IORT steht für intraoperative Strahlentherapie bzw. intraoperative Radiotherapie. Das ist ein Oberbegriff für verschiedene radiologische Verfahren in der Krebstherapie. Im Unterschied zu einer normalen prä- oder postoperativen Bestrahlung findet die IORT noch während der OP zur chirurgischen Tumorentfernung statt.
Sowohl Elektronenstrahlung als auch niederenergetische Röntgenstrahlung sind bei einer IORT möglich.
Bei der Strahlentherapie wirken energiereiche (ionisierende) Strahlen auf die Tumorzellen. Bei einer Bestrahlung vor oder nach einer OP müssen die Strahlen zunächst Haut und weiteres Gewebe durchdringen, bis sie den Tumor erreichen. Die Dosis der Strahlung darf aber nicht so hoch sein, dass sie das gesunde Gewebe schädigt.
Bei der IORT legen die Chirurgen dagegen das betroffene Gewebe frei und schirmen umliegendes Gewebe ab. So treffen die Strahlen direkt auf das Tumorbett oder den Tumor auf.
Ziel der Behandlung ist die Senkung des Risikos für Rezidive. Die Behandlung soll also das Wiederauftreten des Tumors nach der Operation verhindern.
Häufige Verfahren in der Krebsbehandlung sind
zum Einsatz. Oft kombinieren die behandelnden Ärzte diese Methoden. Damit erreichen sie etwa
- eine Verkleinerung des Tumors vor einer Operation oder
- erhöhen die Erfolgschancen auf eine vollständige Heilung.
Bei der Wahl der Behandlungsmethode sind
- die Art der Krebserkrankung,
- deren Stadium sowie
- der Allgemeinzustand des Patienten
von Bedeutung.
Bei der Bestrahlung kommt ein Linearbeschleuniger zur Anwendung. Auch für die IORT benötigt die Klinik die richtige Ausstattung © VILevi | AdobeStock
Die IORT findet in der Medizin mittlerweile verschiedene Einsatzgebiete. Viele Tumorarten sind mit der intraoperativen Radiotherapie behandelbar, sofern die Klinik über die entsprechenden Bestrahlungsgeräte verfügt.
Tumorerkrankungen, die als Indikationen für eine IORT gelten, sind beispielsweise:
Ob die Indikation für eine IORT besteht, entscheiden Ärzte oft noch während der OP. Im Rahmen der OP wird das bereits entfernte Tumorgewebe oft einem pathologischen Screening unterzogen. Auf deren Resultat stützen die Ärzte die Entscheidung zu weiteren Maßnahmen direkt während der OP.
Darüber hinaus halten sich die Ärzte bei ihrer Entscheidung auch an bestehende Leitlinien sowie aktuelle Forschungsergebnisse.
Nicht für jeden Patienten kommt eine intraoperative Bestrahlung infrage. Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt sein.
Häufig lässt sich ein Tumor nicht vollständig operativ entfernen. Auch in diesen Fällen kann die hoch dosierte Bestrahlung des Operationsfeldes die Therapie unterstützen.
Die intraoperative Strahlentherapie hat folgende Vorteile:
- direkte Bestrahlung des betroffenen Gewebes,
- hohe Präzision,
- hoch dosierte Strahlung ohne Beeinträchtigung umliegender Gewebe und
- Verkürzung der Behandlungsdauer für den Patienten.
Die hoch dosierte Bestrahlung des Operationsfeldes nach einer Tumorentfernung bringt für Patienten einige Vorteile:
- Die IOR erfolgt noch während der OP in Narkose: Den Betroffenen bleibt ein mitunter stressiger Behandlungsablauf erspart.
- Die direkte und präzise Bestrahlung kann die Gesamtbehandlungsdauer verkürzen: Die Ärzte applizieren bereits 20-30 % der Strahlendosis während der OP.
- Bei Tumoren mit geringem Rezidivrisiko reicht eventuell eine einmalige Bestrahlung während der OP für den Behandlungserfolg.
- Komplikationen wie Hautirritationen oder Haarverlust lassen sich mit einer intraoperativen Anwendung minimieren.
Für die Patienten ist eine intraoperative Bestrahlung mit einer Verlängerung der Narkosezeit verbunden. Für die Applikation niederenergetischer Röntgenstrahlung benötigen die Therapeuten etwa 20 bis 50 Minuten. Eine Behandlung mit Elektronenstrahlung kann bereits in zwei bis zehn Minuten beendet sein.
In manchen spezialisierten Kliniken sind die Bestrahlungsgeräte bereits in den Operationssaal integriert. In anderen müssen die Ärzte den Patienten in Narkose zunächst vom Operationssaal in den Strahlentherapieraum überführen.
Informieren Sie sich genau, welche Modalitäten in Ihrer Klinik vorhanden sind und welche Arten von Bestrahlung angeboten werden. Ihre Ärzte sollten Sie ausführlich zu Vor- und Nachteilen sowie möglichen Risiken beraten.
Allgemeine Informationen zur Bestrahlungstherapie finden Sie zum Beispiel auf der Website des Deutschen Krebsforschungszentrums. Weitere informative Quellen sind die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V. (DEGRO) oder die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e. V. (DGN).
Vor einer IORT klärt der Facharzt den Patienten umfassend über mögliche Komplikationen und Nebenwirkungen auf.
Zwar tritt bei einer IORT so gut wie keine Strahlenbelastung der Haut auf. Dafür können aber je nach betroffenen Organsystemen andere Nebenwirkungen wie
auftreten. Komplikationen bei der Heilung der Operationswunden sind ebenfalls beschrieben. Achten Sie daher auf eine intensive Wundpflege nach der Behandlung.
Die IORT kommt meist im Rahmen einer multimodalen Therapie zum Einsatz. Wie effektiv die Wirkung bei unterschiedlichen Tumorerkrankungen ist, ist nach wie vor Teil intensiver Forschung.
In vielen Kliniken integrieren Ärzte die IORT bereits bei Behandlungen von Tumoren der Brust (Mammakarzinomen).
Die intraoperative Bestrahlung gilt als neues Verfahren in der Krebsbehandlung. Möchten Sie wissen, ob in Ihrem Falle die IORT eine Behandlungsoption darstellt, wenden Sie sich direkt an Ihren behandelnden Arzt.