Die Chelat-Therapie ist eine Methode zur Ausleitung schädlicher Metalle aus dem Körper. In Deutschland ist das Verfahren seit 1983 bekannt. In diesem Jahr gründeten Mediziner in Hamburg die Deutsche Ärztegesellschaft für Chelat-Therapie.
Zur Anwendung berechtigt sind Ärzte und Umweltmediziner mit einer entsprechenden Schulung. Diese richten sich nach dem Therapieprotokoll der Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie, kurz KMT.
Die Chelattherapie verdankt ihren Namen dem griechischen Wort „Chele“. „Chele“ bedeutet Krebsschere und ist eine Anspielung auf die Wirkweise der Therapie. Wie Krebsscheren umfassen die Chelatbildner die Schwermetalle.
Die Chelatbildner umschließen die Elektrolyt- und Metall-Ionen und vermeiden eine Ablagerung im Gewebe. Sie binden das Metallatom, sodass die Niere diese schneller abbaut.
Als Chelatbildner kommen verschiedene chemische Verbindungen infrage:
- Die Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA): beseitigt Cadmium und Quecksilber
- Die Dimercaptobernsteinsäure (DMSA): hilft bei Quecksilber
- Die Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS): bei Quecksilber, Blei und Arsen
Am häufigsten kommt die EDTA zum Einsatz. Auch eine orale Einnahme ist möglich.
Die Chelattherapie kommt bei akuten Schwermetallvergiftungen (Bleivergiftung) zum Einsatz. Fachkundige Ärzte behandeln damit auch Morbus Wilson. Bei dieser Krankheit ist der Kupferstoffwechsel gestört.
Die Galle scheidet zu wenig Kupfer aus. Das überschüssige Kupfer reichert sich im Zentralnervensystem, den Augen, in der Leber und weiteren Organen an. Dort verursacht es Schäden.
Die Deutsche Ärztegesellschaft für Klinische Metalltoxikologie verweist auf Studien, die die toxische Wirkung verschiedener Metalle belegen.
Demnach begünstigen schon geringe Mengen Quecksilber, Arsen, Cadmium und Blei die Entstehung von:
Die Chelattherapie setzt somit direkt an der Ursache an.
Außerdem hindern Schwermetalle lebensnotwendige Mineralstoffe wie Magnesium, Calcium und Zink an der Erfüllung ihrer Aufgaben im menschlichen Körper.
Mögliche Folgen sind:
Die Chelattherapie wirkt außerdem gegen ein Übermaß an Eisen. Eisen ist ein wertvoller Bestandteil der menschlichen Nahrung. Zu viel Eisen fördert jedoch die Entstehung von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und begünstigt Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Typische Einsatzgebiete der Chelattherapie sind Verkalkungen der:
- Halsschlagader
- Bauchaorta
- Herzkranzgefäße
- Beinarterien
Viele Ärzte verwenden die Chelattherapie, um einer Herz-OP (Bypass) oder einer Amputation vorzubeugen.
Auch eine unterstützende Behandlung bei Krebs und Autoimmunerkrankungen ist denkbar.
Zur Nachsorge nach einer Schlaganfall- oder Herz-OP eignet sich die Chelattherapie ebenfalls. Nach einer Bypass-Operation beugt die Chelattherapie einem erneuten Gefäßverschluss vor.
Ein allgemeines Anwendungsgebiet sind degenerative Gefäßerkrankungen.
Die Chelat-Therapie ist eine Methode zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten der Blutgefäße, des Kreislaufs und von neurologischen Erkrankungen @ TarikVision /AdobeStock
Vor der Behandlung stellt der Mediziner die Schwermetallbelastung fest. Hierfür untersucht er den Urin, das Blut oder er startet eine Haaranalyse.
Oft summiert sich die Metallbelastung im Laufe von Jahrzehnten. Besteht eine toxische Metallbelastung, dann ist die Therapie sinnvoll.
Die Therapie erfolgt mithilfe der als Chelate bezeichneten Chelatbildner. Diese beseitigen Metallrückstände aus dem Organismus. Wie ein Magnet ziehen die chemischen Verbindungen die giftigen Metalle an sich. Die Nieren scheiden diese aus.
Bei der Chelat-Therapie erhalten Sie etwa 25 Infusionen. Üblich sind zwei Behandlungen in der Woche. Die Anzahl richtet sich nach der Dringlichkeit.
Im Anschluss ist eine Erhaltungstherapie sinnvoll. Hierbei bekommen Sie einmal im Monat eine Infusion. Eine Infusion dauert etwa drei bis vier Stunden. Dieser lange Zeitraum ist für die Schonung der Niere notwendig.
Die Kosten für eine Infusion belaufen sich auf etwa 120 bis 150 Euro. Nicht jede Krankenkasse übernimmt die Kosten für diese Leistung. Die Chelattherapie gilt als alternative Heilmethode.
Die Chelat-Therapie ist nicht gefährlicher als andere Eingriffe. Seit 1983 führten Ärzte allein in Deutschland über zwei Millionen Infusionen durch. Bislang gab es laut KMT noch keinen ernsten Zwischenfall. Gemäß der von der amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH durchgeführten TACT-Studie sind ernste Nebenwirkungen sehr selten.
Hin und wieder kommt es nach der Behandlung zu einem Kältegefühl, Müdigkeit oder einem Brennen an der Infusionsstelle. Auch ein vermehrter Harndrang ist möglich. Selten leiden die Patienten an Unruhe, Kopfschmerzen und Übelkeit.
Bei Patienten mit Demenz, unbehandelter Herzinsuffizienz, Antibiotika behandelten Infekten und erhöhten Nierenwerten ist jedoch von einer Behandlung abzusehen.
Für Menschen mit starken Herzrhythmus- und Leberfunktionsstörungen birgt die Therapie ebenfalls Risiken. Das gilt auch für Patienten mit Lungen-TBC und einem ausgedehnten Aneurysma (Aussackung eines Blutgefäßes).
Frauen in der Schwangerschaft verzichten am besten auf eine Chelattherapie.
Mehrere Laboruntersuchungen begleiten die Behandlung. Der Arzt nimmt vor der Therapie, nach einigen Fusionen und am Ende noch Blut ab. Damit stellt er sicher, dass die Ausscheidungsorgane wie Leber und Nieren ordnungsgemäß arbeiten.
Wichtig ist außerdem, ein Verschieben der Elektrolyte frühzeitig zu erkennen. Gründliche Untersuchungen mindern das Risiko einer Ausschwemmung von lebensnotwendigen Mineralstoffen und Spurenelementen.
Der Arzt kontrolliert die Werte für Calcium und andere Mineralstoffe genau, um einen Mangel und etwaige Nebenwirkungen zu vermeiden. Andernfalls steuert er sofort entgegen und sorgt für einen Ausgleich des Mineralstoffdefizits.
In der Regel sind die Erfolgschancen gut und die Beschwerden verschwinden zumeist kurze Zeit nach Beenden der Ersttherapie. Je nach Krankheit erstreckt sich die Behandlung jedoch über Monate oder Jahre.
Wie bereits erwähnt, lohnt sich im Anschluss an die Behandlung eine Erhaltungstherapie. Hierbei bekommt der Patient im monatlichen Turnus eine Infusion.
Viele Erkrankungen führen auf eine Schwermetallbelastung zurück. Die Chelattherapie beugt als alternative Methode verschiedenen Krankheiten vor und macht sogar Operationen überflüssig.