Die endokrine Orbitopathie ist ein häufiges Symptom des Morbus Basedow. Beim Morbus Basedow entstehen Autoantikörper, die bestimmte Rezeptormoleküle für Schilddrüsenhormone binden.
Dies geschieht vor allem im Bereich der Schilddrüse, auf Bindegewebszellen oder im Bereich hinter den Augen. Binden diese Autoimmun-Antikörper an diese Zellen und an das Gewebe führt dies zu Entzündungsreaktionen. Die Folge sind bindegewebige Umbildungen.
Gleichzeitig wandern durch die Entzündung Immunzellen ein. Es kommt durch den Flüssigkeitsübertritt in das Gewebe zu Ödembildungen. Es bilden sich ebenfalls vermehrt Bindegewebsfasern. Laufen diese Prozesse hinter dem Auge ab, nimmt das Volumen zu. Das Auge wölbt sich nach vorn, der charakteristische Exophthalmus bzw. die endokrine Orbitopathie entsteht.
Interessant ist, dass Frauen dreimal häufiger an der endokrinen Orbitopathie erkranken als Männer.
Im Krankheitsverlauf nimmt das um den Augapfel herum gelegene Gewebe weiter an Masse zu. Es drückt in der Regel beidseitig auf die Augäpfel. Jeder zweite Patient mit einem Morbus Basedow entwickelt eine endokrine Orbitopathie.
Die Augäpfel können deutlich über die Augenhöhle hinaustreten und wirken dadurch sehr groß. Auch ist der Lidschluss mit zunehmendem Exophthalmus eingeschränkt.
Im Zusammenhang mit den hervortretenden Augen kann es zu einer Reihe weiterer Symptome kommen, wie:
- trockene Augen
- verstärkter Tränenfluss
- Druck oder Schmerz im Auge
- Schwellung der Augenlider
- verminderte Sehkraft,
- Lichtempfindlichkeit, u. a.
Charakteristisch sind hervortretende Augäpfel, Schwellungen und Rötungen im Bereich der Lider und der Bindehaut @ Andriy Blokhin /AdobeStock
Bei einem bekannten Morbus Basedow oder einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) genügt der fachmännische Blick eines Spezialisten der Augenheilkunde. Er kann die endokrine Orbitopathie diagnostizieren.
Ist keine Vorerkrankung vorhanden, untersuchen Ärzte zusätzlich die Schilddrüse. Die Vorderseite des Halses lässt die Schilddrüse gut tasten. Im Zweifel nutzen Mediziner zur Absicherung des Befundes ein Ultraschallgerät.
Um eine endokrine Störung wie einen Morbus Basedow abzuklären, veranlasst der endokrine Orbitopathie-Spezialist eine Blutuntersuchung. So kann er die Schilddrüsenwerte prüfen.
Zu den wichtigsten Werten gehört das TSH, das Schilddrüsen-stimulierende Hormon. Hinzu kommen Schilddrüsen-Antikörper wie TRAK oder TPO-AK, die im Falle eines Morbus Basedow im Blut zirkulieren.
Der Arzt nimmt bei Verdacht auf eine endokrine Orbitopathie eine Schilddrüsenuntersuchung vor @ Andriy Blokhin /AdobeStock
Das Wichtigste ist, dass Patienten eine ausgeglichene Stoffwechsellage erreichen. Dies geschieht durch eine medikamentöse Regulierung.
Schreitet die Augenkrankheit trotz normaler Stoffwechsellage weiter voran, können Glukokortikoide oder eine Röntgenbestrahlung hinter dem Augapfel helfen.
Der IGF-Rezeptor-Hemmer Teprotumumab ist eine weitere medizinische Therapieoption.
Ist das Sehvermögen akut bedroht, sind Operationen zur Entlastung notwendig, falls die Glukokortikoidtherapie keinen Erfolg erzielt.
Zu den Operationsverfahren gehören:
- Die laterale Orbitadekompression oder
- Die endonasale Orbitadekompression
Eine frühzeitig eingeleitete Therapie verbessert die guten Heilungsaussichten weiter, auch wenn der Exophthalmus nicht heilbar ist.
Rauchen verschlechtert hingegen den Verlauf und die Prognose erheblich. Daher sollten Patienten auf das Rauchen vollständig verzichten.
Der Exophthalmus berührt verschiedene Fachdisziplinen der Medizin:
Zur operativen Versorgung bei endokriner Orbitopathie sind Fachkenntnisse im Bereich der Augenchirurgie notwendig.
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