Schwerhörigkeit - Spezialisten und Informationen

Leading Medicine Guide Redaktion
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Schwerhörigkeit ist im eigentlichen Sinn keine Erkrankung, sondern ein Symptom für eine Erkrankung des Hörorgans. Der Betroffene leidet unter einem verringerten Hörvermögen und kann beispielsweise Töne erst ab einer bestimmten Frequenz wahrnehmen. Schwerhörigkeit betrifft etwa 20 Prozent aller über Vierzehnjährigen. Sie kann sowohl akut als auch chronisch auftreten. Schwerhörigkeit bedeutet meist eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität, da insbesondere das Sozialleben unter der Krankheit leidet.

Weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für Schwerhörigkeit finden Sie weiter unten.

ICD-Codes für diese Krankheit: H90, H91

Empfohlene Spezialisten für Schwerhörigkeit

Schwerhörigkeit Fälle in Deutschland

28.020 Fälle im Jahr 2020
28.821 Fälle im Jahr 2023 ( Prognose )

Das prognostizierte Fallzahlwachstum basiert auf Angaben zur Bevölkerungsentwicklung der statistischen Bundes- & Landesämter. Die Berechnung erfolgt je Altersklasse, sodass demographische Effekte berücksichtigt werden. Die Fallzahlen basieren aus einer Vernetzung von unterschiedlichen öffentlich zugänglichen Quellen. Mittels Datenanalyseverfahren werden diese Zahlen aufbereitet und unseren Usern zugänglich gemacht.

Artikelübersicht

Schwerhörigkeit ist immer ein Symptom einer Erkrankung des Hörorgans. Sie kann sowohl akut als auch chronisch auftreten. Etwa ein Fünftel der erwachsenen Bevölkerung leidet unter Schwerhörigkeit.

Die Anatomie des Ohrs

Das Ohr besteht aus drei Teilen, dem Außenohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Das Außenohr umfasst die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang.

Die Ohrmuschel nimmt den Schall aus der Umwelt auf und leitet ihn über den Gehörgang an das Mittelohr weiter. Dort befinden sich das Trommelfell und die drei Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel sowie die Mittelohrhöhle. Wenn der Schall vom äußeren Gehörgang auf das Trommelfell trifft, wird dieses in Schwingungen versetzt. Das Trommelfell überträgt die Schwingungen auf die Gehörknöchelchen, die diese an das Innenohr weiterleiten. Das Innenohr beinhaltet die Cochlea, auch Gehörschnecke genannt, und den inneren Gehörgang. Über den Gehörgang werden die Schwingungen an die Gehörschnecke geleitet, wo diese, je nach Tonhöhe unterschiedliche Erregungen auslösen. Diese werden über den Hörnerv an die Hörrinde des Gehirns weitergegeben, wo die Impulse ausgewertet werden.

Schwerhörigkeit kann unterschiedliche Ursachen haben. Es wird zwischen Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit und Schallverarbeitungsschwerhörigkeit unterschieden.

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Schallleitungsschwerhörigkeit

Bei dieser Form kann der Schall nicht mehr richtig vom Außenohr an das Innenohr weitergeleitet werden. Das kann verschiedene Ursachen haben.

Akute Auslöser

  • Verschluss des Gehörgangs (z. B. durch Ohrenschmalz)
  • Entzündungen im Gehörgang
  • Zerreißen oder Durchstechen des Trommelfells (z. B. durch Ohrreinigung)
  • unterbrochene Verbindung zwischen den Gehörknöchelchen (z. B. durch Verletzungen im Mittelohr)

Chronische Auslöser

  • angeborene Schallleitungsstörung (z. B. durch Fehlentwicklung von Ohrmuschel, Gehörgang oder Mittelohr)
  • vermehrtes Knochenwachstum im Gehörgang
  • chronische Mittelohrentzündung
  • Otosklerose (Fixierung des Steigbügels durch entzündliche Umbauprozesse)
  • Veränderung der Mittelohrschleimhaut (z. B. durch eine chronische Belüftungsstörung der Ohrtrompete)
  • Verengung des Gehörgangs (z. B. durch Narben oder Entzündungen)
  • Tumore im Gehörgang

Schallempfindungsschwerhörigkeit

Diese Art der Schwerhörigkeit wird dadurch verursacht, dass das Innenohr den Schall nicht mehr richtig verarbeiten kann.

Akute Auslöser

  • Hörsturz
  • starker Lärm über 140 Dezibel
  • Infektionen, die auch das Innenohr betreffen (z. B. bei Hirnhautentzündung, AIDS, Masern oder Blutvergiftung)
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Schädigung des Innenohrs (z. B. durch Schädelbruch)
  • Riss der Membranen zwischen Mittelohr und Innenohr
  • Stresssituationen

Chronische Auslöser

  • angeborene Fehlbildungen
  • täglich mehrstündig andauernde Lärmbelastung über 85 Dezibel
  • verschiedene Krankheiten (z. B. Nieren- und Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Diabetes mellitus)
  • Morbus Menière (Druckerhöhung im Innenohr und dadurch Schädigung der Sinneszellen)

Schallverarbeitungsschwerhörigkeit

Bei dieser Form kann das Gehirn die Signale, die vom Ohr weitergeleitet werden, nicht mehr richtig auswerten. Auch hierfür kann es verschiedene Ursachen geben:

Die Grade einer Schwerhörigkeit

Eine Schwerhörigkeit kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dabei wird der Grad danach bestimmt, welche Lautstärke und Tonhöhen der Betroffene nicht mehr hören kann. Von einer Schwerhörigkeit wird erst ab einem Hörverlust von 20 Dezibel gesprochen. Wenn die Hörfähigkeit weniger als 20 Dezibel von der normalen Hörschwelle abweicht, wird noch von Normalhörigkeit gesprochen.

Eine geringgradige Schwerhörigkeit geht mit einem Hörverlust von etwa 20 bis 40 Dezibel einher. Dadurch wird beispielsweise das Ticken einer Armbanduhr nicht mehr wahrgenommen. Bei einer mittelgradigen Schwerhörigkeit betrifft der Hörverlust etwa 41 bis 60 Dezibel. Das führt dazu, dass Umgebungsgeräusche nicht mehr richtig gehört werden, wie beispielsweise Vogelgezwitscher.

Bei einem Hörverlust von 61 bis 80 Dezibel wird von einer hochgradigen Schwerhörigkeit gesprochen. Der Betroffene hört keine Gespräche mehr. Liegt der Hörverlust bei über 81 Dezibel, handelt es sich um Resthörigkeit oder Taubheit. Der Betroffene kann dann auch sehr laute Geräusche wie beispielsweise Musik bei einem Konzert nicht mehr hören.

Mit Schwerhörigkeit zum Arzt

Insbesondere wenn die Schwerhörigkeit plötzlich auftritt und mit anderen Symptomen wie Schmerzen oder Fieber verbunden ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Hierfür ist der Hals-Nasen-Ohren-Arzt zuständig. Auch bei langsam fortschreitender Schwerhörigkeit ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren. Empfängt das Gehirn die betroffenen Impulse für längere Zeit nicht mehr, verlernt es irgendwann die Verarbeitung, sodass auch Hörgeräte nicht mehr helfen können.

Für die Diagnose wird der Arzt eine Anamnese machen, also ein Erstgespräch. Darin wird er Vorerkrankungen und die Lebensbedingungen abfragen, um herauszufinden, wodurch der Hörverlust entstanden sein könnte. Außerdem wird er verschiedene Tests durchführen, beispielsweise den Stimmgabeltest, um so den Gehörgang untersuchen. Zusätzlich wird ermittelt, welche Tonhöhen der Betroffene noch hören kann.

Behandlung von Schwerhörigkeit

Die Therapie einer Schwerhörigkeit richtet sich nach den Ursachen. Ist der Gehörgang beispielsweise durch Ohrenschmalz verstopft, so hilft eine Reinigung. Dafür kann der HNO-Arzt ein Absauggerät nutzen. Wenn das Trommelfell intakt ist, kann er den Gehörgang auch mit warmem Wasser ausspülen. Wird die Schwerhörigkeit durch eine Infektion ausgelöst, so wird diese mit Medikamenten bekämpft. Bei einer bakteriellen Infektion kommen Antibiotika zum Einsatz, bei einer Schwellung im Innenohr werden abschwellende Medikamente eingesetzt. In manchen Fällen ist auch eine Operation notwendig, wenn zum Beispiel das Trommelfell defekt ist oder der Steigbügel nicht richtig funktioniert. Ein Chirurg kann das Trommelfell mit körpereigener Muskelhaut abdecken und den Steigbügel durch eine angepasste Prothese ersetzen.

Ist die Schwerhörigkeit irreversibel, zum Beispiel bei altersbedingter oder lärmbedingter Schwerhörigkeit, kann nur noch ein Hörgerät helfen. Dieses wird speziell an die Bedürfnisse des Betroffenen angepasst. Es gibt Hinter-dem-Ohr-Geräte und Im-Ohr-Geräte. Letztere eignen sich nur für Betroffene mit einem leicht bis mittelgradigem Hörverlust. Sie sind sehr klein und dadurch auch kaum sichtbar. Bei einem schweren Hörverlust kommt ein Hinter-dem-Ohr-Gerät zum Einsatz. Diese sind zwar durch ihre Position etwas auffälliger, allerdings sind mittlerweile auch sehr dezente Versionen verfügbar.

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