Acetabulumfraktur: Spezialisten und Informationen

03.04.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Eine Acetabulumfraktur ist ein Knochenbruch im Bereich der Hüftgelenkspfanne. Sie zählt zu den besonders schwerwiegenden Beckenbrüchen. Eine Acetabulumfraktur ist oftmals die Folge eines schweren Unfalls und wird daher von Unfallärzten oder Orthopäden behandelt. Als Behandlungsoption kommt in der Regel – neben der Gabe von starken Schmerzmitteln – nur ein operativer Eingriff in Frage.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung einer Acetabulumfraktur.

ICD-Codes für diese Krankheit: S32.4

Empfohlene Spezialisten für die Behandlung einer Acetabulumfraktur.

Kurzübersicht:

  • Anatomie: Das Acetabulum ist am Hüftknochen eine knöcherne Verbindung zwischen Sitzbein, Schambein und Darmbein.
  • Was ist eine Acetabulumfraktur? Ein komplexer Knochenbruch im Bereich der Hüftgelenkspfanne.
  • Ursachen: Schwere direkte oder indirekte Gewalteinwirkung, etwa durch schwere Unfälle. Häufig wird dabei auch das Hüftgelenk verrenkt.
  • Symptome: Starke Schmerzen kennzeichnen diesen Knochenbruch. Dazu kommen Schwellungen und evtl. Blutergüsse sowie instabile Beckenknochen. Unter Umständen können aufgrund des Beckenbruchs die Beine unterschiedlich lang sein.
  • Diagnose: Eine gründliche Anamnese und die körperliche Untersuchung geben erste Hinweise. Bildgebende Verfahren (Röntgen, CT, Ultraschall) sowie eine Ausscheidungsurographie zeigen vorliegende Brüche und ggf. weitere Verletzungen an, etwa an den harnleitenden Wegen.
  • Behandlung: In den meisten Fällen muss operiert werden. Dabei werden die Bruchteile mit Platten und Schrauben fixiert. Es handelt sich um einen komplexen Eingriff.
  • Reha: Eine lange Regenerationsphase ist wichtig, damit der Bruch abheilen kann. Der Patient kann seine Beine erst nach Wochen oder Monaten wieder belasten. Verschiedene physiotherapeutische Anwendungen helfen ihm dabei, die Muskulatur zu erhalten bzw. wieder aufzubauen.

Artikelübersicht

Was ist das Acetabulum?

Das Acetabulum ist ein Teil des Beckenknochens und wird auch als die Becken- oder Hüftpfanne bezeichnet. Sie ist von von oben betrachtet halbmondförmig und bildet das Zentrum des Hüftgelenks. Alle drei Teile des Beckenknochens, nämlich Sitzbein, Schambein und Darmbein, treffen sich hier und bilden gemeinsam die Gelenkfläche. Im Acetabulum bewegt sich der Oberschenkelknochen bei jeder Bewegung. Deshalb ist seine Unversehrtheit unerlässlich für die Fortbewegung, den Sport, aber auch das Sitzen.

Wie kommt es zu einer Acetabulumfraktur?

Bei einer Acetabulumfraktur handelt es sich um eine Gelenkfraktur, die eine Sonderstellung bei einem Beckenbruch einnimmt. Eine Acetabulumfraktur ist meistens die Folge schwerer direkter oder indirekter Gewalteinwirkung. Dies geschieht beispielsweise beim Sturz aus großer Höhe und dem Landen auf den Füßen. Dabei wird der Kopf des Oberschenkels schlagartig gegen die Hüftgelenkspfanne gedrückt, was selten folgenlos bleibt.

Eine indirekte Gewalteinwirkung kann auch bei einem Auffahrunfall auftreten, wenn das Knie am Armaturenbrett aufprallt. Häufig tritt eine Acetabulumfraktur gemeinsam mit einer Verrenkung des Hüftgelenks auf. In rund 15 Prozent der Fälle kommt es zusätzlich zu einer Verletzung des Ischiasnervs.

Aufbau des Beckens
Das Acetabulum (Hüftpfanne) bildet sich aus dem Schambein, Sitzbein und Darmbein © Henrie | AdobeStock

Welche Symptome treten bei einer Acetabulumfraktur auf?

Die Beschwerden bei einer Acetabulumfraktur sind den allgemeinen Symptomen bei einem Beckenbruch sehr ähnlich. Sie beinhalten

  • starke Schmerzen,
  • Schwellungen sowie
  • unter Umständen einen instabilen Beckenknochen.

Zudem können Blutergüsse an den betroffenen Partien auftreten. In manchen Fällen können die Beine aufgrund des Beckenbruchs unterschiedlich lang sein. Aufgrund der starken Schmerzen ist das Gehen in aller Regel eingeschränkt beziehungsweise unmöglich.

Diagnose und Untersuchungen bei einer Acetabulumfraktur

Der geeignete Facharzt für eine Acetabulumfraktur ist in aller Regel ein Arzt für Unfallchirurgie und Orthopädie. Es ist für die Diagnose wichtig, den Unfallhergang und die Krankengeschichte möglichst genau zu erfassen. Daher wird der Arzt den Angehörigen oder dem Patienten folgende Fragen stellen:

  • Wie ist es zu dem Unfall gekommen?
  • Wie lassen sich die Schmerzen beschreiben?
  • Gab es bereits zuvor Beschwerden?
  • Sind Vorschäden oder frühere Verletzungen bekannt?

An die Befragung des Patienten schließen sich verschiedene Untersuchungen an.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt wird den Patienten gründlich auf äußere Verletzungen untersuchen. Auch eine Abtastung des Beckens ist sinnvoll, um mögliche Unregelmäßigkeiten festzustellen. Der Arzt kann die Stabilität des Beckens einschätzen, wenn er die Beckenschaufel mit sanftem Druck untersucht.

Um innere Blutungen auszuschließen, ist auch eine rektale Untersuchung mit dem Finger nicht unüblich. Zudem wird der Mediziner

  • die Sensibilität,
  • Motorik sowie
  • Durchblutung

der Beine und Füße prüfen, um auf mögliche Nervenschäden zu prüfen.

Bildgebende Verfahren

Um eine Acetabulumfraktur eindeutig diagnostizieren zu können, ist eine Röntgenaufnahme des Beckens wichtig. Hierdurch lässt sich die genaue Stelle des Bruchs lokalisieren und einschätzen, ob es sich um einen instabilen oder stabilen Bruch handelt.

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung lässt sich der Bauchraum auf mögliche Verletzungen der inneren Organe untersuchen. Der Arzt kann dabei auch feststellen, ob freie Flüssigkeit – beispielsweise Blut – im Bauchraum vorhanden ist.

Beim Verdacht auf eine Acetabulumfraktur stellt die Computertomographie (CT) eine zuverlässige Untersuchungsmethode dar. Auf diese Weise können genaue Aussagen über das Ausmaß der Verletzung getroffen werden. Zusätzlich lässt sich mithilfe einer CT-Untersuchung auch der Zustand der Weichteile besser beurteilen. Bei dieser Untersuchung ist gut erkennbar, in welchem Ausmaß sich ein Bluterguss ausgebreitet hat.

Weitere spezielle Untersuchungen

Bei einem Beckenbruch bzw. einer Acetabulumfraktur können zusätzlich Verletzungen an den Harnwegen auftreten. Dazu gehören

  • Blase,
  • Harnröhre und
  • Harnleiter.

Aus diesem Grund ordnet der behandelnde Arzt bei einer Acetabulumfraktur meistens auch eine Ausscheidungsurographie an. Damit lassen sich die ableitenden Harnwege und Nieren untersuchen.

Zu diesem Zweck bekommt der Patient ein Kontrastmittel verabreicht, das in eine Vene gespritzt wird. Dieses Kontrastmittel scheidet der Körper über die Nieren aus und ist auf dem Röntgenbild sichtbar.

Die Behandlung einer Acetabulumfraktur

Bei einer Acetabulumfraktur handelt es sich um eine schwere Verletzung, die nahezu in allen Fällen operiert werden muss. Die OP hat auch das Ziel, einen vorzeitigen Gelenkverschleiß zu vermeiden. Nach erfolgter Operation müssen die Patienten einige Wochen lang Bettruhe einhalten.

Sollte neben der Acetabulumfraktur ein mehrfacher Beckenbruch vorliegen, kann es einige Monate dauern, ehe der Patient wieder seine Beine belasten darf.

Bei einer Operation der Hüftpfanne im Zuge einer Acetabulumfraktur handelt es sich um einen anspruchsvollen Eingriff. Aus diesem Grund sollte die Operation in spezialisierten Zentren erfolgen. Im Rahmen der Operation werden die Bruchteile mit Platten und Schrauben bzw. einem äußeren Stabilisator fixiert. Während der akuten Phase kommen hauptsächlich Narkosemittel zum Einsatz.

Die schmerzlindernden Medikamente ermöglichen dem Patienten physiotherapeutische Übungen. Viele Schmerzmittel verfügen über beruhigende Eigenschaften, was bei Patienten mit einer Acetabulumfraktur positive Wirkung zeigt.

OP einer Acetabulumfraktur
Die Operation einer Acetabulumfraktur umfasst das Fixieren der Knochenteile mit Schrauben und Platten © Joel bubble ben | AdobeStock

Reha nach einer Acetabulumfraktur

Eine Acetabulumfraktur stellt einen vergleichsweise komplizierten Bruch dar. Eine lange Regenerationsphase ist dabei sehr wichtig ist. Es dauert Wochen oder Monate, ehe der Patient seine Beine wie gewohnt belasten darf.

Grundsätzlich ist es bei einem Beckenbruch wichtig, früh mit der Mobilisation zu beginnen. Das verringert das Risiko für Thrombose und vermeidet einen Abbau der Muskulatur.

Am Anfang der Physiotherapie ist Bewegungstherapie im Wasser ideal geeignet. Sie stärkt die Muskulatur und hilft dem Patienten, einen normalen Bewegungsumfang wiederzuerlangen. Eine volle Belastung des Beins ist in dieser Phase aber noch nicht realistisch.

Das Programm besteht vorwiegend aus passiver sowie assistierter aktiver Mobilisation. So führt der Patient mithilfe des Physiotherapeuten isometrische Übungen durch. Diese Übungen beinhalten zunächst ein Anspannen der Muskulatur ohne aktive Bewegung.

Später werden konzentrische Übungen durchgeführt – also Übungen, bei denen der Patient die Muskulatur bei Bewegung anspannt. Mit Voranschreiten der Therapie kann der Patient mit

  • einer Rehabilitation auf einem Ergometer sowie
  • speziellen Übungen für den Lenden- und Kreuzbereich sowie das Hüftgelenk

beginnen. Erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt sollte der Patient nach Abschluss der Reha-Maßnahmen mit leichten Sportarten starten.

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