Sehr seltene Sonderformen der Nierenbeckenentzündung sind:
- die emphysematöse Nierenbeckenentzündung und
- die xanthogranulomatöse Nierenbeckenentzündung
Die emphysematöse Nierenbeckenentzündung ist durch Gasbildung in der Niere bzw. im nieren-umliegenden Gewebe gekennzeichnet.
Begünstigende Faktoren sind:
Die Symptome sind ähnlich wie bei der gewöhnlichen Pyelonephritis. Die Erkrankung verläuft jedoch schnell und dramatisch. Der Patient erfährt häufig keine Besserung unter der eingeleiteten antibiotischen Therapie.
Bei der xanthogranulomatösen Nierenbeckenentzündung finden sich gewebszerstörende Veränderungen der Niere. Die Niere ist zudem oft steintragend (Nierensteine).
Eine Verwechslung mit einer bösartigen Geschwulst der Niere ist möglich. Dies lässt sich häufig mit bildgebender Diagnostik (Computertomographie) nicht unterscheiden. Die letzte Gewissheit haben Ärzte erst intraoperativ bei einer Nierenoperation.
Der Name der Erkrankung beruht auf den in der feingeweblichen Untersuchung der Niere auffallenden, fett tragenden Zellen (Xanthomzellen).
Anatomie der Niere @ bilderzwerg /AdobeStock
Wiederkehrende Nierenbeckenentzündungen können im Langzeitverlauf zur Narbenbildung innerhalb der Niere und letztendlich zu Funktionseinbußen führen. Eine bestehende Funktionsminderung der Niere ist nicht mehr rückgängig zu machen.
Eine Nierenbeckenentzündung kann auch chronisch verlaufen, wobei der Patient keine Beschwerden oder Symptome haben muss.
Eine Urinkultur zeigt nur Bakterien im Falle einer aktiven Infektion.
Die chronische Pyelonephritis kann ebenfalls zur Funktionsminderung der Niere führen.
Bei Kindern mit wiederkehrender oder chronischer Nierenbeckenentzündung sollten Ärzte eine anatomische oder funktionelle Ursache ausschließen oder therapieren.
Funktionelle Ursachen können sein:
- Vesicoureteraler Reflux
- Neurogene Blasenentleerungsstörung
Die akute Nierenbeckenentzündung ist durch ein allgemeines Krankheitsgefühl gekennzeichnet.
Diese sind beispielsweise:
- Fieber
- Schüttelfrost und
- Schmerzen in der Nierengegend
Vorausgegangen sind in der Regel typische Beschwerden einer Blasenentzündung, wie z.B.:
- schmerzhaftes Wasserlassen
- häufiger Harndrang mit kleinen Urinportionen
- gehäuftes Wasserlassen
Die Beschwerden können in der Intensität variieren. Bei älteren Personen kann das Beschwerdebild untypisch sein. Unbehandelt kann diese Erkrankung zur Sepsis (Blutvergiftung) führen.
Die Diagnose einer akuten Pyelonephritis erfolgt klinisch durch die typischen Symptome. Zudem zeigen sich im Urin Schnelltest typische Zeichen eines Harnwegsinfektes.
Diese sind:
- weiße und rote Blutkörperchen
- Nitrit als indirekter Bakteriennachweis
Im Blut zeigen sich ebenfalls erhöhte Entzündungszeichen, wie z.B.:
- Blutsenkungsgeschwindigkeit
- Leukozytose
- C-reaktives Protein
Ärzte sollten vor Beginn der antibiotischen Therapie eine Urinkultur entnehmen, um den auslösenden Keim gezielt zu züchten.
Beim Keimnachweis sollte er verschiedene Antibiotikagruppen testen, um auf ein passendes Antibiotikum (ohne Resistenzen) wechseln zu können.
Der häufigste Keim ist mit 80 Prozent der Escherichia coli (E. coli).
Andere verursachende Keime sind:
- Klebsiellen
- Proteus und
- Enterobacter
Eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der ableitenden Harnwege kann weitere Ursachen ausschließen oder bestätigen.
Weitere Ursachen können sein:
- Steinleiden
- Abflusshindernis der Nieren
Außerdem lässt sich eine Eiteransammlung in der Niere (Nierenabszess) damit häufig erkennen.
Bei unsicherer Klinik oder fehlendem Ansprechen auf die eingeleitete antibiotische Therapie sollte eine Computertomographie (CT) erfolgen.
Veränderungen der Nierendurchblutung mit computertomographischen Muster sowie Veränderungen der Nierengröße deuten auf eine akute Nierenbeckenentzündung bzw. Nierenentzündung.
Die Therapie einer Pyelonephritis richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Dabei gilt, dass eine wirksame Antibiotikatherapie so früh wie möglich zum Einsatz kommen sollte.
Bei beginnender Entzündung mit unverändertem Allgemeinbefinden reichen in der Regel Antibiotika zum Einnehmen und körperliche Schonung.
Bei schwerwiegenden Befunden mit drohender oder bereits vorliegender Blutvergiftung (ca. 60 Prozent der Fälle) ist ein stationärer Aufenthalt notwendig.
Maßgeblich sind dann:
- Bettruhe
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr und
- Einleitung einer sofortigen antibiotischen Infusion mit einem breit wirkenden Antibiotikum
Zudem kommen fiebersenkende und entzündungshemmende Maßnahmen zum Einsatz.
Eine Harnabflussstörung (z.B. infolge eines Harnleitersteines, Blasenrestharn), die eine Infektionen begünstigt, müssen Ärzte dringend beheben. Dies erfolgt über einen Harnleiterkatheter oder eine Nierenfistel, die den infizierten Urin abfließen lassen.
Die meisten Nierenbeckenentzündungen heilen unter diesen Maßnahmen folgenlos ab.