische Ausfälle und Blockaden.
Mittlerweile bieten viele Kliniken Ganganalysen an. Die dabei verwendete Technik unterliegt einer ständigen Weiterentwicklung und Aktualisierung. Ganganalysen sind präzise, gründlich und effektiv bei der Suche nach motorischen oder neurologischen Komplikationen.
Wenn Sie unter Gangstörungen oder motorisch bedingten Schmerzen leiden, könnte eine Ganganalyse Ihnen bei der Ursachenforschung helfen.