Verengte Halsschlagadern (Carotis-Arterien) gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Die Carotis-Chirurgie, also die Operation an diesen Gefäßen, kann das Risiko erheblich senken. In diesem Artikel erfahren Sie, wann und warum diese Operation sinnvoll ist, welche Verfahren es gibt und was Sie nach dem Eingriff beachten sollten. Außerdem finden Sie hier ausgewählte Spezialisten für Carotischirurgie.
Empfohlene Spezialisten für Carotis-Chirurgie
Artikelübersicht
- Was ist Carotis-Chirurgie?
- Warum ist eine Carotis-OP notwendig?
- Welche Operationsverfahren gibt es?
- Was passiert nach der Operation?
- Welche Risiken und Komplikationen gibt es?
- Wie sind die Erfolgsaussichten?
- Fazit: Carotis-OP kann Leben retten
- Stent: Kleines Metallgitter, das ein Blutgefäß offen hält
Carotischirurgie - Weitere Informationen
Was ist Carotis-Chirurgie?
Die Carotis-Chirurgie oder Carotis-OP ist ein Eingriff an der Halsschlagader (medizinisch: Arteria carotis), bei dem eine Verengung des Gefäßes behoben wird. Ziel ist es, Schlaganfälle, welche durch den beschleunigten und turbulenten Blutfluss durch die Engstelle verursacht werden, zu verhindern.
Die Halsschlagader transportiert sauerstoffreiches Blut vom Herzen ins Gehirn. Lagern sich über die Jahre Fett, Kalk oder Blutgerinnsel an der Gefäßwand ab – sogenannte Plaques – kann es zu einer Verengung (Stenose) kommen. In schweren Fällen droht ein Schlaganfall, wenn sich Teile dieser Ablagerungen lösen und ins Gehirn gelangen.
Die Carotis-Chirurgie ist ein Teilgebiet der Gefäßchirurgie, also der spezialisierten Chirurgie an Blutgefäßen.
Warum ist eine Carotis-OP notwendig?
Eine Carotis-Stenose, also die Verengung der Halsschlagader, bleibt oft lange unbemerkt. Viele Betroffene haben keine Symptome – dennoch ist das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöht. Eine Behandlung wird vor allem empfohlen:
- bei einem bereits aufgetretenen Schlaganfall
- Bei Aufteten von Vorboten eines Schlaganfalls, sogenannter TIA (vorübergehender Durchblutungsstörung)
- wenn die Halsschlagader zu mehr als 70 % verengt ist, obwohl noch keine Beschwerden vorleigen
- wenn der Patient andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rauchen aufweist
Ziel der Carotis-Chirurgie ist es, das Risiko für einen erneuten oder ersten Schlaganfall deutlich zu senken und die Blutzufuhr zum Gehirn dauerhaft zu sichern.
Welche Operationsverfahren gibt es?
Die Carotis-Chirurgie kann auf zwei Arten durchgeführt werden:
1. Offene Operation (Thrombendarteriektomie)
Hierbei wird die Halsschlagader operativ geöffnet. Der Chirurg entfernt die Ablagerungen (Plaques) an der Gefäßwand. Anschließend wird das Gefäß mit einer feinen Naht oder einem Patch (Gefäßprothese aus Kunststoff oder körpereigenem Material) verschlossen.
Alternativ werden die Plaques dadurch entfernt, dass die Arteria carotis interna von der Arteria carotis communis abgetrennt wird, der Plaque mit einem speziellen Instrument ausgeschält wird und im Anschluss die Arteria carotis interna wieder an die Arteria carotis communis mit Naht verbunden wird.
2. endovaskuläre Behandlung- Stent-Implantation (Carotis-Stenting)
Bei dieser Methode wird ein Metallgitter (Stent) in das verengte Gefäß eingesetzt. Er hält die Arterie von innen offen. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv, meist über einen Zugang in der Leiste.
Wichtig zu wissen:
- Die operative Behandlung gilt nach wie vor als Goldstandard zur Behandlung von Patienten mit Carotisstenosen.
- Das Stenting kommt vor allem bei Patienten infrage, bei denen eine Operation zu riskant wäre- aufgrund von Voroperationen und Bestrahlungen im Halsbereich.
Die offene chirurgische Behandlung wird in der Regel in Vollnarkose, kann auf Patientenwunsch auch in lokaler Betäubung durchgeführt werden. Das Carotisstenting wird über die Leistenschlagader in örtlicher Betäubung durchgeführt. Beide Verfahren dauern etwa ein bis zwei Stunden.
Was passiert nach der Operation?
Nach der chirurgischen oder endovaskulären Carotisbehandlung bleibt der Patient meist 1 Tage auf einer Überwachungsstation. Eine vollständige Entlassung erfolgt in der Regel nach 2 bis 5 Tagen.
Wichtig in der Nachsorge:
- regelmäßige Ultraschallkontrollen der Halsschlagader
- blutverdünnende Medikamente (z. B. Acetylsalicylsäure), um neue Verschlüsse zu verhindern
- gesunder Lebensstil, z. B. Nichtrauchen, Bewegung, gesunde Ernährung
- Blutdruck und Cholesterin gut einstellen lassen
Der Erfolg der Behandlung hängt entscheidend davon ab, wie konsequent diese Empfehlungen beachtet werden.
Welche Risiken und Komplikationen gibt es?
Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es auch bei der Behandlung von Carotisstenosen mögliche Risiken. Die häufigsten sind:
- Nachblutungen (innerhalb der ersten Stunden nach dem Eingriff)
- Nervenirritationen (z. B. vorübergehendes Taubheitsgefühl im Gesicht oder am Hals)
- Schlaganfall während oder nach der OP – das Risiko liegt bei etwa 1–3 % (lt Literatur bei Carotisstenting etwas höher, vor allem bei weichem Plaque und wenn Patient bereits Beschwerden hat)
Angesichts der Risiken, die zwar selten aber nicht mit 0% Wahrscheinlichkeit eintreten, orientiert sich die Entscheidung zur Operation oder Stenting (Indikationsstellung) klar anhand der Empfehlungen der europäischen und deutschen Fachgesellschaft. Jedenfalls soll das Risiko des Schlaganfalls durch die Behandlung geringer, als das Risiko des Schlaganfalls unter Medikemententherapie sein. Vor allem bei bereits aufgetretenen Schlaganfällen senkt die Operation deutlich das Risiko für das Auftreten eines weiteren Schlaganfalls.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Die Langzeitprognose nach einer Carotis-Operation ist bei den meisten Patienten sehr gut. Studien zeigen, dass das Schlaganfall-Risiko durch den Eingriff um bis zu 60 % gesenkt werden kann. Die besten Ergebnisse erzielen Patienten, die ihre Risikofaktoren dauerhaft kontrollieren und die ärztlichen Empfehlungen zur Nachsorge einhalten.
Fazit: Carotis-OP kann Leben retten
Wenn eine Verengung der Halsschlagader festgestellt wird, kann die Carotis-Chirurgie eine wichtige Maßnahme sein, um einen Schlaganfall zu verhindern. Der Eingriff ist heute sicher und effektiv, vor allem bei rechtzeitiger Diagnose. Wichtig ist, dass Sie sich an einen erfahrenen Gefäßchirurgen wenden und die empfohlene Nachsorge ernst nehmen. So lässt sich das Risiko für schwerwiegende Folgen deutlich senken.
Glossar
- Carotis: Medizinischer Begriff für die Halsschlagader
- Stenose: Verengung eines Blutgefäßes
- TIA: Transitorische ischämische Attacke; kurzzeitige Durchblutungsstörung des Gehirns
- Plaques: Ablagerungen aus Fett, Kalk und Blutbestandteilen in Gefäßen
- Patch: Ersatzmaterial zum Verschluss eines Blutgefäßes
Stent: Kleines Metallgitter, das ein Blutgefäß offen hält
Quellen
- Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG): www.gefaesschirurgie.de
- Leitlinie zur Behandlung von Carotisstenosen der europäischen Gesellschaft für vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie (ESVS), publiziert im EJVES (2023) 65: 7-111
- Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft: www.dsg-info.de
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
- S3-Leitlinie zur Carotisstenose (AWMF-Register Nr. 030/110)