Ob in einem konkreten Fall eine Nierenbiopsie sinnvoll ist, trifft der Nephrologe (Facharzt für Nierenerkrankungen).
Zu den häufigsten Gründen für den diagnostischen Eingriff gehören:
- Hämaturie (Blut im Urin), sofern sie mit Symptomen einer fortschreitenden Nierenerkrankung einhergeht (Eiweiß im Urin
- Hoher Blutdruck, geringer Urin-Output)
- Eiweiß im Urin, sofern die Werte hoch sind oder andere Symptome einer Nierenerkrankung auftreten (Wasseransammlungen im Körpergewebe, auffällige Blutwerte)
- Allgemeine Anzeichen von akutem oder chronischem Nierenversagen bei unklarer Ursache (Wasseransammlungen im Gewebe, erhöhter Kreatininwert, anderweitig auffällige Blutwerte, Anämie/Blutarmut)
- Durch Ultraschall oder Computertomographie entdeckte auffällige Veränderungen in oder an der Niere, bei denen Verdacht auf eine Krebserkrankung besteht
- Probleme mit dem Nierentransplantat
Bei Blut im Urin kommen vor allem Erkrankungen der Niere und der Harnwege infrage @ Tatiana Sidenko /AdobeStock
Der Eingriff findet auch ohne begründetem Verdacht auf eine schwere Nierenerkrankung bei der Protokoll-Biopsie einer transplantierten Niere statt.
Sie erfolgt in den meisten Transplantationszentren an einem oder mehreren festen Terminen nach der Transplantations-OP. Auch dann, wenn das Nierentransplantat keine Anzeichen von Problemen erkennen lässt.
Die Protokoll-Biopsie kann folgende Fälle aufdecken:
- Unentdeckte Erkrankungen des Transplantats
- Medikamentenunverträglichkeiten oder
- Abstoßungsprozesse im Frühstadium
Daneben dient sie zur Informationsgewinnung für Forschungszwecke. Die Protokoll-Biopsie ist unter Nephrologen umstritten.
In manchen Fällen darf keine Nierenbiopsie erfolgen.
Absolute Kontraindikationen für eine Nierenbiopsie sind:
- Krankhaft gesteigerte Blutungsneigung durch Blutgerinnungsstörungen
- Thrombozytenmangel (Mangel an für die Gerinnung wichtigen Blutplättchen)
- Erkrankungen der Blutgefäßwände
- Unkontrollierter schwerer Bluthochdruck
- Harnwegsinfekte
- Vorhandensein von nur einer Niere
Bei starkem Übergewicht, Schwangerschaft, vorhandenen Nierenschäden oder Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten erhöht sich das Komplikationsrisiko einer Nierenbiopsie. Je nach Fall sind diagnostische Alternativen in Erwägung zu ziehen.
Vor der Biopsie erfolgen eine Ultraschall- und Blutuntersuchungen, um Infektionen oder Blutgerinnungsstörungen auszuschließen.
Sie sollten blutverdünnende Medikamente wie Warfarin oder Heparin zwei Wochen vor dem Biopsietermin zeitweise absetzen.
Für die Nierenbiopsie ist eine lokale Betäubung notwendig, in Ausnahmefällen auch eine Kurznarkose.
Die Biopsie der eigenen Niere erfolgt vom Rücken aus. Dabei liegt der Patient auf dem Bauch.
Bei einer transplantierten Niere startet die Biopsie vom Bauch aus . Der Patient liegt in Rückenlage. Ärzte kontrollieren den Verlauf der Nierenbiopsie mittels Ultraschall-Sonographie.
Der Arzt desinfiziert zunächst die Punktionsstelle und setzt dort die halbautomatische Biopsiepistole mit der Biopsienadel auf.
Es ist unwesentlich, wo genau die Nierenbiopsie stattfindet, da sich die zu diagnostizierenden Erkrankungen überall im Nierengewebe zeigen. Eine Ausnahme bildet die Diagnostik tumorverdächtiger Raumforderungen: Hier ist eine exakte Punktion der betroffenen Stelle nötig.
Der Arzt schiebt anschließend die Biopsienadel vorsichtig bis zur umhüllenden Bindegewebskapsel vor. Nun muss der Patient einen Moment den Atem anhalten, während der Arzt den Federmechanismus der Biopsiepistole auslöst.
Dadurch schnellt die Biopsienadel in das Nierengewebe. Dieser Vorgang ist nicht schmerzhaft. Der Arzt zieht die in der Nadel enthaltene, zylinderförmige Gewebeprobe heraus und legt sie in ein Gefäß mit Fixierlösung.
Häufig entnimmt der Arzt rasch hintereinander zwei Proben, um eine zweifelsfreie Diagnostik zu ermöglichen. Abschließend erfolgt eine sonographische Kontrolle des gesamten Organs auf Blutungen.
Die Nierenbiopsie hilft bei der genauen Diagnose der Nierenerkrankung @ anamejia18 /AdobeStock
Ein histologisches Labor nimmt nun die mikroskopische Untersuchung der Gewebeprobe vor.
Im Anschluss an die Nierenbiopsie verbringen Patienten einen Tag stationär im Krankenhaus. So kann das Krankenhauspersonal schnell auf eventuelle Komplikationen reagieren.
Der Patient muss nach dem Eingriff eine 24 Stunden Bettruhe in Rückenlage einhalten. Um den Punktionskanal zusammenzudrücken, liegt währenddessen ein Sandsack auf der Einstichstelle. Am nächsten Tag erfolgt eine Kontrolle von Urin und Blutbild und eine erneute Ultraschalluntersuchung der Niere.
Gibt es keine Anzeichen von Komplikationen, kann der Patient nach Hause gehen. Während der ersten zwei Wochen nach der Nierenbiopsie muss der Patient körperliche Anstrengungen und schweres Heben vermeiden. Die Behandlung mit Blutverdünnern sollte er möglichst erst ein bis zwei Wochen nach der Biopsie wiederaufnehmen.
Eine Nierenbiopsie ist mit einem gewissen Komplikationsrisiko verbunden:
- Fast immer bildet sich ein mehr oder weniger deutliches Hämatom (Bluterguss) in der Nierengegend
- Es können Spuren von Blut im Urin auftreten
- Kurzfristige leichte Blutarmut bei jedem zweiten Eingriff
- Zeitweise ausgeprägte Hämaturie bei drei von hundert Eingriffen
- Schocksymptome oder Blutarmut bei etwa einem Prozent der Fälle. Hier ist dann eine Bluttransfusion nötig
- Aufgrund fortschreitender Blutungen ist bei etwa einem von zehntausend Fällen ein chirurgischer Folgeeingriff erforderlich
- Blockade des Harnleiters durch einen Blutpfropf (selten)
Komplikationen treten zu 90 Prozent während der ersten 12 Stunden nach dem Eingriff auf. Haben Patienten das Krankenhaus komplikationsfrei verlassen, ist das Restrisiko also nur noch sehr klein.
Für Patienten mit erhöhtem Komplikationsrisiko beziehungsweise nur noch einer verbliebenen Niere stehen schonende Biopsie Methoden zur Verfügung:
- Herkömmliche Biopsie unter CT-Kontrolle (Im CT lässt sich der Weg der Biopsienadel noch besser verfolgen.)
- Laparoskopische Biopsie unter Narkose (im Rahmen einer Bauchspiegelung, blutungsarm)
- Transjuguläre Nierenbiopsie (Eingriff über die Halsvene), auch geeignet für Patienten mit Blutgerinnungsstörungen