Bei Schmerzen der Zähne jeglicher Art ist zunächst der Hauszahnarzt der richtige Ansprechpartner. Dieser stellt die Ursache des Schmerzes fest und überweist den Patienten bei Bedarf an einen Spezialisten. Dabei gilt: Veränderungen des Zahnschmelzes und des Dentins, der beiden äußeren Schichten des Zahns, übernimmt in der Regel jeder Zahnarzt.
Ist jedoch das Gewebe im Zahninneren, also die Pulpa, von krankhaften Zuständen betroffen, sollten die Patienten bei fehlender Erfahrung des Zahnarztes von einem Spezialisten für Endodontologie behandelt werden.
Endodontologen sind auch Spezialisten für Schäden an den Zähnen nach Zahnunfällen (Zahntraumatologie, traumatische Zahnverletzungen), zum Beispiel nach einem Sportunfall, nach einem Sturz oder nach einem Schlag.
Die häufigste Erkrankung der Zahnpulpa ist eine Pulpitis, eine Entzündung des Zahnmarks. Diese entsteht durch Reizungen, beispielsweise im Zuge einer nicht fachgerecht durchgeführten Zahnbehandlung.
Auch Bakterien, die durch Beschädigungen im Zahnschmelz oder Karies ins Zahninnere gelangen, können dort für Entzündungen sorgen. Diese beginnen in der Regel recht klein, weiten sich, sofern keine Behandlung erfolgt, aber immer weiter aus. Besonders, wenn eine Pulpitis über längere Zeit nicht erkannt wird, entsteht eine chronische Entzündung, deren Folgen irreversibel sind.
Andere krankhafte Veränderungen des Zahninneren sind:
- Pulpagangrän: Keime zerstören das Pulpagewebe, das sich daraufhin auflöst
- Dentikel: Verkalkungen im Zahninneren, die meist unbemerkt bleiben
- Apikale Parodontitis: Entzündungen im Bereich der Wurzelspitze
- Odontogene Infektionen: Abszesse, die keine Verbindung zur Mundhöhle oder Kieferknochen haben
Neben den krankhaften Veränderungen des Zahninneren behandeln die Endodontologen auch traumatische Verletzungen der Zähne:
- Eingerissene (Schmelzrisse) oder teilweise abgebrochene Zähne (Kronenfrakturen ohne oder mit Beteiligung der Pulpa)
- Gelockerte oder verschobene Zähne
- Komplett aus dem Mund gebrochene Zähne
- Wurzelfrakturen
Zuerst wird der Endodontologe den Patienten ausführlich zu den Schmerzen und dem Empfinden des betroffenen Zahnes befragen: Schmerzt der Zahn vor allem, wenn er belastet wird? Oder treten die Schmerzen vor allem nachts auf?
Auch eine Sensibilitätsprüfung mit Kälte, die Bestimmung der Zahnbeweglichkeit oder ein Abtasten können Hinweise auf die Schmerzursache geben. Nicht zuletzt kommen auch bildgebende Verfahren wie die Röntgendiagnostik zum Einsatz.
Ist der Endodontologe trotzdem nicht sicher, welches Krankheitsbild genau vorliegt, führt er mit Hilfe von medikamentösen Einlagen oder Lokalanästhesien ein Ausschlussverfahren durch.
Während früher häufig Zähne gezogen wurden, liegt das Ziel eines endodontologischen Eingriffs heute, neben der Behandlung der Erkrankung, in der Zahnerhaltung.
Handelt es sich um eine akute Entzündungsreaktion, die das Gewebe noch nicht bleibend geschädigt hat, reicht manchmal eine medikamentöse Behandlung des Zahns aus. Besteht die krankhafte Veränderung aber schon länger und ist in ihrer Folge schon Zahnmark abgestorben, kommen Patienten in der Regel nicht um eine Wurzelkanalbehandlung (Wurzelbehandlung) herum. Hierbei handelt es sich um die am häufigsten angewendete Therapieform in der Endodontologie.
Ziel der Wurzelkanalbehandlung ist es, den Zahn zu erhalten, auch wenn der Zahnnerv bereits teilweise oder vollständig abgestorben ist. Dafür werden entzündetes und abgestorbenes Gewebe aus dem Zahn entfernt und das daran anschließende, ebenfalls infizierte Dentin abgefeilt. Hierfür muss ein kleiner Kanal angelegt werden, um Zugang zum Zahninneren zu erhalten, der aber so klein wie möglich gehalten wird.
Ist alles entzündete Gewebe entfernt, füllt der Endodontologe den Zahn wieder aus. Hierfür wird ein Material gewählt, das nicht zerfällt, keine Bakterien durchlässt, bei Bedarf aber auch leicht wieder zu entfernen ist. In manchen Fällen müssen Wurzelkanalfüllungen wiederholt oder Stifte oder Instrumente entfernt werden (sogenannte Revisionsbehandlungen).
Weitere therapeutische Verfahren in der Endodontologie sind zum Beispiel internes Bleichen eines verfärbten Zahns und die Wurzelspitzenresektion, bei der die Wurzelspitze entfernt wird, wenn sich eine Entzündung durch eine Wurzelkanalbehandlung nicht beseitigen lässt. Als Alternative dazu gibt es die sogenannte intentionelle Replantation, das heißt die Entfernung eines Zahns mit anschließender Rückverpflanzung in den Kiefer.
Endodontologen sind in der Regel Zahnärzte, die sich durch eine Weiterbildung auf dem Gebiet der Endodontologie spezialisiert haben.
Da es eine spezielle Facharztweiterbildung bisher in Deutschland nicht gibt, belegt der angehende Endodontologe Weiterbildungskurse an entsprechend berechtigten Einrichtungen, wie zum Beispiel Universitäten. So ist eine Spezialisierung Endodontologie über die Deutsche Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) möglich.
Nach erfolgreich abgeschlossenen Fortbildungen und Beurteilung von Behandlungsfällen kann auch das Qualitätssiegel „Zertifizierter Endodontologe“ vergeben werden. Seit 2009 gibt es für Zahnärzte auch die Möglichkeit, im Rahmen eines Masterstudiums Endodontologie sich endodontologisches Spezialwissen anzueignen.
Wenn Ihr Hauszahnarzt nicht mehr weiter weiß und die Ursache Ihrer Schmerzen im Zahninneren vermutet, sollten Sie einen Endodontologen aufsuchen. Diese haben sich auf das Innenleben des Zahns spezialisiert und kennen sich daher bestens mit seinen Krankheiten und möglichen Behandlungsmethoden aus.
Die am häufigsten durchgeführte Therapie ist dabei die Wurzelkanalbehandlung. Sie zielt darauf ab, den Zahn zu erhalten, selbst wenn bereits ein Großteil des Zahnnervs abgestorben ist.