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Plasmapherese - Weitere Informationen
Als Blutplasma wird der nicht-zelluläre Anteil des Blutes bezeichnet. Dieser beträgt etwa 55 Prozent. Das gesamte Plasma im Blut wird auch Plasmavolumen genannt. Das Blutplasma ist primär für den Transport der zellulären Blutbestandteile zuständig. Es kann auch Sauerstoff transportieren, allerdings in geringerem Umfang als das in den roten Blutkörperchen enthaltene Hämoglobin. Das Plasma besteht zu etwa 90 Prozent aus Wasser und zu 10 Prozent aus darin gelösten Substanzen.
Präparative Plasmapherese
Diese Form der Plasmapherese ist auch als Plasmaspenden bekannt. Der Spender wird über eine Vene mit einem Plasmapheresegerät verbunden. Dieses trennt mittels Zentrifugation das Plasma vom restlichen Blut ab. Damit das Blut währenddessen nicht gerinnt, wird meist Citrat eingesetzt. Die Blutzellen werden wieder zum Spender zurückgeleitet und der Flüssigkeitsverlust wird durch einströmendes Zellwasser fast wieder ausgeglichen. Das abgetrennte Plasma wird gesammelt und so schnell wie möglich tiefgefroren. Insgesamt dauert die Spende etwa 30 bis 70 Minuten.
Im Gegensatz zur Vollblutspende ist die Plasmaspende weniger belastend für den Körper, da weniger Flüssigkeit und rote Blutkörperchen verloren gehen. Das Plasma bildet sich etwa innerhalb von zwei Tagen nach, weshalb Blutplasma auch viel häufiger gespendet werden kann.
Für die Nutzung des Plasmas sind insbesondere die darin enthaltenen Eiweiße und Proteine von Bedeutung. Das tiefgefrorene Plasma kann für die direkte therapeutische Anwendung zu Frischplasmakonzentraten weiterverarbeitet werden. Diese werden zur Behandlung von Gerinnungsstörungen, für Plasmaaustausch oder bei Massivtransfusionen (Austausche des kompletten Blutvolumens in 24 Stunden) benutzt. Hauptsächlich wird es jedoch an die Industrie weitergegeben, wo es als Ausgangsstoff für Plasmaderivate wie Humanalbuminlösungen, Gerinnungsfaktoren und Immunoglobulinen dient.
Therapeutische Plasmapherese
Bei der therapeutischen Plasmapherese handelt es sich um eine Austauschbehandlung. Insgesamt funktioniert das Verfahren ähnlich wie die Plasmaspende. Hierfür wird ebenfalls das Plasma von den restlichen Blutbestandteilen durch ein Plasmapheresegerät getrennt. Es wird zwischen dem unspezifischen und dem spezifischen Plasmaaustausch unterschieden. Beim unspezifischen Plasmaaustausch wird das entnommene Plasma durch eine Lösung ersetzt, die körpereigenes Plasma simuliert. Die Substitutionslösung besteht aus Elektrolyten, Puffersubstanzen wie beispielsweise Hydrogenkarbonat und zu etwa fünf Prozent aus Albumin oder Frischplasmakonzentraten. Während des spezifischen Plasmaaustausches werden nur bestimmte Antikörper aus dem Plasma extrahiert. Diese Methode wird auch Immunadsorptionstherapie genannt. Durch dieses Verfahren ist der Plasmaverlust nur minimal.
Indikation der therapeutischen Plasmapherese
Der unspezifische Plasmaaustausch wird eingesetzt, wenn Plasmabestandteile pathologisch erhöht oder strukturell verändert sind. Das kann bei folgenden Krankheiten der Fall sein:- thyreotoxischer Krise (lebensbedrohliche Hormonvergiftung, meist mit einer Schilddrüsenüberfunktion verbunden)
- Morbus Waldenström (auch Makroglobulinanämie, seltene Form der Leukämie)
- Schnitzler-Syndrom (Kombination aus einer Hauterkrankung, Gelenkschmerzen und erhöhten Antikörpern)
- thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura (TTP) (Kombination aus Mangel an Blutplättchen, Blutarmut und zentralnervösen Symptomen)
- hepatopulmonalem Syndrom (Kombination aus Störung des Gasaustausches im Lungenkreislauf mit Sauerstoffarmut und Erweiterung der Lungengefäße im Rahmen einer bestehenden Lebererkrankung)
- hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) (Kombination aus akutem Nierenversagen, Mangel an Blutplättchen und Auflösung der roten Blutkörperchen in den kleinsten Gefäßen)
- verschiedene Formen der Glomerulonephritis (Entzündung von kleinen Nerven- oder Gefäßknäulen in beiden Nieren)
- rheumatische Erkrankungen (zum Beispiel rheumatoide Arthritis)
- verschiedene neuroimmunologische Erkrankungen (zum Beispiel Multiple Sklerose)
- Goodpasture Syndrom (Angriff und Zerstörung von Lungenbläschen und Basalmembran der Niere)
- Myasthenia gravis (Muskelschwäche durch eine neuromuskuläre Übertragungsstörung)
- lupusassoziierte Komplikationen (zum Beispiel das Antiphospholipid-Syndrom, eine erhöhte Neigung zur Thrombose aufgrund Veränderung von Blutbestandteilen)
- autoimmunhämolytische Anämie (Auflösung der roten Blutkörperchen durch Antikörper)