Die Bauchwand besteht aus Bindegewebe, Bauchmuskulatur und Bauchhaut. Sie ist nicht überall gleichmäßig ausgebildet und weist Schwachstellen auf. Eine dieser Schwachstellen ist der Bauchnabel. Die Bauchdecke ist ständig einem enormen Druck ausgesetzt – sie hält unsere inneren Bauchorgane. Beim Husten und Niesen oder Heben erhöht sich der Druck deutlich. Auch eine Schwangerschaft belastet die Bauchdecke. Eine Nabelhernie bildet sich, wenn das Bindegewebe um den Bauchnabel dem Druck nicht standhält.
Eine Nabelhernie von der Seite betrachtet © Prof. Dr. med. Thomas W. Kraus
Es entsteht eine Lücke in der Bauchwand, die sogenannte Bruchpforte, durch die sich das Bauchfell nach außen stülpt. Die Vorwölbung bezeichnen Ärzte als Bruchsack. Mitunter treten auch Teile des Darms in den Bruchsack aus. In seltenen Fällen schnürt der Bruch die Darmschlingen ab – sie werden nicht mehr durchblutet. Eine eingeklemmte (inkarzerierte) Nabelhernie ist ein Notfall, vor allem wenn Darmanteile vorgefallen sind. Es besteht Gefahr, dass Darmteile absterben. Sie erfordert daher eine sofortige Operation.
Babys liegen bei Nabelhernien statistisch gesehen weit vorn – rund jedes zehnte leidet hierzulande daran. Besonders gefährdet sind Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm – zwei Drittel davon kommen mit einer angeborenen Nabelhernie zur Welt. Bei Erwachsenen tragen Frauen ein höheres Risiko als Männer – sie erkranken rund viermal häufiger an einem Nabelbruch. Besonders gefährdet sind Frauen zwischen dem 50. und dem 60. Lebensjahr.
Der Bauchnabel ist eine natürliche Schwachstelle in der Bauchdecke. Während der Schwangerschaft setzt hier die Nabelschnur an, die den Embryo mit allem Lebenswichtigem versorgt. Nach der Geburt verschließt sich die Durchtrittsstelle der Nabelschnur langsam – der Bauchnabel entsteht. Der Bauchnabel bleibt jedoch immer eine Schwachstelle, da er nur aus dünnen Muskelschichten und Bindegewebe besteht.
Nabelhernie von oben betrachtet © Prof. Dr. med. Thomas W. Kraus
Der Bauchnabel unterbricht außerdem eine stabilisierende Bindegewebsnaht, die die Sehnenschichten der Bauchmuskulatur verbindet. Die sogenannte Linea alba spart den Nabelbereich aus. Diese "weiße Linie" wird werdenden Müttern bekannt sein – in der Schwangerschaft ist diese senkrecht verlaufende Naht deutlich sichtbar. Hält das Gewebe um den Bauchnabel einem erhöhten Druck im Bauchraum nicht stand, entsteht eine Bruchpforte. Das Bauchfell drückt sich nun durch die entstandene Öffnung und bildet eine vorgewölbte Hauttasche. Ist der Bruchsack groß genug, können sich auch Darmschlingen hineinzwängen.
Bruchsack einer Nabelhernie mit vorgefallenem Gewebe © Prof. Dr. med. Thomas W. Kraus
Die Gründe für eine Nabelhernie bei Babys liegen anders. Ist der Nabelbruch angeboren, gehen die Ursachen auf die embryonale Entwicklung im Mutterleib zurück. Nach dem 32. Schwangerschaftstag entsteht beim Embryo eine natürliche Nabelhernie. In diesem Entwicklungsstadium wachsen die Darmschlingen rascher als die Bauchhöhle – Teile des Darms weichen aus Platzmangel in die Nabelschnur aus. Normalerweise bildet sich diese Nabelhernie bis zur neunten Schwangerschaftswoche von allein zurück. Mitunter ist das nicht der Fall und das Baby wird mit einem Nabelbruch geboren. Manchmal entsteht ein Nabelbruch auch erst in den ersten Lebenswochen, bevor sich das Gewebe um den Nabel vollständig geschlossen hat. Das noch schwache Nabelgewebe hält beim Husten, Schreien oder Pressen dem Druck nicht immer stand.
- das Heben schwerer Lasten
- deutliches Übergewicht
- Schwangerschaft
- genetisch bedingte Bindegewebsschwäche
- bestimmte Krankheiten (zum Beispiel Bauchwassersucht, chronische Lungenerkrankungen oder Diabetes)
Ein Nabelbruch zeigt sich beim Baby durch eine weiche Beule am Bauchnabel, die der Arzt in den Bauch zurückdrücken kann. Die Größe der Vorwölbung variiert je nach der entstandenen Öffnung – von kirschgroß bis tennisballgroß ist alles möglich. Kleinere Nabelhernien treten nur beim Schreien oder Pressen zutage. Im Normalfall verursacht eine Nabelhernie keine Beschwerden.
Erst bei erhöhter Belastung des Bauchraums (beim Heben oder Husten) entstehen manchmal Schmerzen. Anders, wenn Darmschlingen im Nabelbruch eingeklemmt sind. Hier treten sehr schnell starke Schmerzen auf. Babys schreien anhaltend und der Bauchnabel verfärbt sich dunkel. Bei einer inkarzerierten Nabelhernie besteht sofortiger Handlungsbedarf. Auch wenn ein Nabelbruch bei Babys meist harmlos ist und keine Beschwerden verursacht, ist unbedingt eine Abklärung durch einen Kinderarzt oder Chirurgen, in der Regel einen Viszeralchirurgen oder Hernienchirurgen, erforderlich.
Bei einer Einklemmung klagen Betroffene über starke Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen @ staras /AdobeStock
Bei einem Baby ist ein Nabelbruch selten behandlungsbedürftig. In 90 Prozent aller Fälle bildet sich die Nabelhernie bis zum Ende des zweiten Lebensjahres von allein zurück. Ist dies nicht der Fall, ist eine Operation erforderlich. Allerdings besteht keine Eile, solange der Nabelbruch unauffällig bleibt. Meist erfolgt die operative Behandlung vor dem Schuleintritt.
Da sich ein Nabelbruch bei Erwachsenen in der Regel nicht zurückbildet, ist eine Nabelhernien-OP im Rahmen der Hernienchirurgie die einzige Behandlungsmöglichkeit. Dabei entfernt der Chirurg den entstandenen Bruchsack und verschließt die Bruchpforte, indem er die einzelnen Gewebsschichten miteinander vernäht.
Naht nach der Nabelbruch-OP mit gutem kosmetischem Ergebnis © Prof. Dr. med. Thomas W. Kraus
Ist die Bruchpforte sehr groß, setzt der Operateur zusätzlich ein verstärkendes Kunststoffnetz ein, um ein Wiederauftreten des Nabelbruchs zu verhindern. Eine Nabelbruch-OP ist in den meisten Fällen auch minimalinvasiv mit Schlüssellochtechnik möglich. Da aber für die Versorgung nur ein einzelner kleiner Schnitt direkt am Nabel erforderlich ist, haben sich die MIC Verfahren hier in der Fläche nicht überzeugend durchgesetzt.