Nebenschilddrüsenchirurgie | Spezialisten und Informationen

Seitlich hinter der Schilddrüse (Thyreoidea) sitzen die vier etwa reiskorngroßen Nebenschilddrüsen (Parathyreoideae). Diese spielen eine wichtige Rolle für den Knochenstoffwechsel. Sie regulieren mit dem von ihnen produzierten Parathormon den Kalzium-Phosphat-Haushalt des Körpers. Eine Funktionsstörung der Nebenschilddrüsen ist der Hyperparathyreoidismus. Dabei bildet die Nebenschilddrüse zu viel Nebenschilddrüsenhormon (Parathormon), was unter anderem zu diversen Knochensymptomen führt.

 

Kurzübersicht:

  • Einsatz von Nebenschilddrüsenchirurgie: Wer an Hyperparathyreoidismus leidet, also einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen, erkrankt häufig auch an Osteoporose. Hier kann die Nebenschilddrüsenchirurgie unter Umständen Abhilfe schaffen.
  • Formen von Hyperparathyreoidismus: Man differenziert zwischen primärem und sekundärem Hyperparathyreoidismus. Sie unterscheiden sich durch die Ursache der Erkrankung.
  • Eingriff: Je nach vorliegender Diagnose wird nur das ursächliche Adenom, aber auch eine oder mehrere Nebenschilddrüsen oder sogar die gesamte Schilddrüse entfernt.
  • Ablauf: In der Regel erfolgt der Eingriff minimal-invasiv. Es wird versucht, einen Teil des Gewebes zu erhalten, damit es optimalerweise den Kalziumspiegel im Anschluss weiter regulieren kann.
  • Prognose: Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, ist die Prognose mithilfe von Nebenschilddrüsenchirurgie sehr günstig, die Erfolgsaussichten liegen bei 95-99 %.
  • Zentren: Um die Komplikationsrisiken niedrig zu halten, empfiehlt sich eine Behandlung an einem spezialisierten Zentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie sowie an endokrinen Chirurgiezentren.

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Nebenschilddrüsenchirurgie - Weitere Informationen

Um welches Krankheitsbild geht es beim Hyperparathyreoidismus?

Im Normalfall messen die Nebenschilddrüsen Tag und Nacht den Kalziumgehalt im Blut. Fällt dieser stark ab, bewirkt das von den Drüsen ausgeschüttete Parathormon, dass sich mehr Kalzium aus den Knochenspeichern heraus löst.

Beim Hyperparathyreoidismus kommt es zu einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen. Selbst bei konstantem Kalziumspiegel im Blut schüttet die Nebenschilddrüse weiterhin zu viel Parathormon aus.

Neben dem Kalzium aus den Knochen setzt sich zunehmend auch Phosphat frei. Die Blutkonzentrationen für Kalzium und Phosphat steigen dann sehr stark an.

Die Knochen verlieren mit den freigesetzten Mineralen zunehmend an Stabilität. Es kommt in der Folge sehr viel leichter zu Knochenbrüchen.

Mediziner bezeichnen diese „Knochenweiche“ auch als Osteoporose. Das überzählige Kalzium und Phosphat wird schließlich aus dem Blut in Form von Steinen eliminiert. In der Harnblase oder auch häufig in den Nieren entstehen so Blasen- bzw. Nierensteine.

Die Schilddrüse und Nebenschilddrüsen
Die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen © Henrie | AdobeStock

Primärer und sekundärer Hyperparathyreoidismus

Im Wesentlichen unterscheiden Mediziner zwei Hauptformen des Hyperparathyreoidismus:

  1. Beim primären Hyperparathyreoidismus bestehen einzelne Zellwucherungen innerhalb der Drüsen, die auch gutartige Wucherungen oder Adenome heißen. Die Adenome produzieren jedoch dauerhaft zu viel Parathormon. In der Regel sind ein bis zwei Nebenschilddrüsen gleichzeitig betroffen.
  2. Beim sekundären Hyperparathyreoidismus liegt die Krankheitsursache außerhalb der Nebenschilddrüsen. Dies kann eine Nierenerkrankung sein oder auch eine schlechtere Kalziumaufnahme im Körper. Durch den dadurch verursachten dauerhaften Kalziummangel im Blut vergrößern sich in der Regel alle vier Nebenschilddrüsen. Die vergrößerten Drüsen stellen ebenfalls mehr Parathormon her, was die Knochenreserven an Kalzium leert.

Therapie des Hyperparathyreoidismus – Die Nebenschilddrüsenchirurgie

Beim primären Hyperparathyreoidismus entfernen Ärzte in der Regel das ursächliche Adenom operativ.

Da im Regelfall nur ein oder zwei Drüsen betroffen sind, übernehmen die verbliebenen Nebenschilddrüsen die Steuerung des Kalziumhaushaltes.

Nach der Nebenschilddrüsenchirurgie müssen Ärzte den Patienten weiter regelmäßig überwachen, um die Restfunktion der Nebenschilddrüsen fortlaufend zu beobachten.

Die Entfernung der Nebenschilddrüsen nennen Mediziner auch Parathyreoidektomie.

Je nachdem, ob Ärzte alle vier oder nur einzelne Nebenschilddrüsen chirurgisch entfernen, unterscheiden sie zwischen:

  • der totalen Parathyreoidektomie und
  • der subtotalen Parathyreoidektomie

Einen Sonderfall bildet die Thyreoidektomie, also die teilweise oder komplette Entfernung der Schilddrüse, z. B. infolge eines Schilddrüsentumors.

Die Nebenschilddrüsenchirurgie kann konventionell oder in der Regel minimal-invasiv erfolgen. Dies richtet sich vor allem danach, ob gleichzeitig auch eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt.

Sind alle vier Nebenschilddrüsenkörperchen betroffen, versuchen Ärzte während der Nebenschilddrüsenchirurgie, einen Teil des Gewebes einer Drüse zu erhalten.

Sie kontrollieren nach der OP fortlaufend, ob die Funktion des verbliebenen Drüsengewebes ausreicht, den Kalziumspiegel im Blut zu stabilisieren.

Die Reimplantation des Gewebes der Nebenschilddrüsen erfolgt im Bereich des Kopfwender-Muskels (Musculus sternocleidomastoideus) oder des Oberarmspeichenmuskels (Musculus brachioradialis).

Bei einer erneut notwendigen Operation ist so ein schneller Zugang zum Nebenschilddrüsengewebe möglich. Dafür müssen Ärzte die Strukturen des Halses oder den Bereich der Stimmbänder nicht erneut öffnen.

Die Parathyreoidektomie ist die einzige auf Heilung abzielende Behandlungsmöglichkeit eines primären Hyperparathyreoidismus. Die Erfolgsaussichten liegen bei 95–99%, sind demnach sehr gut.

Allerdings gibt es aufgrund der Nähe des Operationsgebietes z. B. zu den Stimmbändern auch Komplikationsrisiken. Die Komplikationsrate beträgt circa 1–3%.

Die Komplikationsrate ist deutlich geringer, wenn die Operation in einem spezialisierten Schilddrüsenzentrum erfolgt. Ebenso in einem Zentrum für endokrine Chirurgie.

Erkrankung mit günstiger Prognose

Erkennen und behandeln Ärzte die Erkrankung rechtzeitig, so ist die Prognose insgesamt sehr gut. Dies gilt für die operative Therapie (Nebenschilddrüsenchirurgie, Parathyreoidektomie), sofern engmaschige Nachkontrollen der Kalziumwerte erfolgen.

Wer führt die Nebenschilddrüsenchirurgie durch?

Die Nebenschilddrüsenchirurgie findet an spezialisierten Zentren für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie sowie in endokrinen Chirurgiezentren statt. 

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie führt für solche Kompetenzzentren Zertifizierungen durch. So erkennen Patienten schnell, wo ausreichend Spezialwissen vorhanden ist, um eine Nebenschilddrüsenchirurgie sicher durchführen zu lassen.

Derzeit tragen deutschlandweit 36 Zentren das Zertifikat.

Quellen

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