Beim Piriformis-Syndrom kommt es zu einer Einengung des Ischiasnervs durch den Piriformis-Muskel. Die Folge sind teils starke Schmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen. Kribbeln und Taubheitsgefühle können ebenfalls auftreten.
Das Piriformis-Syndrom ist eine neuromuskuläre Erkrankung, die manche mit anderen Erkrankungen wie Ischialgie oder Bandscheibenvorfall verwechseln.
Mögliche Auslöser für die Einengung des Ischiasnervs sind:
- Sportliche Betätigung (ungewohnter oder zu starkes Krafttraining, Radfahren, Jogging)
- Anhaltender Druck (z. B. durch zu langes Sitzen auf einer harten Unterlage)
- Sturz auf das Gesäß oder
- Langfristig veränderte Muskelspannung mit einer Fehlstellung des Kreuzbeins (z. B. bei Funktionsstörung des Iliosakralgelenks)
Die genauen Auslöser lassen sich nicht immer klären. Für das Piriformis-Syndrom ist meist eine Quetschung im Gesäßbereich verantwortlich. Denn dort tritt der Piriformis-Muskel aus dem Beckenknochen heraus und deckt den Ischiasnerv ab.
Deshalb treten die Schmerzen entlang des gesamten Versorgungsbereichs des Ischiasnervs auf.
Menschen mit dem Piriformis-Syndrom leiden häufig unter Schmerzen sowie Taubheits- und Kribbelgefühlen im Gesäß. In vielen Fällen strahlen die Schmerzen und Missempfindungen bis in den Oberschenkel, die Waden oder den Fuß aus.
Oft treten die Schmerzen beim Sitzen auf. Manchmal zeigen sie sich aber auch beim Treppensteigen, Joggen und Radfahren. Jede Körperhaltung und Bewegung kann grundsätzlich die Beschwerden auslösen, wenn sie zu einem festen Druck über dem Piriformis-Muskel führt.
Oft sind Bewegungen oder Körperhaltungen mit angewinkelten Beinen dafür verantwortlich. Daher treten bei einigen Menschen auch beim Schlafen Beschwerden auf. Vor allem Seitenschläfer, die ihre Beine stark anwinkeln, sind betroffen.
Beugen Betroffene die Beine weniger oder strecken sie lange aus, dann lassen die Beschwerden in der Regel nach.
Die Schmerzen beim Piriformis-Syndrom treten meist einseitig im Gesäß und im unteren Rücken sowie als Beinschmerzen auf @ Microgen /AdobeStock
Zunächst führt der Arzt ein Anamnesegespräch mit dem Patienten durch und befragt ihn nach seinen Beschwerden. Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung. In einigen Fällen kann der Arzt eine starke Anspannung des Piriformis-Muskels ertasten. Häufig reagieren Patienten auch schmerzempfindlich.
Einen Test, um das Piriformis-Syndroms nachzuweisen, gibt es bislang nicht. Daher handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose. Dabei muss der Arzt sicherstellen, dass die Beschwerden nicht von einer anderen Erkrankung kommen.
Mögliche andere Erkrankungen sind:
- Ischiasnerv-Reizung durch Bandscheibenvorfall der unteren Lendenwirkbelsäule oder durch Nervenwurzelreizsyndrome,
- Hüftgelenkserkrankungen
- Störungen der Funktion des Iliosakralgelenks, wie das ISG-Syndrom
- Verschleiß der Gelenke im Bereich von Lendenwirbelsäule und Kreuzbein
- Tumore im kleinen Becken
Um diese Erkrankungen auszuschließen, führt der Arzt weitere Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren durch.
Ein direkter Nachweis des Piriformis-Syndroms ist mit bildgebenden Verfahren zwar nicht möglich, andere Erkrankungen auszuschließen jedoch schon.
Der erste Schritt ist die Meidung von Körperhaltungen und Bewegungen, die Schmerzen und Missempfindungen auslösen oder verstärken.
Treten Schmerzen beim Sitzen oder bei bestimmten Bewegungen und Aktivitäten auf, erweist sich ein Wechsel der Haltung als sinnvoll.
Bei sportlichen Aktivitäten, die Beschwerden verursachen, ist eine vorübergehende Pause ratsam. Zur Linderung tragen Entspannungsübungen sowie Wärme- oder Kälteanwendungen bei.
Patienten, die viel sitzen, sollten alle 20 Minuten aufstehen, um die Muskeln im Bereich des Gesäßes zu strecken.
Mitunter wird der Arzt zur Linderung der Schmerzen Medikamente verordnen, die entzündungshemmend sind. Auch Mittel zur Entspannung der Muskeln (sogenannte Muskelrelaxantien) kommen in Frage.
Je nach Ausmaß der Beschwerden rät der Arzt zu einer Schmerzmittel-Injektion oder zu einer Injektion entzündungshemmender Glukokortikoide.
Ergänzend können physiotherapeutische Maßnahmen zum Einsatz kommen, um die Beschwerden zu verringern. Der Physiotherapeut dehnt und bearbeitet die umgebende Muskulatur oder den Triggerpunkt in der Gesäßmuskulatur.
Patienten erlernen außerdem eine korrekte Körperhaltung bei der Physiotherapie. Sie lernen Übungs- und Dehnungsmöglichkeiten, die speziell für den Piriformis-Muskel sind. Diese Übungen sollte der Patient auch zu Hause durchführen.
Physiotherapie beim Piriformis-Syndrom @ New Africa /AdobeStock
Eine Lockerung der Muskeln vor den Dehnübungen mit Wärme ist hilfreich. Um den Nerv nicht zusätzlich zu reizen, sollten Sie nur sanfte Dehnungen durchführen.
Auch Ultraschallbehandlungen helfen bei der Reduktion der Beschwerden. In schweren Fällen ist auch ein operativer Eingriff möglich, bei dem der Arzt den Piriformis-Muskel durchtrennt.
Der Verlauf des Piriformis-Syndroms hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. In der Regel ist aber Geduld gefragt, denn meistens dauert es länger, bis sich eine Besserung einstellt.
Langfristig sind Therapieerfolge dann zu erwarten, wenn der Arzt neben den Symptomen auch die Ursache erkennt und behandelt. Meist sind Fehlstellungen Auslöser und führen zu muskulären Dysbalancen. In diesem Fall ist eine Korrektur der Fehlstellung erforderlich. Eine Haltungsschule oder ein Stabilitätstraining können den Behandlungserfolg positiv beeinflussen.
Das Piriformis-Syndrom ist meist eine Folge von Sportarten und Bewegungen, bei denen es zu einer Belastung des Piriformis-Muskels kommt.
Möchten Sie dem Piriformis-Syndrom vorbeugen, müssten Sie auf entsprechende Sportarten verzichten. Da dies jedoch keine Lösung ist, müssen Sie einige Dinge beim Sport beachten.
Vorbeugend können daher folgende Tipps helfen:
- Vor dem Sport sollten Sie sich ausreichend aufwärmen
- Steigern Sie die Leistung nach Möglichkeit langsam
- Vermeiden Sie beim Joggen Steigungen und unebenen Boden
- Achten Sie beim Joggen auf eine gute Körperhaltung
- Gleiches gilt für Kraftübungen, die Sie korrekt ausführen sollten
Treten Schmerzen auf, sollten Sie eine Pause einlegen, bis die Schmerzen wieder nachlassen.