Etwa 8 bis 10 Prozent der Kinder in Deutschland leiden an Asthma.
Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Asthma und den Lebensgewohnheiten und -umständen. In westlich geprägten Ländern tritt Asthma bei Kindern deutlich häufiger auf als in osteuropäischen Regionen und Entwicklungsländern.
- In Australien und Neuseeland leiden 15 % der Kinder an Asthma. Das ist der häufigste Anteil weltweit.
- In ärmeren Entwicklungsländern beträgt der Krankheitsanteil nur etwa 2 Prozent.
Auch Vergleiche zu Beginn der 1990er-Jahre während der deutschen Wiedervereinigung stützen diese Beobachtungen. In den östlichen Bundesländern stieg die Zahl der Asthmafälle bei Kindern nach der Wiedervereinigung auf das Niveau der westlichen Bundesländer an.
Westliche Lebensgewohnheiten und -umstände haben daher einen deutlich erkennbaren negativen Einfluss. Das könnte auch teilweise mit der Ernährung zusammenhängen.
Paradoxerweise kann zu viel Hygiene die Entstehung von Asthma bei Kindern fördern. Durch die Berührung mit Krankheitskeimen entwickeln Kinder einen besseren Immunschutz unter anderem gegen Asthma.
Studien zeigen, dass Kinder auf dem Land in der Regel einen besseren Immunschutz haben als Kinder in städtischen Regionen.
Auch bestimmte Gene und ein ungünstiges Zusammenwirken mit Umweltfaktoren begünstigen die Entstehung von Asthma.
Des Weiteren zeigen Studien einen Zusammenhang zwischen der Menge von IgE beim ungeborenen Kind und der Entwicklung von Asthma.
Das Immunsystem des Körpers bildet Immunglobulin E (lgE) als Abwehrstoff gegen Parasiten. Er setzt diesen Antikörper gezielt gegen in den Körper eindringende Fremdstoffe ein.
Befinden sich bei der Geburt große IgE-Mengen an der Nabelschnur, hat das Kind ein dreifach erhöhtes Risiko auf Asthma. Entsprechende Untersuchungen wurden an Säuglingen und Kleinkindern durchgeführt.
Zu hohe IgE-Werte sind daher ein eindeutiger Hinweis auf ein erhöhtes Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken.
Richtwerte für das Immunglobulin E (lgE)
Alter
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Gesamt-lgE
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Erwachsene
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bis zu 100 IU/ml (240 µg/l)
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Jugendliche (10-15 Jahre)
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bis zu 200 IU/ml (480 µg/l)
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Kinder (6-9 Jahre)
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bis zu 90 IU/ml (216 µg/l)
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Kleinkinder (1-5 Jahre)
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bis zu 60 IU/ml (144 µg/l)
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Babys (bis 1 Jahr)
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bis zu 12,2 IU/ml (29,3 µg/l)
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Die Medizin teilt das Krankheitsbild Asthma bei Kindern in vier Stufen ein. Die Unterscheidung erfolgt nach Schwere des Krankheitsverlaufs.
Von Bedeutung bei der Unterscheidung ist der FEV1-Wert. Er bezeichnet die Menge an Luft, die der Patient innerhalb einer Sekunde ausatmen kann. Man spricht daher auch von Sekundenkapazität. Umso stärker die Bronchien der Lunge verengt sind, desto geringer ist der FEV1-Wert.
Eine ähnliche Kennzahl ist der PEF-Wert. PEF bedeutet ausgeschrieben Peak Expiratory Flow und bezeichnet die höchste Geschwindigkeit der ausgeatmeten Luft.
Kinder mit Asthma müssen früh lernen, mit Asthmaanfällen und Atemnot umzugehen. In Notfällen hilft ein Inhalator © Africa Studio | AdobeStock
Stufe 1-Asthma
Das Kind leidet an leichtem Asthma, das nur gelegentlich auftritt. Man spricht daher auch von intermittierendem Asthma.
Dieser intermittierende Zustand tritt mit Unterbrechungen in verschiedenen Zuständen auf. Der FEV1-Wert liegt bei über 80 Prozent vom Sollwert. Der parallel dazu gemessene PEF-Wert bewegt sich um weniger als 20 Prozent vom Sollwert.
Stufe 2-Asthma
Es liegt leichtes, anhaltendes Asthma vor. Das Kind leidet gelegentlich an Atemnot.
Der PEF-Wert bewegt sich hierbei um weniger als 20-30 Prozent von einem normalen Sollwert. Der FEV1-Wert bewegt sich <80 Prozent vom Sollwert.
Das Kind erlebt hin und wieder beschwerdefreie Phasen. Diese Phasen treten intervallmäßig durchschnittlich in kürzeren Abständen als zwei Monaten auf.
Stufe 3-Asthma
Die Krankheitssymptome treten als peristierendes Asthma an mehreren Tagen pro Woche auf. Auch nachts kann es zu Beschwerden kommen.
Der PEF-Wert pendelt sich um weniger als 30 Prozent vom Sollwert ein, während der FEV1-Wert <80 Prozent beträgt.
Stufe 4-Asthma
In der schwersten Asthmastufe hat der Patient schweres, peristierendes Asthma. Es tritt auch nachts häufig auf.
Jetzt schwankt der PEF-Wert um mehr als 30 Prozent vom Sollwert, der FEV1-Wert beträgt <60 Prozent vom Sollwert.
Im Gespräch mit den Eltern des Kindes, der Anamnese, erfragt der Arzt die medizinische Vorgeschichte des Patienten. Auch der Zeitpunkt des Beginns der Beschwerden spielt dabei eine maßgebliche Rolle.
Danach erfolgt eine umfassende körperliche Untersuchung. Er hört dabei vor allem die Lunge mit dem Stethoskop ab.
Durch eine umfangreiche Lungenfunktionsprüfung stellt der Arzt typische Werte zur Lungenfunktion wie
- Lungenvolumen,
- Vitalkapazität,
- FEV1-Wert,
- Atemwegswiderstand
- und
- PEF-Wert
fest.
Der Arzt sucht außerdem gezielt nach Allergien, die die Entstehung von Asthma bei Kindern begünstigen oder sogar auslösen können.
Bei der Behandlung von Asthma bei Kindern unterscheidet man verschiedene Formen von Therapien.
Basistherapie (Langzeittherapie)
Die Behandlung als Basistherapie beinhaltet antientzündliche Dauermedikamente wie Glukokortikoide (Kortison).
In schwerwiegenderen Fällen verschreibt der Arzt zudem lang wirkende Beta-2-Sympathomimetika (LABA). Dazu gehören beispielsweise Formoterol und Salmeterol. Die Einnahme dieser Medikamente erfolgt in der Regel durch einen Inhalator.
Anfallstherapie (Bedarfstherapie)
Diese Art der Therapie ist bei akuten Asthmaanfällen erforderlich. Hier kommen schnell wirksame Bedarfsmedikamente wie beispielsweise
- Fenoterol,
- Salbutamol oder
- Terbutalin
zum Einsatz. Diese schnell wirksamen Medikamente inhaliert der Patient als Beta-2-Sympathomimetika (SABA).
Der Vorteil dieser Medikamente ist ihre schnelle Wirksamkeit. Sie bewirken während eines Asthmaanfalls innerhalb weniger Minuten die Entkrampfung der Bronchialmuskulatur. Dadurch lindern sich die Asthmasymptome schnell.
Diese Medikamente sind allerdings nicht in der Lage, die Entzündung der Bronchien zu heilen.
Vorbeugende Therapie
Zur vorbeugenden Therapie gehört in erster Linie die Vermeidung von kalter Luft oder auch Hausstaub.
Das Krankheitsbild Asthma bei Kindern bedarf einer umfangreichen und genauen Diagnose durch den Arzt.
Durch eine gezielte, genau auf das Kind abgestimmte Therapie ist auch oft eine Heilung der Krankheit möglich.