Seit den 1990er Jahren des 20. Jahrhunderts haben sich rasante Entwicklungen im Bereich der Hornhautchirurgie ergeben. Diese ermöglichen die operative Behandlung vielfältiger Hornhauterkrankungen und senken die Risiken und Nebenwirkungen bei Operationen des Auges. Die Chancen moderner Hornhaut-OPs eröffnen den Patienten gute Erfolgsaussichten bei Hornhauterkrankungen, die bis vor wenigen Jahren noch eine beträchtliche Reduzierung der Sehleistung nach sich gezogen haben. Zu den gängigen Hornhautoperationen gehört etwa die Hornhauttransplantation.
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Hornhaut-OP - Weitere Informationen
Anatomischer Hintergrund der Hornhaut
Die Hornhaut des Auges besteht aus verschiedenen Schichten und schützt das empfindliche Augeninnere. Sie ist klar und muss regelmäßig mit Tränenflüssigkeit befeuchtet werden. Durch die Wölbung der Hornhaut bricht sich das einfallende Licht, so dass sie auch zum scharfen Sehen beiträgt.
Die Hornhaut und ihr Schichtaufbau
Erkrankungen können zur Trübung der Hornhaut führen, so dass nicht ausreichend Licht in das Auge aufgenommen wird. Dadurch verschlechtert sich das Sehvermögen und kann auch zur Erblindung führen.
Dem kann heute durch eine Hornhauttransplantation oder die Implantierung einer künstlichen Hornhaut vorgebeugt werden.
Indikation für eine Hornhaut-OP
Die Indikation für eine Hornhaut-OP ist durch das Vorliegen einer entsprechenden Erkrankung, welche das Sehvermögen beeinträchtigt oder gegebenenfalls eine Erblindung zu befürchten lässt, gegeben.
Zu diesen Erkrankungen gehören:
- Fuchs-Endotheldystrophie (vererbbar): Mit zunehmendem Alter kann keine Tränenflüssigkeit aus der Hornhaut in die Vorderkammer des Auges abzupumpen, wodurch die Hornhaut aufquillt
- Sjögren-Syndrom: Autoimmunerkrankung der Tränendrüsen, die zum Austrocknen des Auges führt
- Degeneration der Hornhaut: Verschleiß, Rückbildung, Entartung und Verkümmerung
- Entzündung der Hornhaut durch Bakterien, Viren oder Pilze
- Geschwüre
- Vernarbungen
- Hornhautverkrümmung, besonders ein Keratokonus
Mittels entsprechender Voruntersuchungen des Auges durch einen Facharzt wird die Indikation für eine Hornhaut-OP festgestellt.
Verfahren der Hornhautchirurgie
Nachfolgend stellen wir Ihnen einige gängige Verfahren bei Hornhaut-OPs kurz vor.
Hornhauttransplantation (Keratoplastik)
Bei der Hornhauttransplantation handelt es sich um die Gewebespende eines verstorbenen Menschen. Dafür wird der Patient auf eine Warteliste gesetzt. Sobald eine geeignete Hornhaut verfügbar ist, muss diese schnell entnommen und dem Empfänger innerhalb von 72 Stunden eingesetzt werden.
Dazu wird mittels Laser oder Skalpell die gesunde sowie die erkrankte Hornhaut passgenau kreisförmig ausgeschnitten und anschließend die Hornhaut des Spenders ins Auge des Empfängers eingesetzt und vernäht. Je exakter der Schnitt ausfällt, desto besser verläuft die Verheilung.
Bei 20% der auf diese Weise verpflanzten Hornhäute erfolgt innerhalb von fünf Jahren eine Abstoßungsreaktion. Häufig ist nach 15-20 Jahren erneut eine Transplantation notwendig, da die Dichte der Hornhaut schneller abnimmt als bei der körpereigenen Hornhaut.
Auge nach einer Hornhauttransplantation
Gelegentlich ist anschließend auch das Tragen einer speziellen Kontaktlinse nötig.
Bei der lamellären Keratoplastik wird nur die erkrankte Schicht (Lamelle) der Hornhaut durch Gewebe eines Spenders ersetzt. Dieses Verfahren ist schonender als die komplette Transplantation und führt zu besseren Langzeitergebnissen.
Für die Hornhautransplantation ist eine etwa 60-minütige Operation unter Vollnarkose und ein anschließender etwa einwöchiger stationärer Aufenthalt in der Klinik erforderlich.
Einsatz einer künstlichen Hornhaut (Keratoprothese)
Da nicht beliebig viele Spenderhornhäute verfügbar sind, wäre eine künstliche Ersatzhornhaut von großem Vorteil. Problematisch ist jedoch, dass körpereigenes Gewebe nicht mit künstlichem Gewebe verwächst, so dass der Einsatz eines transparenten, künstlichen Materials nicht möglich ist. Dieses Feld ist daher im Moment Gegenstand der Forschung und es existieren bereits Ansätze, mit denen man dieses Problem umgehen kann.
Diese Methoden sind jedoch bislang entweder kosmetisch sehr unvorteilhaft (Osteo-Odonto-Keratoprothese) oder sehr teuer, so dass sich der Einsatz einer künstlichen Hornhaut im Moment noch in der Entwicklungsphase befindet.
Crosslinking der Hornhaut
Das Crosslinking der Hornhaut kommt bei Keratokonus-Patienten zum Einsatz. Der Gedanke dabei ist, die Hornhaut durch eine Quervernetzung zu stabilisieren und damit die fortschreitende Vorwölbung der Keratokonus zu stoppen.
Hierzu bedient sich der Facharzt eines photochemischen Vorgangs. Die Bestrahlung der Hornhaut mit UV-Licht aktiviert das B2-Vitamin Riboflavin und setzt Sauerstoffradikale frei. Diese verbinden Kohlenstoff- und Stickstoffgruppen der Kollagenfasern in der Hornhaut miteinander. Auf diese Weise werden diese Elemente untereinander quervernetzt und dadurch die Stabilität der Hornhaut erhöht.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass dabei kein fremdes Material und keine Schnitte nötig sind, so dass die Prognose sehr viel besser ist.
Dabei kann auch eine Verbesserung der Sehfähigkeit erreicht werden, da sich durch das Crosslinking in manchen Fällen die Vorwölbung abflacht.
Phototherapeutische Keratektomie (Hornhautlaser)
Ein Hornhautlaser kann Erkrankungen und Defekte der Hornhaut, die nur die äußeren Schichten betreffen, entfernen. Für diesen Befund sind Verletzungen oder Verätzungen, Abschürfungen, aber auch Entzündungen denkbar. Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass die Defekte nicht zu tief in die Hornhaut reichen – die Stabilität dieses wichtigen Gewebes darf durch das Abtragen der erkrankten Schichten nicht beeinträchtigt werden.
Nach der Hornhaut-OP muss der Patient zum Schutz der Hornhaut zunächst einige Tage eine Kontaktlinse tragen.
Chancen und Risiken der Hornhaut-OP
Bei Erkrankungen der Hornhaut droht Erblindung, und ein Ersatz der Hornhaut ist, im Gegenteil zum Tausch der Augenlinse, mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden.
Die Chancen einer Hornhaut-OP liegen darin, eine Erblindung zu vermeiden oder Patienten mit komplettem Hornhautdefekt das Sehen wieder zu ermöglichen. Fortschritte in der Augenmedizin ermöglichen mit dem Crosslinking oder dem Hornhautlaser inzwischen auch Verfahren, durch die ein Hornhautersatz vermieden werden kann.
Eine Hornhaut-OP ist jedoch auch mit Risiken verbunden, wie etwa
- Beeinträchtigung des Nachtsehens, da das Auge schlechter Hell-Dunkel-Kontraste verarbeiten kann
- Infektionen infolge des Eingriffs
- Verschlechterung der Hornhaut durch den Eingriff durch den Gewebeabtrag
- Anstieg des Augendrucks kann zu einer Hornhautverkrümmung führen und die Sehschärfe negativ beeinträchtigen
- Sehr geringes Risiko einer Verschlechterung der Sehfähigkeit bis zur Erblindung
Bei der Hornhauttransplantation kommt noch das Risiko einer Abstoßungs- und Immunreaktion durch den Empfänger des Spendermaterials. Erste Anzeichen sind anhaltendes Augentränen, Rötungen sowie anhaltende Verschlechterung des Sehvermögens. Auch kann es zum Verlust bestimmter Zellen des Spendermaterials kommen, sodass eine zeitnahe erneute Transplantation nötig ist. Des Weiteren ist die Hornhaut-OP wie bei jedem medizinischen Eingriff mit Risiken verbunden. Diese beginnen mit der Vollnarkose und umfassen auch eventuelle Komplikationen im Rahmen der Hornhautchirurgie.