Der Begriff nephritisches Syndrom kennzeichnet einen Komplex von vielschichtigen Krankheitsbildern, die bei Schädigungen der Glomeruli (Nierenkörperchen) auftreten können. Das nephritische Syndrom ist keine Krankheit, sondern beschreibt mögliche Probleme, die mit einer gestörten Nierenfunktion auftreten.
Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Spezialisten für die Behandlung eines nephritischen Syndroms.
Artikelübersicht
Symptome des nephritischen Syndroms
Ein nephritisches Syndrom liegt vor, wenn drei Symptome vorhanden sind:
- Hämaturie (Blut im Urin)
- Hypertonie (Bluthochdruck – neu aufgetreten)
- Ödeme (Wassereinlagerungen im Gewebe der Unterhaut)
Weiterhin können auftreten:
- Proteinurie (Eiweiß im Urin)
- geschwollenes Gesicht
- Flankenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- epileptische Anfälle
- Lungenödem
- Luftnot

Die Hämaturie nimmt unter allen Symptomen einen zentralen Platz ein. Für den Arzt sind die roten Blutkörperchen entweder im Urin sichtbar oder eine Untersuchung im Labor kann diese nachweisen. Zusätzlich kommt es zur Ausscheidung von Eiweißen über den Urin (Proteinurie). In beiden Fällen bleibt dies von Betroffenen gelegentlich unbemerkt.
Von einem nephritischen Syndrom sprechen Mediziner erst, wenn Bluthochdruck und Ödeme (Wassereinlagerungen) hinzukommen. Letztere zeigen sich im Anfangsstadium in erster Linie an den Augenlidern, wodurch das Gesicht der Betroffenen angeschwollen wirkt.
Weitere Symptome sind:
- Flankenschmerzen sowie
- Kopf- und Gliederschmerzen
Liegt eine schwerwiegende Störung des Elektrolythaushalts vor, kann es zu epileptischen Anfällen kommen. Ist der Bluthochdruck stark ausgeprägt, zieht dies oftmals Luftnot und Lungenödeme nach sich.
Es tritt häufig Flankenschmerz auf @ fadfebrian /AdobeStock
Eine gefährliche Komplikation beim nephritischen Syndrom besteht in einer massiven Verschlechterung der Nierenfunktion. Diese kann sich infolge einer beidseitigen Entzündung der Nieren unter Beteiligung der Nierenkörperchen innerhalb weniger Tage entwickeln. Im schlimmsten Fall kommt es zum akuten Nierenversagen.
Ursachen
Verantwortlich für das nephritische Syndrom sind zumeist Entzündungen der Nierenkörperchen, oftmals nach einer Streptokokkeninfektion. Auch die Lupus-Nephritis, eine Autoimmunerkrankung, kann eine Entzündung auslösen.
Diese krankhaften Veränderungen sind sehr vielfältig und hinsichtlich ihrer Ursachen noch nicht völlig erforscht. Daher konnten Mediziner bislang keine konkreten Risikofaktoren für die Entstehung der Erkrankung feststellen.
Eine wichtige Rolle spielen jedoch immer wieder Autoimmunerkrankungen, wie die Lupus-Nephritis oder auch der Lupus erythematodes, die Schmetterlingsflechte. Diese betrifft zunächst nur die Haut, kann aber auf andere Organe übergreifen, darunter auch auf die Nieren.
Einige Wochen nach einer Mandelentzündung durch Streptococcus pyogenes kann es zu einer postinfektiösen Entzündung der Nierenkörperchen kommen. Grund sind fehlerhafte immunologische Prozesse.
Dabei befallen nicht die Bakterien selbst die Niere, sondern Antigen-Antikörper-Komplexe (Immunkomplexe). Sie greifen nach der ausgestandenen Infektion Proteine, die den Bakterien ähneln, an.
Dadurch verstopfen sich die kleinsten Gefäße der Niere in den Glomeruli. Durch den Rückstau des Blutflusses in den Nierenkörperchen erhöht sich der Blutdruck und Blutkörperchen gelangen in den Urin. An anderen Körperstellen tritt Wasser aus den gestauten Gefäßen aus. Es bilden sich Ödeme.
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt anhand der drei Leitsymptome:
- Hämaturie
- Ödeme und
- Hypertonie sowie
- Weiterer klinischer Aspekte, wie Flankenschmerzen
Nach einer ausführlichen Anamnese (Gespräch über die medizinische Vorgeschichte des Patienten) folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt fragt beispielsweise, ob Sie eine Mandelentzündung hatten.
Bei der körperlichen Untersuchung stellt der Arzt fest, ob Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) vorhanden sind.
Eine wesentliche Bedeutung hat auch die Blut- und Urinuntersuchung . Eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung kann das Krankheitsgeschehen sichtbar machen und nähere Aufschlüsse über die Ursachen geben.
Bei schweren oder nicht einzuschätzenden Verläufen des nephritischen Syndroms ist eine Nierenbiopsie notwendig. Dabei nimmt der Arzt eine Gewebeprobe aus der Niere.
Ultraschalluntersuchung der Niere @ LIGHTFIELD STUDIOS /AdobeStock
Behandlung des nephritischen Syndroms
Die Therapie des nephritischen Syndroms orientiert sich an den Symptomen. Ärzte behandeln beispielsweise den Bluthochdruck mit blutdrucksenkenden Medikamenten, den sogenannten ACE-Hemmern.
Bei Anzeichen von Wassereinlagerungen erfolgt eine strenge Diät mit Salz- und Flüssigkeitsentzug. Zusätzlich können harntreibende Mittel (Diuretika) zum Einsatz kommen.
Betroffene müssen ferner eine eiweißarme Kost einhalten. Empfehlenswert ist auch eine körperliche Schonung und Bettruhe.
Beim nephritischen Syndrom ist es wichtig, die Blutwerte, vor allem das Kreatinin, regelmäßig zu kontrollieren. Der Kreatinin-Wert im Blut gibt Aufschluss über die Funktionsfähigkeit der Nieren. Ein Anstieg dieses Blutwertes ist ein Hinweis auf ein beginnendes Nierenversagen.Beim nephritischen Syndrom ist es wichtig, die Blutwerte, vor allem das Kreatinin, regelmäßig zu kontrollieren @ New Africa /AdobeStock
Ist ein Streptokokkeninfekt Ursache für das nephritische Syndrom, erfolgt eine vorbeugende Behandlung mit dem Antibiotikum Penicillin für zehn Tage.