Schließt Ihr Zahnarzt eine Zahnlücke mithilfe eines natürlichen Zahns, bezeichnet er diesen oralchirurgischen Eingriff als Zahntransplantation. Eine Zahntransplantation kommt immer bei verloren gegangenen permanenten Zähnen oder nicht angelegten Zähnen infrage. Im Folgenden finden Sie weitere Informationen zum Vorgehen sowie Spezialisten für die Durchführung einer Zahntransplantation.
Empfohlene Zahntransplantation-Spezialisten
Artikelübersicht
- Zahnlücken zeitnah schließen lassen
- Zahntransplantation bei bestimmten Zahnlücken gute Behandlungsalternative
- Formen der Zahntransplantation
- Vorteile einer Zahntransplantation
- Welche Zähne sich für eine Zahntransplantation eigen
- Ablauf einer Zahntransplantation
- Nachsorge nach einer Zahntransplantation
- Fazit
Zahntransplantation - Weitere Informationen
Zahnlücken zeitnah schließen lassen
Die Position Ihrer Zähne ist maßgeblich von deren Nachbarn (gegenseitiges Stützen) und Gegenspielern (Kontakt beim Zubeißen zwischen Ober- und Unterkiefer) abhängig. Besteht eine Zahnlücke, können sich Ihre Zähne nicht mehr gegenseitig stützen und die der Lücke angrenzenden Zähne kippen. Der Gegenspieler des fehlenden Zahns verlängert sich zudem, um den Kontakt beim Zubeißen wieder herzustellen. Denn langfristig bildet sich der unter der Zahnlücke befindliche Kieferknochen zurück, da er durch den fehlenden Kaudruck nicht mehr belastet wird.
Daher empfiehlt Ihr Zahnarzt immer, eine Zahnlücke zeitnah schließen zu lassen. Hierzu stehen diesem unterschiedliche Behandlungskonzepte wie ein kieferorthopädischer Lückenschluss (Spange), eine prothetische Restauration (Brücke oder Implantat) oder eben alternativ eine Zahntransplantation zur Verfügung.
Zahntransplantation bei bestimmten Zahnlücken gute Behandlungsalternative
Zahnlücken entstehen häufig durch Traumata oder Zahnerkrankungen. In den folgenden Fällen schlägt Ihr Zahnarzt Ihnen eine Zahntransplantation als Behandlungsmöglichkeit vor:
- früher Zahnverlust durch Karies oder bakteriell bedingte Wurzelspitzenentzündung (Parodontitis apicales)
- Zahnverlust durch Trauma im Wachstumsalter (Stürze oder Unfälle beim Sport, Spielen oder anderen Tätigkeiten mit Beteiligung des Mund- und Gesichtsbereichs)
- lokalisierte juvenile Parodontitis (= bakterielle Entzündung des Zahnbetts mit einem Befall von weniger als 30 Prozent der Zahnflächen, die zumeist bei jungen Erwachsenen unter 30 auftritt)
- infektionsbedingte Wurzelresorption (= Abbau der Zahnhartsubstanz im Wurzelbereich)
- dauerhafte Fusion der Zahnwurzel mit dem Kiefer (oft nach Zahntraumata und bei Milchzähnen, deren Nachfolger nicht angelegt ist)
- Durchbruchsstörung bei Eckzähnen
- erfolglose Freilegung und Anschlingung („Herausziehen“) verlagerter und/oder retinierter (nicht oder nur teilweise durchbrochener) Zähne
Daneben kommt es zu Zahnlücken, wenn Zähne nicht angelegt sind (= dentale Aplasie). Hier bilden sich die bleibenden Backen- oder Frontzähne nach dem Milchgebiss nicht aus. Diese Nichtanlage von Zähnen ist in aller Regel genetisch bedingt.
Formen der Zahntransplantation
Je nachdem, wo Ihr Zahnarzt den Zahn entnimmt und wohin er diesen transplantiert, unterscheidet er zwischen folgenden Transplantationsarten:
- autogene Transplantation (innerhalb eines Individuums)
- isogene Transplantation (zwischen genetisch identischen Individuen wie eineiigen Zwillingen)
- allogene Transplantation (zwischen genetisch verschiedenen Vertretern derselben Art)
- xenogene Transplantation (zwischen Vertretern unterschiedlicher Arten)
Vorteile einer Zahntransplantation
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen führen heute ausschließlich autogene Zahntransplantationen durch, da sie bei dieser mit keinen Immunreaktionen rechnen müssen. Denn körpereigenes Material stuft Ihr Immunsystem nicht als fremd ein und stößt dieses entsprechend nicht ab. Anders als bei anderen in der Zahnmedizin verwendeten Materialien wie Metallen und Legierungen ist das Unverträglichkeitsrisiko daher äußerst gering. Daneben wächst ein transplantierter Zahn im Gegensatz zu einem Implantat wie ein natürlicher Zahn im Kiefer mit. Dies ist insbesondere für jüngere Patienten von Vorteil, da sich ihr Gebiss noch im Wachstum befindet.
Welche Zähne sich für eine Zahntransplantation eigen
Für eine erfolgreiche Zahntransplantation verwendet Ihr Zahnarzt
- Weisheitszähne,
- Prämolaren (kleine Backenzähne) sowie
- Milcheckzähne.
Die besten Erfolgsaussichten zeigen Zahntransplantationen bei Kindern und Jugendlichen, da sich deren Zähne noch im Wachstum befinden (= wurzelunreife Zähne). Bei diesen beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate etwa 90 Prozent. Aber auch bereits ausgewachsene Zähne kann Ihr Zahnarzt mit guten Erfolgschancen transplantieren (5-Jahres-Überlebensrate = 82 Prozent).
Ablauf einer Zahntransplantation
Vor der Zahntransplantation überprüft Ihr Zahnchirurg den Zustand des zu transplantierenden Zahns sowie des zahnlosen Kieferabschnitts. Anhand von Röntgenaufnahmen schaut er, ob der Zahn gesund ist und in welchem Wachstumsstadium sich dieser befindet. Zudem kontrolliert er, ob das vorgesehene Transplantatbett (Bereich, in den transplantiert wird) für den Zahn geeignet ist.
Anschließend bespricht er mit Ihnen, ob Sie die Zahntransplantation einzeitig oder zweizeitig durchführen lassen möchten. Bei einer einzeitigen Verpflanzung präpariert Ihr Arzt das Transplantatbett, entnimmt den zu transplantierenden Zahn (Transplantat) und verpflanzt diesen an die gewünschte Stelle innerhalb einer einzigen Sitzung. Bei einer zweizeitigen Verpflanzung bereitet Ihr Zahnarzt zunächst das Transplantatbett in einer Sitzung vor und verpflanzt das Zahntransplantat erst wenige Tage später in einer zweiten Sitzung.
Zumeist transplantiert Ihr Zahnarzt den gesunden Zahn innerhalb einer Behandlung. Hierfür präpariert er das empfangende Zahnfach (Alveole) für das Transplantat und erweitert dieses gegebenenfalls, um ein möglichst passgenaues Transplantatbett zu schaffen. Befindet sich ein erkrankter und nicht erhaltungswürdiger Zahn an dieser Stelle, zieht er diesen – genauso wie den zu transplantierenden Zahn – möglichst schonend vor dem Ersatz. Anschließend verpflanzt Ihr Arzt den zu transplantierenden Zahn in das leere Zahnfach und fixiert diesen mithilfe einer flexiblen Schiene. Sie befinden sich während des gesamten Eingriffs unter örtlicher Betäubung.
Ist die Kaufläche des eingesetzten Zahns niedriger als die der Nachbarzähne, überkront Ihr Zahnarzt zusätzlich den Zahn. Manchmal ergreift Ihr Zahnarzt vor der Überkronung kieferorthopädische Maßnahmen, um die Position des „neuen“ Zahns im Kiefer zu optimieren. Die transplantierten Zähne erfordern zudem eine Wurzelkanalbehandlung, wenn Ihr Arzt Hinweise auf eine Wurzelresorption feststellt.
Nachsorge nach einer Zahntransplantation
Die Nachsorge umfasst grundsätzlich alle jene Maßnahmen, die Sie auch von anderen oralchirurgischen Eingriffen kennen. Zu diesen gehören:
- Verzicht auf heiße Getränke, Rauchen sowie anstrengende Tätigkeiten unmittelbar nach dem Eingriff
- Kühlung mithilfe von Eisbeuteln oder kalten Umschlägen (reduziert Schwellungen)
- Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten
- Einhalten einer sehr guten Mundhygiene mit desinfizierenden oralen Mundspüllösungen
Darüber hinaus dürfen Sie den transplantierten Zahn während der Einheilzeit nicht übermäßig belasten. Nach etwa 7 bis 10 Tagen entfernt Ihr Zahnarzt die Nähte und die Schiene. Zwei Monate nach der Transplantation kontrolliert er zudem den Heilungsverlauf mithilfe eines Periotests. Nach etwa acht Wochen hat sich die Pulpa (Zahnmark) eines jugendlichen Zahns bereits wieder neu gebildet und der Zahn seine Sensibilität gewonnen. Bei Erwachsenen dauert dies etwas länger.
Nach Transplantationen von wurzelunreifen Zähnen kontrolliert Ihr Zahnchirurg das Einwachsen des transplantierten Zahns zusätzlich im ersten Jahr nach dem Eingriff mindestens einmal im Quartal anhand von Röntgenbildern, im darauffolgenden Jahr alle sechs Monate.
Fazit
Zahntransplantationen stellen heute eine gute sowie etablierte Alternative zu Implantaten dar und ersetzen verloren gegangene oder nicht angelegte Zähne auf biologische Weise. Vor allem Zähne junger und noch im Wachstum befindlicher Menschen transplantieren Zahnärzte mit Erfolg. Da sich der Kiefer bei diesen noch im Wachstum befindet, wachsen die verpflanzten Zähne gut an und entwickeln sich anschließend wie ein natürlicher Zahn weiter.
Quellen
Filippi, A. (2003): Transplantation von Zähnen. In: Schweizer Monatsschrift für Zahnmedizin, 113, S. 1179-1192. (URL: https://www.andreas-filippi.ch/pdfs/fachartikel/swiss-dental-journal/01112003__Transplantation%20von%20Zaehnen.pdf)
Filippi, A. (2008): Zahntransplantation. In: Quintessenz, 59(5), S. 497–504. (URL: https://www.andreas-filippi.ch/pdfs/fachartikel/quintessenz-verlag/01012008__Zahntransplantation.pdf)
GZFA (o. J.): Zahnlücken: Einfluss auf die Mund- und Körpergesundheit. (URL: https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/zahnersatz/festsitzender-zahnersatz/zahnluecken/)
Jackowski, J./Maurer, P. (2017): Zahntransplantation. In: Jackowski, J. et al. (Hrsg.): Zahnärztliche Chirurgie. Berlin: Springer, S. 352-358.
Nolte, D. et al. (2011): Autogene Zahntransplantation. In: Der MKG-Chirurg, 4(2), S. 92-101. (URL: https://www.researchgate.net/publication/225166365_Autogene_Zahntransplantation)
Terheyden, A. et al. (2016): S3-Leitlinie (Langversion): Zahnimplantatversorgungen bei multiplen Zahnnichtanlagen und Syndromen. (URL: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/083-024l_S3_Implantate_bei_Zahnnichtanlagen_2018-02.pdf)
Thiele, O. (2016): Die autologe Zahntransplantation. (URL: https://www.zwp-online.info/fachgebiete/kieferorthopaedie/grundlagen/die-autologe-zahntransplantation)