Etwa um das erste Lebensjahr herum beginnt ein Kind mit ersten Steh- und Gehversuchen. Bei von einem Plattfuß betroffenen Kind lässt sich dann eine veränderte Fußform erkennen. Medizinisch bezeichnet man diese als Knick-Senk-Fuß, umgangssprachlich ist sie als Plattfuß bekannt.
Veränderungen in der Fußanatomie gibt es verschiedene, wie die Grafik zeigt:
Verschiedene Formen von Fußdeformitäten © Henrie / Fotolia
Der Knick bezeichnet eine im Vergleich zum Normalen verstärkte Abknickung der Ferse (von oben nach unten und von hinten betrachtet) zur Außenseite des Fußes. Die Senkung bezeichnet das Abflachen des normalerweise auf der Innenseite des Fußes vorhandenen Längsgewölbes.
Ursache sind häufig anlagebedingte Bindegewebs- oder Muskelschwächen. Besonders bei älteren Kindern kann Übergewicht eine zusätzliche Rolle spielen. Selten sind Lähmungen der Auslöser.
Besonders bei kleinen Kindern ist die Abgrenzung von alterskorrelierten Normalbefunden manchmal schwierig. Der Plattfuß verursacht oft auch keine Beschwerden.
Zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr ist ein diskret ausgeprägter Knick-Senk-Fuß entwicklungsbedingt normal und braucht in der Regel nicht behandelt werden.
Die Fehlstellung ist meistens flexibel, d. h. die Fußform kann durch den Untersucher passiv beeinflusst werden. Bei einem rigiden Knick-Senk-Fuß ist dies nicht mehr möglich.
Erfahrene Spezialisten, etwa Fachärzte für Orthopädie oder Kinderorthopäden, diagnostizieren einen Plattfuß durch Inspektion und Funktionsprüfung. Bei stark ausgeprägtem Befund hilft auch eine Röntgenuntersuchung.
Mit geeigneten Apparaten (Podoskop) kann in Fachpraxen auch der Fußabdruck dargestellt und beurteilt werden.
Die häufigste Plattfuß-Form ist der flexible, gering bis mittelgradig ausgeprägte Plattfuß des kleinen Kindes. Er erfordert meist keine spezielle Behandlung.
Halbjährliche klinische Verlaufskontrollen genügen. Das Kind soll viel barfuß gehen und zu spielerischen Übungen zur Stärkung der Fußmuskulatur motiviert werden. Dazu gehören etwa der Zehenspitzenstand, Greifübungen mit den Zehen etc.
Bei schwereren Fällen kann eine krankengymnastische Mitbehandlung sinnvoll sein.
Einlagen sind nur bei schwerem Knick-Senk-Fuß indiziert. Sie müssen nach Gipsabdruck angefertigt und vom Orthopädietechniker in Absprache mit dem behandelnden Orthopäden hergestellt werden. Die Tragedauer soll nicht zu kurz gewählt werden und kann mehrere Jahre betragen.
Ihre Notwendigkeit ist regelmäßig vom Orthopäden zu überprüfen.
Schwere Plattfuß-Formen können eine Indikation zur Operation begründen. Voraussetzungen hierfür sind
- die langfristige, vorausgegangene und erfolglose konservative Therapie,
- ein entsprechend ausgeprägter klinischer Befund und
- belastungsabhängige starke Schmerzen.
Eine Vielzahl von Weichteileingriffen (etwa Sehnenverlagerungen) ist bekannt. Gemeinsames Prinzip ist die Verbesserung des fußgewölbehebenden Muskelzuges.
Derartige Eingriffe sollten erst nach dem 8. Lebensjahr in Erwägung gezogen werden.
Bei schwersten, vor allem rigiden Verläufen können sogar Eingriffe am Fußskelett nötig sein. Das ist vor allem bei neurologischen Grunderkrankungen wie infantiler Zerebralparese notwendig. Die OP kann etwa Versteifungen mit Knochenkeilentnahme oder das Einbringen von gewölbestützenden Implantaten beinhalten.
Die häufigste Form des Plattfußes, die frühkindliche flexible Variante, hat eine gute Prognose. Die meisten Knick-Senk-Füße bedürfen keiner speziellen Therapie. Sie gleichen sich bis zum Schulalter häufig durch das normale Wachstum wieder aus.
Die Resultate der operativen Verfahren sind umso besser, je sorgfältiger die strenge und individuelle Indikation zur Operation gestellt wurde.
Bei schweren, anders nicht behandelbaren Plattfuß-Formen kann oft keine komplette physiologische Fußstellung hergestellt werden. Meistens erreichen die Chirurgen aber eine lohnende Verbesserung der Fehlstellung. Sie lindert die Beschwerden der Betroffenen.
Besonders in Bezug auf den häufigen kindlichen Knick-Senk-Fuß ohne zugrundeliegende Zusatzerkrankungen gilt: Sport, in vernünftigen Belastungsgrenzen und mit Spaß ausgeübt, wirkt sich positiv auf Koordination und Muskelkräftigung aus. Mediziner empfehlen solche sportliche Betätigungen grundsätzlich.