Die Photorefraktive Keratektomie (PRK) ist ein Verfahren der refraktiven Chirurgie. Dabei entfernt ein Laser Anteile der Hornhaut am Auge und modelliert deren Oberfläche neu. Das Ziel ist, die Hornhautkrümmung so zu verändern, dass der Patient danach ohne Sehhilfe schärfer sehen kann.
Unter Keratomie versteht man die Entfernung von Hornhautanteilen. Das beschreibende Adjektiv "photorefraktiv" bezeichnet die Optimierung der Lichtbrechungseigenschaften der Hornhaut.
Eine ausreichend dicke Hornhaut ist dabei eine wesentliche Voraussetzung für die Durchführung einer PRK. Mithilfe einer PRK können Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit korrigiert werden.
Die Photorefraktive Keratektomie ist das älteste laserchirurgische Verfahren zur Korrektur der Hornhautbrechkraft. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren bearbeiteten Chirurgen die Hornhautoberfläche. Sie nutzten dazu jedoch mechanische Instrumente. Diese sind deutlich weniger präzise.
Voraussetzung für die PRK war die Erfindung des Excimer-Lasers. Dessen energiereiche UV-Pulse können biologisches Gewebe präziser abtragen als die feinste mechanische Klinge.
Die ersten therapeutischen Anwendungen der PRK fanden in Deutschland in den späten 1980er Jahren statt. Weiterentwicklungen der PRK sind
Da kein Einschnitt in das Hornhautstroma erfolgt wie bei der Lasik, werden diese Verfahren auch Oberflächenverfahren genannt.
Vor der Behandlung wird die Hornhautoberfläche vermessen. Der Computer berechnet den nötigen Materialabtrag für die Modellierung der neuen Oberfläche. Deren geplante Wölbung soll die momentan bestehende Fehlsichtigkeit aufheben.
Bei Kurzsichtigkeit ist die Brechkraft von Hornhaut und Linse des Auges im Verhältnis zur Länge des Augapfels zu stark. Hier wird Gewebe im Zentrum der Hornhaut abgetragen, um die Wölbung zu verringern.
Bei Weitsichtigkeit ist die Brechkraft zu schwach. Entsprechend wird Gewebe in den Randbereichen der Hornhaut abgetragen, um die Wölbung zu erhöhen.
Bei einer zusätzlich bestehenden Hornhautverkrümmung wird die Brechkraft in einer Krümmungsachse anders als in der 90° dazu befindlichen Achse verändert.
Bei der PRK kommt wie bei LASIK und LASEK eine rechnergesteuerte Kombination aus Operationsmikroskop und Lasergerät zum Einsatz. Den Fortgang der Prozedur kontrolliert der Operateur auf einem Monitor.
In Vorbereitung der kurzen Operation wird das Auge lokal betäubt. Die Lider werden mit einem Lidsperrer offengehalten. Dann wird das Hornhautepithel, die dünne oberste Schicht der Hornhaut, mit einer feinen chirurgischen Klinge abgetragen.
Das Hornhautgewebe liegt nun frei. Der computergesteuerte Strahl des Excimer-Lasers modelliert die Oberfläche im zweiten Schritt Punkt für Punkt neu. Die Kopplung mit einem Eyetracking-System stellt sicher, dass der Laserstrahl jeder Augenbewegung folgt.
Das Hornhautgewebe verdampft ohne nennenswerte Wärmefreisetzung. Benachbarte Gewebeteile werden daher nicht geschädigt. Die Modellierung ist in etwa einer Minute abgeschlossen.
Die Hornhaut ist nach der PRK sehr empfindlich. Daher erhält der Patient eine therapeutische Kontaktlinse als Wundverband. Sie schützt die Hornhaut und unter der Kontaktlinse bildet sich das Hornhautepithel innerhalb einiger Tage neu.
Darüber kommt eine Kombination von antibiotischen und cortisonhaltigen sowie schmerzstillenden Augentropfen zur Anwendung.
Die Augen können entweder in einer oder in zwei Sitzungen behandelt werden.
Bei der PRK wird die Hornhaut mit einem hochpräzisen Laser bearbeitet und neu modelliert © RFBSIP | AdobeStock
Nach einer LASIK ist der Patient oft schon einen Tag nach dem Augenlasern praktisch beschwerdefrei. Sein Sehrvermögen verbessert sich direkt im Anschluss an die Behandlung. Bei der PRK ist mit einer etwas längeren Heilungsphase zu rechnen.
In der ersten Woche nach dem Eingriff ist mit
- Schmerzen,
- brennenden Augen,
- einem Fremdkörpergefühl und
- Lichtempfindlichkeit
zu rechnen.
Sehbeeinträchtigungen können mehrere Wochen anhalten. Dazu gehören etwa
- verschwommenes und/oder verschleiertes Sehen,
- Blendempfindlichkeit und
- Halos.
Das Hornhautepithel wächst in etwa einer Woche nach und Sie dürfen die Verbandskontaktlinse abnehmen. Bis zum Erreichen der endgültigen Sehleistung vergehen meist drei bis vier Wochen.
Das Endergebnis der Photorefraktiven Keratektomie ist ähnlich zuverlässig wie das von LASIK. Langzeitnebenwirkungen sind dabei sogar seltener.
Das Auftreten von Schleiern im Gesichtsfeld lässt sich durch die Anwendung von Mitomycin C verhindern: Das Chemotherapeutikum wird direkt nach der PRK-Operation eingetropft. Es unterbindet die unkontrollierte Wucherung von Narbengewebe auf der Hornhautwunde. Auf diese Weise sorgt es für einen geordneteren Heilungsprozess.
PRK, LASEK und LASIK unterscheiden sich in der ersten Phase der Laserbehandlung.
Bei einer LASEK löst der Chirurg das Hornhautepithel vorsichtig mit Alkohol und schiebt es zur Seite. Nach der Behandlung wird es wieder über die Hornhaut gezogen. Bei LASIK wird ein sogenannter Flap, ein etwas dickerer „Deckel“, aus der Hornhaut geschnitten und aufgeklappt. Auch er wird nach der Behandlung wieder zurückgesetzt.
Bei der PRK wird das Hornhautepithel nicht geschont und später wieder eingesetzt, sondern entfernt.
Man erwartete durch die Schonung des Hornhautepithels bei LASIK und LASEK eine beschleunigte Heilung nach dem Eingriff. Es sollten auch weniger Schmerzen auftreten.
Diese Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt. Damit bietet LASEK gegenüber der PRK eigentlich keine Vorteile mehr und hat entsprechend an Bedeutung verloren.
Nach einer LASIK-Prozedur erholt sich das Sehvermögen wesentlich schneller als nach der PRK. Es treten auch kaum Schmerzen auf.
Damit erschien das LASIK-Verfahren einige Zeit als die bei ausreichender Hornhautdicke zu bevorzugende Methode. Langzeitbeobachtungen zeigen jedoch, dass die Hornhaut stärkere und bleibendere Schäden nimmt als ursprünglich angenommen. Der Flap kann
- bei Stößen,
- hohen Beschleunigungen und
- anderer Beanspruchung
auch längere Zeit nach der Operation plötzlich verrutschen oder sich wieder ablösen. Weitere, seltenere Komplikationen bei einer LASIK sind
- einwachsende Epithelzellen unter dem Flap, die die Hornhaut trüben, sowie
- durch eingewanderte Keime gefährliche Entzündungen in den tieferen Regionen der Hornhaut.
Weiterhin treten nach LASIK etwas öfter Probleme mit der Qualität des Sehens auf:
- Blendempfindlichkeit und
- Halos um Lichtquellen
können trotz optimaler Sehschärfe das Ergebnis des Augenlaserns erheblich beeinträchtigen. Zudem können beim Schneiden des Flaps bei der LASIK Hornhautnerven geschädigt werden. Das führt sehr häufig zeitweise und seltener auch permanent zu trockenen Augen. In den permanenten Fällen kann diese Symptomatik sehr unangenehm werden.
Die PRK ist für jeden Fehlsichtigen mit
- Myopie (Kurzsichtigkeit) bis ca. -6 Dioptrien
- Hyperopie (Weitsichtigkeit) bis ca. +3 Dioptrien
- Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) bis +/- 3 Dioptrien
geeignet, der die generellen Voraussetzungen für die Machbarkeit refraktiver Laserchirurgie erfüllt.
Wesentliche Voraussetzung für die Durchführung einer PRK ist eine ausreichend dicke Hornhaut. Eine zu dünne Hornhaut gilt als Kontraindikation. Als Grenzwert gilt eine verbleibende Restdicke nach der Behandlung von mindestens 250 µm, das Epithel nicht mitgerechnet (ca. 70 µm). Berechnet wird diese Restdicke aus der Hornhautdicke abzüglich der maximalen Abtragstiefe.
Eine PRK sollte auch bei bei chronisch fortschreitenden Hornhauterkrankungen nicht durchgeführt werden. Dazu gehören z.B.
- ein Keratokonus oder
- die pellucidäre Hornhautdegeneration.
Durch die PRK würde sich das Krankheitsbild weiter verschlechtern.
In letzter Zeit wird die PRK zur Korrektur der Fehlsichtigkeit aber mit einem Cross-Linking (Hornhautversteifung) kombiniert. Das zeigt gute Ergebnisse.
Die PRK geht im Vergleich zur LASIK und LASEK sparsam mit der Hornhaut um. Deswegen wird sie besonders Patienten mit grenzwertiger Hornhautdicke empfohlen. Der LASIK-Flap kann sich bei Stürzen, Stößen oder hohen Beschleunigungen lösen. Deswegen wird Personen mit einem entsprechend erhöhten Risiko, etwa Soldaten oder Sportlern, eine PRK nahegelegt.
Bei Augenärzten und Patienten wird die PRK auch deswegen zunehmend beliebter. 2007 dominierte LASIK mit einem Anteil von 85 Prozent den Markt der refraktärchirurgischen Prozeduren. Die PRK kam in Europa auf lediglich etwa 2 Prozent.
2014 zogen LASIK und PRK mit rund 40 beziehungsweise 35 Prozent fast gleichauf. Diese Daten stammen aus dem europäischen Register EUREQUO. Augenärzte aus 14 Ländern meldeten auf freiwilliger Basis zwischen 2004 und 2014 Daten von etwa 25.000 refraktärchirurgischen Eingriffen.
Allgemeine Risiken bei jeder Art von refraktiver Chirurgie sind ein trockenes Auge. Je nach Excimerlaser-Profil können zudem eine Einschränkung des Dämmerungs- und Nachtsehens durch
- reduzierte Kontrastsensitivität,
- Blendung (Glanzeffekte) und
- Lichthöfe
auftreten. Diese Komplikationen bilden sich aber in den allermeisten Fällen in den ersten Wochen nach der PRK zurück.
Auftreten können nach einer PRK außerdem
- kurz- bis langfristige Über- oder Unterkorrekturen, sowie
- eine Verringerung der bestkorrigierten Sehschärfe bei Dezentrierung des Abtrags (sehr selten).
Durch die modernen Blickverfolgungssysteme (eyetracker) wird heute eine Dezentrierung nahezu unmöglich.
In weniger als 0,5 Prozent kann eine Keratektasie (isolierte Ausbeulung der Hornhaut) entstehen. Sie muss durch
- Cross-Linking oder
- wenn nicht anders möglich durch eine Keratoplastik (Hornhauttransplantation)
korrigiert werden.
Zur Linderung der Symptome des trockenen Auges sind in den ersten 6 bis 12 Monaten Tränenersatzmittel notwendig. Das betrifft auch alle anderen refraktive Eingriffe.
Kontaktsportarten wie (Kick)-Boxen, Karate etc. sollten möglichst in den ersten 6 Wochen vermieden werden. Autofahren ist etwa 4 bis 6 Wochen nach einer PRK wieder möglich.