Die pädiatrische Intensivmedizin (Intensivmedizin im Kinder- und Jugendalter) ist ein spezieller Zweig innerhalb des Fachgebietes der Pädiatrie und für die intensivmedizinische Versorgung schwerstkranker Kinder jeden Alters zuständig.
Der Bereich der Neonatologie (Neugeborenenmedizin) gehört ebenfalls zur Pädiatrie. Hier geht es vor allem um die medizinische Versorgung Neugeborener, die im Falle von Krankheit oder zu früher Geburt ebenfalls intensivmedizinisch betreut werden müssen. Die Behandlung erfolgt auf speziell ausgestatteten Neugeborenen-Intensivstationen und durch entsprechend ausgebildete Ärzte und Pfleger.
Unter anderem ist eine neonatale, intensivmedizinische Behandlung/Betreuung notwendig bei:
- Geringem Geburtsgewicht
- Lungenhypoplasie (Lungenunreife)
- Wachstumsstörungen während der Schwangerschaft
- angeborenen Anomalien
- einem während der Geburt auftretenden Sauerstoffmangel
Auf pädiatrischen Intensivstationen werden unter anderem häufig die folgenden, bei Kindern und Jugendlichen auftretenden Krankheitsbilder behandelt:
- Verletzungen, die durch Unfälle oder andere Gewalteinwirkung jeder Art verursacht wurden (Traumata)
- Herz-Kreislauf-Versagen, beispielsweise aufgrund angeborener Herzfehler
- Sepsis (meist bakteriell bedingte Blutvergiftung)
- schwere Meningitis (Hirnhautentzündung, ebenfalls meist bakteriell bedingt)
- andere schwere Infektionen (viral oder bakteriell)
- akutes Atemnotsyndrom
- Vor und nach Organtransplantationen
Die intensivmedizinische Pädiatrie gilt innerhalb der Medizin als eigenständiges Fachgebiet. Hier kann jeder noch so kleine Patient bis hin zum Erwachsenenalter altersgemäß behandelt und gepflegt werden. Nicht jede Klinik verfügt über eine pädiatrische Intensivstation, die dann jeweils überregional für ein großes Einzugsgebiet zuständig sind.
Nur speziell ausgebildetes, fachkompetentes Personal ist auf einer pädiatrischen Intensivstation tätig. Denn die Behandlung und Pflege schwerstkranker Kinder ist nicht mit der Behandlung Erwachsener mit gleichem Krankheitsbild zu vergleichen. Zudem ergeben sich im Kindes- oder Neugeborenenalter eigenständige Krankheitsbilder, die im Erwachsenenalter nicht oder nur selten vorkommen. Auch die geringere Größe von Kindern und Neugeborenen stellt Personal und technische Ausstattung vor ganz besondere Herausforderungen. Der Gewichtsunterschied im Vergleich zum Erwachsenen muss bei der Pflege und Behandlung von Kindern und Jugendlichen ebenfalls berücksichtigt werden.
Gerade Säuglinge und Kleinkinder bedürfen einer besonderen Behandlung, die dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes angepasst ist. Ein Baby oder Kleinkind kann sich noch nicht ausreichend mitteilen. Daher ist für die Diagnoseerstellung und weitere Behandlung neben der Beobachtung der klinischen Zeichen auch eine sorgfältige Anamnese und Zusammenarbeit mit den Eltern wichtig.
Kommt es zu schmerzhaften Eingriffen (Kathedersetzung, Blutabnahme usw.) benötigt der kleine Patient eine verständnisvolle und einfühlsame Kontaktperson, was von dieser weit mehr als nur medizinisches Fachwissen abverlangt. Daher sind Ärzte und Schwestern/Pfleger auf einer pädiatrischen Intensivstation meist auch pädagogisch und psychologisch geschult. Dies kommt neben dem Kind auch Ihnen als Eltern zugute. Denn ein Kind auf der Intensivstation bedeutet auch für Eltern eine enorme psychische und organisatorische Belastung.
Sollte Ihr Kind betroffen sein und aus irgendeinem Grund auf der intensivmedizinischen Pädiatrie behandelt werden müssen, wirkt der erste Eindruck womöglich erschreckend. Dies liegt meist am sogenannten Monitoring, also der lückenlosen Überwachung der Vitalfunktionen Ihres Kindes. Das Monitoring geschieht mittels technischer Geräte, die zur sicheren Intensivbetreuung auf dieser Station eingesetzt werden.
Ein weiterer Vorteil einer pädiatrischen Intensivstation: Die Distanz zwischen Station und Operationssaal ist im Falle der Notwenigkeit einer Operation meist wesentlich kürzer als bei einer „normalen“ Kinderstation.
Die Grundausstattung auf einer Kinderintensivstation mit angeschlossener Neonatologie
- Spezielle Intensivpflegebetten für die Versorgung von Neugeborenen
- Höhenverstellbare Betten für Kleinkinder
- Wärmequellen für Früh- und Neugeborene
- Überwachungsgeräte für das Überwachen der Vitalfunktionen sowie elektronische Anschlüsse für weitere Geräte
- Sogenannte Perfusoren für die intravenöse Verabreichung von Medikamenten und Nährlösungen
- Überwachung der Vitalfunktionen: Zu den wichtigsten Vitalfunktionen gehören die Atmung und der Herz-Kreislauf. Daher wird Ihr Kind zuerst an ein entsprechendes Gerät angeschlossen. Hierfür werden ihm im Brustbereich mehrere EKG-Elektroden angeklebt. Auf dem Monitor können Pflegepersonal und Ärzte die Funktionen in Form einer Kurve ablesen und deuten.
- Messung der Körpertemperatur: Über eine Sonde wird permanent die Körpertemperatur überwacht.
- Messung des Sauerstoffgehalts: An der Hand (bei Neugeborenen auch am manchmal am Fuß) befestigt die Krankenschwester ein rötlich-leuchtende Elektrode, die den Sauerstoffgehalt des Blutes misst und ebenfalls zum Monitor weiterleitet.
- Zweifache Blutdrucküberwachung: Auch der Blutdruck wird ständig überwacht. Hierfür legt die Schwester Ihrem Kind eine Manschette an. Zusätzlich gibt eine kleine Kanüle in Arm- oder Leistenbeuge Auskunft über die arteriellen Blutdruckverhältnisse, die ebenfalls über den Monitor dargestellt werden. Bei Bedarf kann jederzeit über diesen Katheter zusätzlich Blut entnommen.
- Beatmungsgeräte: Für die künstliche (invasive und nicht-invasive) Beatmung stehen entsprechende Beatmungsgeräte zur Verfügung.
Die künstliche Beatmung
Ist eine künstliche Beatmung vonnöten, führt der Arzt Ihrem Kind einen Tubus (Beatmungsschlauch) durch Nase oder Mund bis in die Trachea (Luftröhre). Der Tubus ist mit einem Beatmungsgerät verbunden. Bilden sich störende Sekrete, werden diese behutsam abgesaugt.
Solange Ihr Kind diese künstliche Beatmungshilfe benötigt, ist es nicht in der Lage, selbstständig Essen oder Trinken zu sich nehmen. Deshalb erhält Ihr Kind in diesem Fall eine Magensonde, über die es ausreichend ernährt wird. Hierfür führt ein dünner Schlauch durch die Nase bis zum Magen.
Ihr Kind ist also in dieser Zeit optimal mit allem Nötigen versorgt.
Im akuten Notfall haben Sie vermutlich kaum Zeit, nach einer Kinderintensivstation zu suchen. Denn dann wird der Krankenwagen bzw. Notarzt Ihr Kind in das nächstgelegene Krankenhaus mit Kinderintensivstation bringen. Notfallmedizin, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin sind kaum voneinander zu trennen. Meist handelt es sich bei einer intensivmedizinischen Betreuung ohnehin um einen Notfall. Sollten Sie aus für Sie relevanten Gründen überlegen, das Krankenhaus zu wechseln, muss der Zustand Ihres Kindes unbedingt berücksichtigt werden. Planen Sie daher einen Wechsel in ein anderes Krankenhaus mit großer Sorgfalt und besprechen Sie das Für und Wider mit den behandelnden Ärzten.
Muss Ihr Kind auf einer intensivmedizinischen Pädiatrie betreut werden, ist dies in jeder Hinsicht eine große Herausforderung. Dennoch ist Ihr Kind gerade hier bestens aufgehoben. Speziell ausgebildete Ärzte und Schwestern/Pfleger kümmern sich mit Hilfe modernster Technik 24 Stunden am Tag um Ihr Kind, bis es die Kinderintensivstation eines Tages wieder verlassen kann.