Als das Hernienzentrum Mainfranken 2013 als erst zweite Klinik in Deutschland als Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie ausgezeichnet wurde, war sich die Fachwelt sicher: Damit wurde eine Klinikabteilung für herausragende Leistungen prämiert, die sich diesen Status absolut verdient hat. Den Status konnte das Hernienzentrum im fränkischen Kitzingen inzwischen weiter ausbauen – dafür sorgt neben einem Team erfahrener Ärzte und Pflegekräfte vor allem ihr Leiter: Dr. med. Volker Fackeldey. Die Redaktion des Leading Medicine Guide sprach mit dem Spezialisten Dr. Fackeldey über das interessante Phänomen der Hernienbildung.
Sie sieht ein bisschen aus wie ein Knopf auf der Haut: die Hernie. Das griechische Wort „ernos“ für „Knospe“ beschreibt die Optik einer Hernie gut – das konnten die alten Griechen. Die lateinische Herkunft des Wortes ist „hernia“, was besser ihre Eigenschaft beschreibt – denn das heißt auf Deutsch: Bruch.
Eine Hernie ist ein Austritt von Eingeweiden aus der Bauchhöhle. Das hört sich dramatischer an, als es ist, da der Bruch im Inneren nur nach außen gestülpt wird und von Haut- und Gewebeschichten umschlossen ist. Wem am Strand zum Beispiel bei jemandem ein ungewöhnlich geformter Bauchnabel auffällt, der hat vermutlich eine Bauchhernie gesehen. Es gibt verschiedene Arten von Hernien – Bauchwandhernien, Leistenhernien, Narbenhernien, Zwerchfellhernien oder auch Nabelhernien.
Von Nabelhernien sind oftmals Frauen nach einer Schwangerschaft betroffen, da ein kontinuierlicher Druck während einer Schwangerschaft auf den Bauchnabel besteht.
Tut eine Hernie eigentlich weh?
„Hernien müssen nicht zwangsläufig Beschwerden bereiten. Sie sind oftmals nur anfangs weiche Schwellungen, die sich zum Teil auch ganz einfach wieder vom Betroffenen selbst nach innen drücken lassen“, erklärt der Viszeralchirurg und Hernienspezialist Dr. Volker Fackeldey. Die Hernie macht sich meistens beim Husten, Treppensteigen oder beim Tragen schwererer Gegenstände bemerkbar.
Wie aber entsteht eine Hernie überhaupt? „Hernien sind letztlich das sichtbare Ergebnis einer starken Bindegewebsschwäche. Es gibt Schwachstellen im Körper, beim Mann zum Beispiel in der Leistengegend, da hier der Samenstrang liegt, weswegen der Mann eher zum Leistenbruch neigt als die Frau“, führt Dr. Fackeldey aus. „Unser Bindegewebe besteht nämlich aus Kollagen. Man muss sich das Bindegewebe dabei als Netzstruktur vorstellen: Wer weniger Querverstrebungen in diesem Netz hat, leidet an schwächerem Bindegewebe als diejenigen, die viele Querverstrebungen aufweisen können. Wird das schwächere Bindegewebe dann zu sehr belastet, kann es einreißen. Und genau das ist bei der Bildung einer Hernie der Fall."
„Eine Alarmstufe Rot gibt es im Fall von Hernien nicht – es sei denn, Teile der Eingeweide sind eingeklemmt. Dann muss allerdings sofort operiert werden. Liegen keine Beschwerden vor, so lässt sich eine Operation gut und mit Zeit planen. Oftmals habe ich Patienten, die sich mir beispielsweise im März vorstellen, die aber dann erst im Oktober operiert werden“, verdeutlicht Dr. Fackeldey. Faktoren wie Husten, Übergewicht, Wundinfektion, Diabetes und auch Notfalleingriffe begünstigen die Entwicklung einer Narbenhernie. Hernien bilden sich auch zu zehn bis fünfzehn Prozent einige Monate nach einer Bauchoperation, wie zum Beispiel nach Operationen am Darm.
Es gibt auch angeborene Bauchwandbrüche. Ursächlich sind aber meistens chronische Verstopfung, Mangelernährung und permanentes Heben schwerer Lasten.
Ausgefeilte Operationstechnik
Im Hernienzentrum Mainfranken im idyllischen Kitzinger Land steht für die Patienten eine hochmoderne Laparoskopie mit 3D-Technik zur Verfügung. Bei dieser innovativen „Schlüssellochtechnik“ wird ein endoskopisches Untersuchungsinstrument mit Lichtquelle und Kamera in die Bauchhöhle geleitet. Bei diesen extrem schonenden Eingriffen können winzige Gewebeproben entnommen werden, selbst Operationen sind auf diese Art möglich. Das Ergebnis: winzige, kaum sichtbare Narben.
Mit über 350 000 Operationen in Deutschland zählen Hernien rein quantitativ zu den wichtigsten chirurgischen Indikationen. (Quelle: Ärzteblatt)
„Wir arbeiten mit unterschiedlichen Techniken. Im Falle einer Bauchwandhernie können wir mit oder ohne Netz arbeiten“, berichtet Dr. Fackeldey, der die Operation mit Netz aus verträglichem PVDF bevorzugt. Das ist ein biologisch besser verträglicher Kunststoff als das sonst oft genutzte Polypropylen.
Früher wurden Bauchwandbrüche ausschließlich einfach mit Fäden zugenäht: „Der zu operierende Bereich wird stabilisiert, die Hernie in den Körper zurückgeholt und ein Kunststoffnetz eingesetzt. In der Regel sind die Kunststoffnetze siebzehn auf zwölf Zentimeter groß, verbleiben auch im Körper und verwachsen nach und nach mit dem Gewebe“, erklärt der Hernienspezialist Dr. Fackeldey. Die Operationsdauer ist immer abhängig von der Art und Größe der Hernie.
„Bei Bauchwandhernien verwende ich in der Regel dreißig mal zwanzig Zentimeter große Netze, und hierbei dauert die Operation durchaus drei, vier Stunden, da die Operationsfläche schließlich auch größer ist“, schildert Dr. Fackeldey. Patienten können aber beruhigt sein, da sie auch bei einer Bauchwandhernie bereits nach fünf bis zehn Tagen die Klinik wieder verlassen können und mit einer Heilungsdauer von vier bis sechs Wochen kalkulieren können. Leistenbruchhernien können sogar ambulant durchgeführt werden. Schonen muss sich der Patient nur zwei, drei Wochen lang, im Regelfall ist er dann auch wieder voll belastbar. Natürlich: Körperlich schwer arbeitende Personen benötigen im Zweifelsfall eine etwas längere Schonzeit.
Die Krux mit dem Reflux
Liegt eine Bindegewebsschwäche zwischen Speiseröhre und Zwerchfell vor, entsteht hier eine Lücke mit der Folge, dass die Schließfunktion am Mageneingang geschwächt wird, wodurch oft das sehr unangenehme Gefühl von Sodbrennen entsteht. Auch ein ungewolltes Wieder-Hochfließen von Flüssigkeiten oder Speiseresten ist ein Symptom der sogenannten Refluxkrankheit, dessen Ursache eben oft ein Zwerchfellbruch ist.
„Ein Zwerchfellbruch ist anatomisch“, erläutert Dr. med. Volker Fackeldey, „und ein Reflux kommt dann dazu, wenn der untere Schließmuskel nicht mehr funktioniert. Der Magen kann in einigen Fällen sogar in den Brustkorb wandern. Sodbrennen kann medikamentös mit Säureblockern behandelt werden, ein Zwerchfellbruch wird mittels Schlüsselloch-Technik in einer ein bis zwei Stunden dauernden Operation behandelt. Ziel ist hierbei das Reparieren des Schließmechanismus“.
Wie bei allen Operationen verfolgt Dr. Fackeldey auch dabei den sogenannten „tailored approach“, also den maßgeschneiderten Zugang zu jedem einzelnen Patienten. „Nur auf diese Weise können wir unsere zahlreichen Operationserfolge erzielen“, erklärt der Hernienspezialist, der einer Arztfamilie entstammt und im schönen Rheinland aufgewachsen ist. „Ich genieße am Klinikum Kitzingen die fantastische Zusammenarbeit mit meinem Team und die großartige Ausstattung mit modernsten Geräten“, freut sich Dr. Fackeldey abschließend. Nicht ohne Grund ist das Hernienzentrum seit 2010 ein im gesamten deutschen Sprachraum gefragtes Hospitationszentrum für Hernienchirurgie.
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