Leistenbruch-OP | Spezialisten und Informationen

Der Leistenbruch (auch Leistenhernie oder Inguinalhernie) ist die häufigste Hernienart: Er macht etwa 75 bis 80 Prozent aller Eingeweidebrüche aus. Die Leistenbruch-OP ist deshalb die häufigste Hernienoperation.

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Leistenbruch-OP - Weitere Informationen

Was ist ein Leistenbruch?

Bei einem Leistenbruch (auch Leistenhernie) handelt es sich um einen Eingeweidebruch (Hernie) im Bereich des Leistenkanals.

Die Bauchmuskulatur bildet den Leistenkanal, der schräg durch die Bauchdecke verläuft. Durch den Leistenkanal läuft beim Mann der vom Hoden kommende Samenstrang mit seinen begleitenden Blutgefäßen und Nerven. Bei der Frau verläuft im Leistenkanal ein dünnes Halteband der Gebärmutter.

Kommt es zu einer Schwächung der Bauchmuskulatur, erweitert sich der Leistenkanal und es entsteht eine Bruchlücke in der Bauchdecke.

Durch diese Bruchlücke können Anteile von Bauchorganen, wie Teile des Darms, aus der Bauchhöhle hervortreten. Sie sind dort als Vorwölbung tastbar und auch sichtbar.

Dies kann mit Schmerzen in der Leistengegend, insbesondere bei körperlicher Anstrengung, einhergehen. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Einklemmung der Baucheingeweide, beispielsweise des Darms, im Leistenkanal.

Männer sind wesentlich häufiger von einem Leistenbruch betroffen als Frauen.

Ein Leistenbruch ist in den meisten Fällen ungefährlich und verursacht oftmals keine bzw. nur leichte Beschwerden.

Da sich die Bruchlücke nicht von selbst verschließt, besteht das Risiko, dass sich der Darm im Leistenkanal einklemmt. Er ist dann von der Blutzufuhr abgeschnitten. Daher sollte eine Operation bei einer Leistenhernie in der Regel erfolgen.

Vorgehen und Methoden bei einer Leistenbruch-OP

Zur chirurgischen Behandlung eines Leistenbruchs stehen verschiedene Operationsverfahren zur Auswahl, um den Bruchinhalt in den Bauchraum zurück zu verlagern.

Ziel der Behandlung ist es, die Bruchlücke in der Bauchdecke zu verschließen und das Gewebe zu stabilisieren.

Welches Verfahren bei einer Leistenbruch-OP zum Einsatz kommt, entscheiden Arzt und Patient individuell. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab.

So richtet sich das jeweils anzuwendende Operationsverfahren bei einer Leistenbruch-OP etwa nach:

  • Art, Lage und Größe der Leistenhernie oder
  • dem Alter und den Begleiterkrankungen des Patienten.

Die Bruchlücke in der Bauchdecke kann im Rahmen einer Leistenbruch-OP folgendermaßen erfolgen:

  • Mit reinen Nahtverfahren, bei denen Ärzte die Leistenhernie mit Nähten versorgen und verstärken, oder
  • mit Verfahren, bei denen ein Kunststoffnetz zum Einsatz kommt

Dies kann entweder konventionell im Rahmen einer offenen Operation oder minimalinvasiv mit einem endoskopischen bzw. laparoskopischen Verfahren erfolgen.

Heutzutage erfolgen weltweit die meisten Leistenhernien-Operationen mit Kunststoffnetz-Implantaten.

Basierend auf diesen verschiedenen Operationsmöglichkeiten kommen daher bei einer Leistenbruchoperation prinzipiell drei verschiedene Operationsverfahren zum Einsatz, und zwar:

  • die offene Operationstechnik ohne Kunststoffnetz (Leistenbruchoperation nach Shouldice),
  • die offene Operationstechnik mit Kunststoffnetz (Leistenbruchoperation nach Lichtenstein) sowie
  • minimal-invasive Operationstechniken mit Kunststoffnetz (TEP, TAPP).

Wann kommen offene Leistenbruchoperationen zum Einsatz?

Leistenbruchoperation nach Shouldice

Der kanadische Chirurg Edward Earle Shouldice entwickelte die Leistenbruch-OP im Jahr 1944. Bis zur Einführung der Operationsverfahren mit Kunststoffnetz war dieses der Goldstandard in der Hernienchirurgie.

Bei der Leistenbruch-OP nach Shouldice handelt es sich um eine konventionelle, nicht minimal-invasive Operationsmethode. Dabei verschließen Ärzte die Bruchlücke mit körpereigenem Gewebe.

Das Vorgehen nach Shouldice sieht wie folgt aus: Der Chirurg setzt oberhalb des Leistenbandes einen etwa 5 bis 8 Zentimeter großen, quer verlaufenden Hautschnitt. Von diesem Zugang aus legt er den Bruchsack, der sich durch den Leistenbruch gebildet hat, frei.

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Anschließend eröffnet er den Bruchsack und überprüft die darin befindlichen Eingeweide, um sie wenn nötig zu versorgen. Anschließend verlagert er sie wieder zurück in den Bauchraum in ihre ursprüngliche Positionen. Der Arzt entfernt danach den Bruchsack und vernäht das Bauchfell mit einer Naht.

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Anschließend eröffnet er die Fascia transversalis quer und mobilisiert sie.

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Der Chirurg stabilisiert die Leistenregion, indem er das Leistenband an die Fascia transversalis näht. Die fascia transversalis ist das benachbarte Bindegewebe, das die Innenseite der Bauchwand auskleidet. Diese Naht erfolgt zur Sicherheit in mehreren Reihen.

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Die Leistenbruchoperation nach Shouldice gilt als das beste Nahtverfahren und weist eine vergleichbar geringe Rezidivrate (wieder auftretender Leistenbruch) auf.

Zum Einsatz kommt diese Art der Operation hauptsächlich bei kleineren Leistenhernien und bei jungen Patienten ohne Risikoprofil.

In der Regel erfolgt die Leistenbruchoperation nach Shouldice in Vollnarkose. Zu den Vorteilen dieser Operationsmethode gehört aber, dass der Eingriff auch in Rückenmarksanästhesie oder lokaler Betäubung erfolgen kann.

Zudem benötigen Ärzte bei dieser Leistenbruch-OP kein künstliches Material.

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Allerdings müssen sich die Patienten nach dieser offenen Leistenbruch-OP lange schonen. So dauert es etwa zwei Monate, bis sie sich danach wieder Belastungen aussetzen oder Sport treiben dürfen.

Leistenbruchoperation nach Lichtenstein

Der amerikanische Chirurg Irving Lester Lichtenstein entwickelte diese Methode im Jahr 1984. Es gehört inzwischen zu den am häufigsten eingesetzten Leistenbruch-Operationsverfahren.

Die Leistenbruch-OP nach Lichtenstein ist ein offenes, nicht minimal-invasives Verfahren, wie die OP nach Shouldice.

Anders als bei der Leistenbruch-OP nach Shouldice verschließen Ärzte die Bruchlücke bei der Lichtenstein-Methode nicht mit körpereigenem Gewebe, sondern mit einem speziellen Kunststoffnetz.

Die Leistenbruch-OP nach Lichtenstein läuft zunächst im Prinzip wie die Leistenbruch-OP nach der Shouldice-Methode ab: Der Chirurg macht oberhalb des Leistenbandes einen etwa 5 bis 8 Zentimeter großen, quer verlaufenden Hautschnitt. Anschließend legt er den Bruchsack frei und öffnet ihn.

Den Inhalt des Bruchsacks schiebt er zurück in die Bauchhöhle. Danach entfernt er den Bruchsack und verschließt das Bauchfell mit einer Naht.

Im nächsten Schritt deckt der Chirurg die Bruchpforte ab. Jedoch anders als bei der Shouldice-Methode mit einem dünnen Kunststoffnetz aus Polypropylen. Er vernäht dieses mit der Bauchwandmuskulatur und dem Leistenband.

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Die Leistenbruchoperation nach Lichtenstein eignet sich für ältere Menschen und für Patienten, die einen mittelgroßen oder großen Leistenbruch haben.

Außerdem kommt diese Operationsmethode auch bei Patienten zum Einsatz, die einen wiederholten Leistenbruch (Rezidivhernie) haben.

Ein Vorteil der Lichtenstein-Methode besteht darin, dass der Eingriff auch in Rückenmarksanästhesie oder lokaler Betäubung erfolgen kann. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig. Das Risiko, dass nach der Operation ein erneuter Leistenbruch auftritt, ist gering.

Zudem dürfen sich Patienten nach der Leistenbruch-Operation nach Lichtenstein früher belasten. Sie sind schneller wieder fit als nach einer Shouldice-Operation.

Minimal-invasive Techniken und ihre Anwendungsgebiete

Eine minimal-invasive Leistenbruch-OP erfolgt nicht mit einem großen Hautschnitt in der Leistenregion, sondern mit kleinen Bauchschnitten unterhalb des Bauchnabels.

Über diese Bauchschnitte führen Ärzte ein Endoskop sowie die nötigen OP-Instrumente ein. Sie schieben diese bis zum Leistenbruch vor. Minimal-invasive Operationsverfahren heißen daher auch Schlüssellochchirurgie.

Mit der TAPP (transabdominale präperitoneale Hernioplastik) und der TEP (total extraperitoneale Hernioplastik) stehen zwei minimal-invasive Leistenbruchoperationen zur Verfügung.

Beide Verfahren arbeiten mit großflächigen Kunststoffnetzen, die Ärzte von der Rückseite der Bauchwand einsetzen. Sie erfolgen stets in Vollnarkose.

Zu den Vorteilen einer minimal-invasiven Leistenbruch-OP gehört, dass der Patient sich bereits wenige Tage danach wieder körperlich belasten darf.

Darüber hinaus platzieren Ärzte das Kunststoffnetz über dem Leistenbruch locker, ohne dass Ärzte es unter Zug zunähen müssen.

So verspürt der Patient nach der Operation in der Regel keine ziehenden Schmerzen und ist schneller wieder beweglich.

Die minimal-invasiven Techniken können im Prinzip bei allen Patienten, bei denen keine Kontraindikationen vorliegen, zum Einsatz kommen.

Sie eignen sich auch für Wiederholungseingriffe, bei denen der operative Zugang von außen durch eine vorherige Leistenbruchoperation erschwert ist.

TAPP (Transabdominale präperitoneale Netzimplantation)

Bei der minimal-invasiven Leistenbruchoperation mittels TAPP gehen Ärzte folgendermaßen vor: Der Chirurg nimmt kleine Hautschnitte im Bereich des Bauchnabels sowie am Mittelbauch vor.

Anschließend führt er eine Spezialnadel ein, über die er den Bauch mit Kohlendioxid füllt und aufbläht. Dies dient dazu, den Darm zurückzudrängen und dem Chirurgen eine gute Sicht auf den zu operierenden Leistenbruch zu ermöglichen.

Im nächsten Schritt bringt er über die Hautschnitte das Endoskop mit der Kamera sowie die Operationsinstrumente ein.

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Er schneidet nun das Bauchfell ein und löst den Bruchsack vorsichtig aus der Bruchpforte. Danach drückt er den Bruchinhalt zurück in die Bauchhöhle.

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Vom Bauchraum aus (transabdominal) schiebt der Arzt ein ausreichend großes Kunststoffnetz bis zum Leistenbruch vor. Er setzt es vor dem Bauchfell (präperitoneal) über die Bruchpforte.

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Das Kunststoffnetz ist in der Regel mindestens 15 x 10 Zentimeter groß. Mit Hilfe von Klebern fixiert oder hält es ohne Fixierung. Die Bauchfellöffnung verschließt er mit einer Naht wieder, damit das Kunststoffnetz nicht mit den Darmschlingen in Berührung kommt.

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Bei einem doppelseitigen Leistenbruch können Ärzte mit der TAPP beide Hernien in einem Eingriff versorgen. Die TAPP kommt daher insbesondere auch bei beidseitigen Leistenbrüchen zum Einsatz. 

Zudem eignet sie sich bei wiederholten Leistenbrüchen (Rezidivhernien), die Ärzte bereits in einer offenen Voroperation behandelt haben.

TEP (Totale Extraperitoneale Patchplastik)

Ärzte eröffnen die Bauchhöhle bei der Leistenbruchoperation mittels TEP nicht. Sie operieren im präperitonealen Raum vor der Bauchwand. Das Risiko, innere Organe wie den Darm zu verletzen, ist daher noch geringer.

Das Vorgehen bei der minimal-invasiven Leistenbruch-OP mittels TEP sieht wie folgt aus: Der Chirurg nimmt einen kleinen Hautschnitt unterhalb des Bauchnabels vor. Über diesen Hautschnitt schiebt er einen mit Luft gefüllten Ballon zwischen die Bauchdecke und das Bauchfell ein.

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Dies dient dazu, die Bauchdecke und das Bauchfell voneinander zu lösen. Um den so entstandenen Spalt zwischen diesen beiden Schichten zu erweitern, bläst der Arzt Kohlendioxid in den Ballon ein. Der Chirurg hat nun eine gute Sicht auf den zu operierenden Bereich.

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Über zwei weitere kleine Hautschnitte führt er die Operationsinstrumente sowie das Endoskop mit der Kamera ein.

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Er legt nun den Bruchsack vorsichtig frei. Den Bruchinhalt verlagert er zurück in die Bauchhöhle.

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Über der Bruchpforte, zwischen den Bauchdeckenschichten, bringt er nun ein Kunststoffnetz an. Dieses Netz fixiert sich in der Regel von selbst durch den natürlichen Bauchinnendruck und den Gegendruck der Bauchmuskulatur.

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Eine weitere Fixierung durch einen Gewebekleber ist also meist nicht nötig, kann aber gegebenenfalls dennoch erfolgen.

Welche Fachärzte behandeln einen Leistenbruch?

Die Hernienchirurgie ist ein Teilgebiet der Viszeralchirurgie. Besonders große Erfahrung und Kompetenz in der Behandlung von Hernien ist in zertifizierten Hernienzentren versammelt.

Eine Zertifizierung erhalten Kliniken oder Abteilungen, wenn sie bestimmte Anforderungen erfüllen.

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