Die Schwanenhalsdeformität bezeichnet eine Fehlstehllung an der Hand oder dem Fuß. Betroffen sind die Sehnen und dadurch die einzelnen Gelenke.
An der Hand sind das proximale und distale Interphalangealgelenk (Fingermittel- und Fingerendgelenk) betroffen. Das Fingermittelgelenk ist bei der Schwanenhalsdeformität überstreckt und das Fingerendgelenk gleichzeitig gebeugt. Auch das Grundgelenk des Fingers verharrt häufig zusätzlich in einer gebeugten Stellung.
Die Schwanenhalsdeformität des Fußes führt durch die Beugestellung des Zehengelenks zur sogenannten Krallenstellung oder Krallenzehe.
Ursächlich für die Fehlstellung der Finger ist ein Defekt der Finger- und Beugesehnen im Bereich des Mittelgelenks. Ursache ist häufig ein Unfall oder ein Trauma, das zu einem Riss an der palmaren Sehnenplatte führt. Die palmare Sehnenplatte befindet sich am Mittelgelenk.
Dadurch ist eine normale Gelenkfunktion nicht mehr möglich.
Eine Schwanenhalsdeformität an den Fingern tritt zudem bevorzugt bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis auf. Diese chronische Systemerkrankung befällt die Innenhäute der Gelenke und ruft dort Entzündungen hervor.
Die Schwanenhalsdeformität entsteht hier vor allem durch eine Zerstörung des Gelenks und einer daraus resultierenden Beugesehnenverletzung. Auch eine Verbackung der Beugesehnen durch die Entzündung kommt als mögliche Ursache der Schwanenhalsdeformität in Betracht.
Ursächlich für die Fehlstellung der Zehen ist vor allem eine mechanische Belastung.
Übersicht über die Knochen der Hand © bilderzwerg / Fotolia
Zu den frühen Anzeichen der Fehlstellung gehören
- Schmerzen beim Biegen der Finger und
- eine leichte, oft nur wenig auffällige Biegung der Fingergelenke in die falsche Richtung.
In einem fortgeschrittenen Stadium lässt sich die Schwanenhalsdeformität in ihrem typischen Erscheinungsbild leicht erkennen.
Die Fehlstellung lässt sich in den Stadien I und II noch aktiv bzw. passiv mit Schienen korrigieren. Im dritten Stadium ist die Deformität fixiert. Die Patienten können ihre Hand dann nicht mehr zu einer Faust ballen und auch der Zangengriff ist gestört. Dadurch sind sie in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt.
Viele Patienten empfinden die Fehlstellung zudem als kosmetischen Makel und fühlen sich damit äußerst unwohl.
Schwanenhalsdformität der Finger im Zusammenhang mit Rheumatoider Arthritis © bilderzwerg / Fotolia
Die Fehlstellung der Finger oder Zehen ist insbesondere in einem fortgeschrittenen Stadium recht auffällig. Der Arzt kann so schnell eine Verdachtsdiagnose stellen. In einem ausführlichen Gespräch ergründet er zudem, welche Ursachen der Schwanenhalsdeformität zugrunde liegen könnten.
Im Anschluss untersucht der Arzt die Hände bzw. den Fuß auf Schwellungen. Auch die Kontrolle der Gelenk- und Sehenfunktion ist Bestandteil der körperlichen Untersuchung.
Eine Röntgen- oder MRT-Untersuchung sowie ein Blutbild können weitere Hinweise auf die vorliegende Grunderkrankung liefern. Bei einer rheumatoiden Arthritis zum Beispiel zeigt das Blutbild einen positiven Rheumafaktor (RF).
Die Art der Therapie hängt vor allem von der Ursache der Deformität ab.
Basiert die Schwanenhalsdeformität auf einer Verletzung, kann eine Behandlung in der Unfallchirurgie erforderlich sein. Hier korrigiert der Unfallchirurg mittels Sehnennaht die Sehnenverletzung. Eine solche Sehnennaht kann bis zu 14 Tage nach dem eigentlichen Trauma durchgeführt werden.
Bei länger zurückliegenden Verletzungen nimmt der Arzt hingegen eine sogenannte Sehnenplastik (Sehnenersatzoperation) vor. Dabei ersetzt oder stabilisiert der Arzt die beschädigte Sehne mit körpereigenem (autologem) oder künstlichem Sehnenersatzmaterial.
Bei einer durch eine rheumatische Erkrankung verursachten leichtgradigen Fehlstellung verordnet Orthopäde oder Rheumatologe eine Beugeschiene sowie Krankengymnastik zur konservativen Behandlung. Schwerwiegendere Fehlstellungen vom Grad II oder III erfordern hingegen einen chirurgischen Eingriff.
Verschiedene operative Interventionen sind hier denkbar. So kann der Arzt die Gelenkschleimhaut im betroffenen Gelenk abtragen (Synovektomie) oder Verklebungen im Bereich der Beugesehnen lösen. Auch eine Sehnenrekonstruktion oder ein künstlicher Gelenkersatz gehören zu den möglichen operativen Verfahren.
Bei fortgeschrittener Gelenkzerstörung ist eine Arthrodese, also eine chirurgische Versteifung des Gelenks, das therapeutische Mittel der Wahl.