Die Morton-Krankheit (ICD-Code: G57.6) beziehungsweise das Morton-Neurom bezeichnet eine Störung der Nerven der Fußunterseite. Sie gehören zum Nervensystem und bilden ein feines Geflecht mit Ausläufern zur Versorgung der Kleinzehen.
Dabei geht es nicht um die motorischen Fähigkeiten der Zehen, sondern um deren Sensibilität. Es ist wichtig, dass Zehen Berührungen wie Druck oder Nässe empfinden und darauf reagieren.
Bei der Morton-Krankheit beziehungsweise der Morton-Neuralgie ist diese Sinnesempfindung beeinträchtigt.
Die Morton-Krankheit geht mit heftigen Nervenschmerzen und weiteren Missempfindungen einher. Nachdem das Schmerzphänomen einigen Chirurgen schon im 19. Jahrhundert auffiel, erhielt es den Namen von dem Arzt T. G. Morton.

Zusammenspiel von vielen Knochen: Anatomie der Füße © bilderzwerg / Fotolia
Die Erkrankung beruht auf einer Verdichtung oder Irritation der Nerven zwischen den Zehen. Betroffen ist der Bereich der Zehengrundgelenke beziehungsweise der Köpfchen an den Mittelfußknochen.
Meistens tritt die Morton-Krankheit zwischen dem dritten und vierten Mittelfußknochen (im dritten Zehenzwischenraum) auf. Gelegentlich auch zwischen dem zweiten und dritten Zehenzwischenraum.
Mehrfache Morton-Neurome am selben Fuß sind ebenfalls möglich, allerdings selten. Eine dauerhafte Verdichtung dieser Fußnerven übt Druck aus.
Die damit verbundenen Schmerzen führen zu einer chronischen Fehlbelastung des Fußes beziehungsweise zu einer Fehlhaltung. An den Aufzweigungen der Nerven kommt es zu knotenartigen Verdickungen und einer Gewebeumbildung: dem Neurom.

Verdickte Nerven bei der Morton-Krankheit © ellepigrafica / Fotolia
Charakteristisch für die Morton-Krankheit sind Sensibilitätsstörungen im Bereich des Vorfußes oder Mittelfußes.
Aus einer zunächst diffusen, unbehaglichen Missempfindung heraus entwickeln sich heftige Schmerzen, die vom Mittelfuß bis in die Zehen ausstrahlen.
Da auch die Fußsohle vom Vorderfuß-Nervenschmerz betroffen ist, heißt die Morton-Krankheit auch (Morton-)Metatarsalgie.
Am Morton-Neurom leidende Patienten klagen insbesondere nach längerem Gehen und häufigem “Fußabrollen” über Beschwerden. Hinzu kommt oft ein Taubheitsgefühl der Zehen.
Beides – Schmerzen und Taubheitsgefühle – tritt häufig anfallsartig auf. Nach zunächst bestehender Beschwerdefreiheit schießen plötzlich Schmerzen ein. Ebenso können die Nervenschmerzen auch spontan im Sitzen oder Liegen auftreten, selbst im Schlaf.
Häufig führt eine überdurchschnittlich starke Belastung des Vorfußes zur Entwicklung des Morton-Neuroms. Vor allem das regelmäßige Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen begünstigt die Morton-Krankheit.
Weitere begünstigende Faktoren sind:
- Hallux valgus (Fußballen)
- Fußfehlbildungen: Knick-Senk-Fuß (Plattfuß), Spreizfuß, Spitzfuß und Hohlfuß
- Fußverletzungen
- Fußoperationen
Hiervon ausgelöste ständige Nervenreize verursachen Nervenentzündungen sowie Vernarbungen oder Verdickungen der Nerven, was die Erkrankung weiter verschlimmert.
Falls Ihre Füße bereits Fehlstellungen haben oder Sie Schmerzen verspüren, ist es sinnvoll, mit einem Orthopäden zu sprechen.

Schmerzfreie Füße - mit Morton-Neurom nicht selbstverständlich. © Valua Vitaly / Fotolia
Die Art der Symptome und die Schilderungen des Patienten deuten meist klar auf ein Morton-Neurom hin. Der Arzt untersucht den Fuß gründlich. Dazu gibt es Standardtests, die Aufschluss über die Erkrankung geben.
Die typische Druckschmerzhaftigkeit an den Mittelfußköpfchen und die Schmerzen beim Zusammendrücken des Vorfußes (Gaenslen-Handgriff) bestätigen die Morton-Krankheit.
Weitere Gewissheit verschafft der Hohmann-Handgriff, der bei der Verschiebung der Mittelfußköpfchen Schmerzen auslöst.

Mit sicheren Handgriffen untersucht der Arzt den schmerzenden Fuß. © JPC-PROD / Fotolia
Letzte Bestätigung gibt die Injektion eines lokalen Betäubungsmittels in den betroffenen Zwischenraum des Mittelfußknochen.
Röntgenaufnahmen bleiben unauffällig. Bildgebende Verfahren wie Sonographie oder Kernspintomographie (MRT) zeigen zwar Gewebewucherungen an, sind für die Diagnose aber nicht notwendig.
Um die Morton-Krankheit zu behandeln, gibt es zwei Therapieoptionen:
- Die konservative Therapie
- Die Operation
Konservative Therapie
Erster Behandlungsansatz ist die ambulante konservative Therapie. Ärzte behandeln dabei die Entzündung der Fußnerven. Bewährt hat sich hier die Injektion von Kortisonpräparaten.
Diese müssen Ärzte wegen der hochempfindlichen, schmerzenden Fußnerven vorher mit einem Lokalanästhetikum verdünnen. Fast immer genügen ein bis zwei Einspritzungen mit jeweils sechs Wochen Abstand. Danach stellt sich meistens Schmerzfreiheit ein.
Bei der konservativen Therapie mit Kortisonspritzen kann es zu Nachblutungen oder Infektionen kommen. Nach Infektionen treten gelegentlich Blutergüsse auf, die nach ein bis drei Tagen abklingen.
Selten ist ein Dünnerwerden oder eine Verfärbung der Haut. Einige Patienten reagieren überempfindlich oder allergisch auf das Kortison oder Betäubungsmittel.
Operative Therapie
Weist das Nervengewebe Vernarbungen oder Verdickungen auf oder bleiben die Kortisonspritzen erfolglos, ist eine Operation der nächste Behandlungsschritt.
Dafür ist ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Der operierende Arzt behandelt die Nervenentzündung und -verdickung chirurgisch mit dem Ziel der Neurolyse (Nerventfernung) und Dekompression (Druckentlastung).
Hierbei entfernt der Chirurg das Morton-Neurom. Die Mehrheit der Patienten erlangt dadurch Beschwerdefreiheit oder eine zufriedenstellende Besserung der Symptome.
Wie bei jeder anderen Operation kann es auch beim Morton-Neurom Nebenwirkungen geben.
So sind folgende Komplikationen möglich:
- Nachblutungen
- Wundheilungsstörungen und
- Infektionen
Schmerzen am Nervenstumpf oder Narbenbeschwerden sind weitere denkbare unerwünschte Operationsfolgen.
Hinzu kommen übliche Operationsrisiken wie Embolien, Thrombosen oder durch Vorerkrankungen verursachte Komplikationen.
Vor der Operation erhalten Sie eine Informationsbroschüre über den geplanten Eingriff. Im Aufklärungsgespräch mit Ihrem Arzt können Sie außerdem noch offene Fragen klären.
In den ersten Tagen nach der Operation wechselt der Arzt täglich den Verband. Später können Sie das selbst übernehmen.
Im Laufe des Heilungsprozesses genügt eine Binde oder ein Pflaster. Erfolgt der Schnitt unter der Fußsohle, erhalten Sie für circa drei Wochen einen Entlastungschuh oder Verbandsschuh. Ist die Wunde verheilt, zieht Ihr Arzt die Fäden.
Direkt nach der Operation können trotz Entfernung des schmerzenden Nervengewebes nochmals Schmerzen auftreten (Phantomschmerzen). Diese enden fast immer nach wenigen Wochen, bis sich das behandelte Gewebe sich regeneriert hat. Auch die Narbe kann anfangs noch weh tun. Insgesamt verlaufen die meisten Behandlungen der Morton-Erkrankung erfolgreich.
Um eine möglichst zügige Abschwellung und Wundheilung zu erzielen, sollten Sie wenig stehen und gehen. Legen Sie den Fuß beim Sitzen hoch. Hochlegen schont den Fuß und beugt einer Thrombose vor, indem es die Blutzirkulation verbessert. Kühlende Packungen fördern das Abschwellen und lindern operationsbedingte Schmerzen.
Vorbeugend sollten Sie statt Schuhen mit hohen Absätzen flache Schuhe bevorzugen. Weiche oder bei Bedarf orthopädische, individuell angepasste Schuheinlagen erhöhen die Belastungsfähigkeit des Vorfußes beim Stehen und Gehen.
Spezielle Fußgymnastik, die das Fußgewölbe stärken und die Füße kräftigen, sind eine gute Vorbeugung, solange Sie schmerzfrei sind. Bei bestehenden Beschwerden sollten Sie zunächst mit einem Arzt oder Physiotherapeuten sprechen.