Die Leber wird in vier Leberlappen bzw. acht Segmente eingeteilt. Über die Pfortader erhält die Leber das Blut aller unpaaren Bauchorgane und die darin enthaltenen Nährstoffe aus dem Darm.
Die Hauptaufgaben der Leber sind zum Beispiel
- die Bildung und Abgabe der Gallensäuren,
- die Speicherung von Zucker in Form von Glykogen (tierische Stärke),
- der Aufbau körpereigener Eiweiße sowie
- die Speicherung von Vitaminen oder
- der Abbau giftiger Substanzen (z. B. Ammoniak, Alkohol) und Medikamente.
Dank dieser Funktionsbreite wird die Leber auch als zentrale Schaltstelle des menschlichen Stoffwechsels angesehen.
Weitere anschauliche Informationen zur Anatomie der Leber und ihren Funktionen enthält dieses Video:
Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über verschiedene Arten und Zwecke von Leber-Operationen.
Eine Biopsie bezeichnet die Entnahme einer Gewebeprobe zur anschließenden Untersuchung im Labor.
Die Leberbiopsie ist die geeignetste Methode, um diffuse oder unklare Lebererkrankungen wie eine Virus-Hepatitis zu diagnostizieren. Der Eingriff wird heute nicht mehr blind durchgeführt, sondern durch bildgebende Verfahren unterstützt.
Mithilfe einer Biopsie-Nadel entnimmt der Arzt der Leber des Patienten einen Gewebezylinder zur weiteren feingeweblichen Untersuchung.
Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung an der Einstichstelle und kann ambulant durchgeführt werden. Aufgrund der möglichen Blutungsgefahr ist jedoch am Tag des Eingriffs Bettruhe angeraten.
Die Azitespunktion ist ein mikroinvasiver Eingriff zur Entnahme von Bauchwasser, der unter örtlicher Betäubung erfolgt.
Nach der Desinfektion der Einstichstelle wird zuerst das Betäubungsmittel gespritzt. Sobald es wirkt, desinfiziert der Operateur erneut die Einstichstelle und führt die Punktionsnadel ein. Das Bauchwasser - maximal fünf Liter - läuft unter sterilen Bedingungen aus der Bauchhöhle durch die Punktionsnadel ab.
Anschließend wird es für weitere mikrobiologische Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Am Ende der Behandlung zieht der Arzt die Hohlnadel zurück, vernäht gegebenenfalls die Punktionsstelle und verbindet sie schließlich mit sterilem Material.
Bei einer Leberverpflanzung oder Lebertransplantation entnimmt der Operateur die kranke Leber und ersetzt sie innerhalb von 16-24 Stunden durch eine Spenderleber.
Der Hautschnitt erfolgt meist entlang des Rippenbogens oder innerhalb des rechten Oberbauches. Anschließend werden die Muskeln des Bauchraumes gespreizt und die Bauchhöhle eröffnet. Diese Öffnung sichert der Chirurg durch Einlegen von Bauchtüchern sowie durch das Einsetzen eines Bauchrahmens. Nun wird die kranke Leber entfernt (Hepatektomie).
Nach dem Einsetzen des Spenderorgans werden dessen Gefäße (Leberarterie, Lebervene, Pfortader, Gallengang) an das Gefäßnetz des Empfängers angeschlossen. Drainagen sollen die Leber stabilisieren und Nachblutungen unterdrücken.
Der Arzt vernäht anschließend den Bauchraum und deckt die Wunde steril ab.

Die Anatomie der Leber © Henrie @ AdobeStock
Bei der Leberzystenoperation entfernen die Chirurgen Zysten aus dem Lebergewebe. Diese gehen meist auf Infektionen mit Parasiten zurück.
Der Hautschnitt erfolgt im rechten Oberbauch. Nach dem Spreizen der Muskeln kann die Bauchhöhle geöffnet werden. Bauchtücher und ein Bauchrahmen sichern die Öffnung und stabilisieren den Operationsbereich.
Anschließend legt der Chirurg den betroffenen Leberlappen oder das Segment frei. Die Zyste wird gelockert und daraufhin punktiert, um den Inhalt absaugen zu können. Danach kann die Zyste gefahrlos herausgeschnitten werden.
Der Arzt reinigt die Bauchhöhle mit physiologischer Kochsalzlösung, legt eine Drainage, verschließt abschließend den Bauchraum und verbindet steril.
Die Leber hat erstaunlich gute Selbstheilungskräfte. Es ist möglich, bis zu 75 % ihrer Masse zu entfernen und sie kann sich danach selbst wieder regenerieren. Bei einer solchen teilweisen Leberentfernung spricht man von einer Segmentresektion oder Hemihepatektomie.
Muss hingegen das gesamte Organ ausgetauscht werden (= Hepatektomie, Leberresektion), ist ein Spenderorgan, also eine Lebertransplantation, notwendig.
Allen diesen Leberoperationen gemeinsam ist der Ablauf und die großflächige Entfernung von Lebergewebe.
Die Leberoperation beginnt mit einem Hautschnitt entlang des Rippenbogens oder mit dem Einschnitt im rechten Oberbauch. Nach dem Spreizen der Muskulatur kann der Chirurg die Bauchhöhle öffnen. Bauchtücher und Bauchrahmen halten die Operationswunde stabil.
Anschließend wird der zu entfernende Leberlappen oder das Segment isoliert.
Möglichkeiten zur Vermeidung von starken Blutungen
Die Leber wird stark durchblutet. Bei einer großen Segmentresektion verliert der Patient durch das Heraustrennen des kranken Leberteils deswegen viel Blut.
Die starken Blutungen unterbinden Chirurgen in der Regel damit, die Pfortader temporär abzuklemmen. Dadurch wird die Blutzufuhr zur Leber stark gedrosselt ist (sogenanntes Pringle-Manöver).
Durch die fehlende Blutzufuhr ist allerdings die Restleber, die erhalten bleiben soll, einem Sauerstoffmangel ausgesetzt. Dieser Mangel schädigt die Restleber (Hypoxämie), erhöht das Komplikationsrisiko und kann ein Leberversagen begünstigen.
Das Problem des Sauerstoffmangels durch das Pringle-Manöver können erfahrene Chirurgen umgehen. Voraussetzungen dafür sind
- eine ausgezeichnete Kenntnis der individuellen Anatomie,
- eine sorgfältige und übersichtliche OP-Technik sowie
- Maßnahmen, die die Blutungsneigung reduzieren.
Zu diesen Maßnahmen zur Verringerung der Blutungsneigung gehören:
- die schonende Auftrennung von Gewebeschichten durch einen Wasserstrahl (Wasserstrahldissektion). Dadurch wird Gewebe nicht aufgeschnitten, sondern auseinandergedrängt
- Vollnarkose mit tiefem zentralvenösem Druck, so dass der Blutrückfluss und damit der Blutverlust geringer ausfällt
Prof. Dr. Christoph A. Maurer wies in einer Studie nach, dass mithilfe dieser Maßnahmen die Sauerstoffmangelschäden umgangen werden können. Diese Studie können Sie auf seinem Leading Medicine Guide-Expertenprofil einsehen. Patienten profitieren dabei von einer schnelleren Genesung und von der erhaltenen Leberfunktion.
Der Chirurg isoliert den zu entfernenden Leberteil aus dem Blutkreislauf. Danach durchtrennt er Gallengänge und Pfortaderäste, die in den betreffenden Leberabschnitt einmünden. Nun kann das Lebergewebe direkt geschnitten und das Segment oder der Leberlappen entfernt werden.
Der verbleibende Teil der Leber muss häufig neu fixiert und mittels Drainage stabilisiert werden. Zum Schluss wird die Bauchdecke vernäht und die Wunde mithilfe von sterilem Verbandmaterial geschützt.
Keilexzision bei Leberkrebs
Eine Sonderform der Segmentresektion stellt die Keilexzision dar. Bei dieser Operationsmethode wird Leberkrebs ohne Beachtung von Segmentgrenzen aus dem gesunden Lebergewebe herausgeschnitten.
Die Leberoperation selbst läuft analog einer klassischen Segmentresektion ab.
Ein transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPS) ist ein Umgehungskreislauf für das Leberstromgebiet. Dadurch fließt ein Teil des Pfortaderblutes nicht mehr durch die Leber, sondern direkt in die Untere Hohlvene ab. Diese Therapiemöglichkeit kommt bei Pfortaderhochdruck oder zur Vorbereitung einer Lebertransplantation zum Einsatz.
Unter Vollnarkose wird zunächst die Drosselvene (Vena jugularis interna) punktiert. Darüber wird ein Angiografiekatheter über den rechten Vorhof bis in die Obere Hohlvene eingeführt. Von hier dringt der Katheter über die Untere Hohlvene bis in die Lebervene vor.
Mittels einer Hohlnadel wird dann über den Katheter ein Schnitt durch das Lebergewebe hindurch bis in die Pfortader angelegt. Mittels Ballonkatheter kann die Pfortader anschließend mit der Lebervene dauerhaft verbunden werden (= Shunt; „Kurzschluss zweier Gefäße“).
Am Ende entfernt der Arzt den Angiografiekatheter wieder und die Punktionsstelle am Hals wird steril verbunden.
Chirurgie-Bilder: Aus www.chirurgie-im-Bild.de mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Thomas W. Kraus