Zenkerdivertikel - Informationen und Spezialisten

23.04.2025
PD Dr. med. habil Mate Knabe
Autor des Fachartikels

Ein Zenkerdivertikel ist eine Ausstülpung der oberen Speiseröhre und kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Schluckbeschwerden, Husten nach dem Essen oder ein unangenehmer Mundgeruch sind nur einige der möglichen Symptome. Auch wenn die Erkrankung selten ist, kann sie im Alltag belastend sein. Umso wichtiger ist es, die Ursachen zu kennen und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu verstehen.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung eines Zenkerdivertikel.

ICD-Codes für diese Krankheit: K22.5

Empfohlene Spezialisten für Zenkerdivertikel

Artikelübersicht

Was ist ein Zenkerdivertikel?

Das Zenkerdivertikel ist eine Ausstülpung der Schleimhaut im Bereich des oberen Speiseröhrenabschnitts. Diese Ausbuchtung entsteht direkt hinter dem sogenannten musculus cricopharyngeus – einem ringförmigen Muskel am Übergang vom Rachen zur Speiseröhre.

Das Divertikel bildet eine Art Sack, in dem sich Speisereste sammeln können. Mit der Zeit führt das zu Beschwerden beim Essen und Trinken. Das Zenkerdivertikel gehört zur Gruppe der Divertikel – also krankhaften Ausstülpungen an Hohlorganen wie Darm oder Speiseröhre. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, die meist bei älteren Menschen auftritt – häufig ab dem 60. Lebensjahr.

Typische Symptome: Wenn das Essen nicht mehr leicht fällt

Die Beschwerden beginnen oft schleichend. Manche Betroffene bemerken die Symptome über Jahre hinweg kaum – bis sie plötzlich auffälliger werden. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:

  • Schluckbeschwerden (Dysphagie), vor allem bei fester Nahrung
  • Räusperzwang oder Husten direkt nach dem Essen
  • Gefühl, dass Nahrung „stecken bleibt“
  • Unangenehmer Mundgeruch, selbst bei guter Mundpflege
  • Regurgitation – das Hochwürgen von unverdauter Nahrung
  • Seltener: Heiserkeit, Gewichtsverlust oder Lungenentzündungen durch versehentliches Einatmen (Aspiration)

Diese Symptome können stark belasten – sozial wie körperlich. Der Arztbesuch ist daher ratsam, wenn Sie regelmäßig unter diesen Beschwerden leiden.

Wie entsteht ein Zenkerdivertikel?

Die genaue Ursache ist nicht bei allen Patienten gleich, doch einige Risikofaktoren sind bekannt:

  • Altersbedingte Veränderungen der Muskulatur am oberen Speiseröhrenende
  • Druckerhöhung beim Schlucken – zum Beispiel durch ein gestörtes Öffnungsverhalten des oberen Speiseröhrenschließmuskels
  • Angeborene Bindegewebsschwäche
  • Langanhaltender Husten oder chronischer Räusperzwang

Durch diese Faktoren entsteht ein erhöhter Druck, der die Schleimhaut nach außen wölbt – genau dort, wo die Wand der Speiseröhre am schwächsten ist.

So wird die Diagnose gestellt

Der Weg zur gesicherten Diagnose beginnt oft mit einer gezielten Befragung durch den Arzt. Besteht ein Verdacht auf ein Zenkerdivertikel, kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz:

  • Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel (meist in Schlucktechnik)
  • Endoskopie – also eine Spiegelung der Speiseröhre mit einer flexiblen Kamera
  • Seltener: Computertomographie (CT) zur besseren Abgrenzung bei unklaren Befunden

Die Endoskopie ermöglicht es, das Divertikel direkt zu sehen. Sie ist nicht nur diagnostisch nützlich, sondern auch wichtig für die spätere Planung der Behandlung.

Therapie: Welche Behandlung hilft bei einem Zenkerdivertikel?

Die Behandlung hängt vom Ausmaß der Beschwerden ab. Kleine Zenkerdivertikel, die keine oder kaum Symptome verursachen, benötigen nicht immer eine sofortige Therapie. Bei ausgeprägten Beschwerden oder Komplikationen ist jedoch ein Eingriff empfehlenswert.

Folgende Verfahren stehen zur Verfügung:

  • Endoskopische Operation: Minimalinvasiv mit einem flexiblen oder starren Endoskop. Hier wird die Wand zwischen Speiseröhre und Divertikelsack durchtrennt, sodass sich keine Nahrung mehr ansammelt.
  • Offene Operation: Bei sehr großen Divertikeln oder ungünstiger Lage kann ein chirurgischer Eingriff von außen notwendig sein. Dabei wird das Divertikel entfernt oder verkleinert.

Beide Verfahren erfolgen meist durch Spezialisten aus der Gastroenterologie oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Der behandelnde Arzt bespricht mit Ihnen die individuell passende Therapie.

Verlauf und Prognose

Die gute Nachricht: Ein Zenkerdivertikel lässt sich in den meisten Fällen dauerhaft behandeln. Nach einem erfolgreichen Eingriff verschwinden die Symptome häufig vollständig oder verbessern sich deutlich.

Unbehandelt kann die Erkrankung jedoch fortschreiten – mit zunehmendem Risiko für Komplikationen wie:

  • Aspiration – also das Einatmen von Speiseresten in die Lunge
  • Wiederkehrende Lungenentzündungen
  • Mangelernährung durch verminderte Nahrungsaufnahme

Die Prognose nach der Behandlung ist in der Regel sehr gut. Die Rückfallquote ist bei endoskopischen Eingriffen etwas höher als bei offenen Operationen – der Vorteil liegt jedoch in der schonenderen Technik und schnelleren Erholung.

Fazit: Frühzeitig handeln lohnt sich

Ein Zenkerdivertikel ist zwar selten, kann aber stark belasten. Wenn Sie beim Essen wiederholt Probleme haben, lohnt sich ein genauer Blick – idealerweise durch einen erfahrenen Facharzt. Die moderne Endoskopie bietet heute schonende und wirkungsvolle Therapien, die die Lebensqualität nachhaltig verbessern können.

Glossar

  • Divertikel: Sackartige Ausstülpung eines Hohlorgans
  • Endoskopie: Untersuchung mit einer biegsamen Kamera, die über den Mund eingeführt wird
  • Gastroenterologie: Fachgebiet der Medizin, das sich mit dem Verdauungssystem befasst
  • Regurgitation: Hochwürgen von Speisebrei ohne Erbrechen
  • Aspiration: Eindringen von Flüssigkeiten oder Nahrung in die Luftröhre

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
  • Klinikleitlinien und Patienteninformationen der Uniklinik Heidelberg
  • MSD-Manual, medizinisches Nachschlagewerk für Patienten
  • https://www.gastro-liga.de
  • https://www.hno.org
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