Ärzte sprechen von einem Gelenkerguss (ICD-Code: M25.4), wenn sich in einem Gelenkspalt vermehrt Flüssigkeit ansammelt. Diese vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit kann verschiedene Ursachen haben.

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Grundsätzlich kann ein Gelenkerguss bei jeder Veränderung des Gelenks auftreten. Veränderungen am Gelenk sind unter anderem durch Verschleißerscheinungen, entzündliche Erkrankungen sowie Verletzungen (Traumata) möglich.
Wird durch eine solche Veränderung im Gelenk die Synovialmembran (Gelenkinnenhaut) gereizt, reagiert der Körper mit einer verstärkten Bildung von Gelenkflüssigkeit. Physiologisch ist dieser Vorgang vollkommen richtig, da die Flüssigkeit verschiedene wichtige Funktionen in der Gelenkkapsel übernimmt:
- Sie dient als Gleitfilm und vermindert Reibung und Stöße;
- sie schützt und ernährt den Gelenkknorpel.
Durch die vermehrte Bildung dieser Flüssigkeit und zusätzlichen Zellabrieb sowie etwaige Einblutungen verändert sich die Zusammensetzung der Gelenkflüssigkeit. Normalerweise ist diese Flüssigkeit klar und zäh. Bei einem Gelenkerguss kann die Gelenkflüssigkeit trüb, wässrig, blutig oder eitrig werden.
Oft wird das Gelenk bei einem Erguss punktiert, um zunächst einmal die Schwellung und damit die Schmerzen zu lindern. Mittels Punktion kann jedoch auch die Gelenkflüssigkeit untersucht und nach der Ursache geforscht werden.
Bei einem Gelenkerguss klagen Betroffene häufig über Schmerzen im jeweiligen Gelenk. Bleibt die Flüssigkeitsvermehrung zu lange unentdeckt und wird diese nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu Folgeschäden kommen. Das betroffene Gelenk kann überdehnt oder instabil werden.
Bei der Punktion des erkrankten Gelenks wird die angesammelte Flüssigkeit näher untersucht. Je nach Ursache des Gelenkergusses hat die Gelenkflüssigkeit eine andere Zusammensetzung. Ärzte unterscheiden bei einem Gelenkerguss nach der Veränderung der Gelenkflüssigkeit und der Entstehungsursache:
- Blutige Gelenkergüsse (Hämarthros);
- Eitrige Gelenkergüsse (Pyarthros);
- Seröse Gelenkergüsse, also mit Blutserum gefüllte Gelenkergüsse;
- Fibrinöse Gelenkergüsse, das heißt Gelenkergüsse mit Fibrinbildung, einem Eiweißstoff (Protein) der Blutgerinnung.
Bei der genauen Diagnose werden die Varianten septischer, chronischer und traumatischer Gelenkerguss unterschieden:
- Der chronische Gelenkerguss kommt besonders häufig vor. Bei dieser Form des Gelenkergusses bildet der Körper vermehrt Gelenkflüssigkeit (Synovia), die sich im Gelenk ansammelt. Es gibt dabei einen Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen (Rheuma und Rheumatoide Arthritis) oder Arthrose. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Gicht , Blutgerinnungsstörungen oder ein Tumorleiden sind Risikofaktoren.
- Nach Sportverletzungen und anderen Traumata kommt es dagegen zumeist zu Gelenkeinblutungen und traumatischen Gelenkergüssen.
- Selten sind die septischen Gelenkergüsse, also Entzündungen in der Gelenkkapsel mit Krankheitserregern. Septische Gelenkergüsse können beispielsweise als Komplikation nach einer Operation auftreten.
Zu den häufigsten Symptomen beziehungsweise Beschwerden bei einem Gelenkerguss gehören Schmerzen. Hinzukommen häufig sicht- und tastbare Schwellungen im betroffenen Gelenk. Durch die Schwellung ist das Gelenk zudem weniger beweglich. Die Schwellung kann dazu führen, dass die Haut über dem Gelenk spannt und die Konturen verändert sind.
Bei einem Gelenkerguss im Kniegelenk beobachten Ärzte häufig auch das Phänomen der sogenannten tanzenden Patella (Kniescheibe). Hier schwimmt die Kniescheibe auf der angesammelten Flüssigkeit. In einigen Fällen kann die Flüssigkeitsansammlung sogar ertastet werden.
Liegt dem Gelenkerguss eine Entzündung zugrunde, können zusätzlich Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Überwärmung und Rötung des Gelenks sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten.

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Der behandelnde Arzt wird den Patienten im ersten Schritt zu seiner Krankheitsgeschichte und seinen Beschwerden befragen (Anamnese): Wo sind die Schmerzen? Wie stark sind die Schmerzen? Wie lange hat der Patient die Beschwerden schon? Gab es einen Unfall? Wie ausgeprägt ist die Schwellung des Gelenks? Anschließend untersucht er das betroffene Gelenk.
Wenn der Arzt die Ursache näher erforschen möchte, kann er eine Punktion des Gelenkergusses durchführen. Im Labor wird die Flüssigkeit genau auf Bakterien, Zellmaterial und weitere Bestandteile untersucht. Eine Punktion des Gelenks bietet zudem den Vorteil, dass der Druck genommen und das Gelenk entlastet wird.
Zusätzliche Blutuntersuchungen können Aufschluss über Entzündungen oder Erkrankungen wie Gicht geben. Haben diese Untersuchungen noch kein klares Ergebnis gebracht, kann der Arzt zusätzlich bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall (Sonographie), Computertomografie (CT), Arthroskopie (Gelenkspiegelung) und Magnetresonanztomografie (MRT) nutzen.

Gelenkspiegelung zur genauen Diagnose von Gelenkerkrankungen. © bilderzwerg / Fotolia
Die Behandlung eines Gelenkergusses hängt von der Ursache ab. Eine Punktion bringt zwar schnell Linderung, ist jedoch nicht für die dauerhafte Behandlung geeignet. In den meisten Fällen bildet sich die Gelenkflüssigkeit nach der Punktion schnell wieder und die Beschwerden treten erneut auf. Sind Verschleißerscheinungen und degenerative Erkrankungen die Ursache, können Maßnahmen wie Schonung, Kühlung, Kompression und Bewegungsübungen hilfreich sein. Gegen die Schmerzen kann der Arzt schmerz- und entzündungshemmende Medikamente verschreiben. Ein eitriger Gelenkerguss ist ein Notfall für die Orthopädie. Hier muss der Arzt schnell handeln und die Erreger durch eine geeignete Therapie entfernen.
Die Prognose bei einem Gelenkerguss hängt von der Ursache ab. Je nach Ursache des Gelenkergusses ordnet Ihr Arzt eine entsprechende Therapie an. Um Folgeschäden zu vermeiden, gehen Sie möglichst frühzeitig in die Orthopädie, wenn Sie eine Schwellung in einem Gelenk bemerken.