Eine angeborene Aortenklappenstenose behandeln Ärzte oft mithilfe eines künstlichen Klappenersatzes. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen hat sich die Ross-OP als eine schonende und erfolgreiche Behandlungsalternative etabliert.
Das kindliche Herz wächst bei der körperlichen Entwicklung weiter, daher stoßen künstliche Herzklappen hier schnell an ihre funktionalen Grenzen. Bei der Ross-OP tauschen Ärzte die geschädigte Aortenklappe gegen die körpereigene Pulmonalklappe aus. Gemeinsam mit dem Körper wächst sie weiter.
Da die Ersatzklappen im Herzen aus körpereigenem oder aus Spendergewebe bestehen, ist nach der postoperativen Erholungsphase Sport wieder uneingeschränkt möglich. Außerdem müssen Kinder nach der Ross-OP keine lebenslange Antikoagulation mit blutverdünnenden Medikamenten durchführen.
Kinder und Jugendliche, die unter einer seltenen genetischen Erkrankung, dem Marfan-Syndrom, leiden, kommen für die Ross-OP nicht infrage.
Beim Marfan-Syndrom handelt es sich um eine erblich bedingte Bindegewebsschwäche. In der Folge liegt eine gestörte natürliche Entwicklung des Knochen- sowie des Herz-Kreislauf-Systems vor.
Auch die Augen können betroffen sein. Schäden an den Herzklappen, einschließlich Aortenklappenstenosen, gehören zum typischen Krankheitsbild des Marfan-Syndroms.
Daher ist bei Kindern und Jugendlichen nach einer Ross-OP davon auszugehen, dass weitere bzw. erneute Klappenstörungen auftreten. Hier ist der künstliche Aortenklappenersatz die Therapie der Wahl.
Darüber hinaus sind Patienten mit entzündlichen Erkrankungen und/oder einer malignen Hypertonie (behandlungsresistenter Bluthochdruck) für den Eingriff ungeeignet.
Die Bildgebung des Klappenfehlers erfolgt mit einem speziellen Herzultraschall (Echokardiografie). Bei erwachsenen Patienten erfolgt meist eine zusätzliche Katheteruntersuchung des linken Herzens. Dabei schließen Mediziner die koronare Herzkrankheit sowie weiterführende Stenosen im Bereich des Herzens und der Aorta aus.
Die Echokardiographie (auch Herzultraschall) unterstützt Ärzte bei der genauen Diagnose @ Peakstock /AdobeStock
Der Eingriff erfolgt an der Herz-Lungen-Maschine. Ärzte legen das Herz für die Zeit der Ross-OP still, die Herz-Lungen-Maschine übernimmt in der Zwischenzeit Atmung und Herzschlag.
Anfangs entfernen sie die geschädigte Aortenklappe. Anschließend entnehmen sie die Pulmonalklappe des Patienten und setzen diese anstelle der Aortenklappe ein.
Am Ende der Ross-OP ersetzten die Ärzte die umgesetzte Pulmonalklappe durch eine Spenderklappe. Da die Spender-Pulmonalklappe körperfremd ist, wächst sie nicht mit.
Deshalb setzen Mediziner häufig eine etwas größere Pulmonalklappe ein, damit Kinder und Jugendliche möglichst lange davon profitieren.
Bei der Ross-Operation ersetzen Ärzte die erkrankte Aortenklappe durch die patienteneigene Pulmonalklappe @ Dee-sign /AdobeStock
In den Händen erfahrener Herzspezialisten ist die Ross-OP kaum riskanter als der Einsatz einer künstlichen Herzklappe. Allerdings tauschen Chirurgen bei der Ross-OP zwei Herzklappen (die Aortenklappe und die Pulmonalklappe) gemeinsam aus, was die Operationszeit verlängert.
Dadurch kann es zu einem höheren Blutbedarf während der Operation sowie postoperativ zu Nachblutungen oder einer Schrittmacher-Pflicht kommen.
Wie bei anderen Transplantations-Eingriffen ist die Übertragung viraler Erreger vom Spender auf den Empfänger möglich. Dennoch ist das Risiko dafür sehr gering.
So könnte es unter anderem zur Infektion mit Hepatitis-B-Viren (HBV), Hepatitis-C-Viren (HCV) oder anderen kommen. Geeignete Herzklappenspender sind in Deutschland selten, daher besteht eine geringe Verfügbarkeit von Ersatz-Pulmonalklappen.
Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen kann der körpereigene Aortenklappenersatz nach der Operation undicht sein, was zu einer Aortenklappeninsuffizienz führt.
Nicht selten kommt es zudem zur Verkalkung der Spender-Pulmonalklappe und zu einer erneuten Stenose oder Klappen-Insuffizienz.
In herzchirurgischen Spezialzentren verfügt die Ross-OP über eine gute Prognose. Die jungen Patienten erreichen nach erfolgreicher Operation eine normale Lebensspanne.
Wichtig und notwendig sind aber dennoch:
- Eine lebenslange kardiologische Kontrolle
- Eine Endokarditisprophylaxe
Die Ross-OP gehört zu den Operationsverfahren der Kardiologie, oder genauer gesagt der Herzchirurgie. Ross-OP-Spezialisten sind somit Kardiologen, die an spezialisierten herzchirurgischen Zentren arbeiten.