Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, die das Schilddrüsengewebe betrifft. Bei Autoimmunkrankheiten richtet sich das Immunsystem gegen gesunde Teile des eigenen Körpers, statt nur gegen schädliche Zellen.
Die Ursache für die Krankheit steckt im körpereigenen Abwehrsystem. Dieses bekämpft irrtümlich das Schilddrüsengewebe und fügt ihm dadurch Schaden zu. Auf diese Weise kommt es zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, was wiederum zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt.
Gleichzeitig ist Hashimoto die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung. Frauen leiden etwa neunmal häufiger an Hashimoto-Thyreoiditis als Männer. Die Krankheit tritt in den meisten Fällen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf. Den exotischen Namen verdankt die Krankheit übrigens ihrem Entdecker - dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto.
Die Lage der Schilddrüse im Hals © SciePro | AdobeStock
Durch die schrittweise Zerstörung des Schilddrüsengewebes kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Betroffene nehmen die damit verbundenen Symptome sehr verschieden wahr. Manchen Patienten haben bereits bei einer leichten Unterfunktion verschiedene Beschwerden. Andere sind auch bei ausgeprägten Veränderungen des Schilddrüsenhormons TSH beschwerdefrei.
Die Erkrankung beginnt in der Regel schleichend und äußert sich zunächst durch unspezifische Beschwerden. Sie können verschiedene Bereiche betreffen:
- Stoffwechsel und Verdauung: Allgemeines Kältegefühl, rasche Gewichtszunahme (selbst bei wenig Essen), Verstopfungen
- Antrieb und Psyche: Müdigkeit, Kraftlosigkeit, depressive Verstimmungen
- Herz- und Kreislaufsystem: Bluthochdruck und langsamer Herzschlag
- Fruchtbarkeit: Impotenz bei Männern, Zyklusstörungen, verringerte Fruchtbarkeit, ein höheres Risiko für Fehlgeburten bei Frauen.
Nur sehr selten treten sämtliche aufgelisteten Beschwerden bei einem Patienten kombiniert auf. Häufig stehen nur einige wenige Symptome im Vordergrund.
Autoimmunerkrankungen entstehen durch Fehler der körpereigenen Abwehr. Das Immunsystem bekämpft normalerweise nur schädliche Viren oder Bakterien. Das Immunsystem bildet dann Antikörper gegen die Eindringlinge, um sie unschädlich zu machen. Das körpereigene Abwehrsystem wird außerdem aktiv, wenn einzelne Körperzellen stark geschädigt oder infiziert sind und aus diesem Grund beseitigt werden müssen.
Im Falle einer Autoimmunerkrankung reagiert der Organismus jedoch gegen gesundes körpereigenes Gewebe. Bei der Hashimoto-Erkrankung handelt es sich hierbei um die Schilddrüse.
Bisher ist nicht genau bekannt, warum es zu diesem Fehler des Immunsystems kommt. Die Forschung geht davon aus, dass unter Umständen eine virale oder bakterielle Infektion Auslöser für die Autoimmunreaktion sein könnte.
Gesichert ist hingegen, dass die Neigung zur Bildung einer Hashimoto-Thyreoiditis bereits genetisch bedingt ist. So sind Verwandte von Hashimoto-Patienten häufiger betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Weitere Auslöser für Hashimoto können auch
- Umwelteinflüsse,
- emotionale Stresssituationen sowie
- ein Ungleichgewicht im Jodstoffwechsel
sein.
Zur Diagnose von Hashimoto-Thyreoiditis sind Bluttests und bildgebende Verfahren die besten Mittel.
Ultraschalluntersuchung
Die Untersuchung der Schilddrüse per Ultraschall (Sonographie) ist schmerzfrei und schnell durchzuführen. Damit lassen sich erste Hinweise auf die Erkrankung erkennen.
Im Anfangsstadium zeigen sich nur geringe Änderungen in der Gewebestruktur der Schilddrüse. Diese Veränderungen werden durch die zunehmende Ansammlung von Entzündungszellen im Laufe der Zeit immer ausgeprägter.
Eine Untersuchung der Schilddrüse mittels Ultraschall kann erste Hinweise auf Hashimoto liefern © Kalim | AdobeStock
Antikörper im Blut
In der Regel lassen sich erhöhte Schilddrüsenantikörper-Werte im Blut (TPO-AK, Tg-AK, TRAK) bereits vor Veränderungen der Schilddrüsenfunktion beobachten.
Das Immunsystem bildet irrtümlich sogenannte TPO-Antikörper. Zusätzlich lassen sich im Blut häufig auch Antikörper gegen Thyreoglobulin finden, ein besonderes Eiweiß, das sich in der Schilddrüse befindet.
Hormone
Erstes Anzeichen für eine Unterfunktion der Schilddrüse ist ein Anstieg des TSH-Wertes im Blut.
Zur Einordnung des TSH-Wertes gibt es bestimmte Grenzwerte. Ein TSH-Wert im Bereich von 2,0 bis 3,0 gilt, je nach Befinden und Symptomen, als Normalbereich. Bei Hashimoto und einer Schilddrüsenunterfunktion liegt der TSH-Wert unbehandelt meist deutlich darüber.
Ein leicht höherer oder niedrigerer TSH-Wert kann jedoch individuell der "Wohlfühlbereich" sein. Bei Kinderwunsch sollte der TSH-Wert jedoch niedriger liegen und sich um 1 einpendeln.
Die TSH-Bestimmung ist daher die wichtigste Untersuchung, um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu erkennen.
Die Behandlung von Hashimoto erfolgt mithilfe von Medikamenten. Tabletten ersetzen die Schilddrüsenhormone.
Mit einer guten medikamentösen Einstellung lässt sich bei vielen Patienten Beschwerdefreiheit erzielen. Je ausgeprägter die Unterfunktion der Schilddrüse allerdings ausfällt und umso länger sie anhält, umso mehr Zeit benötigt eine stabile medikamentöse Einstellung.
In der Regel erfolgt die Behandlung bei Hashimoto mit Thyroxin (T4). Dieses ist dem Hormon ähnlich, das von der Schilddrüse selbst ins Blut abgegeben wird. Dabei hat Thyroxin kaum eine Wirkung auf den Stoffwechsel. Es dient als Depot und wird vom Körper langsam abgebaut.
Aus Thyroxin können unterschiedliche Organe die erforderliche Menge an dem Schilddrüsenhormon Trijodthyronin (T3) bilden. Dieses ist für den Stoffwechsel notwendig.
Vielfach verläuft Hashimoto ohne Beschwerden. Der Körper ist dann in der Lage, den Hormonspiegel noch eine Zeit lang aufrecht zu erhalten.
Greift die Entzündung die Hormonspeicher in der Schilddrüse an, können größere Mengen an Schilddrüsenhormonen ins Blut gelangen. So wird eine Überfunktion der Schilddrüse ausgelöst.
Das Gewebe der Schilddrüse erleidet dadurch immer mehr Schaden, was seine Funktionsfähigkeit weiter beeinträchtigt. Daraus folgt das Absinken des Schilddrüsenhormonspiegels, was wiederum Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion auslöst.
Hashimoto-Thyreoiditis gilt als eine der häufigsten Ursachen für eine Unterfunktion der Schilddrüse im Erwachsenenalter. Bis heute ist diese Erkrankung nicht heilbar. Mithilfe einer guten medikamentösen Einstellung lässt sich bei vielen Patienten jedoch Beschwerdefreiheit und die Lebenserwartung eines gesunden Menschen erreichen.