Bartflechte, medizinisch Tinea barbae genannt, ist eine Pilzinfektion der Haut im Bereich der Barthaare. Es handelt sich um eine Dermatophytose, also eine von Dermatophyten verursachte Pilzerkrankung.
Dermatophyten sind eine Form von Fadenpilzen. Sie befallen nur die Haut von Mensch und Tier. Damit sind sie „klassische“ Erreger von Hautpilz. Hautpilze werden auch mit dem Oberbegriff Tinea bezeichnet. Neben dem Tinea barbae gibt es bspw. auch
Allgemein spricht man bei durch Pilzinfekte hervorgerufenen Krankheiten von Mykosen. Sie betreffen häufig die Lunge oder die Schleimhäute des Magen-Darm- oder Urogenitaltraktes.
Im Falle der Dermatophyten betreffen sie nur die Haut. Dermatophyten ernähren sich von Keratin, dem Hauptbestandteil von Hornhaut. Hautpilze treten daher nur
- in der Haut und deren Anhangsgebilden,
- in Haarfollikeln und
- im Finger- und Fußnagel.
Dermatophyten vermehren sich in feucht-warmen Milieus besonders gut. Daher sind häufige Übertragungsorte feuchte, warme Orte wie
- Saunen,
- öffentliche Duschen,
- Schwimmbäder,
- Sportmatten oder
- Fitnessstudios.
Der Pilzerreger gelangt durch die direkte Berührung auf die Haut.
Auch die direkte Übertragung von Mensch zu Mensch kommt oft vor. Mögliche Gelegenheiten sind zum Beispiel Ringkämpfe oder beim Geschlechtsverkehr.
Tiere können ebenfalls von Hautpilzen betroffen sein. Manche Pilzerreger können Tiere und Menschen gleichermaßen befallen. Diese Erreger nennt man zoophile Spezies. Daher ist auch eine Übertragung von Tier zu Mensch möglich.
Zoophile Pilzerreger verursachen meist tiefergehende und hartnäckigere Infektionen (Tinea profunda) als rein geophile (aus dem Erdboden) oder antropophile (nur beim Menschen lebende) Dermatophyten.
Das trifft auch auf die Erreger der Tinea barbae zu. Bartflechte tritt vor allem in ländlichen Gegenden auf, wo die Betroffenen engen Kontakt mit Rindern oder anderen infizierten Tieren haben. Eine einfache Berührung des Tieres mit der Hand und das nachfolgende Kratzen mit der Hand am Kinn kann ausreichen.

Der Umgang mit Nutztieren ist häufige Ursache für eine Bartflechte-Infektion © littlewolf1989 | AdobeStock
Leidet der betroffene Mensch auch noch an einem geschwächten Immunsystem, erhöht sich das Risiko auf eine Infektion. Von einer Abwehrschwäche sind besonders häufig Menschen mit
betroffen.
Die auslösenden Dermatophyten sind hier vor allem
- Trichophyton mentagrophytes (Hauptwirt Nagetiere) und
- Trichophyton verrucosum (Hauptwirt Rinder),
- darüber hinaus aber auch andere Trichophyton- und Microsporum-Arten.
Bartflechte zeigt sich als runde, gerötete Herde, die randbetont Schuppen bilden und auch nässen können. Begleitend findet sich immer ein starker Juckreiz, der die Betroffenen zum Kratzen verleitet.
Bartflechte ist meistens eine tiefergehende Infektion. Die Pilze sitzen vor allem in den Haarfollikeln. Dort verursachen sie eine Entzündung, die einer schweren Akne ähnelt: Es bilden sich furunkelartige Knötchen und Pusteln, die teils sehr dick anschwellen können. Irgendwann brechen sie unter Eiterentleerung auf. Anschließend verkrustet der gesamte Bereich. Die betroffenen Barthaare lassen sich meist sehr leicht herauszupfen.
Wenn die entzündeten Areale groß genug sind oder sich mehrere solcher furunkulösen Gebilde vereinigen, kann es gar zur Abszessbildung kommen: Eine eitrige Höhle kapselt sich unter der Haut ab und gewährt der Außenwelt und dem Immunsystem keinen Zugang mehr.
In schweren Bartflechte-Fällen kann auch eine Vergrößerung der regionären Lymphknoten
- hinter dem Ohr,
- seitlich am Hals oder
- unter dem Unterkiefer
dazukommen. Auch Fieber ist möglich.
Zwar kann die Bartflechte auch von selber ausheilen. Dabei bleibt allerdings eine Narbe zurück, auf der anschließend kein Barthaar mehr wächst. Zudem kann die Infektion auch recht lange andauern. Das bedeutet neben den Schmerzen und dem Juckreiz auch ein kosmetisches und soziales Problem für den Betroffenen.
Daher sollte man mit den beschriebenen Beschwerden rechtzeitig seinen Hausarzt aufsuchen. Er diagnostiziert die zugrundeliegende Erkrankung und leitet ihre Behandlung ein. Möglicherweise folgt auch die Überweisung an einen Hautarzt (Dermatologen).
In der Regel können Hautärzte eine Bartflechte auf einen Blick erkennen. Passt die entsprechende Anamnese (Tierkontakt) zum klinischen Erscheinungsbild (neu aufgetretene furunkelartige Barthaarentzündung), so genügt dies meist.
Bleibt die Erkrankung oder deren Erreger unklar, ist ein Erregernachweis mittels Gewebeprobe nötig. Dazu entnimmt der Arzt einen Abstrich aus dem schuppigen Randbereich des entzündeten Hautareals. Unter dem Mikroskop sind dann die entsprechenden Fadenpilze sichtbar und die Diagnose Bartflechte steht.
Unter Umständen ist es nötig, die genaue Pilzspezies mittels einer Pilzkultur zu identifizieren.
Dazu züchtet man den Pilz aus dem Probematerial auf einem geeigneten Nährboden an. Das kann zwischen einer und über vier Wochen dauern. Bei ausreichendem Wachstum ist zu erkennen, welcher Erreger genau vorliegt. Dann sind auch Aussagen über die Wirksamkeit der verwendeten antimykotischen Medikamente möglich. Das ist vor allem bei Therapieversagen interessant.
Ebenfalls wichtig ist der Pilznachweis im Bezug auf mögliche Differentialdiagnosen. Verschiedene Erkrankungen zeigen ein ähnliches Erscheinungsbild wie die Bartflechte:
- Schwere Akne,
- Furunkulose oder
- Karbunkel mit Bakterien
gehören hier zu den möglichen Verdächtigen. Auch Immunschwäche-Krankheiten wie AIDS könnte möglich sein.
Die Behandlung der Bartflechte erfolgt mit lokalen und systemischen Antimykotika. Das sind Wirkstoffe, die Pilze an der Vermehrung hindern und abtöten.
Lokal aufgetragen helfen sie bereits in wenigen Tagen bei vielen Hautpilzinfektionen. Dennoch müssen sie über einen längeren Zeitraum (wenige Wochen) regelmäßig aufgetragen werden. Nur dann erzielen die Wirkstoffe eine sichere Dauerwirkung .
Bartflechte ist eine schwierige und tiefe Pilzinfektion. Daher ist eine systemische Therapie oft nicht zu vermeiden. „Systemisch“ bedeutet, dass das Medikament seine Wirkung dann im gesamten „System“ des Körpers entfalten kann. Der Patient nimmt dazu Tabletten ein.
Das kann leider auch Nebenwirkungen mit sich führen. Dazu gehören Magenbeschwerden und möglicherweise Leberschäden. Die meisten Antimykotika greifen die Leber an. Voraussetzungen für eine systemische Bartflechte-Therapie sind also
- eine gesunde Leberfunktion und
- eventuell eine Blutentnahme zur Überwachung der Leberwerte.
Darüber hinaus ist die systemische Therapie für die meisten Menschen sicher und gut verträglich.
Mögliche Wirkstoffe sind Azol-Antimykotika oder Terbinafin. Die gründliche, hygienische und komplette Rasur ist zu empfehlen.