Der Bandapparat des Knies besteht aus
- dem Außenband (Ligamentum collaterale fibulare),
- dem Innenband (Ligamentum collaterale tibiale) und
- den beiden Kreuzbändern (Ligamenta cruciata genus).
Die wenig dehnbaren faserartigen Bindegewebsstränge stabilisieren das Kniegelenk bei jeder Bewegung.
Einen Überblick über den Aufbau des Kniegelenks bietet das folgende Video:
Das Außenband des Knies reißt nur äußerst selten, wohingegen Innen- und Kreuzband schneller geschädigt werden können. Häufig kommt es auch zu einer Bänderrisskombination, bei der mehrere Bänder von der Verletzung betroffen sind.
Reißen gleichzeitig
- das Innenband,
- das vordere Kreuzband und
- der Innenmeniskus des Knies
spricht man auch von einer "Unhappy Triad".

Das Kniegelenk wird von mehreren Bändern stabilisiert © bilderzwerg | AdobeStock
In den meisten Fällen reißen die Kniebänder beim Sport. Besonders gefährdet sind Menschen, die Sportarten mit vielen schnellen Richtungswechseln ausüben. Dazu gehört neben Fußball und Squash auch Handball.
Hier kann es zu einem sogenannten Rotationstrauma kommen, bei dem sich das Knie dreht und der Unterschenkel fixiert bleibt. Dadurch werden die Bänder so stark belastet, dass sie nicht mehr standhalten und reißen. Insbesondere das hintere Kreuzband des Knies nimmt dann Schaden.
Auch Verkehrsunfälle oder Stürze können den Bandapparat beschädigen. Forscher nehmen ferner an, dass es eine genetische Veranlagung für Knieverletzungen gibt. Auch frühere Knieverletzungen erhöhen das Risiko für einen Bänderriss im Knie.
Im direkten Moment des Unfalls verspüren die Betroffenen einen akuten und heftigen Schmerz. Einige Patienten berichten über ein zerreißendes Gefühl oder ein "Verschiebegefühl" im Knie. Der Riss ist manchmal sogar als knallendes Geräusch deutlich hörbar.
Die genaue Schmerzlokalisation hängt davon ab, welche Struktur im Knie betroffen ist. Die Schmerzen beim vorderen Kreuzbandriss sind heftig, ebben jedoch nach kurzer Zeit wieder ab. Jede Belastung ruft wieder Schmerzen hervor.
Das Knie weist zudem eine deutliche Instabilität auf und wackelt. Das macht sich vor allem während des Treppensteigens bemerkbar. Hier verschiebt sich der Oberschenkel im Verhältnis zum Unterschenkel nach hinten. Menschen, die einen Bänderriss des hinteren Kreuzbandes erlitten haben, können die Instabilität häufig gut kompensieren, wenn sie die Knie beim Laufen leicht beugen. Typischerweise zeigen sich die Schmerzen im vorderen Bereich und treten vor allem beim Sprinten oder Abbremsen in Erscheinung.
Ein Innenbandriss ist durch starke Schmerzen und eine Schwellung der Knieinnenseite charakterisiert. Da hier häufig auch kleine Blutgefäße verletzt werden, bildet sich ein Bluterguss (Hämatom). Ebenso wie beim Kreuzbandriss ist das Knie durch die Bänderverletzung instabil.
Beim Außenbandriss kommt es meistens zu einem Druckschmerz im Bereich des gerissenen Bandes. Das Knie ist bedingt durch
- die starken Schmerzen,
- die Schwellung und
- die Instabilität des Gelenks
nicht mehr belastbar.
Schon die Beschreibung des Unfallhergangs und der darauf folgenden Beschwerden weisen den Arzt auf einen Bänderriss hin. Für eine sichere Diagnose muss er das Kniegelenk jedoch genau untersuchen werden.
Dazu nutzt der Arzt verschiedene Stabilitätstests, die überprüfen, ob das Gelenk einen übernatürlich großen Bewegungsspielraum aufweist.
Zum Ausschluss von Kreuzbandrupturen kommen der sogenannte Lachman-Test und der Schubladen-Test zum Einsatz. Kann der Unterschenkel in diesem Test gegenüber dem Oberschenkel in einem unnatürlichen Maß nach vorne oder hinten verschoben werden, liegt ein sogenanntes Schubladenphänomen vor.
Die Bewegungsspielräume unterscheiden sich jedoch von Mensch zu Mensch. Der Arzt testet daher immer beide Seiten, um das betroffene Knie mit dem gesunden Knie zu vergleichen.
Bildgebende Verfahren wie
können die Diagnose ebenfalls sichern. Sie dienen zudem zum Ausschluss von Komplikationen wie beispielsweise Verletzungen des Knochens oder anderer Gelenkstrukturen.
Hat sich aufgrund des Unfalls ein Gelenkerguss gebildet, kann der Arzt zur Entlastung das Knie punktieren und mit einer Hohlnadel Flüssigkeit abziehen. Die Punktion lässt sich im Labor untersuchen und liefert ebenfalls Hinweise auf die Ursache. Findet sich Blut in der entnommenen Flüssigkeit, deutet dies auf einen Bänderriss hin.
Bei einem Bänderriss ist die Erstversorgung wichtig. Hier sollte die PECH-Regel zum Einsatz kommen:
- Pause – das Gelenk sollte ruhiggestellt werden
- Eis – eine frühzeitige Kühlung kann Schwellungen reduzieren
- Compression – auch ein Kompressionsverband wirkt Schwellungen entgegen
- Hochlegen – das Bein sollte möglichst über Herzhöhe gelagert werden
Diese Maßnahmen begrenzen den Schaden nach einer Sportverletzung oder einem Unfall.
In der weiteren Therapie kann der Bänderriss entweder konservativ oder operativ behandelt werden. Bei der konservativen Therapie erhalten die Patienten eine (bewegliche) Schiene. Sie stabilisieren das Gelenk und fangen Belastungen auf, bis die Verletzung verheilt ist.
Schmerzlindernde, abschwellende und antientzündliche Medikamente können die Beschwerden zusätzlich lindern.
Hat das Kniegelenk keine ausreichende Stabilität mehr oder ist die Verletzung kompliziert und ausgedehnt, kann eine Operation erforderlich sein. Der chirurgische Eingriff erfolgt zumeist minimal-invasiv und kann stationär oder ambulant durchgeführt werden.
Der Chirurg ersetzt das gerissene Band durch ein neues Band aus körperfremden oder körpereigenen Materialien (Bandplastik). Dafür werden zum Beispiel gesunde Sehnen aus den Beinmuskeln des Patienten genutzt. Wie die Bandplastik beim Kreuzbandriss abläuft, zeigt das Video:
Eine Physiotherapie kann die Heilung sowohl bei der konservativen als auch nach der operativen Behandlung begünstigen. Spezielle Übungen sollen die Stabilität des Kniegelenks wiederherstellen und das Gelenk an die alltäglichen Belastungen gewöhnen.
Die Prognose hängt von
- der Ausprägung,
- dem Alter des Patienten und
- der richtigen Behandlung
ab.
Wenn der Riss sofort versorgt wird, stehen die Chancen auf eine rasche und unkomplizierte Heilung gut. Wann genau das Knie wieder einsatzbereit ist, sollte mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Grundsätzlich kann es jedoch bis zu einem Jahr dauern, bis das Knie wieder voll sporttauglich ist und sämtliche Belastungen aushalten kann.