Hüftgelenksluxationen sind Ausrenkungen des Hüftgelenks und kommen im Vergleich zu anderen Luxationen (beispielsweise an Schulter oder Ellbogen) eher selten vor. Nur ca. 4 Prozent aller Gelenkverrenkungen betreffen das Hüftgelenk. Eine ursächliche Unterteilung der Hüftluxationen kann getroffen werden:
- Traumatische Hüftluxation
- Kongenitale Hüftluxation
- Teratologische Hüftluxation
- Lähmungsluxationen
Traumatische Hüftgelenksluxationen werden durch einen Unfall ausgelöst und oft von Frakturen der Gelenkpfanne (Acetabulum) oder/und des Hüftkopfes begleitet. Hierbei ist oft ein großes bzw. hochenergetisches Trauma (z.B. Verkehrsunfall) von Nöten, um die kräftige Hüftgelenkskapsel zu zerreißen. Es werden je nach Richtung der Luxation verschiedene Formen unterschieden: die hintere Luxation (Luxatio iliaca und ischiadica; ca. 70 Prozent), die vordere Luxation (Luxatio pubica und obturatoria; ca. 25 Prozent) und die zentrale Hüftluxation bei Acetabulumfraktur und Durchtreten des Hüftkopfes ins Becken.
Kongenitale Hüftgelenksluxationen sind angeborene Ausrenkungen des Hüftgelenks, meist begleitend mit einer Fehlbildung der Hüftpfanne (Hüftdysplasie).
Teratologische Hüftgelenksluxationen sind mit anderen Missbildungen verbunden, bestehen seit Geburt und sind ohne ausgedehnte Operation nicht einrenkbar.
Lähmungsluxationen treten bei Muskel- und Nervenerkrankungen wie Poliomyelitis, Meningomyelozele und Zerebralparesen vom spastischen Typ auf.
Bei der traumatischen Hüftluxation zeigt sich eine schmerzhafte und bewegungseingeschränkte Hüfte nach dem Unfall. Eine Röntgenaufnahme des Beckens lässt die Luxation dann erkennen, die sodann schnellstmöglich eingerenkt (reponiert) werden sollte. Wichtig ist der Ausschluss von knöchernen Begleitverletzungen am Becken und Oberschenkel, liegt keine Fraktur vor, handelt es sich um eine klassische Luxation. Bei Frakturen sollte zur besseren Beurteilung und zur Therapieplanung immer ein CT durchgeführt werden.
Die kongenitale Hüftluxation sollte bei einer Ultraschalluntersuchung im Rahmen der Neugeborenenuntersuchung (Hüftdysplasie-Screening) in der ersten Woche nach Geburt erkannt werden. Ansonsten sind hier dieselben Zeichen wie bei der Hüftdysplasie (Faltenasymmetrie, Ortolani-Zeichen, Abspreizbehinderung) zu sehen.
Die traumatische Hüftluxation sollte schnellstmöglich in Narkose schonend eingerenkt werden, um eine Durchblutungsstörung des Hüftkopfes zu vermeiden. Bei stabilen Gelenken ohne weitere Luxationstendenz ist dann eine konservative Therapie mit Entlastung/Teilbelastung für 6 bis 8 Wochen durchzuführen. Bei instabiler Situation mit erneuter Luxation (oft bei begleitenden Frakturen) wird eine Extensionsbehandlung angelegt und es muss eine operative Versorgung stattfinden.
Bei kongenitaler Hüftluxation muss eine Reposition oft durch eine Dauerextension oder auch Operation durchgeführt werden. Nach erfolgreicher Reposition wird weiter mit Gipsverband und dann Spreizhose behandelt. Die weitere Therapie ist dann wie bei der Hüftdysplasie.
Insgesamt sind die Heilungsaussichten nach einer traumatischen Hüftgelenksluxation bei zügiger Reposition als mäßig bis gut zu bewerten. Nur bei ca. 10 Prozent der Luxationen kommt es im Verlauf zu Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes (Hüftkopfnekrose) mit entsprechenden Folgeproblemen und in ca. 20 Prozent der Fälle kommt es zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß (posttraumatische Hüftarthrose). Häufiger entstehen Verkalkungen um das Gelenk (periartikuläre Ossifikationen) nach der Luxation. Vor allem bei schwereren Begleitschäden von z.B. Nerven, Gefäßen und bei größeren Knorpelschäden ist mit keiner vollständigen Wiederherstellung zu rechnen.
Je früher eine kongenitale Hüftluxation erkannt und behandelt wird, desto günstiger sind die Heilungsaussichten. Um eine Hüftgelenksluxation so früh wie möglich zu erkennen, ist die Sonographie der Hüfte bei Neugeborenen heutzutage Standard.